Rehna
Rehna ist eine Landstadt im Landkreis Nordwestmecklenburg in Mecklenburg-Vorpommern (Deutschland). Sie ist Verwaltungssitz des gleichnamigen Amtes, dem neben Rehna zehn weitere Gemeinden angehören. Der Ort ist ein Grundzentrum.[2]
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
| ||
Basisdaten | ||
Bundesland: | Mecklenburg-Vorpommern | |
Landkreis: | Nordwestmecklenburg | |
Amt: | Rehna | |
Höhe: | 24 m ü. NHN | |
Fläche: | 44,59 km2 | |
Einwohner: | 3592 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 81 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 19217 | |
Vorwahl: | 038872 | |
Kfz-Kennzeichen: | NWM, GDB, GVM, WIS | |
Gemeindeschlüssel: | 13 0 74 065 | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Freiheitsplatz 1 19217 Rehna | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Hans Jochen Oldenburg | |
Lage der Stadt Rehna im Landkreis Nordwestmecklenburg | ||
Geografie
Geografische Lage
Die im Herzen des Landkreises gelegene Stadt Rehna ist von Lübeck, Schwerin und der Ostseeküste jeweils etwa 25 Kilometer entfernt. Sie liegt beidseitig des Flusses Radegast – die Altstadt mit dem ehemaligen Nonnenkloster am linken Ufer. Die Umgebung Rehnas ist recht hügelig, nahe dem nordöstlichen Ortsteil Othenstorf werden 83 m ü. NHN erreicht.
Die Stadt Rehna ist Teil der Metropolregion Hamburg.
Geschichte
12. Jahrhundert bis heute
Rehna wurde in der Mitte des 12. Jahrhunderts von Siedlern aus dem hessischen Rhena gegründet.[4] Die erste Kirche Rehnas wird bereits 1230 im Ratzeburger Zehntregister erwähnt, das die damals zum Bistum Ratzeburg gehörenden Ortschaften geordnet nach Kirchspielen auflistet. Am 26. Dezember 1237 bestätigte der Ratzeburger Bischof Ludolf I. feierlich das neue Kloster Rehna. Rehna gehörte jedoch nie zum Hochstift bzw. später zum Fürstentum Ratzeburg (Mecklenburg-Strelitz). Es war vielmehr eine Landstadt in Mecklenburg und bis 1918 als Teil der Städte des Mecklenburgischen Kreises auf Landtagen vertreten.
Der Ortsteil Löwitz wurde um 1230 unter den Namen Lovetse und Lowitze erstmals erwähnt, Die Reste der Burg Lovetze befinden sich noch im Gutspark.
Mindestens 20 Personen (18 Frauen, 2 Männer) gerieten 1595–1684 in Hexenprozesse, davon wurden wahrscheinlich elf hingerichtet.[5] 1668 wurde Ilse Klink, die Witwe des ehemaligen Bürgermeisters Hinrich Klink, verbrannt. Sie hatte erst nach mehrfacher Folter zu einem Geständnis gezwungen werden können. Als sie ihr Geständnis widerrief, wurde sie erneut der Folter unterworfen.[6]
Nach Einführung der Reformation und Auflösung des Klosters war Rehna Leibgedinge der Witwen und unversorgten Töchter Mecklenburger Herzöge sowie Sitz eines Amtmanns. 1734–1768 war das Amt Rehna im Pfandbesitz des Kurfürstentums Hannover. 1791 erhielt der Ort das Stadtrecht.
Von 1952 bis 1994 gehörte Rehna zum Kreis Gadebusch (bis 1990 im DDR-Bezirk Schwerin, 1990–1994 im Land Mecklenburg-Vorpommern). Seit der Kreisreform Mecklenburg-Vorpommern 1994 liegt die Stadt im Landkreis Nordwestmecklenburg.
Die Innenstadt und das Klostergebäude wurden im Rahmen der Städtebauförderung im Zeitraum von 1991 bis 2005 saniert, dafür wurden rund neun Millionen Euro Fördermittel bewilligt. Die Sanierung der Stadt ist inzwischen weitgehend abgeschlossen.
