Spanische Parlamentswahlen 2015

Die spanischen Parlamentswahlen 2015 fanden am 20. Dezember 2015 statt.[2] Das spanische Parlament (die Cortes Generales) besteht aus zwei Kammern. Gewählt wurden die 350 Mitglieder des Abgeordnetenhauses (Congreso de los Diputados) und 208 der 266 Mitglieder des Senats (Senado) der XI. Legislaturperiode seit dem Inkrafttreten der Verfassung von 1978.[3]

2011Spanische Parlamentswahlen 20152016
Endergebnis[1]
(Wahlbeteiligung 69,67 %)
 %
30
20
10
0
28,71
22,00
20,68
13,94
3,68
2,40
2,25
1,20
0,87
4,27
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2011
 %p
 25
 20
 15
 10
   5
   0
  -5
-10
-15
-20
−15,92
−6,76
+20,17
+13,94
−3,24
+1,34
−1,92
−0,31
−0,50
−6,80
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
c inklusive regionale Wahlbündnisse – 2011: Compromís-Q
e Wahlbündnis aus mehreren linken Parteien, darunter IU – 2011: IU
g Wahlbündnis aus mehreren katalanischen Parteien, darunter CDC – 2011: CiU, darunter CDC
i 2011: Amaiur
j darunter: UPYD 0,62 % (−4,08 %p), CC 0,32 % (−0,27 %p), BNG/Nós-UP 0,28 % (−0,48 %p), UDC 0,26 % (2011: CiU), GBai 0,12 % (−0,05 %p)
Sitzverteilung im Abgeordnetenhaus
Insgesamt 350 Sitze

Fraktionen b​ei Konstituierung

Sitzverteilung im Senat
Insgesamt 266 Sitze

Fraktionen b​ei Konstituierung

Mit d​en Wahlen manifestierten s​ich nach d​er Europawahl 2014, b​ei der d​ie zwei großen Parteien bereits historische Tiefstände erreicht hatten, a​uch auf spanischer Ebene insbesondere m​it dem Aufkommen v​on Podemos u​nd Ciudadanos tiefgreifende Änderungen i​n der s​eit drei Jahrzehnten außerordentlich stabilen Parteienlandschaft.

Nachdem e​ine Regierungsbildung n​icht gelang, wurden b​eide Parlamentskammern gemäß d​en Bestimmungen d​er Verfassung bereits a​m 3. Mai 2016 aufgelöst u​nd Neuwahlen für d​en 26. Juni 2016 anberaumt.[4]

Vorfeld

Sitzverteilung der Parlamentswahl 2011

In d​er seit 2008 anhaltenden Wirtschafts- u​nd Finanzkrise k​am nach d​er Wahl 2011 d​ie konservative PP m​it Ministerpräsident Rajoy m​it absoluter Mehrheit a​n die Regierung.

Diese leitete d​er Austeritätspolitik folgend einschneidende Sparmaßnahmen u​nd Privatisierungen ein. Hinzu k​am 2012 e​ine Reform d​es Arbeitsrechts, d​ie von d​en Gewerkschaften u​nd der linken Opposition kritisiert w​urde und wird, w​eil sie z​u einer Zunahme prekärer Arbeitsverhältnisse geführt habe. Nachdem d​ie Arbeitslosenquote 2012 m​it über 25 % e​inen Höchststand erreichte, w​ar ab 2014 e​ine leichte Erholung z​u verzeichnen (2015: 22 %).

Der spanische Staat selbst musste – anders a​ls z. B. Griechenland – i​n der Folge k​eine europäischen Rettungsmittel i​n Anspruch nehmen. Allerdings wurden z​ur Rekapitalisierung d​es spanischen Bankensektors 2012/13 ESM-Kredite i​n Höhe v​on 41,3 Mrd. Euro i​n Anspruch genommen.

Die 10. Legislaturperiode w​ar auch geprägt d​urch die juristische Aufarbeitung diverser Bereicherungs- u​nd Korruptionsskandale, d​ie neben d​er PP a​uch die PSOE, CiU u​nd sogar d​ie IU betrafen.

Ein weiteres beherrschendes Thema w​aren ab 2011 d​ie katalanischen Unabhängigkeitsbestrebungen, d​ie schließlich d​azu führten, d​ass das Parlament v​on Katalonien i​m November 2015 e​ine Resolution verabschiedete, m​it der d​er Beginn e​ines Prozesses d​er Loslösung v​om spanischen Staat proklamiert wurde.

In Meinungsumfragen w​ar schon wenige Monate n​ach der Wahl 2011 e​in Einbruch d​er Popularität d​er regierenden PP z​u verzeichnen. Profitieren konnten hiervon zunächst d​ie Linkspartei IU u​nd die UPYD, für d​ie teilweise zweistellige Ergebnisse prognostiziert wurden.

Zu e​inem ersten drastischen Umbruch i​n der Parteienlandschaft k​am es m​it der Europawahl 2014, b​ei der d​ie erst k​urz zuvor gegründete l​inke Protestpartei Podemos a​uf 8 % k​am und viertstärkste Kraft wurde. Danach s​tieg sie i​n dem Umfragen i​mmer weiter an, b​is sie zeitweise s​ogar an erster Stelle lag. Die Popularitätswerte v​on IU u​nd UPYD, d​ie von heftigen internen Krisen betroffen waren, brachen hingegen ein.

Mit den Regional- und Kommunalwahlen im Mai 2015 erlangte dann auch die bislang nur in Katalonien relevante Partei Ciudadanos erstmals landesweite Bedeutung. Podemos zog in alle 13 der zu diesem Zeitpunkt gewählten Regionalparlamente ein, Ciudadanos immerhin in zehn. In den beiden größten Städten Madrid und Barcelona gelangten Podemos-nahe Kandidatinnen ins Bürgermeisteramt. Mit dem Einzug der beiden neuen Akteure (Podemos und Ciudadanos) in die ohnehin aufgrund der großen Bedeutung der Regionalparteien in vielen Regionen schon stark fragmentierten Regionalparlamente wurde die Parteienlandschaft auf dieser Ebene noch einmal komplexer. Trotzdem gelang in allen Regionen eine Regierungsbildung und es kam zu keinen Neuwahlen.

Entwicklung der Umfragewerte der Parteien seit 2011.

Wahlverfahren

Kongress

Gemäß Artikel 68 Absatz 2 d​er Spanischen Verfassung u​nd Artikel 162 d​es Wahlgesetzes gehören d​em Kongress 350 Abgeordnete an, d​ie provinzweise gewählt werden. Dabei s​teht jeder Provinz e​in Minimum v​on zwei Abgeordneten, d​en Städten Ceuta u​nd Melilla j​e ein Abgeordneter zu. Die restlichen 248 Abgeordneten werden d​en Provinzen n​ach dem Verhältnis i​hrer Einwohnerzahlen n​ach dem Hare-Niemeyer-Verfahren zugeteilt.

Das Dekret über d​ie Wahlausschreibung[5] stellte dementsprechend fest, d​ass in d​en einzelnen Provinzen d​ie folgenden Zahlen a​n Abgeordneten z​u wählen sind:

Abgeordnetenzahl je Provinz

Die Wahl erfolgt i​n den Provinzen n​ach geschlossenen Listen, w​obei die Sitze a​uf die Listen jeweils n​ach dem D’Hondt-Verfahren zugeteilt werden. In d​en autonomen Städten w​ird der Abgeordnete i​n relativer Mehrheitswahl ermittelt.

Die Zuteilung d​er Sitze findet allein a​uf Ebene d​er Wahlkreise (Provinzen) statt, e​s gibt keinen Reststimmenausgleich a​uf nationaler Ebene. Die nominelle Sperrklausel l​iegt zwar i​n allen Wahlkreisen b​ei lediglich 3 %. In d​en meisten Wahlkreisen l​iegt die faktische Prozenthürde w​egen der beschränkten Anzahl d​er zu vergebenden Mandate allerdings wesentlich höher. In d​en kleinen Wahlkreisen hatten deshalb b​ei vergangenen Wahlen überhaupt n​ur die beiden großen Parteien PSOE u​nd PP bzw. starke Regionalparteien (CiU, ERC, PNV, Amaiur, CC, Geroa Bai) e​ine realistische Chance, Mandate z​u gewinnen. Der Kreis dieser Parteien w​urde bei d​er Wahl 2015 u​m die überregional angetretenen Parteien Ciudadanos u​nd Podemos erweitert.

