Reinhardtsdorf-Schöna
Reinhardtsdorf-Schöna ist eine Gemeinde in Sachsen. Sie liegt linkselbisch südöstlich von Bad Schandau im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Sachsen | |
Landkreis: | Sächsische Schweiz-Osterzgebirge | |
Verwaltungsgemeinschaft: | Bad Schandau | |
Höhe: | 281 m ü. NHN | |
Fläche: | 31,76 km2 | |
Einwohner: | 1302 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 41 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 01814 | |
Vorwahl: | 035028 | |
Kfz-Kennzeichen: | PIR, DW, FTL, SEB | |
Gemeindeschlüssel: | 14 6 28 330 | |
Gemeindegliederung: | 3 Ortsteile | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Waldbadstr. 52d/e 01814 Reinhardtsdorf | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Andreas Heine (Wählervereinigung 94) | |
Lage der Gemeinde Reinhardtsdorf-Schöna im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge | ||
Geschichte
Reinhardtsdorf-Schöna umfasst die Ortsteile Reinhardtsdorf, Schöna und Kleingießhübel, die sich zum 1. Januar 1973 zusammenschlossen.
- Blick von der Kaiserkrone auf Schöna (Vordergrund) und Reinhardtsdorf (Hintergrund)
- Blick vom Wolfsberg auf Reinhardtsdorf mit den Schrammsteinen im Hintergrund
- Blick vom Kleinen Zschirnstein auf Kleingießhübel
Reinhardtsdorf
Reinhardtsdorf ist ein bereits 1368 erwähntes Waldhufendorf, mit ehemals vorwiegend landwirtschaftlicher Prägung. Heute liegt der wirtschaftliche Schwerpunkt auf dem Fremdenverkehr. Südlich des Ortes liegt das Waldbad. Die spätgotische Kirche stammt aus dem Jahr 1523, der Turm von 1685. Neben dem Gehöft Nr. 7 steht eine alte, geschützte Linde von ca. 1550. Im Haus Nr. 21, bzw. dessen Scheune befand sich während der Zeit des Nationalsozialismus eine illegale Druckerei, worauf ein Denkmal verweist. 2009 zählte Reinhardtsdorf 854 Einwohner (1999: 986 Einwohner).[2]
Am 14. Februar 2010 stürzte beim Time-Air-Flug 039C eine Cessna Citation Bravo in Ortsnähe ab.
Schöna
Schöna liegt auf 280 m südlich der Elbe nahe der Grenze zu Tschechien. Das alte Waldhufendorf, 1379 erstmals erwähnt, besteht u. a. aus kleinen Häusleranwesen und alten Dreiseitbauernhöfen. Am Ortsrand von Schöna ragt die Kaiserkrone empor, etwas weiter südlich der Zirkelstein. Der Hirschgrund führt zur Elbe hinab bis Hirschmühle und zerschneidet die Ebenheit von Schöna. Auf Grund des großen Wasserreichtums und des hohen Gefälles waren hier ursprünglich mehrere Mühlen in Betrieb. Die wenigen Anwesen in dem leicht dämmrigen und kühlen Engtal gehören zu Schöna. In einem Umgebindehaus in der Hauptstraße befindet sich die Heimatstube Schöna mit historischen Zeugnissen des Lebens der Einwohner in früheren Jahrhunderten. Im Nordwesten in Richtung des Großen Zschirnstein steht eine markante Eiche genannt „Kreusels Eiche“. Ein bedeutender Sohn der Gemeinde ist Wilhelm Schaffrath (1814–1893), Jurist, Landtags- und Reichstagsabgeordneter. Er war Delegierter der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche 1848. 2009 zählte Schöna 454 Einwohner (1999: 565 Einwohner).[2]
Kleingießhübel
Kleingießhübel wurde 1379 erstmals als Gizobel erwähnt. Neben dem Abbau von Brauneisenerz am Zschirnstein bildete die Herstellung von Pech als Schmiermittel für die Wagen auf der den Ort berührenden Straße nach Tetschen die Haupteinnahmequelle.[3]
Politik
Die NPD konnte bei der Landtagswahl in Sachsen 2004 hier mit 23,1 % ihr bestes Ergebnis erzielen und auch zur Bundestagswahl 2005 erzielte sie mit 14,4 % überdurchschnittlich viele Stimmen.
