Robert Freund (Hornist)
Leben und Karriere
Robert Freund wuchs in Wien auf. Schon als Kind war er begeistert von allem, was tönte, und vom Klavierüben nicht wegzubringen. In der Nachkriegszeit vom Schweizerischen Roten Kreuz in die Schweiz verschickt[1], verbrachte er seine Gymnasialzeit in der Stiftsschule Engelberg (1946–53) und spielte dort als Mitglied der Jugendblaskapelle nacheinander Ventilposaune, Basstuba, kleine Trommel und Trompete. Nach der Matura und der Rückkehr nach Wien stellte sich Freund – ohne Instrument – der Aufnahmeprüfung am Konservatorium für ein Studium im Fach Trompete, doch die Juroren stimmten ihn auf das „viel dringender gesuchte Horn“ um. So begann er sein Studium bei Franz Koch und wechselte im Herbst 1955 zu Gottfried von Freiberg an der Wiener Musikakademie.
Daneben absolvierte Robert Freund als „Brotberuf“ die Hotelfachschule und begann gleichzeitig ein Dolmetschstudium an der Universität Wien mit der Sprachkombination Französisch und Spanisch, denn Musik als Beruf galt damals als äußerst unsicher. Auf Grund seiner Sprachkenntnisse erwarb er 1958 die städtische Konzession als „Geprüfter Wiener Fremdenführer“ und übte diese Tätigkeit neben dem Musikstudium und dem Orchesterspiel beinahe 40 Jahre lang aus.
Sein erstes Engagement erhielt Freund noch vor Abschluss seines Hornstudiums bei der Philharmonia Hungarica, dem in Wien stationierten ungarischen Flüchtlingsorchester, ab Jänner 1959 am 1. Horn. Erste Tourneen mit dem Orchester führten ihn nach Italien und Ende 1959 in die USA und Kanada. Ab 1959 folgte ein zweites Engagement als 1. Hornist beim Niederösterreichischen Tonkünstlerorchester (bis 1967), gleichzeitig war er Mitglied des Burgtheaterorchesters (1960–66) und von 1967 bis 1982 spielte er als Solohornist bei den Wiener Symphonikern unter der Leitung von Eugen Jochum, Carlo Maria Giulini, Wolfgang Sawallisch, Josef Krips, Erich Leinsdorf, Karl Böhm, Horst Stein, Christoph Eschenbach, Mstislaw Rostropowitsch, Hans Swarowsky, Lovro von Matacic und Gennadi Roschdestwenski. Freund spielte von 1961 bis 1967 im Eichendorffquintett, von 1967 bis 1982 war er Mitglied des Wiener Bläserquintetts mit vielen Tourneen (2 × Naher Osten, Deutschland, Frankreich, England, Schweiz, Ungarn) und trat 1971–1978 oft mit der Ensemble die reihe auf. Mit dem Vienna Academy Ensemble unter Wolfgang Poduschka unternahm er zwischen 1984 und 1990 regelmäßig Tourneen nach Nagano (Japan). Auf dem Programm der einmonatigen Reisen standen Dirigieren, Solospiel, Kammermusik und Hornunterricht. Als Solist trat Freund – neben seiner dienstlichen Verpflichtung bei den Wiener Symphonikern – bei den Wiener Festwochen, beim Festival de Montreux und den Salzburger Festspielen auf, wirkte aber auch bei Tourneen anderer Orchester (z. B. Wiener Philharmoniker – Japan 1977) als 1. Hornist unter Carlos Kleiber, Karl Böhm, Christoph von Dohnány und Herbert von Karajan mit.
Daneben wirkte er als Professor für Horn am Wiener Konservatorium (1970–1997), baute in Oberschützen (Expositur der Musikhochschule Graz) eine Hornklasse auf und unterrichtete an der Grazer Musikhochschule von 1982–1997. Als Dozent der Blechbläser war er oftmals beim Österreichischen Bundesjugendorchester sowie als Juror bei „Jugend musiziert Österreich“ tätig.