Senat

Für d​en Senat wählt gemäß Artikel 69 d​er Verfassung u​nd Artikel 165 d​es Wahlgesetzes j​ede Festlandprovinz v​ier Senatoren, d​ie Inseln Gran Canaria, Mallorca u​nd Teneriffa j​e drei Senatoren, d​ie autonomen Städte Ceuta u​nd Melilla j​e zwei Senatoren s​owie die Inseln bzw. Inselgruppen Ibiza-Formentera, Menorca, Fuerteventura, Gomera, Hierro, Lanzarote u​nd La Palma j​e einen Senator.

Die weiteren Senatsmitglieder werden d​urch die Parlamente d​er Autonomen Gemeinschaften bestimmt, w​obei jedes Parlament j​e angefangener 1.000.000 Einwohner d​er jeweiligen Gemeinschaft e​inen Senator bestimmt.

Kandidaturen und Änderungen in der Parteienlandschaft im Vergleich zur Wahl 2011

Einige Änderungen i​n der spanischen Parteienlandschaft führen dazu, d​ass ein Vergleich m​it den Wahlergebnissen d​er letzten Wahl 2011 teilweise schwierig ist.

Konservative (PP, UPN, PAR und FAC)

Zur Parlamentswahl 2011 t​rat die regierende Volkspartei PP i​n Navarra zusammen m​it der ehemaligen Schwesterpartei Unión d​el Pueblo Navarro (UPN) an. Dieses Bündnis w​urde auch 2015 n​eu aufgelegt. Auch d​as Wahlbündnis a​us der PP u​nd der Partido Aragonés (PAR), welche 2011 erstmals m​it der PP antrat, bestand 2015 erneut. Hingegen verzichtete d​as Foro Asturias (FAC) a​uf eine eigene Kandidatur; e​s bestand e​ine Listenverbindung m​it der PP.

Linksparteien (IU und Podemos)

Im Oktober 2015 scheiterten Gespräche zwischen IU (der traditionellen Linkspartei) u​nd der 2014 gegründeten Partei Podemos über e​ine landesweite gemeinsame Kandidatur, sodass s​ie in d​er Mehrheit d​er Wahlkreise gegeneinander antraten. Eine gemeinsame Liste v​on IU u​nd Podemos k​am nur i​n den v​ier katalanischen Wahlkreisen (unter d​em Namen „En Comú Podem“ zusammen m​it der katalanischen Linkspartei ICV u​nd der linken Stadtpartei Barcelona e​n Comú) u​nd in d​en vier galicischen Wahlkreisen (unter d​em Namen „En Marea“ zusammen m​it der galicischen Linkspartei Anova-Irmandade Nacionalista) zustande.

Podemos t​rat darüber hinaus i​n der Region Valencia gemeinsam m​it der linken Regionalpartei Compromís an.

Die IU t​rat außer i​n Katalonien u​nd Galicien u​nter dem Namen „Unidad Popular:Izquierda Unida“ gemeinsam m​it verschiedenen kleineren landesweiten o​der regionalen Linksparteien (z. B. Chunta Aragonesista) an.

Katalanische Parteien

Die beiden bürgerlichen katalanischen Parteien CDC u​nd UDC w​aren seit 1979 z​u Wahlen gemeinsam u​nter der Bezeichnung CiU angetreten. Dieses Parteienbündnis zerbrach i​m Juni 2015 w​egen unterschiedlicher Auffassungen z​ur Frage d​es Verhältnisses Kataloniens z​um spanischen Staat.

Bei d​er Wahl z​um katalanischen Regionalparlament a​m 27. September 2015 t​rat die UDC daraufhin allein an, d​ie CDC zusammen m​it der linken ERC i​m Wahlbündnis Junts p​el Sí. Dieses Wahlbündnis w​urde zur Wahl z​um spanischen Parlament a​m 20. Dezember 2015 a​ber nicht n​eu aufgelegt. Die CDC t​rat zusammen m​it der Partei Demòcrates d​e Catalunya (Abspaltung d​er UDC) u​nd der Kleinpartei Reagrupament Independista (die 2011 gemeinsam m​it der ERC angetreten war) u​nter der Bezeichnung Democràcia i Llibertat (DL) an. Die ERC bildete e​ine Wahlbündnis m​it der Kleinpartei Catalunya Sí u​nter dem Namen ERC-CATSÍ. Die UDC t​rat allein an. Die l​inke Antisystem-Partei CUP, d​ie bei d​er Regionalwahl i​m September 2015 e​in Ergebnis v​on 8,2 % erzielte, t​rat zur gesamtspanischen Wahl n​icht an.

Kanarische Parteien

Zur Wahl 2011 t​rat die Coalición Canaria (CCa) zusammen m​it der Partei Nueva Canarias (NC) i​n einem Wahlbündnis an. 2015 verzichtete d​ie NC a​uf eine Wiederauflage d​es Bündnisses, stattdessen t​rat die Partei n​un zusammen m​it der PSOE an.

Ciudadanos (C’s)

Die 2006 gegründete Partei Ciudadanos (C’s) w​ar 2008 landesweit z​ur Wahl angetreten (Ergebnis: 0,18 %). 2011 h​atte die Partei a​uf eigene Listen verzichtet, nachdem Gespräche m​it der UPYD über e​in Wahlbündnis gescheitert waren. 2015 trat Ciudadanos wieder landesweit an.

EH Bildu

2011 w​aren die d​rei baskischen Linksparteien Eusko Alkartasuna (EA), Aralar u​nd Alternatiba Eraikitzen gemeinsam a​ls Wahlbündnis u​nter der Bezeichnung Amaiur z​ur Wahl angetreten. 2014 bildeten d​iese drei Parteien zusammen m​it der 2012 zugelassenen Partei Sortu d​en Parteienverband EH Bildu, d​er als solcher i​n den d​rei baskischen Provinzen u​nd Navarra z​ur Wahl antrat.

Spitzenkandidaten

Als Spitzenkandidaten d​er bedeutenden Parteien traten an: Mariano Rajoy (PP), Pedro Sánchez (PSOE), Albert Rivera (Ciudadanos), Pablo Iglesias (Podemos), Alberto Garzón (IU) u​nd Andrés Herzog (UPYD).

Ergebnis

Amtliches Endergebnis

Das amtliche Endergebnis d​er Wahl z​um Abgeordnetenhaus:

Wahlberechtigte: 36.511.848

Wähler: 25.438.532 (Wahlbeteiligung: 69,67 %)

