Reisöl
Herstellung
Reiskeimöl wird aus der fett-, protein- und vitaminreichen Reiskleie gewonnen, die beim Schälen (Polieren) des Reises anfällt. Die Kleie enthält, je nach Sorte ca. 8–20 % Öl, das durch Pressen oder mittels Lösungsmittelextraktion (Hexan, neuerdings auch Propan und überkritisches CO2)[1] gewonnen wird. Das so gewonnene rohe Öl welches ca. 3–6 % Reiskleiewachs enthält, kann auch raffiniert werden.[2][3]
Die Haupterzeugerländer sind China, Indien, Bangladesch und Indonesien.[4]
Eigenschaften
Natives gepresstes Reiskeimöl ist gelbbräunlich, mit einem charakteristischen Geruch, während raffiniertes Reiskeimöl hellgelb bis klar und annähernd geruchlos ist.
Es enthält einen hohen Anteil an Tocopherolen (bis 1600 mg/kg) und Squalen (17 mg/100 g), ein lineares Triterpen und bis 3 g/kg Phytosterole.[5] Es ist auch die Quelle von γ-Oryzanol (1,5–2 %).
Reisöl ist ein Gemisch von festen und flüssigen Bestandteilen; es ist bei gewöhnlicher Temperatur flüssig und besitzt einen Schmelzpunkt von 0 bis 8 °C (unraffiniert)[6] und ca. −10 °C (raffiniert), es hat eine Dichte von ca. 0,916–0,922 g·cm−3, die Iodzahl beträgt 90–115. Bei raffiniertem Reisöl liegt die Verseifungszahl bei 180–194, der Rauchpunkt bei 213 °C, der Flammpunkt bei 352 °C.[7][8][9][10] Weiter besitzt es ein Viskosität von = 36,5 mPa·s bei 40 °C,[11] sowie einen Brennwert von 39,2 MJ/kg.[12]
Zusammensetzung
Die Triglyceride des Reisöls sind Fettsäureester des Glycerins und zwar zu etwa 42–46 % Ester einfach ungesättigter Fettsäuren, zu 34–37 % Ester mehrfach ungesättigter Fettsäuren und zu etwa 22–25 % Ester gesättigter Fettsäuren.
Die Triglyceride sind Ester folgender Fettsäuren:[8][13][14][15]
Fettsäure | Prozentualer Anteil |
---|---|
Palmitinsäure | 12–23 % |
Stearinsäure | 1–3 % |
Oleinsäure | 39–48 % |
Linolsäure | 29–42 % |
Linolensäure | 0,5–1,5 % |
Myristinsäure | 0,5–1 % |
Gadoleinsäure | 0,5–1 % |
Arachidinsäure | < 1 % |
Beheninsäure | 0,2–1,5 % |
Lignocerinsäure | 0,5 % |
Palmitoleinsäure | < 0,4 % |
Verwendung als Nahrungsmittel
Es wird als Reisöl, „Rice Bran Oil“ (Reiskleieöl) oder „Rice Germ Oil“ (Reiskeimöl) angeboten; beide meinen dasselbe Produkt.
Man kann Reisöl wie Olivenöl für gekochte und rohe Nahrungsmittel verwenden oder einfach zum Würzen und Verfeinern von Salaten und Soßen.
In Japan gab es mehrfach Fälle von Massenvergiftungen, die sogenannte Yushō-Krankheit, durch mit polychlorierten Biphenylen verunreinigtes Reisöl.
Verwendung als nachwachsender Rohstoff
Reisöl wird neben der Verwendung als Lebensmittel hauptsächlich in der Kosmetik verwendet. Dabei dient es als Rohstoff für die Herstellung bestimmter Seifensorten.
Daneben wird es zur Unterdrückung der Oxidation in kosmetischen Zubereitungen verwendet, obwohl es ungesättigte Fettsäuren enthält.[16]
Eine neuere Anwendung ist die Verwendung als Bohrspülflüssigkeit bei der Erdölgewinnung.[17]
Weblinks
- Rice Bran Oil Processing and Value added Products (PDF; 5,04 MB), auf ofievents.com, abgerufen am 12. März 2017.