Eingemeindungen
Am 1. Juli 1950 wurde Othenstorf nach Brützkow und Falkenhagen nach Löwitz eingemeindet;[7] Brützkow wurde wiederum am 1. Juli 1973 nach Rehna eingemeindet.[7] Seit dem 13. Juni 2004 gehört der Ort zu Rehna.[8] Am 25. Mai 2014 wurden Nesow und Vitense in die Stadt eingemeindet.[9]
Einwohnerentwicklung
|
|
Stand: 31. Dezember des jeweiligen Jahres[10]
Der starke Anstieg der Einwohnerzahl 2005 ist auf die Eingemeindung von Brützkow im Jahr 2004 zurückzuführen, das beträchtliche Bevölkerungswachstum 2015 beruht auf der Eingliederung von Nesow und Vitense im Jahr 2014.
Politik
Stadtvertretung
Die Stadtvertretung von Rehna besteht aus 14 Mitgliedern und dem Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 hatte folgendes Ergebnis:[11]
Partei / Wählergemeinschaft | Sitze 2014 | Sitze 2019 |
---|---|---|
Alternative Wählergemeinschaft Rehna (AWG) | 6 | 6 |
Bürger für Rehna | 3 | 3 |
Freie Bürgergemeinschaft Rehna | - | 2 |
CDU | 2 | 1 |
Unabhängige Wählergemeinschaft Vitense | 1 | 1 |
Wählergemeinschaft Löwitz | 1 | 1 |
SPD | 1 | - |
Einzelbewerber Alfred Böttcher | 1 | - |
Aktive Bürger für Nesow | 1 | - |
Insgesamt | 16 | 14 |
Bürgermeister
- seit 2009: Hans Jochen Oldenburg[12]
Oldenburg wurde in der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019 mit 98,7 % der gültigen Stimmen für eine weitere Amtszeit von fünf Jahren gewählt.[13]
Wappen
Blasonierung: „In Gold ein hersehender, golden gekrönter schwarzer Stierkopf mit aufgerissenem roten Maul, silbernen Zähnen, ausgeschlagener roter Zunge, in sieben Spitzen abgerissenem Halsfell und silbernen Hörnern.“[14]
Das Wappen wurde am 10. April 1858 von Großherzog Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin festgelegt, 1997 im Zuge der Flaggengenehmigung von dem Weimarer Michael Zapfe neu gezeichnet und unter der Nr. 125 der Wappenrolle des Landes Mecklenburg-Vorpommern registriert. | |
Wappenbegründung: Das Wappen ist in Anlehnung an Siegelbilder aus dem 17. und 18. Jh. und an eine einst in der Rehnaer Kirche angebrachte Wappendarstellung von 1792 gestaltet. Es zeigt den Stierkopf als das kleine landesherrliche Symbol des mecklenburgischen Herrscherhauses und erinnert damit an die Zugehörigkeit des Ortes zur Herrschaft, ab 1348 zum Herzogtum Mecklenburg und der späteren Stadt zum Herzogtum, ab 1815 Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin. |
- Historisches Wappen
Blasonierung: „In Rot eine durchgehende silberne Lebensrune.“[14]
Das Wappen wurde von Hans Herbert Schweitzer gestaltet. Es wurde am 14. September 1940 durch den Reichsstatthalter in Mecklenburg verliehen. | |
Wappenbegründung: Das Wappen verlor schon bald nach dem Ende des II. Weltkrieges seine Gültigkeit. |
Flagge
Die Flagge ist gleichmäßig längs gestreift von Gelb und Schwarz. In der Mitte des Flaggentuchs liegt, auf jeweils zwei Drittel der Höhe des gelben und des schwarzen Streifens übergreifend, das Stadtwappen. Die Länge des Flaggentuchs verhält sich zur Höhe wie 5:3.[15]
Dienstsiegel
Das Dienstsiegel zeigt das Stadtwappen mit der Umschrift „STADT REHNA • LANDKREIS NORDWESTMECKLENBURG“.[15]
Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
- Kloster Rehna, ehemaliges Benediktinerinnenkloster aus dem 13. Jahrhundert mit ursprünglich spätromanischer einschiffiger Backsteinkirche, die im 15. Jahrhundert beträchtlich verändert wurde sowie einem Arkadengang, dem ehemaligen Klostergebäude (heute Amtsgebäude) und dem Klostergarten.
- Altes Rathaus vom Ende des 17. Jahrhunderts, barockes, zweigeschossiges, geputztes, giebelständiges Fachwerkhaus auf Feldsteinsockel mit Mansarddach, rundem Giebel und Laternentürmchen.
