Pforzen

Pforzen ist eine Gemeinde im schwäbischen Landkreis Ostallgäu. Der gleichnamige Hauptort ist Sitz der Gemeindeverwaltung und der Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Pforzen.

Wappen Deutschlandkarte

Basisdaten
Bundesland:Bayern
Regierungsbezirk: Schwaben
Landkreis: Ostallgäu
Verwaltungs­gemeinschaft: Pforzen
Höhe: 656 m ü. NHN
Fläche: 23,69 km2
Einwohner: 2347 (31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 99 Einwohner je km2
Postleitzahl: 87666
Vorwahl: 08346
Kfz-Kennzeichen: OAL, FÜS, MOD
Gemeindeschlüssel: 09 7 77 158
Gemeindegliederung: 5 Gemeindeteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Bahnhofstr. 7
87666 Pforzen
Website: www.pforzen.de
Erster Bürgermeister: Herbert Hofer (CSU/Freie Wählergem.)
Lage der Gemeinde Pforzen im Landkreis Ostallgäu
Karte

Der Name der Gemeinde geht auf den Namen Forzheim (vermutlich ‚Heim an der Furt‘) zurück, dessen Schreibweise sich im Laufe der Jahre mehrmals geändert hat. In seiner heutigen Form ist er seit 1481 belegt.[2]

Geographie

Geographische Lage

Pforzen liegt am Rand des Allgäus beidseits der Ufer des Flusses an der mittleren Wertach.

Nachbargemeinden

Die Gemeinde grenzt reihum im Norden und Nordnordosten an die Stadt Bad Wörishofen im Nachbar-Landkreis Unterallgäu, im Nordosten an die Gemeinde Rieden, im Osten an die Gemeinde Germaringen, im Südosten an die kreisfreie Stadt Kaufbeuren, im Südwesten an die Marktgemeinde Irsee und im Westen und Nordwesten an die Gemeinde Baisweil.

Gemeindegliederung

Pforzen umfasst die zwei Gemarkungen Ingenried auf der Hochebene links über der Wertach und Pforzen mit dem Anteil der Gemeinde an der sich überwiegend rechtsseits des Flusses nach Osten erstreckenden Talebene.

Die Gemeinde hat 5 Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp und die Gemarkungszugehörigkeit angegeben):[3][4]

  • Hammerschmiede (Dorf, zu Pforzen)
  • Ingenried (Pfarrdorf, zu Ingenried)
  • Irpisdorf (Dorf, zu Ingenried)
  • Leinau (Dorf, zu Pforzen)
  • Pforzen (Pfarrdorf, zu Pforzen)

Geschichte

Wiedergabe der Runeninschrift auf der Gürtelschnalle von Pforzen
St. Valentin

Bis zur Gemeindegründung

Im Jahr 1992 wurden Bestattungen aus der Hügelgräberbronzezeit (um 1500 v. Chr.) gefunden. Die Ausgrabungen sind von hohem wissenschaftlichem Wert und in dieser Form einzigartig im Allgäu. Bei Pforzen wurde in einem alemannischen Grab aus dem späten 6. Jahrhundert eine silberne Gürtelschnalle gefunden, deren Inschrift einen der ältesten Stabreime in einer westgermanischen Sprache darstellt.

Pforzen gehörte zur Reichsabtei Irsee. Seit dem Reichsdeputationshauptschluss von 1803 gehört der Ort zu Bayern. Im Zuge der Verwaltungsreformen im Königreich Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 die heutige Gemeinde.

19. Jahrhundert

Ehemaliger Bahnhof Pforzen an der Bahnstrecke Buchloe–Lindau

Am 1. September 1847 wurde der Abschnitt AugsburgKaufbeuren der königlich bayerischen Ludwig-Süd-Nord-Bahn eröffnet und Pforzen erhielt einen Bahnanschluss. Der dazugehörige Bahnhof Pforzen an der Bahnstrecke Buchloe–Lindau steht im heutigen Zellerberg, ist aber aufgelassen.

