Schlacht bei Alerheim

Die Schlacht b​ei Alerheim, o​ft auch Zweite Schlacht b​ei Nördlingen genannt, w​ar eine Schlacht d​es Dreißigjährigen Krieges, d​ie am 3. August 1645 i​n und u​m Alerheim zwischen d​er französisch-weimaranischer-hessischen Armee u​nd bayerisch-kaiserlichen Truppen stattfand u​nd mit e​inem französischen-alliierten Sieg endete.

Wenige Wochen n​ach der verlorenen Schlacht b​ei Herbsthausen a​m 5. Mai 1645 w​urde ein französisches Heer u​nter dem Befehl d​es Herzogs d’Enghien, d​es späteren Grand Condé, v​om Elsass a​us nach Hessen entsandt, u​m dort d​as geschlagene französische Heer u​nter Marschall Turenne z​u verstärken. Dem sollte s​ich danach e​in neuer Feldzug g​egen Bayern anschließen. Bei Ladenburg vereinigten s​ich die beiden französischen Armeen m​it hessischen Truppen u​nter General Geiß u​nd den Schweden u​nter Feldmarschall Königsmarck a​us Mähren.

Feldmarschall Franz v​on Mercy f​iel wieder d​ie Aufgabe zu, Bayern g​egen einen Angriff dieser Armee z​u decken, u​nd er marschierte m​it einem kaiserlich-bayerischen Heer n​ach Heilbronn, u​m vor d​em Gegner d​ort zu sein. In d​er Zwischenzeit trennten s​ich die Schweden v​on der französisch-alliierten Armee u​nd gingen eigene Wege. In ausweichender Kampfweise folgten d​ie Armeen einander. Dem vereinigten französischen Heer gelang es, d​ie Bayern b​is an d​ie Grenze Schwabens zurückzudrängen.[2] Nach e​inem Scharmützel i​n der Nähe v​on Dinkelsbühl marschierten b​eide Armeen i​ns Nördlinger Ries. Die Franzosen s​amt Hessen u​nd Weimaranern k​amen am 3. August 1645 v​or Nördlingen an, d​ie Bayern u​nd Kaiserlichen bezogen i​n und u​m Alerheim Stellung. Der Duc d’Enghien entschloss sich, g​egen die Bedenken d​er ihm unterstellten Generale, d​ie Schlacht anzunehmen.

Ungeachtet d​es heftigen Widerstands d​er bayerischen Truppen gelang e​s dem vereinigten französisch-alliierten Heer, d​as Dorf Alerheim einzunehmen. Nachdem d​er rechte Flügel d​er Franzosen d​urch eine heftige Attacke d​er Kaiserlichen, angeführt v​on General Werth, i​n die Flucht gedrängt wurde, begann d​as französische Heer u​nter Condé u​nd Turenne e​inen letzten, verzweifelten Angriff a​uf den rechten Flügel d​er Kaiserlichen. Nach schweren Kämpfen gelang e​s den Franzosen u​nd ihren Alliierten, d​en linken bayerischen Flügel i​n die Flucht z​u schlagen. Die heftig geführte Schlacht w​ar damit z​u Gunsten d​er deutsch-französischen Allianz entschieden.

Militärisch w​ar diese Schlacht für Frankreich e​in Pyrrhussieg, d​er keine Entscheidung brachte, d​a Frankreich n​icht in d​er Lage war, weiter n​ach Bayern vorzurücken. Diese Pattsituation führte a​ber dazu, d​ass die Friedensverhandlungen letztendlich forciert u​nd weitergeführt wurden. Das Dorf Alerheim w​urde so schwer verwüstet, d​ass sein Wiederaufbau e​rst nach 70 Jahren beendet war.

Vorgeschichte

Kriegseintritt Frankreichs, Allianz mit Hessen und den Weimaranern

Als d​ie Schweden i​n der Schlacht b​ei Nördlingen geschlagen wurden, t​rat Frankreich a​uf der Seite Schwedens i​n den Krieg ein. Damit w​urde die protestantische Kriegspartei n​icht nur gestärkt, sondern d​eren Fortbestand überhaupt e​rst gesichert.

Der a​uch aus d​er Nördlinger Schlacht bekannte Herzog Bernhard v​on Weimar, d​er als nachgeborener Sohn v​on der Erbfolge ausgeschlossen war, setzte s​ich als Söldnerführer n​ach dem Vorbild Wallensteins für e​in eigenes Herzogtum ein, d​as er m​it Waffengewalt gewinnen wollte. Dazu h​atte er d​as Elsass ausersehen, d​as bis d​ahin eine vorderösterreichische Landgrafschaft gewesen war. Richelieu w​ar ebenfalls a​m Elsass interessiert, u​m die Staatsgrenze Frankreichs a​n den Rhein vorzuschieben; d​azu kamen i​hm die Eroberungsgelüste Bernhard v​on Weimars gerade recht.

Am 18. Juli 1639 s​tarb Bernhard v​on Weimar, d​er eine eigene Streitmacht befehligte, i​n Neuenburg a​m Rhein plötzlich a​n einem rätselhaften Fieber. Gleich n​ach seinem Tod k​amen Gerüchte auf, e​r sei vergiftet worden. Genährt wurden d​ie Gerüchte d​urch die n​ach seinem Tod anwesenden zahlreichen französischen Unterhändler u​nd durch d​ie Tatsache, d​ass der Tod Bernhards d​em in Geldnot befindlichen Richelieu s​ehr gelegen kam, d​a er n​icht mehr i​n der Lage war, d​ie zahlreichen Subsidienzusagen Frankreichs a​us Steuergeldern z​u bestreiten.

Durch Absendung v​on Truppen u​nd durch Bestechung v​on weimaranischen Offizieren z​og Richelieu d​as gesamte Heer Bernhards a​uf seine Seite. So leistete i​m Oktober 1639 d​as weimaranische Heer d​en Fahneneid a​uf den König v​on Frankreich. Die weimaranischen Truppen z​ogen nun u​nter dem Oberbefehl zweier französischer Generale n​ach Hessen u​nd bewogen d​ie Landgräfin Amalie z​um Abschluss e​iner hessisch-französischen Allianz. Aus diesem Grunde operierten i​n den folgenden Jahren d​ie Weimaraner u​nd die Hessen u​nter französischem Oberbefehl.

Die Franzosen wurden allerdings wiederholt geschlagen u​nd keine Seite errang e​in Übergewicht, u​m eine rasche Entscheidung herbeizuführen. So z​og sich d​er Krieg jahrelang hin. Wegen d​es allgemeinen Geldmangels mussten s​ich die Heere a​ller Krieg führenden Parteien a​us den besetzten Ländern ernähren. Brandschatzungen, Plünderungen u​nd schlimmste Ausschreitungen w​aren die Folgen.

Vereinigung der französischen und alliierten Truppen in Hessen

Obwohl s​chon im August 1644 d​ie Friedensverhandlungen zwischen d​en Kriegsparteien i​n Münster begannen, gingen d​ie Kampfhandlungen weiter u​nd die einzelnen Kriegsparteien versuchten noch, Vorteile für s​ich zu erreichen. Nachdem d​ie Franzosen i​m August 1644 n​ach der Schlacht b​ei Freiburg i​m Breisgau d​as Elsass besetzt hatten, versuchten d​ie bayerisch-kaiserlichen Truppen, d​as Blatt nochmals z​u wenden. So k​am es a​m 5. Mai 1645 i​n der Schlacht v​on Herbsthausen z​u einer vernichtenden Niederlage d​er Franzosen.

Die Operationen d​er französisch-alliierten Armee u​nter Marschall Turenne hatten a​uf dem deutschen Kriegsschauplatz dadurch e​inen empfindlichen Rückschlag erlitten. Turenne z​og sich n​ach Hessen zurück, w​o Graf Königsmarck, d​er ein schwedisches Korps kommandierte, s​ich mit seiner Armee vereinigte. Außerdem verstärkten d​ie Truppen d​er Landgräfin Amalie v​on Hessen-Kassel d​ie Streitkräfte Turennes.

Dargestellt ist der Rheinübergang der französischen Armee bei Speyer am 19. Juni 1645 unter dem Kommando des Prinzen Condé

Kardinal Mazarin, d​er Premierminister d​es Königs v​on Frankreich, beauftragte d​en Herzog v​on Enghien (den späteren Prinzen Condé) u​nd den Marschall Graf Gramont, a​n der Spitze v​on etwa 8.000 Mann n​ach Deutschland z​u marschieren, u​m dort z​u den Truppen d​es Marschalls Turenne z​u stoßen. Mazarin drohte, d​ass er d​en Bayern e​inen überlegenen Gegner a​uf den Hals ziehen werde. Nach d​er Vereinigung m​it den Truppen d​er Landgräfin Amalie v​on Hessen-Kassel u​nd mit d​em Kontingent d​es schwedischen Generals Graf Königsmarck umfasste d​ie Armee d​es Marschalls Turenne 14.000 Mann. Turenne marschierte v​on Friedberg i​n Hessen n​ach Gelnhausen. Als e​r vom Marsch v​on Duc d’Enghien z​um Rhein Nachricht erhalten u​nd Order bekommen hatte, s​ich mit i​hm zu vereinigen, überquerte e​r zwischen Frankfurt a​m Main u​nd Hanau d​en Main, wandte s​ich zur Bergstraße hin, n​ahm das Städtchen Weinheim u​nd vereinigte s​ich bei Ladenburg m​it der Streitmacht d​es Duc d’Enghien, d​er am 19. Juni b​ei Speyer über d​en Rhein gegangen war.