Bei den Bürgermeisterwahlen 2006 war im Vorfeld erwartet worden, dass ein NPD-Kandidat sehr gute Chancen hätte. Mittels eines Bürgerentscheids auf Initiative der NPD war am 12. März 2006 eine Gemeindefusion mit der Nachbarstadt Bad Schandau gestoppt worden, die die Neuwahl verhindert hätte. Bei reger Wahlbeteiligung votierten 93 % der 1380 Einwohner von Reinhardtsdorf-Schöna für eine Selbständigkeit der Gemeinde. Bei den Wahlen am 23. April setzte sich jedoch mit Olaf Ehrlich ein unabhängiger Kandidat durch, der sich zuvor deutlich von der NPD distanziert hatte.[5] Von der NPD traten keine Kandidaten zur Wahl an, da sie eine Blockade des Ortes befürchteten.[6]
Bei der Kreistagswahl am 8. Juni 2008 erreichten die Freien Wähler mit 26,8 % das beste Ergebnis. Die NPD erhielt mit 25,2 % mehr Stimmen als CDU (21,7 %), Linke (15,6 %), FDP (4,2 %), SPD (3,7 %) und Grüne (2,8 %).[7]
Seit der Gemeinderatswahl am 26. Mai 2019 verteilen sich die 12 Sitze des Gemeinderates folgendermaßen auf die einzelnen Gruppierungen:
- Wählervereinigung 94 (WV94): 9 Sitze
- NPD: 2 Sitze
- Wählervereinigung 2009 (WV09): 1 Sitze
Dabei erreichte die NPD mit 19,6 % der Stimmen wiederum ihr bestes Ergebnis in Sachsen.[8]
Sehenswürdigkeiten
Reinhardtsdorfer Kirche
Die Kirche in Reinhardtsdorf wurde 1368 erstmals erwähnt, ihre Geschichte geht jedoch bis auf die Erstbesiedlung um 1200 zurück.[9] Anfang des 16. Jahrhunderts wurde sie erweitert und erhielt 1521 einen gotischen Flügelaltar. Dieser Schnitzaltar mit einer Darstellung der Anna selbdritt wurde bei der Umgestaltung der Kirche, bei der auch der Turm entstand, 1681 durch einen barocken Altar ersetzt, der Jesu letztes Abendmahl, seine Kreuzigung und Auferstehung abbildet. Lange befand sich der gotische Altar im Museum in Dresden und kehrte erst im Januar 1945, nur wenige Tage vor den Luftangriffen auf Dresden nach Reinhardtsdorf zurück. Er befindet sich jetzt neben der Kanzel von 1615. Von 1680 bis 1711 wurde die Kirche ausgemalt. Die Decke zeigt das Jüngste Gericht und die Trinität, die obere Empore Szenen aus dem Alten Testament, hauptsächlich aus dem 1. Buch Mose, aber auch vom Auszug aus Ägypten, von Samson, David und Elija, die untere Empore stellt das Leben Jesu Christi dar. Unter jedem Bild steht der Name des Stifters und der von ihm gespendete Geldbetrag. Auf dem Gestühl sind die christlichen Tugenden bildlich dargestellt. Als Hintergrund der Abbildungen dient die Umgebung von Reinhardtsdorf, das Elbsandsteingebirge. Die Kirche hat eine Orgel von Hermann Eule Orgelbau Bautzen von 1911.
Gedenkstätten
- Gedenkstein von 1948 an der Glaserschmiede im Haus Nr. 50 für alle Opfer des Faschismus, namentlich für die NS-Gegner Bernhardt Geißler, der 1940 in der NS-Tötungsanstalt Brandenburg den Tod fand, sowie für Walter Hering, der 1937 in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein ums Leben kam.
- Das Naturfreundehaus „Zirkelsteinhaus“ Nr. 109 trug zu DDR-Zeiten den Namen des jüdisch-kommunistischen Widerstandskämpfers Hans Dankner, der 1944 im KZ Auschwitz ermordet wurde.
- Die Barockbauernkirche in Reinhardtsdorf
- Die Barockbauernkirche in Reinhardtsdorf
- Das Dorfmuseum (Heimatstube) in Schöna
- Das ehemalige Erblehngericht (erbaut 1820) in Kleingießhübel, ein typisches Umgebindehaus der Region
Söhne der Gemeinde
- Wilhelm Schaffrath (1814–1893), deutscher Jurist und Politiker
- Walter Hering (1910–1937), deutscher Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime
- Erich Hering (1923–1978), Maler
- Walter Müller-Seidel (1918–2010), deutscher Germanist
Verkehr
Der Bahnhof Schöna und der Haltepunkt Schmilka-Hirschmühle liegen an der Bahnstrecke Děčín–Dresden-Neustadt. Hier verkehren unter anderem Züge der S-Bahn Dresden.
Literatur
- Zwischen Sebnitz, Hinterhermsdorf und den Zschirnsteinen (= Werte der deutschen Heimat. Band 2). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1959.
- Im Süden der Barbarine (= Werte der deutschen Heimat. Band 3). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1960.
- Alfred Meiche: Historisch-topographische Beschreibung der Amtshauptmannschaft Pirna. Dresden 1927. (Digitalisat)
- Falk Blask (Hrsg.): Ein Dorf voller Narren. Karneval, Idylle, Rechtsextremismus. (= Berliner Blätter; Heft 43). Lit, Münster u. a. 2007, ISBN 978-3-8258-0939-3
Weblinks
- Reinhardtsdorf-Schöna im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
Einzelnachweise
- Bevölkerung des Freistaates Sachsen nach Gemeinden am 31. Dezember 2020 (Hilfe dazu).
- Einwohnerzahl von Bad Schandau sinkt, Sächsische Zeitung (Ausgabe Pirna) vom 26. Januar 2010
- Reinhardtsdorf-Schöna (Memento des Originals vom 14. September 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (ganz unten auf der Seite)
- Ergebnisse der Gemeinderatswahl 2019
- Marco Mach: Einer schmust mit NPD, in: Sächsische Zeitung online, 15. April 2006. Hier zitiert nach Aktion Zivilcourage
- Sven Heitkamp: NPD verzichtet auf Bürgermeister-Kandidaten, in: Lausitzer Rundschau Online, 29. März 2006 (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Jeder Vierte wählte in Reinhardtsdorf-Schöna NPD
- Wahlergebnis Gemeinderatswahl Reinhardtsdorf-Schönau – Statistik. Webseite des Bundeslands Sachsen. Abgerufen am 13. April 2020.
- Chronologie der Reinhardtsdorfer Kirche (Memento des Originals vom 3. Dezember 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.