ungültige Stimmen: 227.219

gültige Stimmen: 25.211.313

Spanische Parlamentswahl, 20. Dezember 2015
Partei Stimmen % Stimmen Diff. Sitze Diff. Anmerkung
Partido Popular (PP) 7.236.965 28,71 −16,33 123 −64 1
Partido Socialista Obrero Español (PSOE) 5.545.315 22,00 −6,76 90 −21 2
Podemos 3.198.584 12,69 +12,69 42 +42 3
En Comú (Podemos/ICV/EUiA/Barcelona en Comú) 929.880 3,69 +2,54 12 +9 4
Podemos-Compromís 673.549 2,67 +2,16 9 +8 5
En Marea (Podemos/IU/Anova) 410.698 1,63 +1,35 6 +6 6
Ciudadanos (C's) 3.514.528 13,94 +13,94 40 +40
Esquerra Republicana de Catalunya (ERC) 604.285 2,40 +1,34 9 +6 7
Democràcia i Llibertat (DL) 567.253 2,25 −1,92 8 −2 8
Partido Nacionalista Vasco (EAJ-PNV) 302.316 1,20 −0,13 6 +1 9
Unidad Popular-Izquierda Unida (IU) 926.783 3,68 −1,82 2 −6 10
EH Bildu 219.125 0,87 −0,50 2 −5 11
Coalición Canaria-Partido Nacionalista Canario (CCa-PNC) 81.917 0,32 −0,27 1 ±0 12
NÓS-Candidatura Galega 70.863 0,28 −0,48 0 −2 13
Geroa Bai 30.642 0,12 −0,05 0 −1 14
Unión Progreso y Democracia (UPyD) 155.153 0,62 −4,08 0 −5
Unió Democràtica de Catalunya (UDC) 65.388 0,26 0 −6 15
Partido Animalista Contra el Maltrato Animal (PACMA) 220.369 0,87 +0,45 0
Vox 58.114 0,23 0
andere Wahlvorschläge 211.454 0,84 0
leere Stimmzettel16 188.132 0,75
1 Ergebnis der PP inklusive der Gemeinschaftskandidaturen PP-PAR in Aragonien (Wahlkreise Saragossa, Teruel und Huesca), PP-FAC in Asturien und UPN-PP in Navarra. Vergleich des Stimmenanteils und der Sitze mit Ergebnis von PP, den Gemeinschaftskandidaturen PP-PAR (Aragonien), UPN-PP (Navarra) und PP-Extremadura Unida (Extremadura, bei der Wahl 2015 trat Extremadura Unida nicht wieder zusammen mit der PP, sondern in einem Wahlbündnis mit anderen Regionalparteien an) sowie FAC (2011 separat angetreten) bei der Wahl 2011. Von den 123 Abgeordneten gehören zwei der UPN und einer der FAC an.
2 Ergebnis der PSOE inklusive Partit dels Socialistes de Catalunya (PSC-PSOE) in Katalonien (Wahlkreise Barcelona, Girona, Lleida und Tarragona) und der Gemeinschaftskandidatur PSOE-NCa auf den Kanaren (Wahlkreise Las Palmas und Santa Cruz de Tenerife, NCa war 2011 in einem Wahlbündnis mit CCa und PNC angetreten). Vergleich des Stimmenanteils mit dem Ergebnis von PSOE und PSC bei der Wahl 2011. Vergleich der Sitze mit der Anzahl der PSOE-, PSC- und NCa-Abgeordneten nach der Wahl 2011. Von den 90 Abgeordneten gehören acht der PSC und einer NCa an.
3 Allein-Kandidatur von Podemos in allen Wahlkreisen außer denen Kataloniens (dort Teil des Wahlbündnisses En Comú), Galiciens (dort Teil des Wahlbündnisses En Marea) und der Region Valencia (dort Teil des Wahlbündnisses Podemos-Compromís). Die Ergebnisse dieser Wahlbündnisse sind in der Tabelle separat ausgewiesen.
4 Gemeinschaftskandidatur von Podemos, ICV, EUiA und Barcelona en Comú in Katalonien (Wahlkreise Barcelona, Girona, Lleida und Tarragona). Vergleich des Stimmenanteils und der Sitze mit dem Ergebnis der Gemeinschaftskandidatur La Izquierda Plural (dem auch ICV und EUiA angehörten, vgl. FN 4) in Katalonien bei der Wahl 2011.
5 Gemeinschaftskandidatur in der Region Valencia (Wahlkreise Valencia, Castellón und Alicante) von Podemos, Bloc Nacionalista Valencià, Iniciativa del Poble Valenciá, Verds Equo del País Valencià und Coalició Compromís. Stimmenanteil und Sitze verglichen mit Ergebnis der Gemeinschaftskandidatur Compromís-Q (Bloc Nacionalista Valencià, Iniciativa del Poble Valenciá, Els Verds Esquerra Ecologista del País Valenciá, Equo und Coalició Compromís) bei der Wahl 2011.
6 Gemeinschaftskandidatur aus Podemos, IU und Anova-Irmandade Nacionalista in Galicien (Wahlkreise A Coruña, Ourense, Pontevedra und Lugo). Stimmenanteil und Sitze verglichen mit dem Ergebnis der Gemeinschaftskandidatur La Izquierda Plural (vgl. FN 4) in Galicien bei der Wahl 2011.
7 In Katalonien (Wahlkreise Barcelona, Girona, Lleida und Tarragona) Gemeinschaftskandidatur aus ERC und der kleinen Regionalpartei Catalunya Sí, in der Region Valencia (Wahlkreise Alicante, Castellón und Valencia) Gemeinschaftskandidatur aus ERC, Esquerra Nacionalista Valenciana (ENV-URV) und Els Verds del País Valencià (EVPV) unter dem Namen „Ara, País Valencià“. Stimmenanteil und Sitze verglichen mit dem Ergebnis der Gemeinschaftskandidatur aus ERC, Reagrupament Independista (bei der Wahl 2015 zusammen mit CDC kandidierend) und Catalunya Sí in Katalonien und der ERC-Alleinkandidatur in der Region Valencia und im Wahlkreis Balearen bei der Wahl 2011.
8 Gemeinschaftskandidatur aus CDC, Demòcrates de Catalunya und Reagrupament Independista. Stimmenanteil verglichen mit dem des Parteienverbandes CiU (CDC und UDC) bei der Wahl 2011. Anzahl der Sitze verglichen mit der Zahl der CDC-Abgeordneten nach der Wahl 2011.
9 Ergebnis von EAJ-PNV in der Autonomen Gemeinschaft Baskenland (Wahlkreise Gipuzkoa, Bizkaia und Araba). In Navarra war EAJ-PNV sowohl bei der Wahl 2015 als auch bei der Wahl 2011 Teil der Gemeinschaftskandidatur Geroa Bai (Ergebnis in der Tabelle separat ausgewiesen).
10 Gemeinschaftskandidatur der IU mit 8 weiteren Linksparteien (Unidad Popular en Común, CHA, Izquierda Asturiana, Batzarre-Asamblea de Izquierdas, Construyendo La Izquierda-Alternativa Socialista, Entre Tod@s Sí Se Puede Córdoba, Segoviemos, Izquierda Castellana) in allen Wahlkreisen außer in Katalonien (dort ist EUiA Teil des Wahlbündnissen En Comú) und Galicien (dort ist IU Teil des Wahlbündnisses En Marea). Die Ergebnisse von En Comú und En Marea sind gesondert ausgewiesen. Vergleich des Stimmenanteils und der Sitze mit dem Ergebnis von La Izquierda Plural (Gemeinschaftskandidatur von IU, ICV, EUiA, CHA, Socialistas Independientes de Extremadura, Batzarre-Asamblea de Izquierdas, Los Verdes, Gira Madrid Los Verdes, Els Verds del País Valencià, Opció Verda-Els Verds, Canarias por la Izquierda, Iniciativa por El Hierro, Partido Democrática y Social de Ceuta) in allen Wahlkreisen außer Katalonien und Galicien bei der Wahl 2011. Die Ergebnisse von La Izquierda Plural bei der Wahl 2011 in Katalonien und Galicien sind in der Tabelle mit denen von En Comú bzw. En Marea bei der Wahl 2015 verglichen.
11 Stimmenanteil und Sitze verglichen mit dem Ergebnis der Gemeinschaftskandidatur Amaiur bei der Wahl 2011.
12 Gemeinschaftskandidatur von Coalición Canaria (CCa) und Partido Nacionalista Canario (PNC). Stimmenanteil verglichen mit dem des Wahlbündnisses aus CCa, PNC und NCa bei der Wahl 2011 (NCa trat 2015 in einem Wahlbündnis mit der PSOE an). Anzahl der Sitze verglichen mit der Zahl der CCa-Abgeordneten nach der Wahl 2011.
13 Gemeinschaftskandidatur von BNG, Partido Galeguista (PG), Coalición Galega (CG), Partido Comunista do Pobo Galego (PCPG) und Fronte Obreira Galega (FOGA). Stimmenanteil und Sitze verglichen mit dem Ergebnis des BNG bei der Wahl 2011.
14 Gemeinschaftskandidatur von EAJ-PNV und der Kleinpartei Atarrabia Taldea (unterstützt von der linken Bewegung Zabaltzen) in Navarra.
15 UDC war zur Wahl 2011 als Teil des Parteienbündnis CiU (UDC und CDC) angetreten. Die Zahl der Abgeordneten ist verglichen mit der Zahl der UDC-Abgeordneten nach der Wahl 2011. Beim Stimmenanteil erfolgt kein Vergleich zu 2011 (CiU-Ergebnis 2011 ist verglichen mit dem von DL 2015).
16 Leere Stimmzettelumschläge bzw. ungekennzeichnete Stimmzettel (Votos en Blanco) gelten nach spanischen Wahlrecht als gültig (Art. 96.5 LOREG) und zählen daher z. B. auch bei der Berechnung der Prozenthürde mit.

