Takko
Takko ist ein 1982 von der Hettlage-Gruppe als Modea gegründeter Textildiscounter mit Sitz in Telgte; 1999 erfolgte die Umbenennung in Takko ModeMarkt GmbH & Co. KG.
Takko Holding GmbH | |
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 1982 |
Sitz | Telgte, Deutschland |
Leitung | Karl-Heinz Holland |
Mitarbeiterzahl | 18.000, davon 14.000 in Deutschland |
Branche | Textil |
Website | www.takko.com |
Geschichte
Gegründet wurde der Filialist 1982 unter dem Namen Modea durch die Hettlage-Gruppe. Das erste Ladengeschäft befand sich in Rheda-Wiedenbrück.[1] 1990 stieg der Tengelmann-Konzern als Mehrheitsgesellschafter ein. 1999 erfolgten die Umbenennung in Takko ModeMarkt GmbH & Co. KG[2] und der Verkauf an den Finanzinvestor Permira.[3] Das Unternehmen firmiert mit acht nationalen und internationalen Tochtergesellschaften unter dem Namen Takko Holding GmbH. 2007 bis 2010 war das globale Private-Equity-Unternehmen Advent International Hauptgesellschafter. Takko Fashion erhielt Ende 2009 einen Relaunch mit neuem Logo und neuen Looks in den Filialen.[4] Im Frühjahr 2010 eröffnete Takko Fashion nach Probebetrieb in Raisdorf/Schwentinental, Rotterdam und Aachen die ersten Läden der neuen Vertriebslinie 1982. Im Dezember 2010 wurde das Unternehmen an den britischen Investor Apax verkauft.[5] Seit 1. Oktober 2011 ist Takko Mitglied der Fair Wear Foundation.[6]
Im April 2016 starte Takko Fashion seinen eigenen Onlineshop als zusätzlichen Vertriebskanal.[7]
Aufgrund der COVID-19-Pandemie in Deutschland musste Takko im März 2020 seine Filialen schließen. Daraufhin beschwerte sich das Unternehmen zusammen mit Woolworth, KiK, TEDi und Roller in einem Brandbrief beim Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier über die coronabedingten Schließungen im Einzelhandel: „Während der stationäre Handel inzwischen weitgehend alle Standorte aufgrund behördlicher Anweisung schließen musste, können der Online-Handel und bestimmte Voll-Sortiment-Handelsunternehmen weiterhin Geschäft machen. Dies ist eine große Ungerechtigkeit.“[8]
Im September 2020 verließ der für den Vertrieb zuständige Geschäftsführer Ulli Eickmann das Unternehmen.[9] Im Oktober 2020 kündigte der Geschäftsführer Alexander Matschull seinen Austritt an, nachdem der Versuch, große Anteile am Unternehmen zu übernehmen, fehlgeschlagen war. Im Januar 2021 schied Andreas Silbernagel als letztes Mitglied der Geschäftsführung aus. Die Interimsführung wurde von Karl-Heinz Holland, dem bisherigen Vorsitzenden des Takko-Beirats, übernommen.[10] Holland war jedoch nur sieben Tage im Amt. Nach knapp zwei Monaten in der Geschäftsführung wurde am 25. Mai 2021 in einer Pressemitteilung bekannt, dass der neue Geschäftsführer Markus Rech das Unternehmen verlässt und Karl-Heinz Holland wieder die Interimsführung übernimmt.[11]
Im Februar 2021 beantrage Takko vom Bundesland Nordrhein-Westfalen eine Landesbürgschaft.[12] Nach eigenen Angaben kostete der Lockdown das Unternehmen jede Woche 10 Millionen Euro.[13] Die Gespräche um die Bürgschaft waren Anfang März 2021 gescheitert. Beide Parteien wiesen sich danach gegenseitig die Schuld zu. Laut Takko wären die auferlegten Kreditbedingungen nicht zu erfüllen gewesen. Die Landesregierung Nordrhein-Westfalen wies dies zurück und erklärte: „Boni, Beratungskosten und Anleihezinsen können nicht Gegenstand staatlicher Unterstützung sein. Es kann nicht sein, dass der Steuerzahler und die Mitarbeiter die Hauptlast tragen müssen und der Anteilseigner weitgehend außen vor bleibt.“[14][15] Am 15. März 2021 gab Takko bekannt, dass man von Eigentümer, Investoren und Banken einen Überbrückungskredit in Höhe von 54 Millionen Euro zugesagt bekommen hatte, der es ermöglichte, die operativen Kosten kurzfristig zu decken.[16]
Unternehmen
Das Unternehmen unterhält ein Ausbildungscenter in Hannover. Die Logistikzentren des Unternehmens befinden sich in Telgte, Winsen, Schnelldorf und dem slowakischen Senec.[1] Die internationale Expansion startete im Jahr 2000 in Österreich. Takko-Fashion-Filialen gibt es außerdem in den Niederlanden, Belgien, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Rumänien, der Schweiz und Polen, in Kroatien, Slowenien, Estland, Italien, Litauen, Serbien und Frankreich. Bis 2016 bestand in Russland eine Kooperation mit einem Joint-Venture-Partner.[17]
Unternehmensstruktur
Unter der Takko Holding GmbH existieren folgende Tochtergesellschaften:
- Takko Fashion kft., Ungarn (100 %)
- Takko Fashion s.r.o., Tschechien (100 %)
- Takko International Einkaufsgesellschaft mbH, Deutschland (100 %)
- Takko Logistik & Service GmbH, Deutschland (100 %)
- Takko ModeMarkt GmbH, Deutschland (100 %)
- Takko Nederland B.V., Niederlande (100 %)
- Takko Personalleasing GmbH, Deutschland (100 %)
- Takko Verwaltungs GmbH, Deutschland (100 %)
Produktangebot
Das Sortiment umfasst Mode, Wäsche und Accessoires. Die Kollektionen werden von eigenen Designern entworfen und zu einem Großteil direkt aus den Produktionsländern importiert.