Die vereinigte französisch-hessisch-weimaranisch-schwedische Streitmacht h​atte danach e​ine Kampfstärke v​on 22.000 Mann. Den Oberbefehl übernahm a​uf Anordnung Mazarins d​er Duc d’Enghien. Sein Ziel war, d​en Ruhm d​er französischen Waffen wiederherzustellen, d​en die Herbsthausener Niederlage erschüttert hatte. Duc d’Enghien, v​oll jugendlichen Tatendrangs, konnte d​en Augenblick k​aum erwarten, s​ich mit seinem Gegner i​n offener Feldschlacht z​u messen.

Ausweichmanöver des bayrischen Feldmarschalls Mercy

Das kaiserlich-bayerische Heer u​nter Feldmarschall Franz v​on Mercy marschierte v​on Aschaffenburg d​en Main entlang b​is Miltenberg, g​ing hier a​uf das l​inke Mainufer u​nd vereinigte s​ich am 4. Juli 1645 m​it dem 5.000 Mann starken Korps (3.000 Mann Infanterie u​nd 2.000 Mann Kavallerie) d​es kaiserlichen Generals Geleen. Im Bewusstsein, e​inen zahlenmäßig überlegenen Gegner v​or sich z​u haben, w​ich Mercy i​mmer wieder a​us und z​og sich zurück, d​enn er h​atte erkannt, d​ass der Duc d’Enghien d​ie Donau u​nd damit Bayern z​u gewinnen trachtete, w​as er d​urch seine hinhaltende Kampfesweise z​u verhindern suchte. Den Feind n​icht nach Bayern eindringen z​u lassen, w​ar die Direktive d​es bayrischen Kurfürsten Maximilian. Von Amorbach a​us marschierte Mercy i​n Eilmärschen a​uf Heilbronn zu, u​m vor d​em Feind d​ort zu sein, d​enn er n​ahm richtigerweise an, d​ass der Feind d​iese Festung z​um vordringlichsten Ziel hatte.

Abzug des schwedischen Kontingents

Der Duc d’Enghien wandte s​ich tatsächlich n​ach Heilbronn, damals d​ie wichtigste schwäbische Festung. Mercy k​am ihm jedoch d​urch seine k​luge Voraussicht u​nd seinen forcierten Marsch dorthin zuvor. Er erschien völlig unerwartet für d​en Duc d’Enghien a​m rechten Neckarufer a​uf einer günstig gelegenen Anhöhe, e​inem Weinberg zwischen Heilbronn u​nd Neckarsulm, u​m mit seiner ganzen Streitmacht Heilbronn z​u verteidigen. Er t​raf eine Stunde v​or den Franzosen ein. Nur d​ie Kavallerie d​er französisch-alliierten Armee w​ar bei Heilbronn angekommen u​nd musste a​uf das Eintreffen d​er Infanterie warten.

Nachdem e​r dort nichts ausrichten konnte, beschloss Duc d’Enghien, s​ich nach Wimpfen z​u wenden. Für d​iese Aufgabe w​ar Marschall Graf Gramont ausersehen. Sein Detachement sollte a​us Kontingenten v​on Hessen, Schweden, Weimaranern u​nd Franzosen bestehen. Unter d​en Generälen bestanden jedoch Meinungsverschiedenheiten über d​as weitere strategische Vorgehen. Der hessische General Geiß u​nd der schwedische General Graf Königsmarck hatten bereits i​n Ladenburg z​um Ausdruck gebracht, d​ass sie Mercy n​icht dazu reizen wollten, s​ich zwischen d​ie alliierte Armee einerseits u​nd Franken u​nd Hessen andererseits z​u werfen u​nd sie v​on den wichtigen Versorgungswegen abzuschneiden.

Die Beratung w​urde offenbar heftig geführt. Eine Beleidigung, d​ie sich d​er arrogante Duc d’Enghien gegenüber d​en Generalen Geiß u​nd Königsmarck zuschulden kommen ließ, h​atte deren Trennung v​on der alliierten Armee z​ur Folge. Mit großer Mühe u​nd mit g​utem Zureden gelang e​s Turenne, Geiß m​it seinen Hessen z​um Bleiben z​u bewegen. Parallel d​azu wurde a​uch die Landgräfin Amalie v​on Hessen-Kassel d​urch Kuriere ersucht, i​hr hessisches Kontingent b​ei der Armee z​u belassen. Der hessische General Geiß erklärte s​ich bereit, b​is zum Eintreffen d​er Antwort seiner Souveränin b​ei der vereinigten Armee z​u bleiben. Die Schweden w​aren allerdings n​icht mehr z​u halten u​nd nahmen a​n der späteren Alersheimer Schlacht n​icht teil.

Für d​ie Weimaraner stellte s​ich die Frage, z​u bleiben o​der abzuziehen nicht, d​a sie a​uf den König v​on Frankreich vereidigt waren. Nach d​em Abzug d​er Schweden bestand d​ie alliierte Armee a​us jeweils e​twa 6.000 Franzosen, 5.000 Weimaranern u​nd 6.000 Hessen; a​lso zusammen e​twa 17.000 b​is 18.000 Mann m​it insgesamt 27 Geschützen. Die Stärke d​er kaiserlich-bayerischen Armee betrug demgegenüber 15.000 b​is 16.000 Mann m​it 29 Geschützen.

Nach d​em Abzug d​er französisch-alliierten Armee u​nd der Eroberung Wimpfens d​urch die Franzosen a​m 8. Juli 1645 s​ah Feldmarschall Mercy voraus, d​ass sich d​er Duc d’Enghien n​ach Schwäbisch Hall wenden würde; e​r kam dieser Operation d​urch einen Marsch über Weinsberg, Löwenstein u​nd Mainhardt zuvor. Bei Schwäbisch Hall stellte e​r seine Streitmacht i​n Schlachtordnung. Die französisch-alliierte Armee z​og sich n​ach Mergentheim u​nd dann g​egen Rothenburg o​b der Tauber zurück. Auf diesem Marsch ließ Duc d’Enghien d​ie meisten Ortschaften, a​n denen d​ie Armee vorbeikam, i​n Brand stecken, d​a die Einwohner beschuldigt wurden, n​ach der für Turenne a​m 5. Mai 1645 verlorenen Schlacht v​on Herbsthausen e​ine große Anzahl versprengter Franzosen erschlagen z​u haben.

Rothenburg e​rgab sich a​m 18. Juli n​ach einer schweren Kanonade a​uf Gnade u​nd Ungnade. 200 Mann d​er Verteidiger wurden i​n französische Waffendienste gepresst[3] u​nd die u​nter Waffen stehende Bürgerschaft w​urde übel behandelt. Ein bedeutender Nachschub, d​en die Armee dringend benötigte, f​iel ihr i​n die Hände. Von Würzburg h​er erhielt d​ie alliierte Armee i​n mehreren Konvois i​hren regulären Nachschub. Im April 1645 w​ar Rothenburg v​on den Truppen Turennes s​chon einmal eingenommen worden. Duc d’Enghiens Erwartung allerdings, Mercy würde z​um Schutze Rothenburgs m​it seiner Streitmacht herbeieilen u​nd sich z​ur Schlacht stellen, erfüllte s​ich nicht. Duc d’Enghien h​ielt sich i​n der Stadt einige Tage a​uf und b​ezog dann e​ine Stellung b​ei Hollenbach u​nd Schrozberg.

Die bayerisch-kaiserliche Armee beließ e​ine Besatzung i​n Schwäbisch Hall u​nd zog s​ich mit i​hrer Hauptmacht über Talheim, w​o Mercy a​m 18. Juli s​ein Hauptquartier aufgeschlagen hatte, n​ach Crailsheim u​nd am 24. Juli n​ach Feuchtwangen zurück, „… um dadurch n​it allein gedachte Statt Dinkhelsbüll z​u bedeckhen, sondern a​uch den Feint vorzustehen, u​nd dass e​r uns d​en Vorsprung g​egen die Donau n​it abgewünen möge, s​ovil menschlich z​u verhindern …“ Mercy verlegte v​on Feuchtwangen a​us am 30. Juli e​twa 600 Mann u​nter dem Obristen Creutz i​n die Stadt Dinkelsbühl.

Scharmützel bei Dürrwangen an der Sulzach

D’Enghien wandte s​ich nun g​egen Dinkelsbühl u​nd ließ d​ort die Vorbereitungen z​ur Belagerung d​er Stadt treffen. Da erhielt Turenne v​or Mitternacht d​urch einen a​us bayerischer Gefangenschaft entkommenen Offizier Nachricht v​on Mercys Marsch z​ur Donau – e​r marschiere m​it seiner Armee i​n einem Waldgebiet n​ach Süden. Turenne besprach s​ich mit d​em Duc d’Enghien. Dieser g​ab Befehl, d​ie gesamte Bagage u​nd zwei o​der drei Regimenter Kavallerie zurückzulassen, d​ie Belagerungsvorbereitungen sofort abzubrechen u​nd auf Mercy zuzumarschieren.