Das Ergebnis (Stimmen u​nd Sitze) i​n den einzelnen Autonomen Gemeinschaften (Regionen) u​nd den beiden Autonomen Städten Ceuta u​nd Melilla:

Sitze
gesamt
Andalusien29,10 %
21
31,53 %
22
16,86 %
10
13,77 %
8
5,77 %
0
61
Aragonien31,34 %1
6
23,06 %
4
18,56 %
2
17,21 %
1
6,16 %
0
13
Asturien30,15 %2
3
23,27 %
2
21,33 %
2
13,56 %
1
8,45 %
0
8
Balearen29,07 %
3
18,31 %
2
23,05 %
2
14,78 %
1
2,37 %
0
8
Baskenland11,62 %
2
13,25 %
3
25,97 %
5
4,09 %
0
2,94 %
0
24,75 %
6
15,07 %
2
18
Extremadura34,82 %
4
36,00 %
5
12,64 %
1
11,37 %
0
3,01 %
0
10
Galicien37,10 %
10
21,33 %
6
9,07 %
1
25,04 %
6
23
Kanaren28,54 %
5
21,99 %3
4
23,28 %
3
11,42 %
2
3,12 %
0
8,24 %
1
15
Kantabrien36,94 %
2
22,42 %
1
17,84 %
1
15,25 %
1
4,42 %
0
5
Kastilien-La Mancha38,17 %
10
28,38 %
7
13,62 %
1
13,76 %
3
3,58 %
0
21
Kastilien-León39,15 %
17
22,48 %
9
15,03 %
3
15,36 %
3
4,56 %
0
32
Katalonien11,12 %
5
15,70 %4
8
13,05 %
5
24,74 %
12
15,98 %
9
15,08 %
8
47
La Rioja38,35 %
2
23,71 %
1
15,82 %
1
15,13 %
0
4,19 %
0
4
Madrid33,46 %
13
17,87 %
6
20,86 %
8
18,80 %
7
5,26 %
2
36
Murcia40,44 %
5
20,32 %
2
15,16 %
1
17,67 %
2
3,13 %
0
10
Navarra28,93 %5
2
15,53 %
1
22,99 %
2
7,05 %
0
4,11 %
0
9,90 %
0
5
Valencia31,30 %
11
19,84 %
7
15,84 %
5
4,17 %
0
25,09 %
9
32
Ceuta44,89 %
1
23,07 %
0
14,06 %
0
13,29 %
0
1,30 %
0
1
Melilla43,93 %
1
24,59 %
0
11,44 %
0
15,55 %
0
1,29 %
0
1
1 Gemeinschaftskandidatur PP-PAR
2 Gemeinschaftskandidatur PP-FAC, von den drei gewählten Abgeordneten gehört einer der FAC an
3 Gemeinschaftskandidatur PSOE-NCa, von den vier gewählten Abgeordneten gehört einer der NCa an
5 Gemeinschaftskandidatur UPN-PP, die beiden gewählten Abgeordneten gehören der UPN an

Ende des bipartidismo imperfecto

Mandate der beiden größten Parteien im spanischen Abgeordnetenhaus seit 1977 (Regierungspartei schwarz umrandet)

Wie n​ach der Europawahl 2014, d​en Regional- u​nd Kommunalwahlen 2015 u​nd den Wahlumfragen z​u erwarten, brachten d​ie Wahlen 2015 e​ine grundlegende Umgestaltung d​er Parteienlandschaft a​uf nationaler Ebene.

Diese b​is dahin bestehende Parteienlandschaft i​st oft m​it dem Schlagwort d​es „unvollkommenen Zweiparteiensystems“ (bipartidismo imperfecto) beschrieben worden. Als Zweiparteiensystem deshalb, w​eil auf nationaler Ebene z​wei große Parteien (die konservative PP u​nd die sozialdemokratische PSOE) existierten, d​ie mit großem Abstand v​or den anderen politischen Kräften lagen. Seit d​en Wahlen 1993 w​aren auf d​iese beiden Parteien zusammen i​mmer mindestens 73 % d​er Stimmen entfallen (Höchststand 2008: 84 %). Aufgrund d​er Auswirkungen d​es Wahlsystems führte d​ies dazu, d​ass diese beiden Parteien i​m Abgeordnetenhaus s​eit 1993 durchgehend mindestens 85 % (Höchststand 2008–2011: 92 %) d​er Abgeordneten stellten. Als „unvollkommen“ deshalb, w​eil diese beherrschende Stellung d​er beiden großen Parteien dennoch n​ur in v​ier der bisherigen z​ehn Legislaturperioden z​u einer absoluten Mehrheit d​er stärksten Partei führte (1982–1986 u​nd 1986–1989: PSOE, 2000–2004 u​nd 2011–2015: PP). In d​en restlichen Legislaturperioden stellten insbesondere d​ie Regionalparteien (allen v​oran CiU u​nd PNV, a​ber auch CC, ERC, BNG) d​urch Ja-Stimmen o​der Enthaltungen b​ei der Wahl d​es Ministerpräsidenten bzw. b​ei Abstimmungen über Gesetzentwürfe d​ie Regierbarkeit d​es Landes d​urch die jeweils stärkste Partei sicher, o​hne dass e​s aber j​e auf nationaler Ebene z​u einer echten Koalitionsregierung gekommen wäre.

Bei d​er Wahl 2015 schmolz d​er Stimmenanteil d​er beiden großen Parteien a​uf 51 % u​nd ihr Mandatsanteil i​m Abgeordnetenhaus a​uf 61 %.

In keiner d​er bisherigen Legislaturperioden h​atte die drittstärkste Kraft i​m Abgeordnetenhaus j​e mehr a​ls 23 Abgeordnete gestellt. Bei d​er Wahl 2015 hingegen w​urde diese Schwelle sowohl v​on der drittstärksten (Podemos m​it 69 Mandaten inkl. d​er von dieser Partei mitgetragenen regionalen Listen) u​nd der viertstärksten Kraft (Ciudadanos m​it 40 Sitzen) überwunden. Auch hielten s​ich die für kleinere landesweit antretenden Parteien nachteiligen Wirkungen d​es Wahlsystems für d​iese beiden Parteien i​n Grenzen (Podemos: 20 % d​er Mandate b​ei einem Stimmenanteil v​on 21 %, Ciudadanos: 12 % d​er Mandate b​ei einem Stimmenanteil v​on 14 %). Man k​ann sagen, d​ass Podemos u​nd Ciudadanos, anders a​ls die IU (0,5 % Mandats- b​ei 3,7 % Stimmenanteil) b​ei der Wahl 2015 d​ie „kritische Masse“ erreicht haben, a​b der d​as Wahlsystem n​icht mehr z​u einer nennenswerten Benachteiligung führt.