Robert Freund verfasste eine dreibändige Hornschule für junge Anfänger[2] in deutscher und englischer Sprache (Verlag Doblinger) sowie eine Rhythmusschule für Anfänger (Verlag Doblinger, Wien). 2019 regte er die Veröffentlichung der Trauermusik aus dem Adagio der 7. Bruckner in vier Versionen an (von Löwe, Stiegler und Freiberg)[3]. Ein Artikel über seine Recherchen zu diesen vier Versionen wurde von der Internationalen Brucknergesellschaft im Dez. 2019 veröffentlicht[4]. 2020 schrieb Robert Freund eine ausführliche Biographie über seinen Lehrer Gottfried von Freiberg,[5] beinahe 60 Jahre nach dessen Tod. Bis heute ist Freund ein großer Verteidiger jener Wiener Klang- und Musiziertradition, die er u. a. bei Freiberg gelernt hat.
Robert Freund ist Mitglied der International Horn Society.
Solokonzerte
12. März 1964: Richard Strauss, 1. Hornkonzert (Orchester des Linzer Konzert Vereins, Leopold Mayer), Linz
7.–10. März 1965: W.A. Mozart, 4. Hornkonzert (NÖTK, Carlo Zecchi), Wiener Musikverein (4×)
15. Januar 1967: W.A. Mozart, 4. Hornkonzert (NÖTK, Zecchi)
6. Mai 1967: Richard Strauss, 2. Hornkonzert (NÖTK Guschlbauer), Linz
21. Mai 1967: W.A. Mozart, 4. Hornkonzert (NÖTK Koslik), St. Pölten
3. Dezember 1974: W.A. Mozart, 3. Hornkonzert (Wiener Kammerorchester, Stein), Konzerthaus, Wien
30. Mai 1980: Richard Strauss, 1. Hornkonzert (Orchester Kapfenberg), Kapfenberg
31. März 1981: Kurt Schwertsik, Solokonzert für Alphorn, Plattenaufnahme ORF Graz
7. Juni 1980: Wiener Festwochen, Brahmstrio am Naturhorn, mit Josef Suk (Stradivari) und Elisabeth Leonskaja (auf dem Brahmsflügel). Wiener Musikverein, Brahmssaal
26. April 1981: Joseph Haydn, 1. Hornkonzert (Oberschützener Kammerorchester, Auersperg), Eisenstadt
13. Oktober 1985: Am Naturhorn. Beethoven Hornsonate und Brahmstrio. Wien Instrumenten-Museum Hofburg, Petermandl (Klavier), Beethovenflügel, M. Schnitzler (Geige)
April 1987: Leopold Mozart, Alphornkonzert (Wr. Kammerorchester, Prikopa), Linz
Dezember 1991: Leopold Mozart, Alphornkonzert (Städt. Orch. Göttingen, Simonis), Göttingen
Uraufführungen
Vier Uraufführungen von modernen Hornkonzerten: Karl Pilss, Paul Walter Fürst, Otto Schneider sowie
Kurt Schwertsik: Alphornkonzert, 15./17. Mai 1977 (Tamsweg u. Wiener Musikverein), NÖTK, Simonis.
