Ulfa (Nidda)
Ulfa ist ein Haufendorf in der nördlichen Wetterau und ein Stadtteil von Nidda im hessischen Wetteraukreis.
Ulfa Stadt Nidda | |
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Höhe: | 170 (171–187) m ü. NHN |
Fläche: | 15,02 km²[1] |
Einwohner: | 1180 (31. Dez. 2019)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 79 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Dezember 1970 |
Postleitzahl: | 63667 |
Vorwahl: | 06043 |
Geschichte
Funde aus Hügelgräbern lassen den Schluss zu, dass die Gegend um Ulfa bereits zum Ende der Jungsteinzeit besiedelt war.
Die erste bekannte urkundliche Erwähnung des Dorfes "Oloffe" stammt aus der Zeit des ersten fuldischen Bischöfe Sturmius und Baugulf von Fulda zwischen 750 und 802. Das Dorf war demnach schon damals existent.[3] Damals lautete der Ortsname auch Olphe oder Olaffa. „Ol“ bedeutete in der keltischen Sprache Sumpf und „offe“ bzw. „affa“ = Wasser, Bach oder auch Fluss, d. h. „am Wasser oder Sumpf gelegene Siedlung“. Der Name verrät, dass die erste Siedlung keltischen Ursprungs war und an einem Sumpfgebiet lag. Das Dorf gehörte dem Kloster Fulda, das es als Lehen an die Grafen von Nidda gab.
Um 1290 wurde Ulfa Gerichtsort. Das Dorf hat bis heute das Recht, Märkte abzuhalten, und ist daher auch ein Marktflecken.
Inmitten des Orts steht die wuchtige, über 800 Jahre alte Evangelische Kirche Ulfa mit ihrem Wehrturm. Darin hängen eine im Jahre 1334 gegossene Glocke und zwei andere, die um 1334 gegossen wurden. Das Dreiergeläut zählt zu den ältesten in Hessen.
Von der östlich des Ortes gelegenen Burg ist heute nichts mehr vorhanden.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Ulfa:
„Ulfa (L. Bez. Schotten) evangel. Pfarrdorf; liegt 3 1⁄2 St. von Schotten, hat 184 Häuser und 981 Seelen, die außer 1 Katholiken evangelisch sind. In diesem schönen reinlichen Orte findet man 1 Kirche, 1 Rathhaus mit Schulstube und 6 Backhäuser. Die Einwohner treiben einen sehr starken Zwiebelbau. – Das Gericht Ulfa gehörte den Grafen von Nidda, und war früher Allode. Der Name Oloffe wird in einer Fuldischen Urkunde, jedoch ohne Zeitbestimmung genannt. Ein Eckhard von Holefe kommt 1129 im Stiftungsbrief des Klosters Schiffenberg unter den Zeugen von hohem Adel vor. Das benachbarte Stornfels war die Burg von Ulfa. Später findet sich eine Familie von niederem Adel, die den Namen von Ulfa führte, weil sie zu der burgmännischen in Stornfels gehörte, und ihr Burglehen in Ulfa genoß. Ulfa bildete ein eigenes Gericht, das als Allode den Grafen von Nidda gehörte, und mit den übrigen Besitzungen derselben, an die Landgrafen kam.“[4]
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen fusionierten am 1. Dezember 1970 die bis dahin selbständigen Gemeinden Bad Salzhausen, Borsdorf, Fauerbach bei Nidda, Geiß-Nidda, Harb, Kohden, Michelnau, Ober-Lais, Ober-Schmitten, Ober-Widdersheim, Stornfels, Ulfa, Unter-Schmitten, Wallernhausen und die Stadt Nidda zur neuen Stadt Nidda.[5][6] Für die ehemals eigenständigen Gemeinden sowie für die Kernstadt Nidda wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung eingerichtet.[7]
Territorialgeschichte und Verwaltung
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Ulfa lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][8][9]
- vor 1450: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Nidda, Amt Nidda
- 1450–1495: Erbstreit zwischen der Landgrafschaft Hessen und den Grafen von Hohenlohe
- ab 1450: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Amt Nidda[10]
- ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Stornfels (Söhne der Margarethe von der Saale)[11]
- ab 1584: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Amt Stornfels[12]
- 1787: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Amt Schotten und Stornfels, Gericht Ulfa der Freiherren von Pretlack[13]
- ab 1806: Großherzogtum Hessen, Oberfürstentum Hessen, Amt Schotten und Stornfels[14]
- ab 1815: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Schotten und Stornfels[15]
- ab 1821: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Schotten
- ab 1832: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Nidda
- ab 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Nidda
- ab 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Schotten
- ab 1867: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Schotten
- ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Schotten
- ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Schotten
- ab 1938: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Landkreis Büdingen (Provinzen 1937 aufgelöst)[16]
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Büdingen
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (seit 1946), Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Büdingen
- ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Wetteraukreis
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Ulfa 1200 Einwohner. Darunter waren 12 (1,0 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 195 Einwohner unter 18 Jahren, 429 waren zwischen 18 und 49, 300 zwischen 50 und 64 und 273 Einwohner waren älter.[17] Die Einwohner lebten in 492 Haushalten. Davon 117 Singlehaushalte, 162 Paare ohne Kinder und 163 Paare mit Kindern, sowie 51 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In 108 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 291 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[17]