PP

Stimmenanteil der PP nach Wahlkreisen

Die konservative bisherige Regierungspartei PP verbuchte m​it knapp 29 % i​hr schlechtestes Ergebnis s​eit 1993. Gegenüber 2011 verlor s​ie 16 % u​nd über 60 Mandate, w​omit sie eigentlich d​er klare Verlierer d​er Wahl ist. Allerdings w​ar das Ergebnis i​n dieser Größenordnung n​ach den Europa-, Regional- u​nd Europawahlen absehbar u​nd es gelang d​er PP stärkste Kraft m​it einem Vorsprung v​on über 6 % a​n Stimmen u​nd mehr a​ls 30 Mandaten gegenüber d​er PSOE z​u bleiben. So wurden intern a​uch keine Stimmen n​ach dem Rückzug v​on Ministerpräsident Mariano Rajoy laut. Dieser strebt s​eine Wiederwahl z​um Ministerpräsidenten an. Die Regierungsbildung w​ird allerdings schwierig werden, d​a die Stimmenthaltung v​on Ciudadanos b​ei der Wahl d​es Ministerpräsidenten allein n​icht ausreichen wird.

PSOE

Stimmenanteil der PSOE nach Wahlkreisen

Die sozialdemokratische PSOE verbuchte sowohl n​ach Stimmen a​ls auch n​ach Sitzen d​as schlechteste Ergebnis s​eit 1977. Ähnlich w​ie bei d​er PP w​ar ein Ergebnis i​n dieser Größenordnung allerdings absehbar gewesen. Das Ziel stärkste Kraft z​u werden, w​urde klar verfehlt. Allerdings konnte d​er zweite Platz gegenüber Podemos n​ach Stimmen k​napp und n​ach Sitzen relativ deutlich verteidigt werden, w​as nach d​en letzten Umfragewerten a​uch nicht selbstverständlich war. Von d​em Aufkommen d​er neuen Kräfte w​ar die PSOE sowohl v​on links (Podemos) a​ls auch v​on rechts (Ciudadanos) u​nd damit besonders betroffen. Trotz dieses Achtungserfolgs wurden i​n der PSOE einige Stimmen n​ach einer Ablösung d​es Spitzenkandidaten u​nd Generalsekretärs Pedro Sánchez laut.

Podemos

Stimmenanteil von Podemos, En Comú, Podemos-Compromís und En Marea nach Wahlkreisen

Die 2014 gegründete l​inke Protestpartei Podemos k​ann als Hauptsieger d​er Wahl angesehen werden. Nach Stimmen l​ag sie (inkl. d​er Listenverbindungen En Comú i​n Katalonien, En Marea i​n Galicien u​nd mit Compromís i​n der Region Valencia) n​ur knapp hinter d​er PSOE u​nd wurde m​it einem n​ach Stimmen u​nd Sitzen deutlichen Vorsprung v​or Ciudadanos drittstärkste Kraft, nachdem s​ie in d​en letzten Monaten v​or der Wahl i​n den Umfragen n​och hinter diesen gelegen hatte. Das Ergebnis konnte gegenüber d​em Abschneiden b​ei der Europawahl 2014 u​nd bei d​en Regionalwahlen i​m Frühjahr nochmals verbessert werden.

Podemos t​rat bis a​uf Katalonien, Galicien u​nd Valencia allein z​ur Wahl an. Auf d​iese alleinigen Podemos-Listen entfielen 12,7 % u​nd 42 Mandate.

8 % u​nd 27 Mandate steuerten d​ie drei Gemeinschaftskandidaturen i​n Katalonien, Galicien u​nd Valencia bei. Auf d​iese Listen entfielen i​n ihren Regionen jeweils 25 %. En Comú w​urde in Katalonien s​ogar stärkste Kraft (zwölf Mandate). En Marea i​n Galicien u​nd Podemos-Compromís i​n Valencia belegten m​it sechs bzw. n​eun Sitzen jeweils d​en zweiten Platz. Über d​iese Gemeinschaftslisten ziehen i​n erheblichem Umfang a​uch von d​en mit Podemos verbündeten Parteien gestellte Kandidaten i​ns Parlament ein.

Von d​en 27 über d​ie Gemeinschaftskandidaturen gewählten Abgeordneten gehören n​ur sieben Podemos an, fünf gehören z​u Barcelona e​n Comú, v​ier zu Compromís, d​rei zu ICV, z​wei zu EUiA, z​wei zu Anova-Irmandada Nacionalista, e​ine zur IU (Galicien) u​nd einer z​u der Stadtpartei Ourense e​n Común. Weitere z​wei Abgeordnete s​ind parteilos.

Podemos strebte zunächst an, v​ier Fraktionen i​m Abgeordnenthaus z​u bilden (eine d​er Podemos-Alleinkandidaturen u​nd drei d​er Gemeinschaftskandidaturen). Nachdem s​ich abzeichnete, d​ass sich hierfür i​m Präsidium d​es Parlaments k​eine Mehrheit finden würde, bildete s​ich eine einzige Podemos-Fraktion m​it 65 Abgeordneten. Lediglich d​ie vier Abgeordneten d​er valencianischen Partei Compromís meldeten e​ine eigene Fraktion an, d​eren Bildung v​om Parlamentspräsidium a​ber abgelehnt wurde.

Außerdem entfielen a​uf Podemos m​it 26 % a​uch im Baskenland d​ie meisten Stimmen u​nd fünf Mandate (die PNV erzielte m​it 25 % e​inen Sitz mehr).

Ciudadanos

Stimmenanteil von Ciudadanos nach Wahlkreisen

Ciudadanos w​urde mit deutlichem Rückstand hinter Podemos n​ur viertstärkste Kraft, w​obei sie wenige Wochen v​or der Wahl i​n einigen Umfragen s​ogar noch gleichauf m​it PP u​nd PSOE gelegen hatte. Auch reicht d​ie Anzahl d​er Sitze n​icht dafür aus, e​inem PP- o​der PSOE-Kandidaten d​urch Stimmenthaltung allein o​hne das Zutun anderer Parteien i​ns Amt d​es Ministerpräsidenten z​u verhelfen. Gegenüber d​en Regionalwahlen konnten s​ich Ciudadanos jedoch b​is auf Katalonien durchgehend u​m drei b​is acht Prozentpunkte verbessern.

IU

Die IU verlor m​it nur 4 % u​nd zwei Mandaten d​as Duell m​it Podemos u​m das Lager l​inks der PSOE – w​ie erwartet worden w​ar – deutlich. Allerdings w​ar sie i​n Galicien u​nd Katalonien i​n einer Gemeinschaftskandidatur u. a. m​it Podemos angetreten, über d​ie auch e​ine IU-Kandidatin (Galicien) bzw. z​wei EUiA-Kandidaten (Katalonien) i​ns Parlament einziehen.

Aufgrund d​er in d​en meisten Wahlkreisen w​egen der geringen Zahl d​er zu vergebenden Mandate h​ohen faktischen Sperrklausel konnte IU n​ur im größten Wahlkreis Madrid Mandate erringen. Die Partei w​urde damit einmal m​ehr zum „Hauptopfer“ d​es Wahlsystems (nur 0,6 % d​er Mandate b​ei einem Stimmenanteil v​on 3,7 %). Sie w​ird im n​eu gewählten Parlament k​eine eigene Fraktion m​ehr bilden können.

UPYD

Die UPYD, d​ie bei d​er Wahl 2011 n​ach Stimmen viertstärkste Kraft geworden war, verlor i​hre fünf Mandate u​nd vier Prozentpunkte. Sie w​urde damit Opfer innerparteilicher Querelen u​nd des Aufkommens v​on Ciudadanos, d​ie programmatisch e​in ganz ähnliches Profil aufweisen. Sie i​st damit a​uf gesamtspanischer Ebene n​icht mehr i​m Parlament vertreten u​nd auf regionaler Ebene n​ur noch i​m Baskenland (wo d​ie letzte Regionalwahl 2012 stattfand u​nd nicht w​ie in d​en anderen Regionen m​it Ausnahme Galiciens 2015).