Kritik
Am 21. Januar 2004 veröffentlichte Spiegel Online einen Bericht, dass Takko Fashion alle Mitarbeiter über 50 Jahre entlässt, da sie nicht länger in das Unternehmenskonzept passen würden. Diese Aktion und die Tatsache, dass Takko Fashion bis heute noch keinen Betriebsrat hat, brachte Takko Fashion in das öffentliche Medieninteresse.[18]
Im November 2012 tauchte ein interner E-Mail-Verkehr auf, aus dem hervorgeht, dass mindestens 50.000 Textilien für Takko über eine Bestellung bei der Global Fashion Support GmbH in chinesischen Gefängnissen produziert worden waren. Nach Unternehmensangaben war diese Praxis im Sommer 2012 eingestellt worden, da man mit der über chinesische Subunternehmer vermittelten Leistung nicht zufrieden gewesen sei. Eine Kontrolle der Produktionsstandorte fand seitens Takko Fashion nicht statt, es sei lediglich eine postalische Adresse bekannt gewesen.[19]
Einzelnachweise
- Über uns - Takko Fashion. Abgerufen am 16. August 2018 (deutsch).
- Takko Holding GmbH: INSIDE TAKKO FASHIOn 2018/2019 - Imagebroschüre. Takko Holding GmbH, abgerufen am 14. August 2018.
- Modediscounter: Takko auf der Überholspur. (handelsblatt.com [abgerufen am 14. August 2018]).
- Textil-Discounter Takko leidet unter Eigentümerwechseln - manager magazin. In: manager magazin. (manager-magazin.de [abgerufen am 14. August 2018]).
- Konkurrent von KiK: Modediscounter Takko verkauft (Memento vom 24. Dezember 2010 im Internet Archive) tagesschau.de, Stand 23. Dezember 2010, abgerufen am 20. Januar 2016.
- https://www.fairwear.org/member/takko-holding/
- Online-Shop eröffnet: Takko erweitert Vertriebsstrategie. Abgerufen am 15. März 2021.
- Deutsche Handelskonzerne schreiben Brandbrief an Altmaier: "Werden bis zum Ende der Corona-Krise nicht überleben". Abgerufen am 15. März 2021.
- Takko: Vertriebschef Ulli Eickmann geht. Abgerufen am 15. März 2021.
- Neue Interimsführung für Takko. Abgerufen am 15. März 2021.
- CEO Markus Rech verlässt Takko Fashion. Abgerufen am 25. Mai 2021.
- Takko beantragt NRW-Landesbürgschaft. Abgerufen am 15. März 2021.
- Takko Fashion: Gespräche um Landesbürgschaft sind de facto gescheitert. Abgerufen am 15. März 2021.
- Takko und NRW liefern sich Schlammschlacht um Bürgschaft. Abgerufen am 15. März 2021.
- Takko in Turbulenzen. Abgerufen am 15. März 2021.
- Finanzspritze für Takko aus Telgte. Abgerufen am 15. März 2021.
- Russland kein Schlüsselmarkt mehr für Takko. FashionUnited, 6. April 2017, abgerufen am 21. November 2017.
- Entlassungen nach Takko-Art: Wer nicht hübsch genug ist, fliegt. Spiegel Online, 21. Januar 2004, abgerufen am 20. Januar 2016.
- Textildiscounter: Takko produzierte in chinesischen Gefängnissen. Spiegel Online, 4. November 2012, abgerufen am 20. Januar 2016.