Aufnahmen
Wolfgang Amadeus Mozart, Hornkonzerte Nr. 1 und 3. N.Ö. Symphonie-Orchester Wien unter Wilfried Böttcher · Robert Freund. Concert Hall – SMS 2484[6]. Vinyl, LP 1967
Wolfgang Amadeus Mozart, Hornkonzerte Nr. 2 und 4. N.Ö. Symphonie-Orchester Wien unter Karl Österreicher · Robert Freund. Concert Hall – SMS 2655[7]. Vinyl, LP 1967
Franz Schubert, Auf dem Strom – Anton Dermota, Hilda Dermota, Robert Freund. Preiser Records, SPR 3292[8]. Vinyl, LP 1978
Georg Philipp Telemann, Tafelmusik. Konzert in Es-Dur für zwei Hörner, Streicher und Continuo – Niederösterreichisches Tonkünstlerorchester, Wien unter Dietfried Bernet. Hilde Langfort (Continuo), Robert Freund (1. Horn), Hannes Sungler (2. Horn). Musical Heritage Society – MHS 641/642. Vinyl, LP 1966[9]
Das Wiener Bläserquintett – Musik für Bläserquintett. Deutsche Grammophon – 2531 115. Vinyl, LP. Deutschland, 1979. Kompositionen von Paul Walter Fürst, Marcel Rubin, Helmut Eder, Gottfried von Einem. Besetzung: Manfred Kautzky, Oboe • Gottfried Hechtl, Flöte • Siegfried Schenner, Klarinette • Robert Freund, Horn • Karl Dvořák, Fagott[10]
Johann Sklenka, Das Wiener Bläserquintett – Naive Musik 1. Preiser Records – 0120 386. Vinyl, LP. Österreich, 1980. Besetzung: Karl Dvořák, Fagott • Siegfried Schenner, Klarinette • Gottfried Hechtl, Flöte • Robert Freund, Horn • Jürg Schaeftlein, Oboe[11]
Johann Sklenka, Das Wiener Bläserquintett – Naive Musik 2. Preiser Records – 0120 388. Vinyl, LP. Österreich, 1980. Besetzung: Karl Dvořák, Fagott • Siegfried Schenner, Klarinette • Gottfried Hechtl, Flöte • Robert Freund, Horn • Jürg Schaeftlein, Oboe[12]
CD-Kollektion: „Gicksen Sie nicht…“ 9 CDs, alle Aufnahmen mit Robert Freund einschl. vielen gelegentlich auch aufgenommenen Soloauftritten und privaten Mitschnitten von Kammermusikkonzerten, Booklet mit erinnerungswürdigen Details an das Zustandekommen.
Gedruckte Werke
Robert Freund, dreibändige "Hornschule für junge Anfänger" in deutscher und englischer Sprache (Verlag Doblinger):
- Robert Freund: Waldhornschule 1 für den jungen Anfänger. Erstauflage D. 15. 329–1977 Auflage. Doblinger, Wien, München 2002, S. 56., ISMN 9990050053570
- Robert Freund: Waldhornschule 2 für den jungen Anfänger. Erstauflage D. 15. 866–1978 Auflage. Doblinger, Wien, München 2002, S. 63., ISMN 979-0012158660
- Robert Freund: Waldhornschule 3a leichte bis mittelschwere Standardetüden. Doblinger, Wien, München 1992, S. 35., ISMN 979-0-012-17270-3
- Robert Freund: 979-Waldhornschule 3b leichte bis mittelschwere Standardetüden. Erstauflage D. 16. 058 Auflage. Doblinger, Wien, München 2002, S. 32., ISMN M-012-17271-0
Robert Freund, I Get Rhythm. Rhythmusschule für Anfänger für alle Melodie-Instrumente im Violinschlüssel. Wien. Hersteller-Nr. DOBL 5614, 2002 ISMN 979-0-012-16058-8.
Robert und Guta Freund: 20 Volkslieder – Leichte Trios für 3 Hörner (oder andere Instrumente im Violinschlüssel). Sätze/Arrangements. Hrsg.: Robert und Guta Freund. Erstauflage 1988 Auflage. Ludwig Doblinger, Wien und München 1988., D. 17.318: Kennnummer Doblinger: 05 623.
Robert Freund, Adagio der 7. Symphonie von Anton Bruckner in den Fassungen von Ferdinand Löwe (18-stimmig), Karl Stiegler (9-stimmig) und Gottfried von Freiberg (8 Hr. und 5 Hr.). LANOLINO MUSIKVERLAG, LMV-019, 020, 021, 022, St. Pölten-Pottenbrunn, 2019[3].
