Unterthingau
Unterthingau (Dialekt: Tiŋgɘ) ist ein Markt im schwäbischen Landkreis Ostallgäu (Bayern).
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Schwaben | |
Landkreis: | Ostallgäu | |
Verwaltungsgemeinschaft: | Unterthingau | |
Höhe: | 773 m ü. NHN | |
Fläche: | 45,28 km2 | |
Einwohner: | 2893 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 64 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 87647 | |
Vorwahl: | 08377 | |
Kfz-Kennzeichen: | OAL, FÜS, MOD | |
Gemeindeschlüssel: | 09 7 77 175 | |
Marktgliederung: | 21 Gemeindeteile | |
Adresse der Marktverwaltung: |
Marktplatz 9 87647 Unterthingau | |
Website: | ||
Erster Bürgermeister: | Bernhard Dolp (Wahlgemeinschaft „Gewerbe und Arbeitnehmer“) | |
Lage des Marktes Unterthingau im Landkreis Ostallgäu | ||
![]() Karte |
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Geographie
Lage
Der Markt liegt im Allgäu und wird von der Kirnach durchflossen. Durch den Ort verläuft der Allgäu-Radweg. Die Höhenlage des Gemeindegebiets beträgt am tiefsten Punkt 742 m ü. NHN an der Wertach bei Eschenau und am höchsten Punkt 888 m ü. NHN im Schottener Wald.
Gemeindegliederung
Die Gemeinde hat 21 Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[2][3]
- Beilstein (Weiler)
- Brandeln (Einöde)
- Büchel (Weiler)
- Eichelschwang (Dorf)
- Eschenau (Dorf)
- Hafnersbauer (Einöde)
- Haugen (Weiler)
- Heuwang (Weiler)
- Hintermoos (Weiler)
- Höllbauer (Weiler)
- Jägermühle (Weiler)
- Kipfenberg (Weiler)
- Lippenhalde (Weiler)
- Oberthingau (Pfarrdorf)
- Osterberg (Dorf)
- Reinhardsried (Kirchdorf)
- Ried (Dorf)
- Riedles (Weiler)
- Schotten (Weiler)
- Seealpe (Einöde)
- Unterthingau (Hauptort)
Es gibt die Gemarkungen Oberthingau, Reinhardsried und Unterthingau.
Geschichte
Bis zur Gemeindegründung
Die erste urkundliche Erwähnung findet sich in einer Schenkung von Otto dem Großen als „Tiuoningouvue“, der den Ort an das Kloster Kempten schenkte, welches in der Folgezeit die Rodung auf diesem Gebiet vorantrieb. Bischof Ulrich von Augsburg schenkte 950 einen Hof in Thingau an das Kemptener Kloster und soll im Jahr 963 hier einen Kirchenbau geweiht haben. Als erster Pfarrer ist um 1100 ein Odalrich de Tonego überliefert. Der Ortsname Thingau wird auf den Personennamen Tuono zurückgeführt, eine Differenzierung in Unter- und Oberthingau ist ab 1357 nachweisbar. Unterthingau war seit 1465 Sitz eines Dorfgerichts des Fürststiftes Kempten. Unterthingau bekam 1485 von Kaiser Friedrich III. das Marktrecht mit wichtigen Eigenrechten zugesprochen. Mit dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 kam der Ort mit dem Pflegamt Thingau zu Bayern. Im Zuge der Verwaltungsreformen im Königreich Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 die Gemeinde Unterthingau.
Verwaltungszugehörigkeit
Im Jahr 1873 gliedert sich Unterthingau dem Bezirksamt Markt Oberdorf und dem Amtsgericht Obergünzburg ein. Im Rahmen der Gebietsreform wurde der Landkreis Marktoberdorf aufgelöst, Unterthingau gehört seitdem zum neu entstandenen Landkreis Ostallgäu.
Religionen
Die katholischen Gemeindemitglieder des Marktes gehören zu den Kath. Pfarreien St. Nikolaus für die Gemeindeteile Unterthingau und Reinhardsried und St. Stephan für Oberthingau. Die Pfarrkirche St. Martin Kraftisried ist eine Filialkirche von St. Nikolaus. Die Pfarrei St. Nikolaus Unterthingau besteht aus den politischen Gemeinden Unterthingau und Kraftisried.
Seit September 2011 bilden diese Pfarreien und Filialen zusammen mit der Pfarrei St. Oswald Görisried eine Pfarreiengemeinschaft. Leiter ist Pfarrer Edward Wastag. Diakon Andreas Fischer ist pastoraler Mitarbeiter der Pfarreiengemeinschaft.
Die evangelisch-lutherischen Gemeindemitglieder in den Gemeindeteilen Unterthingau und Reinhardsried gehören der ca. 1.350 Personen umfassenden Kirchengemeinde Obergünzburg an, bestehend aus den politischen Gemeinden Obergünzburg, Günzach, Ronsberg, Untrasried, Hopferbach, Reinhardsried, Kraftisried und Unterthingau. Im Ortsteil Oberthingau gehören die evangelischen Bewohner der Kirchengemeinde Marktoberdorf an.
Ferner existieren Mitglieder sonstiger christlicher Gruppen, ebenso Muslime.