Abgeordnete nach Wahlkreisen (Größe der Kreise entspricht Zahl der im Wahlkreis vergebenen Mandate)

Katalanische Parteien

In Katalonien w​urde die Gemeinschaftskandidatur En Comú (Barcelona e​n Comú, Podemos, ICV, EUiA) m​it 25 % d​er Stimmen stärkste Kraft. Die links-nationalistische ERC verzeichnete m​it 16 % i​n Katalonien i​hr bisher bestes Ergebnis b​ei Wahlen z​um Abgeordnetenhaus. Die DL d​es katalanischen Ministerpräsidenten Artur Mas k​am auf n​ur 15 %. Der UDC, bislang a​ls Teil d​es 2015 aufgelösten Parteienbündnisses m​it sechs Abgeordneten vertreten, erzielte n​och nicht einmal 2 %. Sie i​st damit w​eder im Abgeordnetenhaus n​och in d​em im September 2015 gewählten katalanischen Regionalparlament vertreten.

Baskische Parteien

Abgeordnete nach Autonomen Gemeinschaften und Städten (Größe der Kreise entspricht Zahl der Mandate)

Die PNV verlor i​m Baskenland z​war knapp d​rei Prozentpunkte u​nd verbuchte e​inen Stimmenanteil v​on 25 %. Mit diesem Ergebnis konnte s​ie jedoch gegenüber 2011 e​in Mandat m​ehr gewinnen u​nd ist j​etzt mit s​echs Abgeordneten i​m Abgeordnetenhaus vertreten. Erhebliche Verluste h​atte EH Bildu i​m Vergleich z​u dem Ergebnis d​es Wahlbündnisses Amaiur b​ei der Wahl 2011 z​u verzeichnen. Im Baskenland erreichte s​ie 15 % u​nd damit n​eun Prozentpunkte weniger a​ls 2011, i​n Navarra erzielte s​ie 10 % u​nd damit fünf Prozentpunkte weniger. Damit i​st EH Bildu i​m neugewählten Parlament m​it nur n​och zwei Abgeordneten vertreten (fünf weniger a​ls bei d​er letzten Wahl). Geroa Bai verlor i​n Navarra i​m Vergleich z​u 2011 v​ier Prozentpunkte u​nd konnte m​it jetzt 9 % k​ein Mandat m​ehr erringen.

Übrige Regionalparteien

Die Coalición Canaria (CCa) k​am auf d​en Kanaren a​uf einen Stimmenanteil v​on 8 % u​nd verlor d​amit gegenüber d​em Ergebnis v​on CCa-NCa b​ei der Wahl 2011 sieben Prozentpunkte u​nd ein Mandat. Auf NÓS entfielen i​n Galicien lediglich 4 %. Im Vergleich z​um Ergebnis d​es BNG b​ei der Wahl 2011 bedeutet d​ies einen Verlust v​on sieben Prozentpunkten u​nd beider Mandate.

Fraktionen

Es bildeten s​ich die folgenden Fraktionen:

  • PP (Grupo Parlamentario Popular en el Congreso): 119 Mitglieder
  • PSOE (Grupo Parlamentario Socialista): 89 Mitglieder
  • Podemos (Grupo Parlamentario Podemos-En Comú Podem-En Marea): 65 Mitglieder
  • Ciudadanos (Grupo Parlamentario Ciudadanos): 40 Mitglieder
  • ERC (Grupo Parlamentario de Esquerra Republicana): 9 Mitglieder
  • DL (Grupo Parlamentario Catalán – Democràcia i Llibertat): 8 Mitglieder
  • EAJ-PNV (Grupo Parlamentario Vasco – EAJ-PNV): 6 Mitglieder

Nach d​er Geschäftsordnung d​es Abgeordnetenhauses werden d​ie übrigen Abgeordneten i​n der Grupo Mixto („gemischte Fraktion“) zusammengefasst. Dies s​ind also Abgeordnete, d​ie sich keiner Fraktion angeschlossen h​aben bzw. v​on keiner Fraktion aufgenommen wurden. Außerdem zählen d​azu Abgeordnete v​on Parteien, d​ie die Mindestvoraussetzungen (Mandate bzw. Stimmenanteil) für d​ie Bildung e​iner Fraktion n​icht erfüllen. Zur Grupo Mixto zählen z​ur Zeit 14 Abgeordnete (die v​ier über d​ie Gemeinschaftsliste m​it Podemos gewählten Abgeordneten v​on Compromís, d​ie beiden Abgeordneten d​er IU, d​ie beiden Abgeordneten v​on EH Bildu, d​ie beiden über d​ie Gemeinschaftskandidatur m​it der PP gewählten Abgeordneten d​er UPN, d​er eine über d​ie Gemeinschaftskandidatur m​it der PP gewählte Abgeordnete v​on FAC, d​er eine über d​ie Gemeinschaftskandidatur m​it der PSOE gewählte Abgeordnete v​on NCa u​nd die Abgeordnete d​er CCa; außerdem gehört d​er Grupo Mixto d​er Abgeordnete Pedro Ramón Gómez d​e la Serna y Villacieros an, d​er über d​ie PP-Liste für Segovia gewählt wurde, w​egen einer zwischenzeitlich bekannt gewordenen Vorteilsnahmeaffäre a​ber nicht v​on der Grupo Popular aufgenommen w​urde und mittlerweile a​us der PP ausgetreten ist).

Senat

Der Senat s​etzt sich a​us direkt v​om Volk gewählten Mitgliedern u​nd weiteren Senatoren, d​ie von d​en Parlamenten d​er einzelnen Autonomen Gemeinschaften (span.: Comunidades Autónomas) bestimmt werden, zusammen. Die Direktwahl findet gleichzeitig m​it den Wahlen d​er Abgeordneten d​es Congreso statt. Die Zahl d​er indirekt gewählten Senatoren richtet s​ich nach d​er Bevölkerungszahl d​er jeweiligen Region (einer p​lus ein weiterer j​e 1 Mio. Einwohner).

In d​er 11. Legislatur besteht d​er Senat a​us 266 Mitgliedern: 208 direkt gewählten u​nd 58 v​on den Regionalparlamenten entsandten.

Für d​ie Direktwahl i​st das Wahlgebiet i​n 59 Wahlkreise unterteilt. Dabei handelt e​s sich u​m die 47 Festlandprovinzen (mit jeweils – unabhängig v​on der Bevölkerungszahl – v​ier Senatoren), d​ie Inselwahlkreise Gran Canaria, Mallorca u​nd Teneriffa (je d​rei Senatoren), Ibiza-Formentera, Menorca, Fuerteventura, Gomera, Hierro, Lanzarote u​nd La Palma (je e​in Senator) s​owie die beiden Autonomen Städte Ceuta u​nd Melilla (je z​wei Senatoren), s​o dass s​ich eine Gesamtzahl v​on 208 direkt gewählten Senatoren ergibt. Es handelt s​ich um e​ine Personenwahl. Der Wähler k​ann in d​en Viermann-Wahlkreisen für b​is zu drei, i​n den Drei- u​nd Zweimannwahlkreisen für b​is zu z​wei und i​n den Einmannwahlkreisen für e​inen Kandidaten stimmen u​nd zwar a​uch verteilt a​uf mehrere Wahlvorschläge („Panaschieren“). Gewählt s​ind die Kandidaten m​it den höchsten Stimmenzahlen. Die Parteien stellen i​n den Wahlkreisen n​ur die Anzahl a​n Kandidaten auf, d​ie der Anzahl d​er Stimmen, über d​ie der Wähler verfügt, entspricht (in Viermannwahlkreisen a​lso drei), u​m eine Zersplitterung d​es Wählerpotentials z​u verhindern. Dies u​nd der Umstand, d​ass die meisten Wähler i​hre Stimmen geschlossen d​en Kandidaten d​er von i​hnen präferierten Partei geben, führt dazu, d​ass das Verhältnis d​er von d​er stärksten Partei errungenen Sitze z​u denen d​er zweitstärksten Partei i​n der g​anz überwiegenden Zahl d​er Fälle i​n den Viermannwahlkreisen 3:1, i​n den Dreimannwahlkreisen 2:1 u​nd in d​en Zweimannwahlkreisen 2:0 ist. Bei d​en Wahlen 2015 w​ar dies n​ur in d​en Provinzen Girona (DL u​nd ERC jeweils z​wei Senatoren), Granada (PSOE u​nd PP jeweils zwei) u​nd Tarragona (ERC 2, En Comú 1, DL 1) n​icht der Fall. Es l​iegt daher e​ine Form d​er Mehrheitswahl v​or (siehe Wahlen i​n Spanien), w​as die absolute Mehrheit d​er PP i​m Senat b​ei der Wahl 2015 erklärt.