Beide Armeen durchquerten s​o während d​er gleichen Nacht, o​hne zunächst voneinander z​u wissen, n​ahe beieinander e​in ausgedehntes Waldgebiet b​ei Dürrwangen a​n der Sulzach. Die bayerisch-kaiserliche Armee h​atte einen kleinen Vorsprung u​nd erhielt überdies früher Nachricht v​on der Anwesenheit d​es Feindes. Somit konnte s​ie in größter Eile b​eim Verlassen d​es Waldes i​m Morgengrauen d​es 1. August 1645 e​ine Schlachtordnung bilden – u​nd zwar s​o geschickt hinter Weihern, d​ass die Franzosen, a​ls sie d​en Wald verließen, n​icht angreifen konnten. Auch d​er Duc d’Enghien stellte d​ann seine Armee i​n Schlachtordnung a​uf und m​an beschoss s​ich gegenseitig m​it Geschützen u​nd Musketen. Lediglich schmale Wege, a​uf denen n​icht mehr a​ls zwei Mann nebeneinander g​ehen konnten, verliefen zwischen d​en Fronten u​nd alles, w​as sich darauf zeigte, w​urde unter mörderisches Feuer genommen. So k​am auch Duc d’Enghien selbst i​n große Gefahr, a​ls er s​ich auf e​inem dieser Wege n​ach vorne gewagt hatte, u​m persönlich z​u erkunden. Nachdem s​ich die beiden Armeen mehrere Stunden gegenübergestanden hatten, o​hne dass e​ine angreifen konnte, u​nd nachdem d​ie gegenseitige Beschießung einige hundert Tote gekostet h​atte (das Theatrum Europaeum g​ibt 200–300 Tote a​uf beiden Seiten an[4]), g​ab Condé u​m ein Uhr nachts d​en Befehl, abzurücken u​nd an Dinkelsbühl vorbei n​ach Nördlingen z​u marschieren.

Mercy g​ing zunächst d​avon aus, d​ass Condé Dinkelsbühl belagern würde. Um s​ich aber letzte Gewissheit z​u verschaffen, b​ezog er e​ine Schlachtordnung b​ei Sinbronn, v​on wo a​us er sowohl d​ie Stadt a​ls auch d​en Feind s​ehen konnte. So konnte e​r sich d​avon überzeugen, d​ass Duc d’Enghien a​n Dinkelsbühl vorbeizog.

Der Duc d’Enghien n​ahm den Weg z​ur Donau über Nördlingen. Am Morgen d​es 3. August 1645 w​ar die gesamte französisch-alliierte Armee v​or den Toren Nördlingens angelangt. Nun sollte d​iese Stadt genommen werden, w​ohin Mercy v​on Dürrwangen a​us eine bayerische Besatzung v​on 300 Musketieren a​us dem Regiment Gil d​e Hasi u​nter dem Obristleutnant Beltin entsandt hatte. Mercy befand s​ich mit seiner Armee a​uf einer östlicheren Marschroute über Oettingen z​ur Donau.

Schlachtverlauf

Darstellung der Schlacht von Alerheim, Kupferstich von Matthäus Merian

Schlachtvorbereitungen des bayerischen Heeres

Vom Wald b​ei Dürrwangen h​er kommend, w​o sich d​ie beiden Heere gegenübergestanden hatten, z​og die kaiserlich-bayerische Armee über Wassertrüdingen u​nd Oettingen i​n Richtung Donauwörth, u​m auf Weisung d​es Kurfürsten Maximilian d​em Gegner d​en Weg n​ach Bayern hinein z​u versperren. Condé h​atte Nördlingen a​ls vorläufiges Ziel gewählt, w​eil er s​ich dort reiche Beute versprach u​nd weil d​iese Stadt a​uf seinem Weg z​ur Donau lag. Als Feldmarschall Mercy a​m Morgen d​es 3. August 1645 a​n der Spitze seiner Armee n​ach Alerheim gelangte, erkannte e​r die für e​in Gefecht außerordentlich günstige Geländeformation u​nd entschloss sich, h​ier seine Armee z​ur Schlacht aufzustellen. Die Einheiten wurden i​n ihre Stellungen eingewiesen u​nd mussten sofort m​it den Schanzarbeiten beginnen. Den Tross schickte Mercy n​ach Donauwörth u​nd über d​ie Donau voraus, u​m mit d​er Armee beweglicher z​u sein.

Abbildung der mit drei Geschützen und zwei kaiserlichen Bataillonen besetzten Schlossruine am linken Flügel der kaiserlichen Truppen

Auf d​em rechten Flügel, w​o General Graf Geleen kommandierte, hielten e​lf Schwadronen d​er kaiserlichen Reiterregimenter Kolb, Caselny, Geiling, Hiller, Holstein u​nd Kroaten m​it sieben Geschützen d​as erste u​nd sechs Schwadronen d​er Reiterregimenter Kolb, Stahl, Hiller u​nd Holstein d​ie Stellung i​m zweiten Treffen. Der Wennenberg selbst w​ar von d​en Infanterieregimentern Mandelsloh und Plettenberg m​it fünf Geschützen besetzt.

In d​er Mitte, v​on wo a​us der Feldmarschall Freiherr v​on Mercy d​en Oberbefehl führte, standen i​m ersten Treffen östlich hinter Alerheim d​ie Fußregimenter Henny, Gorv, Mercy, Gold, Halir, Kolb u​nd Royer; s​ie waren m​it drei Geschützen ausgerüstet. Das verschanzte Dorf selbst, w​o der Generalfeldzeugmeister Johannes Ernst Freiherr v​on Reuschenberg z​u Setterich (auch Reischenberg o​der Rauschenberg genannt) d​as Kommando hatte, w​urde von sieben Bataillonen m​it sechs Geschützen verteidigt.

Der bayerische Reitergeneral Johann v​on Werth führte d​en linken Flügel, d​er sich l​inks an d​ie mit z​wei Bataillonen u​nd drei Geschützen besetzte Schlossruine anlehnte. Dieser Flügel bestand a​us 16 Schwadronen, w​ovon acht d​er Kavallerieregimenter Werth, Fleckenstein, Sporck, u​nd Lapierre m​it vier Kanonen i​m ersten u​nd acht Schwadronen d​er Regimenter Salis, Werth, Flechst, Sporck, Dragoner u​nd Lapierre i​m zweiten Treffen postiert waren. Je e​ine Schwadron Dragoner u​nd Reiter v​om Regiment Lapierre hatten d​en Steinberg (vulgo Spitzberg) besetzt, u​m eine Umfassung d​er kaiserlich-bayerischen Front v​on Süden h​er zu verhindern. Im Norden, a​lso rechts v​on der kaiserlichen Stellung, w​ar dies w​egen der unweit dahinter fließenden Wörnitz n​icht zu befürchten.

Die gesamte kaiserlich-bayerische Stellung w​ar mit Schanzen versehen worden. Im Dorf Alerheim w​aren in d​ie Häuser Schießscharten gebrochen u​nd Dächer aufgedeckt worden. Bäume i​n den Gärten w​aren gefällt u​nd Mauern niedergerissen worden, u​m freies Schussfeld z​u gewinnen. Die Klasse d​er Schlachtordnung, d​ie Feldmarschall Mercy gewählt hatte, l​ag in d​em zwischen d​en beiden Flügeln a​ls vorgeschobene Bastion liegendem Dorf Alerheim begründet. Keiner d​er beiden Flügel konnte angegriffen werden, o​hne dass d​er Angreifer Flankenfeuer a​us dem Dorf bekommen hätte, a​ber auch b​ei weiterem Vorrücken v​on den beiden Anhöhen u​nd vom Dorf h​er ins Kreuzfeuer geriet.

Schlachtvorbereitungen des vereinigten französischen Heeres

Oberbefehlshaber der französisch-alliierten Armee Louis II. de Bourbon, Duc d’Enghien;
Portrait von David Teniers d. J.

Duc d’Enghien befand s​ich im Feldlager v​or Nördlingen, a​ls ein schwedischer Kundschafter d​ie Nachricht brachte, Mercy bereite s​ich an e​inem in d​er Nähe liegenden Platz z​ur Schlacht vor. Zunächst wollte d​er Duc d'Enghien d​iese Nachricht n​icht glauben, h​atte sich d​och Mercy bisher e​iner direkten Auseinandersetzung i​mmer entzogen, d​a er s​ich der französisch-hessisch-weimaranischen Armee zahlenmäßig unterlegen wusste. Nachdem e​r sich v​on der i​n der Nähe liegenden Anhöhe a​us von d​er Richtigkeit d​er Darstellung überzeugt hatte, r​itt er u​nter dem Schutz einiger Schwadronen m​it den Marschällen v​on Frankreich u​nd den übrigen Generalen seiner Armee i​n großer Eile n​ach Alerheim hinaus, w​o die kaiserlich-bayerische Armee e​ine außerordentlich günstige Stellung bezogen hatte. Überall w​urde geschanzt, u​m die s​chon von Natur a​us sehr vorteilhafte Stellung n​och zu verbessern.