- Deutsches Haus
- Das Deutsche Haus zählt zu den ältesten Häusern der Klosterstadt Rehna. Auch wenn das Haus heute die ursprüngliche Größe nur noch erahnen lässt, ist doch beim genauen Betrachten der Ursprung zu erkennen. Der Gebindeabstand beträgt 1,8 bis 2 Meter und deutet noch auf eine Dacheindeckung aus Stroh hin. Das etwa vier Meter hohe Erdgeschoss nimmt die große Diele im hinteren Bereich auf.
- Das Haus ist Herberge für den Martensmann. Dieser Brauch wird erstmals 1520 erwähnt. Alljährlich wird am Martinstag den Mecklenburger Fürsten eine Tonne (Fass) Wein gesandt, damit sie sich vertragen.
- Heute wird das Deutsche Haus als Vereinshaus der Stadt benutzt und beherbergt die Stadtbibliothek Rehna.
- Gutshaus Löwitz
- Das 1856 im neugotischen Stil errichtete Gutshaus war der erste Gutshaubau des erst 28-jährigen Schweriner Architekten Georg Daniel. Er hatte zu dieser Zeit sein zweites Bauexamen noch nicht abgelegt, benötigte aber Geld für seine erste Studienreise nach Wien. Daniel entwarf einen Putzbau in tudorgotischen Formen und wertete dabei das zweigeschossige Gutshaus besonders durch Turmanbauten, Zinnenkränze sowie Balkone und mit Ornamentik in Anlehnung an Schinkelsche Bauten, wie das Schloss Babelsberg, auf.[16]
- Das Gut Löwitz war u. a. im Besitz der Familien von Bülow (ab dem Mittelalter), von Pentz (ab 1803), Joachim Heinerich Koch und Erben (1855 bis 1919), von Soden und von Forstner (bis 1945).
- Im Gutshaus waren nach 1945 ein Kindergarten, später ein Lehrlingswohnheim, ab 1972 die Werkküche der LPG und ein Kultur- und Versammlungsraum untergebracht. Es wurde nach der Wende Opfer von Vandalismus und verfiel.[17] Nach einem Besitzerwechsel soll ab 2020 eine Sanierung stattfinden[18]
Denkmale
- Großsteingrab Nesow, megalithische Grabanlage
- Acht Gräber von Zwangsarbeitern für vier polnische Frauen und vier Männer, alle namentlich bekannt, die Opfer der Zwangsarbeit wurden, befinden sich auf dem Friedhof. Waren es anfänglich Holzkreuze, so erinnern seit 1986 Gedenksteine an diese Opfer unter den 3000 bis 4000 Männern und Frauen, überwiegend aus Polen, die im Amtsbereich von Rehna während des Zweiten Weltkrieges Zwangsarbeit auf Gütern und bei Gewerbetreibenden verrichten mussten.
- Gedenkstätte für den antifaschistischen Widerstand auf dem Friedhof aus dem Jahre 1949, erinnert u. a. an den kommunistischen Stadtverordneten Friedrich Dreyer, der zu den Opfern des Todesmarsches vom April 1945 gehört. In der Friedrich-Dreyer-Straße hängt eine Informationstafel für den ermordeten Kommunisten.
Wirtschaft und Infrastruktur
Ortsansässige Unternehmen
Die Awek Protech GmbH mit Sitz im Gewerbegebiet Am Kajatz produziert Kabelkonfektion und Systemtechnik für Automatisierungstechnik sowie Bauteile für Robotertechnik. Das Unternehmen ist seit 1990 dort ansässig und gehört zu den größten Arbeitgebern der Region.
Verkehr
Rehna liegt an der Bundesstraße B 104 zwischen Lübeck und Schwerin. Die Anschlussstelle Schönberg an der Autobahn A 20 ist etwa acht Kilometer entfernt.