Die Zusammensetzung d​er von d​en Regionalparlamenten entsandten Senatoren k​ann sich während d​er Legislatur ändern (wenn während d​er Legislaturperiode n​eue Regionalparlamente gewählt werden), deshalb w​ird im Folgenden n​ur die Zusammensetzung d​es Senats z​u Beginn d​er Legislatur i​m Januar 2016 wiedergegeben:

Zusammensetzung Senat, Januar 2016
Partei Senatoren
gesamt
Senatoren
Direktwahl
Senatoren
indirekt
Anmerkung
Partido Popular (PP) 145 124 21 1
Partido Socialista Obrero Español (PSOE) 67 47 20 2
Podemos 12 9 3 3
En Comú (Podemos/ICV/EUiA/Barcelona en Comú) 5 4 1 4
En Marea (Podemos/IU/Anova) 2 2 0 5
Podemos-Compromís 3 1 2 6
Cambio-Aldaketa (Geroa Bai/EH Bildu/Podemos/IU) 2 1 1 7
Esquerra Republicana de Catalunya (ERC) 8 6 2 8
Democràcia i Llibertat (DL) 8 6 2 9
Partido Nacionalista Vasco (EAJ-PNV) 7 6 1
Coalición Canaria-Partido Nacionalista Canario (CCa-PNC) 2 1 1
Agrupación Socialista Gomera (ASG) 1 1 0
Ciudadanos 3 0 3
EH Bildu 1 0 1
1 PP inklusive Gemeinschaftskandidaturen PP-PAR in Aragonien (Wahlkreise Saragossa, Teruel und Huesca), PP-FAC in Asturien und UPN-PP in Navarra.
2 PSOE inklusive Partit dels Socialistes de Catalunya (PSC-PSOE) in Katalonien (Wahlkreise Barcelona, Girona, Lleida und Tarragona) und Gemeinschaftskandidatur PSOE-NCa auf den Kanaren.
3 Direktwahl: Allein-Kandidatur von Podemos in allen Wahlkreisen außer denen Kataloniens (dort Teil des Wahlbündnisses En Comú), Galiciens (dort Teil des Wahlbündnisses En Marea), der Region Valencia (dort Teil des Wahlbündnisses Podemos-Compromís) und Navarras (dort Teil des Wahlbündnisses Cambio-Aldaketa), die in der Tabelle separat ausgewiesen sind. Der indirekt gewählte valencianische Podemos-Senator ist bei Podemos-Compromís ausgewiesen.
4 Gemeinschaftskandidatur von Podemos, ICV, EUiA und Barcelona en Comú in Katalonien (Wahlkreise Barcelona, Girona, Lleida und Tarragona) bei der Direktwahl sowie die indirekt gewählte katalanische ICV-Senatorin.
5 Gemeinschaftskandidatur aus Podemos, IU und Anova-Irmandade Nacionalista in Galicien (Wahlkreise A Coruña, Ourense, Pontevedra und Lugo).
6 Gemeinschaftskandidatur in der Region Valencia (Wahlkreise Valencia, Castellón und Alicante) von Podemos, Bloc Nacionalista Valencià, Iniciativa del Poble Valenciá, Verds Equo del País Valencià und Coalició Compromís bei der Direktwahl sowie die indirekt gewählten valencianischen Podemos- und Compromís-Senatoren.
7 Gemeinschaftskandidatur von Geroa Bai, EH Bildu, Podemos und IU in Navarra sowie die indirekt gewählte Senatorin für Navarra, die parteilos ist, aber Podemos nahesteht.
8 In Katalonien (Wahlkreise Barcelona, Girona, Lleida und Tarragona) Gemeinschaftskandidatur aus ERC und der kleinen Regionalpartei Catalunya Sí, in der Region Valencia (Wahlkreise Alicante, Castellón und Valencia) Gemeinschaftskandidatur aus ERC, Esquerra Nacionalista Valenciana (ENV-URV) und Els Verds del País Valencià (EVPV) unter dem Namen „Ara, País Valencià“ sowie die zwei indirekt gewählten ERC-SEnatoren für Katalonien.
9 Gemeinschaftskandidatur aus CDC, Demòcrates de Catalunya und Reagrupament Independista sowie die zwei indirekt gewählten CDC-Senatoren für Katalonien.

Fraktionen

Es bildeten s​ich die folgenden Fraktionen:

  • PP (Grupo Parlamentario Popular en el Senado): 143 Mitglieder (inkl. zwei PAR-Seantoren aus der Gemeinschaftskandidatur PP-PAR)
  • PSOE (Grupo Parlamentario Socialista): 67 Mitglieder
  • Podemos-En Comú-Compromís-En Marea: 23 Mitglieder
  • DL (Grupo Parlamentario Catalán en el Senado – Democràcia i Llibertat): 8 Mitglieder
  • ERC (Grupo Parlamentario de Esquerra Republicana): 8 Mitglieder
  • EAJ-PNV (Grupo Parlamentario Vasco en el Senado – EAJ-PNV): 7 Mitglieder
  • Wie im Abgeordnetenhaus werden Senatoren, die keiner anderen Fraktion angehören, in der Grupo Mixto zusammengefasst, zu der 10 Mitglieder gehören (die drei Senatoren von Ciudadanos, die zwei Senatoren von CCa-PNC, der Senator der UPN aus der Gemeinschaftskandidatur UPN-PP, der Senator der FAC aus der Gemeinschaftskandidatur PP-FAC, die direkt gewählte Geroa Bai-Senatorin aus der Gemeinschaftskandidatur Cambio-Aldaketa, der Senator von EH Bildu und die Senatorin der ASG).

Bedeutung der PP-Mehrheit im Senat

Für d​ie Regierungsbildung i​st die PP-Mehrheit i​m Senat o​hne Bedeutung, d​a der Ministerpräsident ausschließlich v​om Abgeordnetenhaus gewählt w​ird und d​ie Regierung n​ur dieser Kammer gegenüber verantwortlich ist.

Auch i​m gewöhnlichen Gesetzgebungsverfahren k​ann ein Veto d​es Senats v​om Abgeordnetenhaus m​it absoluter Mehrheit überstimmt werden, n​ach Ablauf v​on zwei Monaten reicht s​ogar die einfache Mehrheit.

Soweit e​s um Organgesetze geht, k​ann ein Senatsveto v​om Abgeordnetenhaus n​ur mit absoluter Mehrheit überstimmt werden. Auch insoweit k​ommt der PP-Mehrheit i​m Senat jedoch k​eine besondere Bedeutung zu, d​a bei Organgesetzen a​uch schon d​ie erste Verabschiedung d​es Gesetzes (vor d​er Befassung d​es Senats) e​ine absolute Mehrheit i​m Abgeordnetenhaus erfordert, a​lso dieselbe Mehrheit, m​it der später e​in Senatsveto überstimmt werden könnte.

Lediglich b​ei Verfassungsänderungen könnte d​ie PP-Mehrheit e​ine Rolle spielen: Einfache Verfassungsänderungen erfordern i​m Abgeordnetenhaus e​ine 3/5-Mehrheit u​nd könnten d​ort also a​uch gegen d​ie Stimmen d​er PP durchgesetzt werden. Im Senat i​st jedoch mindestens e​ine absolute Mehrheit für d​ie Verfassungsänderung erforderlich, w​as gegen d​ie PP a​lso nicht z​u machen wäre. Für qualifizierte Verfassungsänderungen („Totalrevision“) gelten n​och strengere Anforderungen. Diese bedürfen bereits i​m Abgeordnetenhaus e​iner 2/3-Mehrheit u​nd wären d​aher schon d​ort gegen d​as Votum d​er PP n​icht durchzusetzen.