Robert Freund: Bearbeitungen des Adagios aus der VII. Symphonie von Anton Bruckner und einiges Drumherum aus der gar nicht wissenschaftlichen Feder eines Orchestermusikers. Internationale Brucknergesellschaft, Mitteilungsblatt 93. Dezember 2019[4].
Robert Freund, Gottfried von Freiberg. Hornist – Lehrer – Vorbild, Eigenverlag, Wien 2020. ISBN 978-3-200-07279-4
Anton Partl, Walter Pohl (Herausgeber), Verschickt in die Schweiz, Kriegskinder entdecken eine bessere Welt (Damit es nicht verlorengeht ...), Kapitel "Schwyzerdütsch wurde zu meiner zweiten Muttersprache" von Robert Freund, Verlag Böhlau Wien, 2005. ISBN 3205774264.[1]
Robert Freund, Die Freunds. Chronologische Ahnenforschung. 2011. Privatdruck, 180 Seiten.
Einzelnachweise
- Verschickt in die Schweiz. Kriegskinder entdecken eine bessere Welt. In: Anton Partl, Walter Pohl (Hrsg.): "Damit es nicht verlorengeht..." Kapitel "Schwyzerdütsch wurde zu meiner zweiten Muttersprache". Böhlau, Wien 2005, ISBN 3-205-77426-4, S. 128.
- Alle Noten | Stretta Noten Shop. Abgerufen am 12. Dezember 2020.
- Bruckner, Löwe, Stiegler, Freiberg, Freund: Trauermusik nach dem ADAGIO der VII. Symphonie von Bruckner. In: 7. Bruckner. Lanolino Musikverlag, 2019, abgerufen am 27. Dezember 2020.
- Robert Freund: Bearbeitungen des Adagios aus der VII. Symphonie von Anton Bruckner und einiges Drumherum aus der gar nicht wissenschaftlichen Feder eines Orchestermusikers. In: Internationale Brucknergesellschaft (Hrsg.): Mitteilungsblatt 93. Dezember 2019.
- Robert Freund: Gottfried von Freiberg. Hornist - Lehrer - Vorbild. 1. Auflage. Eigenverlag, Wien 2020, ISBN 978-3-200-07279-4, S. 160.
- Mozart*, Rolf Eichler · Robert Freund, N.O. Symphonie-Orchester Wien* · Wilfried Böttcher* - Klarinettenkonzert In A-Dur / Hornkonzerte Nr. 1 Und 3. Abgerufen am 12. Dezember 2020.
- Mozart*, Vienna State Symphony Orchestra*, Helmut Riessberger, Robert Freund, Karl Österreicher - Flute Concerto K. 313 - Horn Concertos K. 417 And K. 495. Abgerufen am 12. Dezember 2020.
- Ludwig van Beethoven, Franz Schubert, Robert Schumann, Anton Dermota, Hilda Dermota, Robert Freund - An Die Ferne Geliebte / Auf Dem Strom / Liederkreis Op. 39. Abgerufen am 12. Dezember 2020 (französisch).
- Georg Philipp Telemann, Alfred Hertel And Ernst Krall, Helmut Riessberger And Gernot Kury, Josef Luitz ; Zlatko Topolski, Robert Freund And Hannes Sungler, Reinhard Duerrer ; Hilde Langfort, Austrian Tonkuenstler Orchestra, Vienna*, Dietfried Bernet - Musique De Table / Tafelmusik (Third Production). Abgerufen am 12. Dezember 2020.
- Das Wiener Bläserquintett, Paul Walter Fürst • Marcel Rubin • Helmut Eder • Gottfried von Einem – Musik Für Bläser • Music For Winds (Vinyl). Abgerufen am 7. Februar 2021 (englisch).
- Johann Sklenka, Das Wiener Bläserquintett – Naive Musik 1 (1980, Vinyl). Abgerufen am 7. Februar 2021 (englisch).
- Johann Sklenka, Das Wiener Bläserquintett – Naive Musik 2 (1980, Vinyl). Abgerufen am 7. Februar 2021 (englisch).