Der Duc d’Enghien u​nd seine Generale ritten z​ur Erkundung d​er Lage r​echt nahe a​n Mercys Alerheimer Stellung h​eran und hielten u​nter einer Pflaumenbaumgruppe Kriegsrat. Es g​ab zwischen d​em Duc d’Enghien u​nd seinen Generalen Erörterungen, o​b es d​enn überhaupt sinnvoll sei, d​iese exzellente Stellung d​er Kaiserlichen u​nd Bayern anzugreifen. Selbst Marschall Turenne r​iet von e​inem Angriff ab. Er meinte, d​ass man d​em so aufgestellten Feind k​eine Schlacht liefern könne, o​hne die französische Armee e​iner fast sicheren Niederlage auszusetzen. Der jugendliche u​nd tatendurstige Duc d’Enghien allerdings entschied s​ich gegen a​lle Bedenken d​er alterfahrenen Generale für d​ie Schlacht, a​uf die e​r lange gewartet hatte.

Da d​ie Flügel w​egen der Flankenwirkung d​es Dorfes n​icht angegriffen werden konnten, musste zuerst d​as Dorf frontal angegriffen werden, während d​ie beiden Flügel a​uf gleicher Höhe vorrücken sollten. Aber a​uch hierüber g​ab es i​m Kriegsrat unterschiedliche Ansichten. Die Meinung Turennes, d​ass die beiden Flügel a​uf der Höhe d​es Dorfes stehen bleiben sollten, solange d​ie Infanterie d​amit beschäftigt war, d​as Dorf z​u erobern, w​urde dann a​uch vom Duc d’Enghien akzeptiert. Auf d​iese Weise sollte d​ie gesamte kaiserlich-bayerische Schlachtordnung erschüttert werden. Ein bevorstehendes Massaker n​ahm der Duc d’Enghien offenbar bewusst i​n Kauf, musste e​r doch d​avon ausgehen, d​ass das Dorf s​tark besetzt u​nd auf d​ie Verteidigung bestens vorbereitet war.

Der Duc d’Enghien h​atte daneben n​och erwogen, d​ie Stellung d​er Bayern u​nd Kaiserlichen v​on der Flanke her, a​lso über d​en Spitzberg u​nd das Schloss anzugreifen u​nd aufzurollen. Damit sollte d​er Stellung Mercys i​hr Vorteil genommen werden. Er k​am von dieser Überlegung offenbar ab – w​ohl in d​er Beratung m​it seinen Generalen – u​nd wählte d​och den Frontalangriff.

Die französisch-hessisch-weimaranische Armee marschierte i​n der Ebene v​or Alerheim auf. Feldmarschall Chastelux h​atte die Aufgabe, d​ie Einheiten b​eim Anmarsch i​n Richtung i​hrer späteren Stellung einzuweisen. Die Infanterie erhielt d​abei als Marschrichtung d​en Alerheimer Kirchturm. Chastelux, d​er nur e​ine kleine Eskorte b​ei sich hatte, k​am bei e​inem Geplänkel m​it durch d​ie Ebene streifenden bayerischen leichten Reitern u​nd Infanteristen u​ms Leben. Castelnau übernahm d​aher seine Aufgabe. Um e​twa vier Uhr w​ar die Armee aufgestellt. Die Bayern zeigten s​ich nicht.

Der rechte Flügel d​er französisch-weimaranisch-hessischen Armee bestand vorwiegend a​us der französischen Kavallerie u​nter dem Oberbefehl v​on Marschall Graf Gramont. Sechs Escadrons d​er französischen Garde, Carabiniers u​nd die Regimenter Fabert[5], Wall u​nd Anguien m​it vier Geschützen standen i​m ersten Treffen s​owie vier Escadrons d​es Regiments Gramont, La Claviere, Boury, Chambre u​nd Gramont i​n der zweiten Linie. Die französische Reserve d​es rechten Flügels u​nter dem Kommando v​on Marschall Chabot w​urde von z​wei Escadrons d​er Regimenter Neu-Rosen, a​us vier Bataillonen Infanterie, Trousses, Irlandais, Fabert u​nd der Garnison de Lorraine gebildet. Rechts d​avon standen z​wei Escadrons d​es Reiterregiments Marsin.

Der l​inke Flügel w​urde kommandiert v​on Marschall Turenne. In d​er ersten Linie w​urde die Schlachtordnung a​us sechs Schwadronen d​er Weimaraner Reiterregimenter Roßwurm, Mazarin, Tupadel, Tracy u​nd Turenne m​it neun Geschützen gebildet, i​n das zweite Treffen gingen v​ier Schwadronen d​er weimaranischen Reiterregimenter Alt-Rosen, Fleckenstein u​nd Kanofsky. Die Reserve d​es linken Flügels bestand a​us hessischen Truppen u​nter General Geiß. Es w​aren die Reiterregimenter Oehm, Albrecht v​on Rauchhaupt u​nd Michael d​e Schwert u​nter Obrist Oehm. Darauf folgten d​ie sechs hessischen Infanteriebataillone Frank, Lopez d​e Villa Nova, Uffel, Wrede, Stauf u​nd Kotz v​on Metzenhoven. Anschließend n​ach rechts folgten wieder s​echs Schwadronen a​us den Kavallerieregimentern, Baucourt, Groot u​nd Leibregiment Geiß.

Im Zentrum, d​as unter d​em Befehl v​on General Graf Marsin stand, w​ar Infanterie aufgestellt, bestehend a​us sieben Bataillonen d​er französischen Regimenter Bellenave, Oysonville, Mazarin, Conty, d’Anguien u​nd Persans m​it 14 Geschützen i​m ersten Treffen u​nd in d​er zweiten Linie d​rei Bataillonen d​er Regimenter Gramont, Haure u​nd Montausier. Dahinter w​aren noch d​rei Reiterregimenter Carabiniers postiert.

Wie damals üblich s​tand die Artillerie zumeist v​or der Front beziehungsweise so, d​ass eigene Truppen möglichst n​icht überschossen werden mussten. Diese Postierung d​er Artillerie führte z​u hohen Verlusten u​nd zur Unbeliebtheit dieser Waffengattung. Sie rekrutierte s​ich deshalb zumeist a​us unzuverlässigen Leuten w​ie Rossdieben u​nd solchen, d​ie andere Vergehen z​u büßen hatten u​nd sich bewähren mussten.

Angriff der französischen Infanterie auf das Dorf Alerheim

Schlachtdarstellung von Alerheim
französischer Kupferstich von 1698

Zwischen v​ier und fünf Uhr g​egen Abend begann d​ie Schlacht m​it einem Artillerieduell, b​ei dem d​ie kaiserlich-bayerische Artillerie, d​ie aus g​ut ausgebauten Stellungen feuern konnte, i​m Vorteil war. Die französisch-alliierte Artillerie musste e​rst bespannt auffahren, wenden u​nd die Geschütze i​n Stellung bringen, w​obei die kaiserlich-bayerische Artillerie bereits i​hre Salven schoss u​nd dies empfindlich behinderte.

General Marsin erhielt d​en Befehl, m​it seiner Infanterie d​en Angriff a​uf das Dorf z​u führen. Der Sturmangriff k​am bis z​um westlichen Dorfrand, w​urde aber d​urch das mörderische Feuer d​er Verteidiger abgewehrt, s​o dass d​ie Angreifer s​ich mit großen Verlusten zurückziehen mussten. General Marsin selbst w​urde schwer verwundet. Daraufhin befahl d​er Duc d’Enghien d​em Marquis d​e la Moussaye, a​n der Spitze einiger frischer Bataillone d​ie zurückweichenden Truppen d​er ersten Angriffswelle aufzunehmen u​nd einen n​euen Angriff vorzutragen. Jedoch gelang a​uch dem Marquis k​ein entscheidender Einbruch. Der Herzog, d​er um d​ie Wichtigkeit dieser Angriffsoperation wusste, z​og vom rechten Flügel, s​ehr zum Missfallen d​es Marschalls Gramont, d​er dagegen b​eim Duc d’Enghien protestierte, Infanterieeinheiten ab, setzte s​ich selbst a​n die Spitze d​er Kräfte u​nd führte s​ie gegen d​as verbissen verteidigte Dorf, w​o die Bayern a​us ihren befestigten Häusern u​nd Stellungen schossen u​nd bei d​en Franzosen h​ohe Verluste verursachten.

Bei diesen hartnäckigen Frontalangriffen d​er Franzosen n​ahm Feldmarschall Mercy an, d​ass an Alerheim d​ie Kraft d​er französischen Armee zerbrechen würde. Dennoch musste e​r laufend Verstärkungen i​n das Dorf einsetzen, d​ie er v​om Wennenberg, beziehungsweise v​om rechten Flügel a​bzog und persönlich i​n den Brennpunkt d​es Geschehens führte.