Der Bahnhof Rehna liegt an der Bahnstrecke Schwerin–Rehna und wird von der Regionalbahnlinie RB 13 (Rehna–Schwerin–Parchim) bedient. Pläne, die Bahnstrecke über Rehna hinaus bis nach Schönberg an der Bahnstrecke Lübeck–Bad Kleinen zu verlängern, wurden noch bis in die 1940er Jahre verfolgt, aber bis auf ein paar Brückenbauwerke nie verwirklicht.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Ilse Klink († 1668), Witwe des ehemaligen Bürgermeisters Hinrich Klink, als Opfer der Hexenverfolgung verbrannt[19]
- Johann Niklas Bandelin (1741–1824), Dichter
- Johann Daniel Riedel (1786–1843), Apotheker und Unternehmer
- Peter Heinrich Lemke (1799–1882), katholischer Priester und Wegbereiter der Benediktiner in Nordamerika
- August von Bernstorff (1800–1869), Generalmajor und großherzoglich mecklenburgischer Oberstallmeister, in Othenstorff geboren
- Lewis Jacob Marcus (1809–1881), Rechtsanwalt, Ehrenbürger von Schwerin
- Amely Bölte (1811–1891), Schriftstellerin
- Friedrich Dreyer (1822–1902), Uhrmacher
- Ludwig Fromm (1824–1884), Historiker
- Georg Daniel (1829–1913), Baumeister
- Albert Schultz-Lupitz (1831–1899), Landwirt
- Gustav Kassbaum (1878–1929), Architekt
- Claus Felix von Amsberg (1890–1953), Schwiegervater von Königin Beatrix der Niederlande
- Wolfgang Rohner-Radegast (1920–2002), Schriftsteller
- Siegfried Stark (* 1955), Leichtathlet
Mit Rehna verbundene Persönlichkeiten
- Heinrich von Dassow (nach 1300), Propst des Klosters Rehna
- Martin Stammer (1883–1966), Theologe, Rektor der Stadtschule
- Ernst Voß (1886–1936), Theologe, Rektor der Stadtschule
- Ernst Mecklenburg (* 1927), Politiker (DBD), Bürgermeister in Rehna
Literatur
- Friedrich Schlie: Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin. II. Band: Die Amtsgerichtsbezirke Wismar, Grevesmühlen, Rehna, Gadebusch und Schwerin. Schwerin 1898, Neudruck Schwerin 1992, S. 423 ff., ISBN 3-910179-06-1.
Weblinks
Quellen
- Statistisches Amt M-V – Bevölkerungsstand der Kreise, Ämter und Gemeinden 2020 (XLS-Datei) (Amtliche Einwohnerzahlen in Fortschreibung des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Regionales Raumentwicklungsprogramm Westmecklenburg (2011), Regionaler Planungsverband, abgerufen am 12. Juli 2015
- Hauptsatzung der Stadt Rehna
- Verena Friedrich: Die ehemalige Klosterkirche St. Maria und Elisabeth in Rehna, Passau; S. 2
- Sönke Lorenz: Die Quellen, Die Hexenprozesse in den Rostocker Spruchakten von 1570 bis 1630, Frankfurt am Main 1983
- Katrin Moeller: Dass Willkür über Recht ginge, Hexenverfolgung in Mecklenburg im 16. und 17. Jahrhundert (Hexenforschung Band 10), Bielefeld 2007, S. 112, 114, 296, 452, 453.
- Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
- StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2004
- Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern: Gebietsänderungen in Mecklenburg-Vorpommern 18.1 bis 15.3.2014
- Bevölkerungsentwicklung der Kreise und Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern (Statistischer Bericht A I des Statistischen Amtes Mecklenburg-Vorpommern)
- Ergebnis der Kommunalwahl am 26. Mai 2019
- Bürgermeister erhält Ehrennadel. In: Schweriner Volkszeitung, 10. Januar 2016.
- Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019
- Hans-Heinz Schütt: Auf Schild und Flagge - Die Wappen und Flaggen des Landes Mecklenburg-Vorpommern und seiner Kommunen. Hrsg.: produktionsbüro TINUS; Schwerin. 2011, ISBN 978-3-9814380-0-0, S. 175/176.
- Hauptsatzung § 1 (PDF).
- Horst Ende: Georg Daniel als Architekt und Denkmalpfleger in Mecklenburg. Vortrag am 11. Februar 2004 zum 175. Geburtstag Georg Daniels im Landesamt für Denkmalpflege Schwerin.
- Gutshaus Löwitz bei Gadebusch auf gutshaeuser.de
- SVZ: Gutshaus „Schloss Löwitz“ ist in neuen Händen
- Katrin Moeller: Dass Willkür über Recht ginge, Hexenverfolgung in Mecklenburg im 16. und 17. Jahrhundert (Hexenforschung Band 10), Bielefeld 2007, S. 112, 114, 296, 452, 453.