Tschudniw
Tschudniw (ukrainisch Чуднів; russisch Чуднов Tschudnow, polnisch Cudnów) ist eine Stadt im Süden der ukrainischen Oblast Schytomyr und das administrative Zentrum des gleichnamigen Rajons mit etwa 5800 Einwohnern (2014).[1]
Tschudniw | |||
Чуднів | |||
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Basisdaten | |||
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Oblast: | Oblast Schytomyr | ||
Rajon: | Rajon Tschudniw | ||
Höhe: | 244 m | ||
Fläche: | 10,37 km² | ||
Einwohner: | 5.814 (2014) | ||
Bevölkerungsdichte: | 561 Einwohner je km² | ||
Postleitzahlen: | 13200 | ||
Vorwahl: | +380 4139 | ||
Geographische Lage: | 50° 3′ N, 28° 6′ O | ||
KOATUU: | 1825855100 | ||
Verwaltungsgliederung: | 1 Stadt | ||
Adresse: | вул. Леніна 146 13200 м. Чуднів | ||
Statistische Informationen | |||
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Geographische Lage
Die Stadt liegt am Teteriw, einem rechten Nebenfluss des Dnepr, 55 km südwestlich vom Oblastzentrum Schytomyr und 39 km nordwestlich von Berdytschiw. Durch Tschudniw verläuft die Fernstraße N 03, die Chmelnyzkyj mit Schytomyr verbindet, südlich des Ortes die Bahnstrecke Kowel–Kosjatyn mit einem Bahnhof im Dorf Wilschanka.
Geschichte
Die 1416 gegründete Ortschaft wurde 1924 zu einer Siedlung städtischen Typs ernannt, am 6. September 2012 erhielt sie den Status einer Stadt.[2]
Im Russisch-Polnischen Krieg von 1654 bis 1667 fand in der Nähe von Tschudniw zwischen dem 27. September und dem 4. November 1660 die Schlacht bei Tschudniw statt, in der polnisch-litauische Truppen zusammen mit den Krimtataren gegen die Truppen des russischen Zarenreiches und den mit ihnen verbündeten Kosaken kämpften. Die Schlacht endete mit einem entscheidenden Sieg der Polen. Zur Erinnerung wurde in der Stadt 2011 eine Gedenkstätte errichtet.[3]
Während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg fand unter Beteiligung des Polizei-Bataillons 303 im September 1941 bei Tschudniw ein Massaker an 100 Juden statt, die Leichen wurden auf dem Ölberg des Ortes verscharrt. Auch danach wurden die im Ort noch lebenden Juden unter der Verantwortung des in Tschudnow installierten Gebietskommissars drangsaliert und willkürlich erschossen, im Strafverfahren gegen den Gebietslandwirt wurden 1957 allerdings keine ausreichenden Beweise gefunden.[4]
Persönlichkeiten
- Iwan Feschtschenko-Tschopiwskyj (ukrainisch Іван Адріянович Фещенко-Чопівський, 1884–1952); Wissenschaftler und Politiker
- Wira Scheludtschenko (ukrainisch Віра Тимофіївна Шелудченко, * 1952); Bürgermeisterin von Schytomyr von 2006 bis 2010
- Jan Barszczewski (ca. 1790–1851); weißrussischer und polnischer Dichter und Schriftsteller; verbrachte seine letzten Lebensjahr in Tschudniw, wo er starb und bestattet wurde.
Rajon
Der 1923 gegründete Rajon Tschudniw, dessen Verwaltungszentrum die Stadt ist, liegt im Südwesten der Oblast Schytomyr. Er hat eine Fläche von 1037 km² und etwa 36.000 Einwohner. Die Bevölkerungsdichte beträgt 35 Einwohner pro km².
Weblinks
Einzelnachweise
- Städte in der Ukraine auf pop-stat.mashke.org, zuletzt abgerufen am 16. Oktober 2014
- Dorf, der Geburtsort des Gouverneurs von Schytomyr, wurde eine Stadt, abgerufen am 16. Oktober 2014
- Eröffnet Gedenkstätte am Ort der Schlacht Chudniv; auf unian.ua, abgerufen am 16. Oktober 2014
- LG Kassel, 24. Mai 1957. In: Justiz und NS-Verbrechen. Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Tötungsverbrechen 1945–1966, Bd. XIV, bearbeitet von Irene Sagel-Grande, H. H. Fuchs, C. F. Rüter. Amsterdam : University Press, 1976, Nr. 445, S. 135–146 Verfahrensgegenstand: Einzelerschiessung mehrerer jüdischer und nicht-jüdischer Frauen und Kinder (Memento vom 31. Januar 2017 im Internet Archive)