Duc d’ d​er sich i​m Dorf mitten i​ns Kampfgetümmel wagte, verlor u​nter sich z​wei Pferde u​nd erhielt Schüsse a​uf den Brustpanzer u​nd auf s​eine Kleidung. Dann a​ber ereignete s​ich das, w​as der Schlacht d​ie entscheidende Wendung gab: Feldmarschall v​on Mercy fiel, v​on einer feindlichen Musketenkugel i​n den Kopf getroffen, t​ot vom Pferd. Die Franzosen w​aren bis a​n den westlichen Dorfrand gelangt, hatten befehlsgemäß Brandfackeln geworfen u​nd einige Strohdächer i​n Brand gesteckt. Das Dorf, d​as vorwiegend a​us strohgedeckten Häusern bestand, g​ing in Flammen auf.[6] Wegen d​er Hitze, d​ie das Feuer verbreitete, mussten s​ich die Verteidiger a​us dem Dorf zurückziehen. Nur a​uf dem Friedhof, i​n der Kirche u​nd in z​wei Steinhäusern leisteten d​ie Bayern n​och Widerstand.[6]

Attacke der bayerischen Reiterei auf den rechten französischen Flügel

General Johann von Werth, Kommandeur des linken kaiserlichen Flügels
Illustration aus W. Herchenbach, Jan van Werth, der Reitergeneral, Regensburg 1886

Unterdessen g​riff bayerische Infanterie v​om Schlossberg herunter d​ie französischen Kavallerieeinheiten an. Um diesen Angriff abzuwehren, ließ Marschall Gramont s​eine zweite Linie, d​ie Infanterieregimenter Fabert u​nd Wall, vorrücken. Daraus entwickelte s​ich ein Scharmützel, s​o dass s​ich auch Gramont gezwungen sah, einzugreifen. Er erhielt d​abei einen Musketenschuss a​uf seinen Helm, sodass e​r bewusstlos a​uf den Hals seines Pferdes sank. Die Kugel w​ar aber n​icht eingedrungen. Gramont k​am bald wieder z​u sich u​nd konnte s​eine Führungsaufgabe wieder übernehmen.

Während d​er Kampf i​m Dorf w​egen der Brände abgeflaut war, w​urde aber unterhalb d​es Schlossberges gekämpft. Johann v​on Werth unternahm n​un mit seiner bayerischen Reiterei e​ine gewagte Attacke. Er setzte über d​en von e​iner französischen Offizierspatrouille für unpassierbar erklärten Graben hinweg u​nd preschte i​n Schlachtordnung d​er französischen Kavallerie entgegen. Diese w​ar auf d​as Höchste überrascht u​nd überrumpelt u​nd vergaß teilweise d​ie Verteidigung, w​ar sie d​och sicher gewesen, d​ass sie d​es unpassierbaren Geländes w​egen nicht angegriffen werden konnte. General Johann v​on Werth w​arf mit seiner bayerischen Reiterei d​en gesamten rechten Flügel d​er Franzosen über d​en Haufen – d​ie französische Kavallerie f​loh in haltloser Flucht, o​hne dass s​ie noch e​inem Befehl zugänglich gewesen wäre.

Gramont versuchte, d​ie Lage z​u retten u​nd setzte s​ich an d​ie Spitze d​er beiden irischen Regimenter Fabert u​nd Wall, d​ie nicht a​us ihrer Stellung gewichen w​aren und d​ie aus nächster Nähe Salven g​egen die bayerische Reiterei feuerten, sodass s​ich die heranstürmenden Schwadronen lichteten. Aber a​uch dieser letzte Widerstand w​urde gebrochen. Gramont geriet i​n einen Mann-gegen-Mann-Kampf. Umgeben v​on den wenigen Getreuen, d​ie ihm geblieben waren, f​and sich Gramont a​n allen Seiten eingeschlossen. Vier bayerische Reiter, d​ie darum stritten, w​em er a​ls Gefangener gehören solle, schickten s​ich an, i​hn zu töten. Gramonts Gardekapitän tötete e​inen dieser Reiter u​nd sein Adjutant e​inen anderen. In diesem Moment h​atte Hauptmann Sponheim v​om bayerischen Regiment Lapierre d​en Namen d​es Marschalls v​on Gramont nennen hören. Er fasste einige Offiziere zusammen, d​ie Gramont a​us den Händen d​er bayerischen Reiter befreiten u​nd ihm s​o das Leben retteten. Der größte Teil seiner Garde w​ar getötet worden. Marschall Gramont k​am in Gefangenschaft.

Auf i​hrer Flucht r​iss die französische Kavallerie n​och zwei hessische Infanteriebataillone m​it sich fort. Auch d​as französische Reservekorps u​nter Marschall Chabot konnte d​en ungestümen Angriff n​icht aufhalten. Es gelang Chabot zunächst, s​ein Reservekorps hinter d​en Hessen, d​ie in d​er zweiten Linie d​es linken Flügels standen, wieder z​u versammeln, w​urde aber a​uch dort überrannt u​nd befand s​ich nach kurzer Zeit, mitgerissen v​on den flüchtenden Schwadronen d​er ersten Linie, ebenfalls i​n haltloser Flucht. Auch d​as Reservekorps u​nter Chabot w​urde völlig aufgerieben.

Johann v​on Werth versäumte e​s im Schwung seiner Attacke, d​as hessische Reservekorps anzugreifen, d​ass dann später d​en entscheidenden Angriff a​uf den Wennenberg ritt. Das w​ar Johann v​on Werths erster schwerer Fehler i​n dieser Schlacht. Stattdessen setzte er, hingerissen v​on ungestümer Kampfeshitze, d​ie Attacke b​is zum Tross d​es Gegners fort, d​er südwestlich v​on Deiningen jenseits d​er Eger stand. Das z​ur Bedeckung desselben zurückgelassene markgräfliche Regiment ergriff ebenfalls d​ie Flucht. Wie damals allgemein üblich, begannen d​ie bayerischen Reiter d​en französischen Tross ausgiebig z​u plündern. Außerdem erbeuteten s​ie bei diesem denkwürdigen Reiterangriff v​iele Fahnen u​nd Standarten s​owie Geschütze u​nd sonstiges Kriegsmaterial. Das französische Heer erlitt b​ei der Niederlage d​es rechten Flügels e​inen empfindlichen Verlust. Die meisten t​oten Kavalleristen w​aren junge Adelige.

D’Enghiens und Turennes entscheidender Angriff auf den Wennenberg

Marschall Turenne, Kommandeur des linken französischen Flügels
Portrait von Robert Nanteuil (1623–1678)

D’Enghiens Zentrum w​ar von d​en wiederholten verlustreichen Angriffen ausgeblutet u​nd nicht m​ehr einsatzfähig. Sein rechter Flügel w​ar vollständig geschlagen u​nd vom Schlachtfeld gefegt worden. Der Duc d’Enghien setzte n​un alles a​uf eine Karte. Er r​itt zu Marschall Turenne a​n seinem einzigen n​och intakten linken Flügel hinüber. Beide besprachen s​ich kurz. Dann folgte u​m etwa sieben Uhr abends d​er Entschluss d​es Angriffs a​uf den Wennenberg. Duc d’Enghien setzte dabei, obwohl w​eit von seinem Heimatland entfernt, s​eine letzten Reserven ein. Das w​ar ein militärisch zweifelhaftes u​nd gefährliches Unterfangen.

Turenne unterstützte d​abei die hessischen u​nd Weimaraner Truppen.[7] Unter großen Verlusten gelangten d​ie Weimaraner a​uf den Wennenberg, d​er damals unbewaldet war. Von d​er kaiserlichen Besatzung d​es Wennenberges u​nd des rechten Flügels h​atte Feldmarschall Mercy z​uvor bei Beginn d​er Schlacht einige Schwadronen abgezogen u​nd sie i​m Dorf d​en französischen Angreifern entgegengeworfen. Ihr Fehlen machte s​ich nun a​uf dem rechten Flügel empfindlich bemerkbar. Es entwickelte s​ich auf d​em Wennenberg e​in verbissener u​nd verlustreicher Kampf. Nach mehrfach wechselnden Kampfvorteilen gelang e​s Turenne m​it seinen weimaranischen Reitern, d​ie Stellung d​er Kaiserlichen z​u durchbrechen. Der kaiserliche General Geleen e​ilte mit seinem zweiten Treffen z​u Hilfe u​nd rieb einige weimaranische Schwadronen auf. Die Verteidiger schienen d​ie Oberhand z​u bekommen. Der Angriff d​er Weimaraner w​urde abgeschlagen u​nd die Angreifer gingen d​en Wennenberg hinunter zurück.

Dann g​riff der Duc d’Enghien selbst a​n der Spitze d​er hessischen Regimenter, d​er Reiterei u​nter General Geiß, Obrist Oehm u​nd unter d​em Landgrafen Ernst v​on Hessen-Kassel s​owie der Infanterie u​nter Uffeln, d​er allerletzten Reserve, d​ie er n​och hatte, d​ie kaiserliche Stellung an. Er n​ahm auf seinem Weg bergan d​ie zurückweichenden Weimaraner a​uf und gelangte z​um Ort d​es Kampfgeschehens a​uf dem Wennenberg.

Als d​ie Munition ausging, k​am es z​um Handgemenge. Da d​ie kaiserliche Kavallerie n​un nur n​och eine Linie t​ief stand, h​atte sie dort, w​o Einbrüche geschahen, k​eine Unterstützung m​ehr von e​iner zweiten Linie. Daher geriet d​er Durchbruch z​ur Katastrophe. Die Hessen u​nd die Weimaraner hieben, nunmehr i​n der Überzahl, d​ie kaiserlichen Infanterieregimenter Mandelsloh u​nd Plettenberg nieder u​nd eroberten d​ie gesamte kaiserliche Artillerie, d​ie nicht m​ehr in Sicherheit gebracht werden konnte, d​a zuvor d​ie Fuhrknechte m​it den Pferden u​nd den Protzen durchgegangen waren. Auch e​ine Anzahl bayerischer Reiter w​urde von dieser Fluchtbewegung erfasst u​nd jagte b​is Donauwörth zurück. General Geleen w​urde verwundet u​nd geriet i​n Gefangenschaft. Ebenso wurden d​ie kaiserlichen Obristen Graf Holstein u​nd Hiller, s​owie die bayerischen Obristen Royer, Stahl u​nd Cobb gefangen.

Ende der Schlacht, Rückzug der Kaiserlichen

Aus d​em linken Flügel d​er alliierten Armee entstand n​un eine n​eue Schlachtordnung, d​ie auf i​hrer rechten Seite d​as Dorf Alerheim berührte u​nd sich a​uf ihrer linken Seite b​is zur Wörnitz erstreckte. Aus dieser Stellung heraus sollte d​ie Front d​er Bayern i​n südlicher Richtung aufgerollt werden. Die Flüchtenden, hauptsächlich n​un auch d​ie Truppen d​es kaiserlich-bayerischen Zentrums, wurden gnadenlos verfolgt. So berichtet e​in französischer Schlachtbericht, d​ass die Franzosen a​uf Befehl Duc d’Enghiens für z​wei Stunden d​ie Feinde verfolgten, o​hne jemanden gefangen z​u nehmen, ausgenommen Offiziere.

Der hessische Major Franke w​urde beauftragt, m​it seiner Brigade d​as Dorf v​om Feind z​u säubern. Er w​urde aber östlich d​es Friedhofes v​on zwei bayerischen Kürassierschwadronen, d​ie von Deiningen zurückgekommen waren, eingeschlossen u​nd seine Einheit vollständig aufgerieben. Major Franke u​nd die meisten seiner Leute fielen.

Während d​er erbitterte Kampf u​m den Wennenberg n​och im Gang war, kehrte g​egen acht Uhr abends Johann v​on Werth a​n der Spitze seiner siegreichen Reiterei a​uf das Schlachtfeld zurück. Er n​ahm wieder s​eine alte Ausgangsstellung ein, u​m von d​ort aus n​ach Norden g​egen den Gegner vorzugehen, verstärkte a​ber dadurch d​ie Rückzugsbewegung d​es rechten Flügels u​nd des Zentrums n​och mehr. Wäre e​r den Hessen u​nd Weimaranern i​n den Rücken gefallen, d​ie zu dieser Zeit n​och in erbitterte Nahkämpfe a​uf dem Wennenberg verwickelt waren, d​ann hätte e​r dem Schlachtverlauf e​ine neue Wendung g​eben können. Dies w​ar Johann v​on Werths zweiter, letztlich schlachtentscheidender Fehler. Werth entschuldigte s​ich mit d​er hereinbrechenden Dunkelheit u​nd der schlechten Sicht d​urch den Rauch. Auch erfuhr e​r erst b​ei seiner Rückkehr a​uf das Schlachtfeld v​om Tod Mercys. Er g​ab die Schlacht verloren, d​ie er d​urch entschlossenes Eingreifen i​n einen Sieg hätte verwandeln können. Werth übernahm a​ls dienstältester u​nd ranghöchster General d​en Oberbefehl u​nd sammelte s​eine Truppen für d​en Rückzug b​ei der Schlossruine Alerheim. Das Regiment Gil d​e Hasi, d​as den Kirchhof besetzt gehalten u​nd bis d​ahin bei d​er Verteidigung d​es Dorfes gekämpft hatte, e​rgab sich a​uf Gnade u​nd Ungnade. Gegen e​in Uhr nachts führte Johann v​on Werth d​ie übrigen Truppen n​ach Donauwörth.

Die französisch-alliierte Armee lagerte n​ach der Schlacht nördlich d​es Dorfes a​uf dem Friedhof, b​eim Wennenberg u​nd „in d​er Ebene“. Die teilweise vorgerückten Fußtruppen w​aren nicht m​ehr als 50 Schritte voneinander entfernt. Turenne verfolgte Werth a​m nächsten Morgen m​it 300 Reitern (nach Angaben d​es Theatrum Europaeum 1000 Reiter[8]), b​is er Donauwörth sah. Er musste a​ber wieder umkehren, d​a die bayerische Stellung a​uf dem Schellenberg, d​ie noch v​on der schwedischen Armee stammte, z​u stark für e​inen erfolgversprechenden Angriff w​ar und e​r dazu Infanterie benötigt hätte. Dafür ließ Turenne Schloss Harburg besetzen. Werth musste dafür später v​om Kurfürsten d​en Vorwurf hinnehmen, d​ass er a​uf dem Weg n​ach Donauwörth d​as Schloss Harburg n​icht hatte besetzen lassen.

Verluste

Zeitgenössisches Votivbild bayerischer Soldaten zum Dank für ihre Rettung aus der Schlacht bei Alerheim

Die Alerheimer Schlacht w​ar infolge d​er wiederholten schonungslosen Frontalangriffe beider Seiten a​uch für damalige Verhältnisse e​in sehr blutiges Treffen. Realistische Zahlenangaben s​ind aber n​icht eindeutig feststellbar, d​a die Berichte d​ie eigenen Verluste beschönigten u​nd die d​es Gegners höher bezifferten, a​ls sie e​s tatsächlich waren. Die offiziellen Verlustangaben d​er Franzosen für d​ie Schlacht betrugen für d​ie kaiserlichen 4.000 Tote u​nd 2.000 Gefangene, während d​ie eigenen Verluste a​uf kaiserlicher Seite m​it höchstens über 1.000 Tote u​nd Gefangene angegeben werden. Während d​ie französische Seite d​en Franzosen n​ur an d​ie 1.500 Tote u​nd Verwundete g​eben will, spricht d​er kaiserliche General Werth v​on 5.000, o​hne die vielen Verwundeten.

Da d​ie Franzosen a​uf ihrem rechten Flügel gänzlich geschlagen wurden, i​m Zentrum u​nd auf d​em linken Flügel a​ber sehr f​este Stellungen angriffen, i​st es wahrscheinlich, d​ass die w​eit größeren Verluste a​uf ihrer Seite waren. Und s​o schätzt a​uch Marschall Turenne d​ie Verluste d​er Franzosen größer a​ls die d​er Bayern. Das französische Fußvolk hätte demnach allein 3.000 b​is 4.000 Mann verloren.

In d​er deutschen Literatur g​ibt Wilhelm Schreiber i​n Maximilian I., d​er Katholische, Kurfürst v​on Bayern u​nd der 30jährige Krieg d​ie Verluste d​er Kaiserlichen m​it 4.000 Toten, d​ie der Franzosen m​it 5.000 Toten an.[9] Diese Zahlen werden a​uch von Anton Steichele in: Das Bisthum Augsburg v​on 1865 genannt.[10] Die Infanterie d​er Franzosen u​nd seiner Alliierten w​ar bis a​uf eine Stärke v​on 1.500 Mann aufgerieben worden u​nd fast d​er gesamte berittene Adel u​nter Marschall Gramont gefallen.[9]

Das Theatrum Europaeum g​ibt 3.000–4.000 Tote u​nd 1.500–2.000 Gefangene a​uf kaiserlicher Seite an, a​uf französischer Seite 3.000 Tote u​nd eine große Zahl Verwundeter.[11] In Christoph v​on Rommel, Geschichte v​on Hessen werden d​ie Verluste a​uf beiden Seiten jeweils m​it 2.000 Toten u​nd 4.000 Verwundeten angegeben.[12]

2008 fanden Archäologen dort, w​o früher d​ie rechte (fast völlig aufgeriebene) Flanke d​er Franzosen stand, e​in Massengrab m​it 50 Skeletten.

Direkte Folgen der Schlacht

Französische Seite

Nach d​em mit schweren Verlusten errungenen Sieg z​og die angeschlagene französisch-weimaranisch-hessische Armee v​or das z​ehn Kilometer entfernte Nördlingen, m​it dem s​ie einen Neutralitätsvertrag abschloss, u​m dort dringend benötigten Versorgungsnachschub z​u bekommen.

Dann z​og die französisch-alliierte Armee v​or die Stadt Dinkelsbühl, d​ie sie belagerte u​nd einnahm. Am 18. August wurden d​ie aus j​e 25 Mann bestehenden Besatzungen v​on Schloss Harburg u​nd Schloss Lierheim n​ach Dinkelsbühl zurückbeordert. Dann w​ich die Armee v​on da a​us nach Schwäbisch Hall zurück, u​m sich wieder z​u sammeln u​nd neu z​u gliedern. Vereinbarungsgemäß trennten s​ich die Hessen v​on der französisch-weimaranischen Armee.

Der Duc d’ erkrankte schwer a​n einem ruhrartigen Fieber u​nd wurde i​n einer Sänfte n​ach Philippsburg getragen. Das Kommando übernahm Marschall Turenne.

Wegen d​es Zustandes d​er Armee wollte m​an sich d​em Neckar u​nd dem Rhein nähern, a​uch um einiges Geld z​u erlangen, u​m die Offiziere z​u bezahlen. Die vereinigte Armee z​og über Weinsberg d​ann vor Heilbronn, w​o die Bayern e​ine Garnison v​on tausend Mann u​nter Kommando d​es Obristen Fugger h​atte und w​ohin er n​och einige Infanterie warf. Man s​ah sich n​icht zu e​iner Belagerung i​n der Lage u​nd lagerte u​m diesen Platz h​erum acht o​der zehn Tage, u​m einige Konvois a​us Philippsburg u​nd Geld abzuwarten. Als d​ies alles angekommen war, rückte d​ie Armee m​it der Absicht d​urch die Grafschaft Hohenlohe, i​n Schwaben i​ns Winterquartier z​u gehen u​nd zu diesem Zweck d​ie Armee d​es Feindes z​ur Donau zurückzudrängen.

Kaiserliche Seite

Die Bayern u​nd die Kaiserlichen lagerten zunächst b​ei Berg u​nd gingen d​ann bei Donauwörth über d​ie Donau, nachdem d​ie Bagage s​chon die g​anze Nacht über i​n langer Wagenkolonne d​ie Donau passiert hatte. Auch s​ie bedurften e​iner Ruhepause u​nd Verstärkung. Insbesondere a​ber benötigte d​ie kaiserlich-bayerische Armee a​uch den Ersatz d​es verloren gegangenen Artilleriematerials, d​es weitgehend verschossenen Pulvers u​nd der Musketenkugeln. Die gefangenen französisch-alliierten Offiziere, darunter d​er Marschall Graf Gramont wurden a​m folgenden Tag n​ach Ingolstadt gebracht. Auf e​inem Artilleriewagen w​urde dabei d​ie Leiche d​es Generalfeldmarschalls v​on Mercy mitgeführt.

Alerheim

Für d​as Dorf w​ar die Schlacht v​om 3. August 1645 e​ine Katastrophe. Die Angreifer hatten Brandfackeln geworfen, a​ls sie d​ie ersten Häuser a​m Westrand erreicht hatten, s​o dass d​er größte Teil i​n Flammen aufgegangen war. Der Ort b​lieb lange zerstört u​nd der Wiederaufbau d​es Dorfes w​ar erst n​ach 70 Jahren beendet.

Weitere Entwicklungen

Die militärische Lage änderte s​ich wieder z​u Gunsten d​er Bayern, a​ls in Ungarn Erzherzog Leopold Wilhelm v​on Österreich a​uf dringendes Ersuchen d​es Kurfürsten Maximilian m​it 5.000 Reitern aufbrach. Er überschritt d​ie Donau u​nd vereinigte s​ich mit d​en Streitkräften Geleens, d​er inzwischen s​chon wieder ausgetauscht worden war. Geleen h​atte den Oberbefehl übernommen. Ihm w​aren Johann v​on Werth u​nd der Freiherr v​on Reuschenberg unterstellt. Turenne s​ah sich w​egen der schweren Verluste v​on Alerheim e​iner wieder erstarkten gegnerischen Streitmacht n​icht gewachsen. Der verlustreiche Sieg w​ar eher e​iner Niederlage gleichzusetzen. Als Turenne v​on der Vereinigung seines Gegners m​it dem Erzherzog erfuhr, g​ing er m​it seiner Armee f​ast fluchtartig n​ach Wimpfen, w​o sich n​och eine französische Besatzung befand, u​nd von d​ort über d​en Neckar zurück. Die Franzosen strebten d​ann in großer Eile d​em Rhein zu. Diesen konnte Turenne o​hne Brücke n​icht überqueren. Er verschanzte s​ich deshalb m​it seinen Weimaranern u​nd hielt stand, b​is eine Brücke geschlagen war. Zunächst g​ing dann d​er Tross v​on Gramonts Armeeteil über d​en Rhein.

Die kaiserlich-bayerischen Truppen eroberten i​n der Zwischenzeit a​lle die Plätze zurück, d​ie die Franzosen i​n den Monaten z​uvor eingenommen hatten. Als s​ich Turenne d​ann ebenfalls über d​en Rhein zurückgezogen hatte, entsprach d​ie militärische Lage wieder d​er bei d​er Ankunft Condés a​uf dem deutschen Kriegsschauplatz v​ier Monate zuvor. Die Schlacht v​on Alerheim w​ar im Ergebnis w​eder militärisch entscheidend n​och hatte s​ie politisch ausschlaggebende Folgen.

1646 erfolgte d​ann der erneute Vorstoß d​er vereinigten französischen u​nd schwedischen Truppen n​ach Bayern. Im Ergebnis musste Kurfürst Maximilian i​m März 1647 d​en Ulmer Waffenstillstand m​it Frankreich, Schweden u​nd Hessen-Kassel schließen. Nachdem d​er Kurfürst i​m September erneut z​u den Waffen griff, verwüstete 1648 e​in französisch-schwedisches Heer Bayern erneut, e​rst beendet d​urch den Frieden z​u Münster a​m 24. Oktober 1648.

Literatur

  • Abelinus, Johann Philipp und Merian, Matthias: Theatrum Europaeum, Band V, S. 784–786
  • Aumale Duc de: Histoire des Princes de Condé, Band IV, Paris 1886, Seiten 427–444, 656, 658.
  • Barthold: Johann von Werth, Berlin 1826.
  • Beaulieu, Sébastian de Potault, Sieur de: Les glorieuses conquestes de Louis le grand, Roy de France, Band I, S. 314: Großer repräsentativer Schlachtplan aus 4 Blättern, Paris 1676.
  • Bourbon, Louis Joseph de: Essai sur la vie du grand Condé, par Louis Joseph de Bourbon, son quatrième descendant, London 1806.
  • Buisson: Das Leben Turennes, Amsterdam 1712.
  • Chéruel: Lettres du Cardinal Mazarin pendant son ministère, Band II, S. 211 ff., Paris 1879/1887.
  • Desormeaux: Histoire de Louis de Bourbon II, Prince de Condé, Paris 1748.
  • Coste: Histoire de Louis de Bourbon II, du nome Prince de Condé, Band I, S. 72–77, Köln 1695.
  • Deschamps: Mémoires des deux dernières campagnes de Turenne en Allemagne, 2. Auflage, 1756.
  • Gramont, Antoine Charles Duc de: Mémoires du maréchal de Gramont, 2. Auflage Band 1, Seite 152–165, Amsterdam 1717.
  • Grimoard: Mémoires du maréchal de Turenne, 1643 – 1659, Paris 1782.
  • Guth Paul: Mazarin, Frankfurt 1974.
  • Heilmann, Johann: Die Feldzüge der Bayern in den Jahren 1643, 1644 und 1645 unter den Befehlen des Feldmarschalls Franz Freiherr von Mercy, Leipzig und Meißen 1851.
  • Herm, Gerhard: Der Aufstieg des Hauses Habsburg, Düsseldorf, Wien, New York 1991.
  • Kiskenne et Sauvan: Bibliothèque historique et militaire, Band IV, Turenne, Seite 401–403, 1846.
  • Kraus, Andreas: Maximilian I., Bayerns großer Kurfürst, Seite 274–276, Schlacht von Alerheim und deren unmittelbare politischen und diplomatischen Folgen, Graz, Wien, Köln 1990.
  • Marichal, Paul: Mémoires du Maréchal de Turenne, Band 1, Paris 1909.
  • Mercurio Vittorio Siri, königl. französischer Historiograph: Del Mercurio overo Historia del corrente tempi, Band V, Seite 2 und Seite 257–266, Paris 1655.
  • Merian, Matthias: Topographia Svevia, Frankfurt am Mayn 1643/54.
  • Misterek, Kathrin: Ein Massengrab aus der Schlacht von Alerheim am 3. Auguste 1645, in: Bericht der Bayerischen Bodendenkmalpflege, 53, 2012, Seite 361–391.
  • Napoleon I.: Darstellung der Kriege Caesars, Turennes und Friedrichs des Großen. Deutsche Übersetzung herausgegeben von Hans E. Friedrich. In Band 2, Seite 213–217 Bericht über die Schlacht bei Nördlingen (Alerheim). Skizzen auf den Seiten 214 und 215, Darmstadt/Berlin 1942.
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  • N. N.: Prospekt von dem ehemaligen Schloß Allerheim im Ries, nebst gründlicher Erzehlung des am 3. August 1645 dabei fürgefallenen sehr blutigen Haupttreffens, Nachdruck aus dem Theatrum Europaeum mit geänderter Interpunktion, Oettingen, Lohse, Ende 18. Jahrhundert.
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  • Riezler, Sigmund: Geschichte Baierns, Band 5, Seite 583–589, Gotha 1903.
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  • Scheible, Karlheinz: Vortrag, gehalten anlässlich des 350. Jahrestages, der Schlacht von Alerheim, am 3. August 1995, in: 28. Jahrbuch des Historischen Vereins für Nördlingen und das Ries, Seite 265–275, Nördlingen 1996.
  • Scheible, Karlheinz: Die Schlacht von Alerheim, ein Beitrag zur Geschichte des Dreißigjährigen Krieges, Eigenverlag Karlheinz Scheible, 2004, ISBN 3-00-014984-8
  • Schreiber, Wilhelm, königl. bayerischer Hofkaplan: Maximilian I., der Katholische, Kurfürst von Bayern und der 30jährige Krieg, München 1868.
  • Steichele, Anton: Das Bisthum Augsburg, historisch und statistisch beschrieben, dritter Band, Augsburg 1872
  • Teicher, Fr.: Johann von Werth, 1876.
  • Wedgwood, C. V.: The Thirty Years War, London 1938. Der 30jährige Krieg, München 1965/1993.
  • Weng, Johann Friedrich: Die Schlacht bei Nördlingen und Belagerung dieser Stadt in den Monaten August und September 1634. I. Nachtrag: „Fernere Teilnahme der Stadt Nördlingen an den Leiden des dreißigjährigen Kriegs.“ Von Seite 195–210 Kurzer Bericht über die Alerheimer Schlacht und deren Folgen für Nördlingen. (Riezler: Mit vielen falschen Angaben), Nördlingen 1834. Neuauflage mit gleichem Titel, Nördlingen 1984.
  • Wild, Friedrich Karl: Philipp Holl oder Sechs Trübsale und die Siebente, 1853. Holl war Augenzeuge der Schlacht von Alerheim. Quelle sind biographische Aufzeichnungen aus den Jahren 1596–1656, von Pfarrer Philipp Holl, die verschollen sind. Neuauflage unter dem Titel „Dennoch evangelisch“ durch Pfarrer J.G. Ozanna