Einwohnerzahlen
• 1791: | 733 Einwohner[13] |
• 1800: | 738 Einwohner[18] |
• 1806: | 843 Einwohner, 160 Häuser[19] |
• 1829: | 981 Einwohner, 184 Häuser[4] |
• 1867: | 1040 Einwohner, 206 bewohnte Gebäude[20] |
• 1875: | 1037 Einwohner, 206 bewohnte Gebäude[21] |
Ulfa: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2019 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1791 | 733 | |||
1800 | 738 | |||
1806 | 843 | |||
1829 | 981 | |||
1834 | 979 | |||
1840 | 1.034 | |||
1846 | 1.124 | |||
1852 | 1.050 | |||
1858 | 1.039 | |||
1864 | 1.057 | |||
1871 | 1.059 | |||
1875 | 1.037 | |||
1885 | 1.042 | |||
1895 | 1.046 | |||
1905 | 1.026 | |||
1910 | 1.049 | |||
1925 | 1.075 | |||
1939 | 1.067 | |||
1946 | 1.484 | |||
1950 | 1.490 | |||
1956 | 1.380 | |||
1961 | 1.316 | |||
1967 | 1.283 | |||
1970 | 1.246 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
1996 | 1.379 | |||
2000 | 1.398 | |||
2006 | 1.382 | |||
2010 | 1.278 | |||
2011 | 1.200 | |||
2016 | 1.219 | |||
2019 | 1.180 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Stadt Nidda[22][2]; Zensus 2011[17] |
Historische Religionszugehörigkeit
• 1829: | evangelische, ein katholischer Einwohner[4] | 980
• 1961: | 1177 evangelische (= 89,44 %) und 131 katholische (= 9,95 %) Einwohner[1] |
Politik
Ortsvorsteher ist Christian Döll (Stand Januar 2017).[23]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Kulturdenkmäler
Wirtschaft und Infrastruktur
Den öffentlichen Personennahverkehr stellt die Regionalverkehr Kurhessen GmbH sicher. Im Ort gibt es den Kindergarten Kinderburg, ein Bürgerhaus, ein Jugendzentrum, einen Sportplatz und eine Grundschule.
Literatur
- Günther Stahnke: Ulfa Geschichte und Geschichten; Die Geschichte Ulfas. Geschichtsverein Ulfa, Nidda 2010.
- Günther Stahnke: Ulfa. 15. bis 17. Jahrhundert. Aus der Zeit des 30-jährigen Krieges, der Zeit davor und danach. Geschichtsverein Ulfa, Nidda 2018.
- Günther Stahnke, Wolf-Dieter Schulz: Ortsfamilienbuch für Ulfa und Stornfels. Geschichtsverein Ulfa, Nidda 2013.
- Mathilde Hain: Sprichwort und Volkssprache – Eine volkskundlich- soziologische Dorfuntersuchung des Dorfes Ulfa bei Nidda Mundart Dialekt Hausnamen, Gießener Beiträge zur deutschen Philologie, Band 95, Schmitz, Gießen 1951
- Literatur über Ulfa nach Stichwort nach GND In: Hessische Bibliographie
Weblinks
- Stadtteil Ulfa. In: webauftritt der Stadt Nidda.
- Ulfa, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Ulfa. Geschichte, Ortsbeirat, Veriene, Info. In: www.ulfa.de. Ortsbeirat Ulfa
Einzelnachweise
- Ulfa, Wetteraukreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Nidda in Zahlen. In: Webauftritt der Stadt Nidda, abgerufen im Mai 2020.
- Edmund Ernst Stengel, Urkundenbuch des Klosters Fulda. 1. Die Zeit der Äbte Sturmi und Baugulf, Marburg 1958. = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck 10,1. Nr. 448, Nr. 372.
- Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 284 (Online bei google books).
- Zusammenschluß der Stadt Nidda und der Gemeinden Bad Salzhausen, Borsdorf, Fauerbach, Geiß-Nidda, Harb, Kohden, Michelnau, Ober-Lais, Ober-Schmitten, Ober-Widdersheim, Stornfels, Ulfa, Unter-Schmitten, Wallernhausen im Landkreis Büdingen zur neuen Stadt „Nidda“ vom 24. November 1970. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr. 49, S. 2290, Punkt 2281 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,3 MB]).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 351.
- Hauptsatzung. (PDF; 101 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Nidda, abgerufen im März 2021.
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 12 ff. (google books).
- Martin Röhling: Die Geschichte der Grafen von Nidda und der Grafen von Ziegenhain. Hrsg.: Niddaer Heimatmuseum (= Niddaer Geschichtsblätter. Heft 9). Selbstverlag, 2005, ISBN 3-9803915-9-0, S. 75, 115.
- Die Zugehörigkeit des Amtes Schotten anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567-1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604-1638. und Hessen-Darmstadt 1567-1866.
- Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 12 f., § 25 Punkt B. (google books).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 208 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
- Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 9 (Online bei google books).
- Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte (= Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Band 22). Weimar 1821, S. 345, 422 (online bei Google Books).
- Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 54 und 106, abgerufen im März 2021.
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 229 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 277 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
- Wohnplätze 1867. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, DNB 013163434, OCLC 162730484, S. 122 (Online bei google books).
- Wohnplätze 1875. In: Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 15. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1877, DNB 013163434, OCLC 162730484, S. 19 (Online bei google books).
- Nidda in Zahlen. In: Webauftritt. Stadt Nidda, archiviert vom Original am 4. Oktober 2011; abgerufen im November 2011.
- Ortsbeirat Ulfa. (Memento vom 29. Januar 2017 im Internet Archive) In: Website des Ortsbeirats zu Ulfa. Abgerufen im Januar 2018.