Literatur
- Frank T. Orthoefer: Rice Bran Oil. In: Fereidoon Shahidi: Bailey's Industrial Oil and Fat Products. Volume 2, Wiley, 2005, ISBN 978-0-471-38551-6, S. 465–489, Kapitel 10, online (PDF; 186 kB), auf s3.amazonaws.com, abgerufen am 12. März 2017.
Einzelnachweise
- Rafael Hernandeza, Darrell Sparksa u. a.: Extraction of Rice Bran Oil Using Supercritical Carbon Dioxide and Propane. In: Journal of the American Oil Chemist Society. Vol. 83, No. 10, 2006, doi:10.1007/s11746-006-5042-x.
- Giuseppe Mazza: Functional Foods. Technomic Publishing, 1998, ISBN 1-56676-487-4, S. 78 f.
- NIIR Board of Consultants & Engineers: The Complete Technology Book on Wax and Polishes. Asia Pacific Business Press, 2011, ISBN 978-81-7833-012-9 (Reprint), S. 55.
- Gulzar Ahmad Nayik, Ishrat Majid u. a.: Rice bran oil, the Future Edible Oil of India: A mini Review. In: J. Rice Res. 3(4): 151–153, 2015, doi:10.4172/2375-4338.1000151, online (PDF; 1,02 MB), auf esciencecentral.org, abgerufen am 12. März 2017.
- H.-D. Belitz, Werner Grosch, Peter Schieberle: Lehrbuch der Lebensmittelchemie. 6. Auflage, Springer, 2008, ISBN 978-3-540-73201-3, S. 230.
- M. D. Ranken, R. C. Kill: Food Industries Manual. 24th Edition, Chapman & Hall, 1997, ISBN 0-7514-0404-7, S. 300.
- Wayne E Marshall, James I. Wadsworth: Rice Science and Technology. Marcel Dekker, 1993, ISBN 0-8247-8887-7, S. 400.
- Ullmann's Food and Feed. Vol. 2, Wiley, 2017, ISBN 978-3-527-33990-7, S. 655 f, 722 f.
- E. Bames, A. Bömer u. a.: Handbuch der Lebensmittelchemie. 4. Band: Fette und Öle, Springer, 1939, ISBN 978-3-642-88819-9, S. 466.
- Fatty Acid Composition Of Some Major Oils. auf chempro.in, abgerufen am 12. März 2017.
- Brajendra K. Sharma,Girma Biresaw: Environmentally Friendly and Biobased Lubricants. CRC Press, 2017, ISBN 978-1-4822-3202-8, S. 190.
- B. A. Stout: Biomass Energy Profiles. Ausgabe 54, FAO, 1983, ISBN 92-5-101302-0, S. 86.
- Frank Gunstone: Vegetable Oils in Food Technology. Second Edition, Wiley-Blackwell, 2011, ISBN 978-1-4443-3268-1, S. 303.
- Vikas Pali: Rice bran oil - Unique gift of nature: a review. In: Agri. Reviews. 34(4): 288–294, 2013, doi:10.5958/j.0976-0741.34.4.014, online (PDF; 103 kB), auf arccjournals.com, abgerufen am 12. März 2017.
- D. K. Salunkhe: World Oilseeds. Van Nostrand Reinhold, 1992, ISBN 0-442-00112-6, S. 441.
- Patent EP1704898: Oxidationsgeschützte kosmetische Zubereitung mit Reiskeimöl. Veröffentlicht am 10. März 1993, Erfinder: Stephanie von der Fecht u. a..
- Patent EP0374672: Verwendung ausgewählter Esteröle in Bohrspülungen insbesondere zur off-shore-Erschliessung von Erdöl- bzw. Erdgasvorkommen (II). Veröffentlicht am 10. März 1993, Erfinder: Heinz Müller u. a..