Eingemeindungen
Am 1. Januar 1978 erfolgte im Zuge der Gebietsreform die Eingemeindung der Gemeinden Reinhardsried und Oberthingau in den Markt Unterthingau.[4]
Einwohnerentwicklung
- 1961: 2118 Einwohner[4]
- 1970: 2133 Einwohner[4]
- 1987: 2354 Einwohner
- 1991: 2470 Einwohner
- 1995: 2471 Einwohner
- 2000: 2600 Einwohner
- 2005: 2738 Einwohner
- 2010: 2767 Einwohner
- 2015: 2789 Einwohner
- 2020: 2893 Einwohner
Unterthingau wuchs von 1988 bis 2008 um 347 Einwohner bzw. ca. 15 %. Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Gemeinde von 2381 auf 2881 um 500 Einwohner bzw. um 21 %.
Politik
Gemeinderat
Die Gemeinderatswahl 2020 erbrachte folgende Stimmenanteile:[5]
- Wählergemeinschaft Oberthingau: 80,67 %
- Wahlgemeinschaft „Gewerbe und Arbeitnehmer“: 9,21 %
- Freie Wählergruppe Unterthingau: 3,84 %
- Wählergruppe „Heimat“ Reinhardsried: 4,20 %
- Wählergruppe „Bürgerliste“: 2,08 %
Der Gemeinderat hat 14 Mitglieder.[6]
Bürgermeister
Erster Bürgermeister ist seit April 2013 Bernhard Dolp (Wahlgemeinschaft "Gewerbe und Arbeitnehmer"). Sein Vorgänger war Wolfgang Schramm.[7]
Die Gemeindesteuereinnahmen betrugen im Jahr 1999 umgerechnet 1,067 Mio. €, davon waren 157.000 € (netto) Gewerbesteuereinnahmen.
Wappen
![]() Wappen von Unterthingau |
Blasonierung: „In blau zwei rote Mohnblumen an schräggekreuzten, beblätterten grünen Stängeln.“[8] |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Baudenkmäler
Unterthingau
- Schloss Unterthingau aus dem 16. Jahrhundert, beherbergt die Gemeindeverwaltung, die Gemeinde- und Pfarrbücherei und verschiedene Vereine.
- Pfarrkirche St.Nikolaus, aus dem 14. Jahrhundert
- Kapelle Maria Trost
Oberthingau
- Wallfahrtskirche St. Stephan
Reinhardsried
- Filialkirche St. Anna
Ried
- Kapelle Maria Patrona Bavariä in Ried
Weitere Sehenswürdigkeiten
- Seelenkapelle auf dem Seelenberg
Bodendenkmäler
Im Umkreis der Gemeindeteile finden sich einige Bodendenkmäler, die von Fliehburgen und anderen mittelalterlichen Bauwerken zeugen.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft einschließlich Land- und Forstwirtschaft
1998 gab es nach der amtlichen Statistik im Bereich der Land- und Forstwirtschaft zwölf, im produzierenden Gewerbe 162 und im Bereich Handel und Verkehr 63 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. In sonstigen Wirtschaftsbereichen waren am Arbeitsort 94 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es 898. Im verarbeitenden Gewerbe gab es drei, im Bauhauptgewerbe zwei Betriebe. Zudem bestanden im Jahr 1999 117 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 2565 ha, davon waren 2563 ha Dauergrünfläche.
Verkehr
Unterthingau liegt an der Bundesstraße 12, die heute etwas abseits des Ortes vorbeiführt.
Bildung
Im Jahr 1999 gab es folgende Einrichtungen:
- Kindergärten: 100 Kindergartenplätze mit 87 Kindern
- Volksschule: eine mit 23 Lehrern und 459 Schülern
Bilder
- Brandlemoos
- Oberthingau von Nordosten
- Reinhardsried
- Reinhardsried
- Schotten von Nordosten
- Tennentor in Unterthingau
- Unterthingau von Südwesten
Persönlichkeiten
In Unterthingau geboren
- Castolus Reichlin von Meldegg (1743–1804), letzter Fürstabt des Fürststifts Kempten (1793–1803)
- Remigius Vogel (1792–1867), römisch-katholischer Theologe, Pfarrer und Politiker
- Andreas Mayr (1820–1893), Kirchen- und Historienmaler
- Gaby Schuster (* 1948), Schriftstellerin
Sonstige Persönlichkeiten mit Bezug zu Unterthingau
- Johann Mühlegg (* 1970), ehemaliger deutscher Skilangläufer; lebte einige Jahre in Unterthingau.
- Joseph Kiermeier-Debre (* 1946), deutscher Literatur-, Theater- und Kunstwissenschaftler, Hochschullehrer, Museumsleiter, Kurator, Programmmacher und Autor; lebt seit 1989 in Unterthingau.
Weblinks
- Unterthingau: Amtliche Statistik des LfStat (PDF; 1,05 MB)
Einzelnachweise
- Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-001 Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtage (letzten 6) (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Gemeinde Unterthingau in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 17. August 2019.
- Gemeinde Unterthingau, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 21. Dezember 2021.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 779.
- Wahl des Gemeinderats - Kommunalwahlen 2020 im Markt Unterthingau - Stimmbezirk 2. Abgerufen am 10. Januar 2021.
- Marktrat. Abgerufen am 10. Januar 2021.
- https://www.all-in.de/nachrichten/lokales/Bernhard-Dolp-gewinnt-Buergermeisterwahl-in-Unterthingau;art26090,1314042
- Eintrag zum Wappen von Unterthingau in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte