Wörnitz
Die Wörnitz ist ein etwa 132 km langer linker und nördlicher Nebenfluss der Donau in Bayern.
Wörnitz | ||
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Daten | ||
Gewässerkennzahl | DE: 118 | |
Lage | Fränkisches Keuper-Lias-Land
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Flusssystem | Donau | |
Abfluss über | Donau → Schwarzes Meer | |
Quelle | In Schillingsfürst, Frankenhöhe 49° 16′ 57″ N, 10° 15′ 25″ O | |
Quellhöhe | ca. 490 m | |
Mündung | In Donauwörth in die Donau 48° 42′ 57″ N, 10° 46′ 59″ O | |
Mündungshöhe | ca. 395 m | |
Höhenunterschied | ca. 95 m | |
Sohlgefälle | ca. 0,72 ‰ | |
Länge | 131,8 km[1] | |
Einzugsgebiet | 1.686,3 km²[1] | |
Abfluss am Pegel Gerolfingen[2] AEo: 586 km² Lage: 69,2 km oberhalb der Mündung |
NNQ (19.07.1964) MNQ 1963–2006 MQ 1963–2006 Mq 1963–2006 MHQ 1963–2006 HHQ (21.12.1993) |
100 l/s 776 l/s 5,1 m³/s 8,7 l/(s km²) 86 m³/s 168 m³/s |
Abfluss am Pegel Harburg[3] AEo: 1569 km² Lage: 19,3 km oberhalb der Mündung |
NNQ (01.08.1964) MNQ 1940–2006 MQ 1940–2006 Mq 1940–2006 MHQ 1940–2006 HHQ (21.12.1993) |
502 l/s 2,02 m³/s 11,4 m³/s 7,3 l/(s km²) 148 m³/s 444 m³/s |
Abfluss an der Mündung[4] AEo: 1.686,3 km² |
MQ Mq |
12,2 m³/s 7,2 l/(s km²) |
Linke Nebenflüsse | Siehe →Zuflüsse | |
Rechte Nebenflüsse | Siehe →Zuflüsse | |
Wörnitz bei Donauwörth |
Name
Der Name ist im 11. Jahrhundert als Werinza überliefert, im 12. Jahrhundert schrieb man Warinza. Für diesen Namen gibt es zwei Erklärungsansätze. Der Namenforscher Joseph Schnetz führte 1950 den Namen auf die indogermanische Wurzel ver mit der Grundbedeutung „(sich) wenden, (sich) drehen“ zurück, woran die Partizipialendung -entia trat. Demnach bedeutet Wörnitz „die sich Krümmende, Windende“.[5] Dem Namenforscher Wolf-Armin von Reitzenstein zufolge liegt die indogermanische Wurzel uer, was Wasser bedeutet, zugrunde, von der durch ein -nt-Suffix abgeleitet wurde.[6][7] Diese Erklärung war von Schnetz jedoch verworfen worden.
Der Fluss gab mehreren Gemeinden ihre Namen: Wörnitz, Wörnitzhofen, Wörnitzostheim und Wörnitzstein.
Geographie
Quelle
Die Wörnitz entspringt in Schillingsfürst auf der Frankenhöhe einem gefassten Brunnen und zieht von dort in recht beständigem Lauf in südliche bis östliche Richtungen.
Verlauf
Zunächst zieht sie nach Süden durch die Gemeinde Wörnitz durch ein sehr ländliches, von bewaldeten Hügeln begleitetes Wiesental und nimmt auf dieser Strecke von rechts die Ampfrach und die Zwergwörnitz auf. Bei Flusskilometer 115,62 am Feuchtwangener Dorf Reichenbach misst ein Pegel den bis dorthin erreichten Durchfluss.[8] Ab dem mittelalterlichen Städtchen Dinkelsbühl mit seiner geschlossenen Stadtmauer beginnt ein südostwärts gerichteter, bis zum Rand des Nördlinger Rieses reichender Abschnitt, in dem viele der Nebenbäche Weiher speisen, die sich zuweilen in dichter Folge am Lauf der Zuflüsse aufreihen. Inzwischen eher östlich verlaufend, erreicht sie zunächst Wilburgstetten, wo ihr – wiederum aus dem Westen – die Rotach zuläuft.
Ab hier zieht sie ostnordöstlich bis nach Wittelshofen am Westfuß des Hesselbergs, wo der größte Nebenfluss am oberen Lauf, die Sulzach, in sie mündet, deren naher und fast paralleler Lauf östlich des ihren ihr hier bisher größere linke Zuflüsse verwehrt hat. Von dort zieht sie in der Richtung der zulaufenden Sulzach weiter nach Ostsüdosten und erreicht nahe am anderen Ende des kleinen Hesselberg-Massivs Wassertrüdingen, wo sie sich kurz vor der Aufnahme des Lentersheimer Mühlbachs aus dem Norden abrupt nach Süden kehrt. Auf Südkurs tritt sie bei Auhausen in deren Nordosten in die weite flache Landschaft des Nördlinger Rieses ein.
Noch in dessen Norden passiert sie die kleine Residenzstadt Oettingen. Bevor sie den Südostrand des Rieses erreicht, fließt ihr von rechts die Eger zu, die den größeren Teil der ebenen Flachlandschaft im Westen entwässert und nach ihrer Entstehung jenseits der württembergischen Landesgrenze durch Nördlingen heranzieht. Anschließend bricht sie in einem engen, gewundenen, südöstlich laufenden Tal durch den Jura an der Grenze von östlicher Schwäbischer Alb und südwestlicher Frankenalb, in dem das Städtchen Harburg am Ufer liegt. Bald danach mündet sie, nach einem Lauf von über 130 km, in Donauwörth im bayerischen Schwaben von links in die Donau.
Einzugsgebiet
Die Wörnitz entwässert ein Gebiet von über 1680 km² nach Südsüdosten zur Donau. Es umfasst einen großen Teil der westlichen Frankenhöhe, an dessen Ostrand zum Mittelfränkischen Becken sie zunächst verläuft, ehe sie noch vor Dinkelsbühl durch das Mittelfränkische Becken fließt, nach Wilburgstetten dann durch das Vorland der Südlichen Frankenalb, das sie zuletzt auf Südlauf verlässt. Sie wechselt dort ins Nördlinger Ries und ist anschließend mit ihrem Tal durch den Jura der westlichste Teil der Südlichen Frankenalb an der Grenze zur Riesalb im Westen, die ihrerseits zur Schwäbischen Alb rechnet.[9][10][11]
Im Nordwesten und Norden ihres Einzugsgebietes bei Schillingsfürst konkurriert auf einem kleinen Stück jenseits der Wasserscheide die Tauber zum Main, auf dem größten Teil der Nordostgrenze ihres Einzugsgebietes die Altmühl, die in ungefähr parallelem Lauf zur Donau fließt. Im Westen desselben zieht die Jagst zum Neckar.
Die Wörnitz ist ein Teil des alten, südöstlich orientierten Zuflusssystems zur Donau, was sich in einer sehr gleichmäßigen Gefällekurve des Flusses und einem geringen mittleren Sohlgefälle von etwa 0,7 ‰ ausdrückt. Die ebenfalls danubische Altmühl im Nordosten hat hier einen Wert von rund 0,5 ‰, während die rheinisch orientierten Nachbarflüsse Jagst im Westen und Tauber im Nordwesten den doppelten Wert der Wörnitz erreichen oder überschreiten.
Sie ist der erste größere, noch heute zur Donau nach Südosten entwässernde Fluss, den man aus Richtung des mittleren Neckars bei Heilbronn kommend antrifft, wenn man in östlicher Richtung das Südwestdeutsche Stufenland durchquert. Vor längerer geologischer Zeit flossen auch die davor heute zum Neckar laufenden Kocher und Jagst noch in diese Richtung zur Donau. Einen deutlichen Hinweis auf den Gewinn des Rhein-Systems sieht man beim Schillingsfürster Ursprung. Rechts und nordwestlich des obersten Laufs fällt dort die Frankenhöhe jenseits einer kleinen Geländewelle im Städtchen auf den ersten 2 km über die Katzenklinge des Davidsbachs zur durch die heftig angreifende rheinische Erosion freigelegten Hohenloher Ebene um über 80 Höhenmeter steil ab, während die Wörnitz auf ihren über 130 km Lauf noch nicht einmal 100 Höhenmeter Gefälle zeigt.
Besiedlung
Im Tal liegen meist nur kleine Dörfer und Gehöfte, die einzigen größeren Städte vor dem Mündungsort Donauwörth an der Donau mit unter 20.000 Einwohnern sind Dinkelsbühl mit unter 12.000 sowie Wassertrüdingen, Oettingen und Harburg mit zwischen 5.000 und 6.000 Einwohnern. Selbst von diesen lebt ein merklicher Teil außerhalb der Zentren in vielen kleinen Weilern und Einzelgehöften, denn die Gemeinden und Städte umfassen in dieser dünn besiedelten Landschaft weite Flächen in land- und forstwirtschaftlicher Flur.
Zuflüsse
Aufstellung der über 10 km langen Nebenflüsse der Wörnitz in der Reihenfolge ihrer Zumündung, mit Längen – meist auf dem hydrologischen Hauptstrang mit ggf. wechselnden Namensabschnitten – und Einzugsgebieten. Daten, wo dieser besteht, nach dem Hauptartikel.
Wörnitzquelle in Schillingsfürst an der Dombühler Straße auf etwa 490 m ü. NN.
Oberlauf nach Südsüdosten bis zum Ostknick bei Wilburgstetten:
- Ampfrach, von rechts gegenüber von Feuchtwangen-Reichenbach, etwa 10,5 km.
- Zwergwörnitz, von rechts auf 440,8 m ü. NN zwischen Schopfloch und Lehengütingen, 16,0 km und 23,1 km².
- Rotach, zuletzt in Bayern Rothach, von rechts bei Wilburgstetten, 20,8 km (mit längerem Oberlauf Rotbach) und 87,7 km².
Ostlauf bis Wassertrüdingen:
- Sulzach, von links bei Wittelshofen unterhalb der Wörnitzbrücke, 40,6 km und 190,4 km².
- Lentersheimer Mühlbach, von links dicht vor der Wassertrüdinger Oberaumühle, 18,2 km und 92,1 km². Mit Oberlaufnamen Löchergraben, dann Eglesgraben.
Südlauf bis zum Rand der Frankenalb:
- Augraben, von rechts bei Oettingen, 11,3 km und 15,4 km².
- Mühlbach, von rechts bei Munningen, 14,5 km und 26,1 km².
- Grimmgraben, von rechts bei Munningen, 10,4 km und 26,7 km². (Länge gerechnet mit dem längeren Oberlauf des Rechtsseitigen Grimmgrabens.)
- Rohrach, von links bei Wechingen, 24,1 km und 49,7 km². Durchfließt am Mittellauf den Hahnenkammsee.
- Rodelbach, von links bei Alerheim auf 406,4 m ü. NN, 13,0 km und 52,1 km².
- Schwalb oder auch Schwalbach, von links bei Bühl im Ries, 14,2 km und 31,2 km².
- Eger, von rechts bei Heroldingen auf über 405 m ü. NN, 36,9 km und 248,4 km².
Südöstliches Durchbruchstal durch die Frankenalb zur Donau:
- Ellerbach, von links bei Ebermergen auf unter 403 m ü. NN, 11,9 km und 47,4 km².
- Kaibach, von links in Donauwörth, 11,1 km und 21,1 km².
Mündung der Wörnitz in Donauwörth auf etwa 395,1 m ü. NN von links in die Donau.
Abfluss
Der mittlere Abfluss beträgt am Pegel Harburg (Fluss-Kilometer: 19,3) 11,3 m³/s, der mittlere Hochwasserabfluss 147 m³/s. Der höchste gemessene Abfluss betrug am 21. Dezember 1993 444 m³/s. Derartige Wasserstände führen zu weiten Ausuferungen, die eine Sperrung der B 25 nötig machen können. An der Mündung in die Donau hat die Wörnitz einen mittleren Abfluss von gut 12 m³/s.[4]
Umwelt
Fluss- und Talnatur
Das oben genannte geringe Gefälle eines alten Flusses erklärt auch den Charakter des Wasserlaufes und seines Tales. Die Wörnitz zieht auf großen Strecken ihres Laufes mit zahlreichen Mäandern durch eine flache und feuchte Wiesenmulde, oft begleitet von zurückgelassenen Altwassern und schnurgerade gezogenen Entwässerungsgräben, die die Auenflächen der Landwirtschaft nutzbar machen sollten. Die Oberfläche des Flusses liegt dabei oft spiegelglatt und lässt auf den ersten Blick keinerlei Bewegung erkennen. Zulaufende Bäche sind oft zu Teichen aufgestaut, mancher davon löst sich auf in eine Kette von solchen Wasserflächen. Mancherorts stehen alte Mühlengebäude am Ufer oder an Seitenkanälen.
Auf den die Flussmulde begleitenden niedrigen Höhen zu den Nachbartälern wächst oft Wald; nur auf der Strecke durch das flache Ries bleibt die rechte Seite durchgehend offen.
Erst ganz zuletzt im Durchbruchstal durch den Jura bei Harburg treten erstmals hohe und steile Talflanken auf.
Freizeit und Tourismus
Die Wörnitz ist für ihren mäandrierenden Lauf aus einer Vielzahl von Schleifen und Bögen bekannt, sie wird deshalb auch „Schlangenfluss“ genannt. Wegen ihres reinen Wassers und ihrer gemächlichen Fließgeschwindigkeit gibt es an der Wörnitz mehrere Flussschwimmbäder und Badestellen, unter anderem in Dinkelsbühl (Wörnitzstrandbad), Wassertrüdingen (Wörnitzbad) und Oettingen (Wörnitzfreibad). Weil viele Mühlen am Fluss liegen und deren Wehre anders als etwa bei der Altmühl nur schlecht zu umtragen sind, ist die Wörnitz nur schwer mit Kanus zu befahren.
Der 107 km lange Wörnitzradweg beginnt an der Quelle bei Schillingsfürst und endet an der Mündung in Donauwörth. Dabei verläuft er bei einer Vielzahl an Wegpassagen entlang des Flusses.[12]
Siehe auch
Literatur
- Johann Kaspar Bundschuh: Wernitz. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 6: V–Z. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1804, DNB 790364328, OCLC 833753116, Sp. 172 (Digitalisat).
Weblinks
- Verlauf der Wörnitz auf dem BayernAtlas
- Bayerisches Landesamt für Umwelt, Hochwassernachrichtendienst
- Geoportal Baden-Württemberg (Hinweise), insbesondere mit den Teilkarten/Layern
- „LUBW-FG10“: Fließgewässer 1:10.000
- „LUBW-GEZG“: Gewässereinzugsgebiete
- Wörnitz bei openstreetmap.org
Einzelnachweise
- Verzeichnis der Bach- und Flussgebiete in Bayern – Flussgebiet Donau von Quelle bis Lech des Bayerischen Landesamtes für Umwelt, Stand 2016 (PDF; 2,3 MB)
- Deutsches Gewässerkundliches Jahrbuch Donaugebiet 2006 Bayerisches Landesamt für Umwelt, S. 116, abgerufen am 4. Oktober 2017, Auf: bestellen.bayern.de (PDF, deutsch, 24,2 MB).
- Deutsches Gewässerkundliches Jahrbuch Donaugebiet 2006 Bayerisches Landesamt für Umwelt, S. 115, abgerufen am 4. Oktober 2017, Auf: bestellen.bayern.de (PDF, deutsch, 24,2 MB).
- Pegelwert Harburg vermehrt um den Gebietsabfluss des Resteinzugsgebietes (6,4 l/s·km² auf 116,8 km²), ermittelt für das Zwischeneinzugsgebiet der Pegel Dillingen (Donau), Wittislingen (Egau), Pfaffenhofen (Zusam), Druisheim (Schmutter), Harburg (Wörnitz) und Donauwörth (Donau)
- Joseph Schnetz: Flussnamen des bayerischen Schwabens in ihrer Bedeutung für die Namenkunde, Geschichte und Landschaftsforschung. Augsburg 1950, S. 89–92.
- Wolf-Armin von Reitzenstein: Lexikon fränkischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung. Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59131-0, S. 247 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Wolf-Armin von Reitzenstein: Lexikon bayerischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung. 2. Auflage. München 1991, S. 419; Lexikon schwäbischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung. München 2013, S. 427.
- https://www.pegel-alarm.de/pegel-details/11802509-reichenbach-woernitz/
- Wolf-Dieter Sick: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 162 Rothenburg o. d. Tauber. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1962. → Online-Karte (PDF; 4,7 MB)
- Franz Tichy: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 163 Nürnberg. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1973. → Online-Karte (PDF; 4,0 MB)
- Ralph Jätzold: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 172 Nördlingen. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1962. → Online-Karte (PDF; 3,9 MB)
- Wörnitzradweg - Route. Abgerufen am 23. Januar 2021.