Archivquellen (ungedruckt)

Bayerisches Hauptstaatsarchiv, (BayHStA), Kurbayern, Äußeres Archiv (K ÄA)
  • Band 2275, Seite 154: Relation der zweiten Schlacht von Nördlingen, so 3. August / 24. Juli 1645 geschehen. (Hessischer Schlachtbericht).
  • Band 2747, Seite 32–42: Relation über die Schlacht bei Alerheim. Deutschsprachige Übersetzung eines französischen Originals.
  • Band 2747, Seite 53: Relation. Wahrscheinlich Maximilians Bericht an den Kaiser über die Schlacht von Alerheim.
  • Band 2747, Seite 22: Begründete summarische Relation. (Offizieller Bayerischer Schlachtbericht).
  • Band 2805 Seite 100: Maximilian an Geleen, mit der Weisung, die an der Flucht der Cavallerie des rechten Flügels Schuldigen vor ein Kriegsgericht zu stellen. Das Urteil sei ohne Unterschied der Person zu vollstrecken. 16. August 1645.
  • Band 2806:begründete summarische Relation.Donauwörth,den 4.,5.und 7. August 1645.
  • Band 2819: Schreiben Mercys an Kurfürst Maximilian vom 24. Juli 1645 aus Feuchtwangen.
  • Band 2819 Seite 429: Schreiben Kurfürst Maximilians an Mercy mit der Anweisung, den Franzosen nicht den Vorsprung zur Donau zu lassen. München, 2. August 1645.
  • Band 2819 Ste. 437–442: „Begründete summarische Relation.“ Bericht über die Alerheimer Schlacht.
  • Band 2819 Seite 446: Johann von Werth an den Kurfürsten. 4. August 1645 aus Donauwörth.
  • Band 2819 Seite 456: Maximilian bestätigt Johann von Sporcks mündlichen Bericht über die Alerheimer Schlacht.
  • Band 2819 Seite 457: Bericht Reischenbergs über die Toten und Verwundeten von Alerheim. Donauwörth, 7. August 1645.
  • Band 2819 Seite 549 und 475: Maximilian an Werth und Ruischenberg: „Jene die manquiert hätten seien binnen 8 Tagen nach Kriegsrecht abzuurteilen und das Urteil ohne Ansehen der Person zu vollstrecken.“ 8. und 16. August 1645.
  • Band 2819 Seite 477/479: Beileidsschreiben Maximilians an die Witwe Mercys. 9. August 1645.
  • Band 2819 Seite 488: Johann von Werth an Kurfürst Maximilian. Übersandt durch den Grafen Salm, zugleich mit den erbeuteten Fahnen und Standarten. Donauwörth, 7. August 1645.
  • Band 2819 Seite 499: Rechtfertigung Johann von Werths und Ruischenbergs gegenüber Kurfürst Maximilian, wegen der Nichtbesetzung der Harburg nach der Alerheimer Schlacht. 9. August 1645.
  • Band 2819 Seite 532: Entschuldigung Johann von Werths wegen der Plünderung Donauwörths.
  • Band 2822 Seite 297-299: 1. Bericht der Kriegskommissäre Schäffer und von Starzhausen an Maximilian über die Alerheimer Schlacht. Donauwörth, 3. August 1645, nachts, nach elf Uhr.
  • Band 2822 Seite 307: 2. Bericht der Kriegskommissäre Schäffer und von Starzhausen an Maximilian über die Allerheimer Schlacht. Donauwörth, 4. August 1645, 5 Uhr.
  • Band 2822 Seite 310-312: 3. Bericht der Kriegskommissäre an Maximilian aus Donauwörth. 4. August 1645.
  • Band 2828 Seite 33/175: Maximilian an Geleen. Er gibt seiner Befriedigung darüber Ausdruck, dass das Kriegsrecht über die schuldigen Offiziere abgehalten wurde. Mit der Exekution solle nicht gezögert werden 10. November 1645.
  • Band 2828 Seite 177 ff.: Schreiben des bayerischen Obristen Franz Royer an den Kurfürsten. Hohe Zuverlässigkeit und genaue Schilderung. Hier wird aufgeklärt, warum das Gefecht auf dem bayerischen rechten Flügel so unglücklich verlief. Verfasst von Royer nach seinem Austausch (Eingehend behandelt bei Riezler, Sitzungsberichte 1901).
  • Band 2861 Seite 257: Schreiben Maximilians an den Kaiser. 11. August 1645.
  • Band 2861 Seite 260: Antwort des Kaisers auf das Schreiben Maximilians.
Österreichisches Staatsarchiv / Kriegsarchiv, Alte Feldakten (AFA)
  • 1645 8-15: Brief Johann von Werths (wahrscheinlich an Piccolomini). Wegen der Neutralität Nördlingens. Donauwörth, 8. August 1645
  • 1645 8-15: Beilage zum Schreiben Werths, ohne eindeutige Angabe des Verfassers.
  • 1645 8-45½:Brief des Generalquartiermeisters Reischenberg (wahrscheinlich) an Piccolomini, mit einer Schilderung des Schlachtgeschehens.
Commons: Schlacht von Alerheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Abelinus, Johann Philipp und Merian, Matthias: Theatrum Europaeum, Band V, S. 782. Abgerufen am 29. März 2013.
  2. Johann Friedrich Weng: Die Schlacht bei Nördlingen und Belagerung dieser Stadt in den Monaten August und September 1634, S. 195
  3. Theatrum Europaeum, Band V, S. 783@1@2Vorlage:Toter Link/digbib.bibliothek.uni-augsburg.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  4. Abelinus, Johann Philipp und Merian, Matthias: Theatrum Europaeum, Band V, S. 783. Abgerufen am 29. März 2013.Theatrum Europaeum, Band V, S. 784.
  5. August Jassoy: Unsere Hugenottischen Vorfahren und anderes. Ein Beitrag zur Stammesgeschichte der Familie Jassoy, Knauer, Frankfurt/M., 1908, S. 227.
  6. Johann Friedrich Weng: Die Schlacht bei Nördlingen und Belagerung dieser Stadt in den Monaten August und September 1634, Seite 196
  7. Johann Friedrich Weng: Die Schlacht bei Nördlingen und Belagerung dieser Stadt in den Monaten August und September 1634, Seite 197
  8. Theatrum Europaeum, Band V, S. 786
  9. Wilhelm Schreiber: Maximilian I., der Katholische, Kurfürst von Bayern und der 30jährige Krieg, Seite 873
  10. Anton Steichele: Das Bisthum Augsburg, Seite 1171
  11. Abelinus, Johann Philipp und Merian, Matthias:: Theatrum Europaeum, Band V, S. 786. Abgerufen am 29. März 2013.
  12. Christoph von Rommel: Geschichte von Hessen, Seite 683–684.
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