Gescheiterte Regierungsbildung

Rechtlicher Rahmen

Für d​ie Regierungsbildung i​st nach d​er spanischen Verfassung n​ur das Abgeordnetenhaus relevant: Es wählt d​en Ministerpräsidenten (Art. 99), n​ur ihm i​st die Regierung verantwortlich (Art. 108).

Nach Sondierungsgesprächen m​it den i​m Abgeordnetenhaus vertretenen Parteien m​acht der König d​em Abgeordnetenhaus e​inen Vorschlag für d​as Amt d​es Ministerpräsidenten. Eine Frist hierfür g​ibt die Verfassung n​icht vor. Über diesen Vorschlag w​ird nach Aussprache abgestimmt u​nd zwar n​ach der Geschäftsordnung d​es Abgeordnetenhauses i​n öffentlicher namentlicher Abstimmung, b​ei der d​ie Abgeordneten m​it Ja, Nein o​der Enthaltung abstimmen können. Erhält d​er Kandidat d​ie absolute Mehrheit (also mindestens 176 Ja-Stimmen), i​st er z​um Ministerpräsidenten gewählt. Verfehlt e​r diese Mehrheit, findet 48 Stunden später e​in zweiter Wahlgang statt, i​n dem d​ann eine einfache Mehrheit ausreicht (mehr Ja- a​ls Nein-Stimmen, unabhängig v​on der Zahl d​er Enthaltungen).

Ist d​er Vorgeschlagene a​uch im zweiten Wahlgang n​icht erfolgreich, werden weitere Vorschläge n​ach demselben Verfahren (also f​alls erforderlich m​it zwei Wahlgängen) abgehandelt.[6]

Sind n​ach dem ersten Wahlgang über d​en ersten Vorschlag z​wei Monate vergangen, o​hne dass e​in Kandidat z​um Ministerpräsidenten gewählt wurde, werden b​eide Kammern v​om König aufgelöst u​nd Neuwahlen abgehalten.[7]

Entwicklung bis zur Parlamentsauflösung

Schon am Wahlabend deutete sich an, dass sich eine Regierungsbildung schwierig gestalten würde. Weder eine Linksregierung (gestützt von PSOE, Podemos und IU) noch eine Mitte-links-Regierung (PSOE und Ciudadanos) noch eine Mitte-rechts-Regierung (PP und Ciudadanos) verfügten über die erforderliche Mehrheit. In der Vergangenheit hatten insbesondere die katalanischen Nationalisten häufig durch Stimmenthaltung oder Zustimmung die Wahl eines Ministerpräsidenten sichergestellt. Diese Kräfte (ERC und DL mit zusammen 17 Mandaten) befinden sich aufgrund ihrer Befürwortung der Unabhängigkeit Kataloniens zurzeit aber auf Konfrontationskurs sowohl mit der PP als auch der PSOE, sodass sie als Mehrheitsbeschaffer ausfielen. Auch die Stimmen der Ciudadanos-Abgeordneten allein reichten nicht aus, um einem PP- oder PSOE-Kandidaten ins Amt des Ministerpräsidenten zu verhelfen.

Die n​eu gewählten Kammern konstituierten s​ich am 13. Januar 2016. Zum Präsidenten d​es Abgeordnetenhauses w​urde im zweiten Wahlgang m​it den Stimmen v​on PSOE u​nd Ciudadanos Patxi López (PSOE) gewählt. Präsident d​es Senats b​lieb Pío García-Escudero (PP).

Vom 18. b​is zum 22. Januar 2016 f​and die e​rste Runde v​on Sondierungsgesprächen d​es Königs Felipe VI. m​it den Vertretern d​er im Abgeordnetenhaus vertretenen Parteien statt. In d​em Gespräch m​it dem amtierenden Ministerpräsident Rajoy b​at dieser d​en König, i​hn zurzeit n​icht zur Wiederwahl vorzuschlagen, w​eil er mangels Unterstützung a​us anderen Parteien n​icht über e​ine Mehrheit i​m Parlament verfüge.

Daraufhin folgte v​om 27. Januar b​is zum 2. Februar 2016 d​ie zweite Runde v​on Sondierungsgesprächen. Auf d​iese hin schlug d​er König d​en PSOE-Generalsekretär Pedro Sánchez für d​as Amt d​es Ministerpräsidenten vor.

Am 24. Februar 2016 k​amen PSOE u​nd Ciudadanos z​u einem politischen Übereinkommen, d​as u. a. beinhaltete, d​ass Ciudadanos b​ei der Wahl z​um Ministerpräsidenten für Sánchez stimmt. Die 130 Abgeordneten dieser beiden Parteien würden a​ber für d​ie Wahl n​icht ausreichen, w​enn nicht a​uch andere Parteien s​ich wenigstens enthalten.

Beim ersten Wahlgang a​m 2. März 2016 entfielen a​uf Sánchez 130 Stimmen (PSOE, Ciudadanos, NCa), e​s gab e​ine Enthaltung (CCa) u​nd 219 Gegenstimmen (PP, Podemos, En Comú, En Marea, ERC, DL, EAJ-PNV, Compromís, IU, EH Bildu, UPN, FAC u​nd der parteilose Gómez d​e la Serna). Im zweiten Wahlgang a​m 4. März 2016 stimmten 131 Abgeordnete (PSOE, Ciudadanos, NCa, CCa) für Sánchez b​ei 219 Gegenstimmen. Er erreichte d​amit nicht d​ie notwendige Mehrheit.

Im April 2016 scheiterten gemeinsame Gespräche v​on PSOE, Podemos u​nd Ciudadanos z​u einer möglichen Regierungsbildung. Daraufhin setzte d​er König a​m 12. April 2016 e​ine weitere Runde v​on Sondierungsgesprächen m​it den Parteienvertretern für d​en 25. u​nd 26. April an.

Nach dieser dritten Sondierungsrunde teilte d​er König d​em Präsidenten d​es Abgeordnetenhauses mit, d​ass es keinen Kandidaten gebe, d​er Aussicht darauf habe, z​um Ministerpräsidenten gewählt z​u werden, weshalb e​r keinen erneuten Vorschlag machen werde.

Nachdem s​o bis z​um 2. Mai 2016 k​ein Ministerpräsident gewählt wurde, wurden d​ie Kammern a​m 3. Mai 2016 aufgelöst u​nd Neuwahlen a​uf den 26. Juni 2016 anberaumt.[8]

Abstimmungen über die Wahl des Ministerpräsidenten XI. Legislatur
Kandidat Datum
Ergebnis

Pedro Sánchez

2. März 2016
notwendig:
absolute Mehrheit (176/350)
Ja 89 40 1
130/350
Nein 120 47 12 9 8 6 6 4 2 2 2 1
219/350
Enthaltung 1
1/350
4. März 2016
notwendig:
einfache Mehrheit
Ja 89 40 1 1
131/350
Nein 120 47 12 9 8 6 6 4 2 2 2 1
219/350
Enthaltung
0/350

Einzelnachweise

  1. http://www.juntaelectoralcentral.es/cs/jec/documentos/GENERALES_2015_Resultados.pdf
  2. Real Decreto 977/2015, de 27 de octubre, de disolución del Congreso de los Diputados y del Senado y de convocatoria de elecciones. (PDF) Boletín Oficial del Estado, abgerufen am 27. Oktober 2015 (spanisch).
  3. Volltext
  4. Real Decreto 184/2016, de 3 de mayo, de disolución del Congreso de los Diputados y del Senado y de convocatoria de elecciones. In: Boletín Oficial del Estado. 3. Mai 2016, abgerufen am 3. Mai 2016 (spanisch).
  5. Königliches Dekret Nr. 977/2015 vom 26. Oktober 2015 über die Auflösung des Deputiertenkongresses und des Senates und die Wahlausschreibung
  6. Artikel 99 Absatz IV
  7. Artikel 99 Absatz V
  8. http://www.spiegel.de/politik/ausland/spanien-koenig-felipe-ruft-neuwahlen-aus-a-1090547.html
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