21. Jahrhundert

Bei Grabungen 2001–2018 wurden Fossilien der ausgestorbenen Primaten-Gattung Danuvius in der Tongrube „Hammerschmiede“ gefunden und die Forschungsergebnisse 2019 von der Paläontologin Madelaine Böhme, Universität Tübingen, veröffentlicht. Das Fossil bekam den Spitznamen "Udo" weil es um den 70. Geburtstag von Udo Lindenberg 2016 gefunden wurde, als dessen Lieder im Radio liefen (eine Parallele zu "Lucy").

Eingemeindungen

Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde am 1. Juli 1971 die Gemeinde Ingenried eingegliedert.[5]

Einwohnerentwicklung

Jahr184018711900193919501961197019871991199520002005201020152020
Einwohner7498171090114318161484149917141695186819912113212422162347

Pforzen wuchs von 1988 bis 2008 um 451 Einwohner bzw. um ca. 27 %. Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Gemeinde von 1675 auf 2321 um 646 Einwohner bzw. um 38,6 %.

Politik

Gemeinderat und Bürgermeister

Die Wahl am 15. März 2020 mit einer Wahlbeteiligung von 64,80 % ergab folgende Sitzverteilung:

ListeStimmenanteilSitze
CSU und Freie Wählergemeinschaft Pforzen56,36 %8 Sitze
SPD und Freie Wählervereinigung Pforzen13,81 %2 Sitze
Unabhängige Liste Pforzen29,83 %4 Sitze

Bürgermeister ist seit 1. Mai 2014 Herbert Hofer (CSU/Freie Wählergemeinschaft). Er wurde am 15. März 2020 mit 79,25 % der Stimmen wieder gewählt.

Wappen

Wappen von Pforzen
Blasonierung:Geteilt von Silber und Blau; oben ein roter Doppelspringer, dem am Fuß ein roter Pfeil unterlegt ist, unten ein schreitender goldener Hirsch.“[6]
Wappenbegründung: Der Doppelspringer ist dem Wappen der Herren von Pforzen entnommen, die schon im 12. Jahrhundert genannt werden und deren Besitz nach ihrem Aussterben im 14. Jahrhundert an das Kloster Irsee gelangte. Auf das nach Pforzen eingemeindete Ingenried und seine Sebastianskapelle soll der Pfeil als Attribut des hl. Sebastian hinweisen. Im unteren Teil des Gemeindewappens wurde eine weitere Adelsfamilie, die seit dem 12. Jahrhundert genannten Leinauer, berücksichtigt. Sie hatten ihren Stammsitz im Ort Leinau im Gemeindegebiet und führten in ihrem Wappen einen schreitenden Hirsch.

Baudenkmäler

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Es gab 2010 im Bereich der Land- und Forstwirtschaft 4, im produzierenden Gewerbe 156 und im Bereich Handel und Verkehr 51 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. In sonstigen Wirtschaftsbereichen waren am Arbeitsort 59 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es insgesamt 781. Im verarbeitenden Gewerbe (sowie Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden) gab es keine, im Bauhauptgewerbe 6 Betriebe. Zudem bestanden 40 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von mindestens 2 ha, die insgesamt 1299 ha bewirtschafteten. Davon waren 427 ha Ackerfläche und 873 ha Dauergrünfläche.

Bildung

Im Jahr 2011 bestanden folgende Bildungseinrichtungen:

  • Ein Kindergarten mit 100 Kindergartenplätze, in dem 87 Kinder von 12 Erzieherinnen betreut werden
  • Eine Volksschule, in der 12 Lehrer in 8 Klassen 160 Schüler unterrichteten (Schuljahr 2010/11)

Persönlichkeiten

Commons: Pforzen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-001 Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtage (letzten 6) (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Chronik der Gemeinde Pforzen. Website der Gemeinde Pforzen. Abgerufen am 28. Dezember 2010.
  3. Gemeinde Pforzen in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 17. August 2019.
  4. Gemeinde Pforzen, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 21. Dezember 2021.
  5. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 492 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Eintrag zum Wappen von Pforzen in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
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