Sumqayıt
Sumqayıt (kyrillisch-schriftliches aserbaidschanisch Сумгајыт, russisch Сумгаит Sumgait) ist eine Stadt in Aserbaidschan mit 346.400 Einwohnern (Stand: 2021), rund 30 Kilometer von der Hauptstadt Baku entfernt, im Norden der Halbinsel Abşeron am Kaspischen Meer gelegen. 2014 betrug die Einwohnerzahl 294.500,[2] Das Stadtgebiet hat eine Fläche von 96 km².
Sumqayıt | ||
| ||
Staat: | Aserbaidschan | |
Stadt mit Rayonstatus: | Sumqayıt | |
Gegründet: | 1949 | |
Koordinaten: | 40° 35′ N, 49° 40′ O | |
Höhe: | 10 m unter dem Meeresspiegel | |
Fläche: | 96 km² | |
Einwohner: | 346.400 (2021[1]) | |
Bevölkerungsdichte: | 3.608 Einwohner/km² | |
Zeitzone: | AZT (UTC+4) | |
Telefonvorwahl: | (+994) 18 | |
Postleitzahl: | AZ5000 | |
Kfz-Kennzeichen: | 50 | |
Gemeindeart: | Stadt (şəhər) | |
Website: | ||
Geschichte
Sumqayıt ist eine noch junge und schnell wachsende Stadt; sie wurde erst im Jahre 1949 gegründet. In der Stadt bestand das Kriegsgefangenenlager 328 für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs.[3]
1988 kam es zu einem Pogrom an Armeniern, die in Sumqayıt lebten. Die gesamte armenische Gemeinde wurde entweder ermordet oder nach Armenien vertrieben. Das Massaker stellte einen der bedeutendsten Höhepunkte des Bergkarabach-Konflikts dar.[4][5]
Wirtschaft
Sumqayıt ist mittlerweile die größte Industriestadt Aserbaidschans mit mehr als 30 Großbetrieben, die vorwiegend zur chemischen und metallverarbeitenden Industrie gehören. Auf der Abşeron-Halbinsel liegen riesige Ölfelder, auf denen bereits im 8. Jahrhundert n. Chr. Öl gewonnen wurde.
Verkehr
Am 16. November 2018 wurde ein neuer Personenbahnhof in Sumqayıt eingeweiht. Er weist sieben Bahnsteiggleise mit einer Gesamtlänge von mehr als 5.000 Metern auf. In der Verbindung nach Baku werden seit 2015 (auch) moderne Doppelstock-Züge des Typs Kiss von Stadler Rail eingesetzt.[6]
Bildung
Sport
In der Stadt liegt das Mehdi-Hüseynzadə-Stadion, das Heimstadion der Vereine FK Gənclərbirliyi Sumqayıt und Sumqayıt PFK.
Umweltverschmutzung
Die Stadt gehörte neben Linfen und Tianying in China, Sukinda und Vapi in Indien, La Oroya in Peru, Dserschinsk und Norilsk in Russland, Tschornobyl in der Ukraine und Kabwe in Sambia im Jahr 2007 zu den zehn schmutzigsten Städten der Welt. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass in Sumqayıt so billig wie möglich Synthesekautschuk, Aluminium, Reinigungsmittel und Pestizide hergestellt werden.
Da die Industrie weitestgehend ohne Rücksichtnahme auf Umweltschäden arbeitet, ist die Stadt und ihre direkte Umgebung stark durch karzinogene, mutagene und teratogene Chemieabfälle belastet. Die Krebsrate innerhalb der Bevölkerung ist signifikant höher, ebenso die Sterblichkeit von Neugeborenen. Zudem kommen viele Kinder mit Missbildungen oder Behinderungen auf die Welt.[7][8]
Söhne und Töchter der Stadt
- Valentina Popovová (* 1960), slowakische Tischtennisspielerin sowjetischer Herkunft
- Əlixan Səmədov (* 1964), Musiker
- Alexander Ilitschewski (* 1970), russischer Physiker, Dichter und Autor
- Şahin İmranov (* 1980), Boxer
- İlham Zəkiyev (* 1980), Judoka
- Rəfael Ağayev (* 1985), Karateka
- Şəhriyar Məmmədyarov (* 1985), Schachspieler
- Vasif Durarbəyli (* 1992), Schachspieler
Städtepartnerschaften
- Ludwigshafen am Rhein, seit 1987
- Tscherkassy
Literatur
- Schafiga Hadjiahmedova: Sumgayit: Stadt auf Sand. In: Bauwelt 36/2009 (= Stadt Bauwelt 183), Berlin 25. September 2009/100. Jahrgang, S. 70–73
Weblinks
Einzelnachweise
- Population by sex, towns and regions, urban settlements at the beginning of the 2021. In: 2_6en.xls (Excel-Datei). The State Statistical Committee of the Republic of Azerbaijan, 2021, abgerufen am 26. Februar 2022 (englisch).
- Population by sex, economic and administrative regions, urban settlements of the Republic of Azerbaijan at the beginning of the 2014 (Memento vom 16. Juli 2014 im Internet Archive) auf der Website des Azərbaycan Respublikasının Dövlət Statistika Komitəsi (Staatliches Statistikkomitee der Republik Aserbaidschan)
- Maschke, Erich (Hrsg.): Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des zweiten Weltkrieges. Verlag Ernst und Werner Gieseking, Bielefeld 1962–1977.
- Massaker in Sumgait, Die Zeit, 23. August 1991, Nr. 35
- Dirk Kurbjuweit: Sumgait ist weit, Die Zeit, 8. April 1988, Nr. 15
- New railway Station complex opened in Azerbaijan [nach einer Pressemitteilung von AZD JSC]. In: OSJD Bulletin 5–6/2018, S. 45f.
- Schmutzige Orte: Sumgait, Aserbaidschan, Spiegel Online, 13. September 2007
- Report (Memento des Originals vom 11. März 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. des Blacksmith Institute 2007