Selmsdorf
Selmsdorf ist eine Gemeinde im Nordwesten des Landkreises Nordwestmecklenburg in Mecklenburg-Vorpommern. Sie wird vom Amt Schönberger Land mit Sitz in der Stadt Schönberg verwaltet.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Mecklenburg-Vorpommern | |
Landkreis: | Nordwestmecklenburg | |
Amt: | Schönberger Land | |
Höhe: | 38 m ü. NHN | |
Fläche: | 36,81 km2 | |
Einwohner: | 3213 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 87 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 23923 | |
Vorwahl: | 038823 | |
Kfz-Kennzeichen: | NWM, GDB, GVM, WIS | |
Gemeindeschlüssel: | 13 0 74 076 | |
Adresse der Amtsverwaltung: | Am Markt 15 23923 Schönberg | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Marcus Kreft (SPD) | |
Lage der Gemeinde Selmsdorf im Landkreis Nordwestmecklenburg | ||
Geografie
Geografische Lage
Die Gemeinde Selmsdorf liegt fünf Kilometer östlich von Lübeck und ist Teil der Metropolregion Hamburg. Im Nordwesten und Norden wird das Gemeindegebiet von der unteren Trave sowie der Pötenitzer Wiek und dem Dassower See begrenzt. Im Südwesten erhebt sich eine Endmoräne bis 83 Meter über NHN. Hier befindet sich auch eine der größeren Mülldeponien Europas, die Deponie Ihlenberg.
Umgeben wird Selmsdorf von den Nachbargemeinden Lübeck (teilweise Seegrenze) im Norden, Dassow im Nordosten, Schönberg im Südosten sowie Lüdersdorf im Südwesten.
Besonders für Naturliebhaber interessant ist der nördliche Teil des Gemeindegebietes. Das Trave-Ufer und der Dassower See sowie der idyllische Ortsteil Teschow auf der gleichnamigen Halbinsel sind durch ausgebaute Wander- und Radwege miteinander verbunden. Von einem Aussichtspunkt nahe Teschow erblickt man über die Trave das gegenüberliegende Dummersdorfer Ufer mit der Stülper Huk und den drei Kilometer nördlich davon liegenden Fährhafen Skandinavienkai in Lübeck-Travemünde sowie auch die Pötenitzer Wiek und den Priwall. Im Ort selbst liegt der Große Teich, der auch Torfmoor(see) genannt wird. Auf Gemeindegebiet liegt das Naturschutzgebiet Selmsdorfer Traveufer sowie das Landschaftsschutzgebiet Palinger Heide und Halbinsel Teschow.
Etwa einen Kilometer westlich von Selmsdorf befindet sich die zur Gemeinde gehörende Dorfwüstung Bardowiek, die zu DDR-Zeiten geschleift wurde.
Geschichte
Bis 1945
Der als Angerdorf angelegte Ort tauchte erstmals 1292 als "Celmerstorpe"im Ratzeburger Hufenregister auf. Das Bauerndorf Selmsdorf, als Angerdorf angelegt, bestand mehr als fünf Jahrhunderte. Um 1825 kam es zur verstärkten Ansiedlung von Handwerkern, Handelsleuten, Arbeitern und Gastwirten. Für diese Entwicklung war wohl hauptsächlich die Nähe zur Hansestadt Lübeck ausschlaggebend. Selmsdorf liegt an der alten Handelsstraße der Hanse Lübeck-Wismar (heutige Bundesstraße 105). Ein 1398 an der Zufahrt nach Teschow aufgerichteter Sühnestein aus Gotland-Kalkstein erinnert heute noch an eine mittelalterliche Mordtat.[3] 1584 erwarb der ratzeburgische Hof- und Kammerrat Daniel Zöllner den Hof des Bauern Hinrick Vittensee in Selmsdorf. Er vergrößerte ihn 1604 durch Hinzulegung einer weiteren Stelle und gilt dadurch als Begründer der späteren Domäne Selmsdorf. Die Selmsdorfer Kirche wurde 1864 im gotischen Stil mit Backsteinen unter Verwendung gelber Ziegel errichtet. Selmsdorf war nach Schönberg der zweitgrößte Ort im Fürstentum Ratzeburg[4] und gehörte damit bis zur Vereinigung der beiden Mecklenburg 1934 zu Mecklenburg-Strelitz.
Die Ortsteile Lauen und Teschow sind 1194 im Isfriedschen Teilungsvertrag als Lewen und Thescowe erstmals urkundlich erwähnt.
Nach 1945 bis heute
Am 1. Juli 1950 wurden die bis dahin eigenständigen Gemeinden Lauen, Sülsdorf, Teschow und Zarnewenz eingegliedert.
Der gesamte Ort Selmsdorf lag bis 1989 aufgrund der Nähe zur innerdeutschen Grenze im Grenz-Sperrgebier. Besucher konnten den Ort nicht ohne besondere Erlaubnis betreten. In Selmsdorf befand sich die nördlichste Grenzübergangsstelle der DDR zur Bundesrepublik (heutiges Gewerbegebiet „An der Trave“).
Von 1952 bis 1994 gehörte Selmsdorf zum Kreis Grevesmühlen (bis 1990 im DDR-Bezirk Rostock, 1990–1994 im Land Mecklenburg-Vorpommern). Seit 1994 liegt die Gemeinde im Landkreis Nordwestmecklenburg.
Einwohnerentwicklung
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Stand: 31. Dezember des jeweiligen Jahres[5]
Politik
Gemeindevertretung
Die Gemeindevertretung von Selmsdorf besteht aus 12 Mitgliedern und dem Bürgermeister. Sie setzt sich seit der Kommunalwahl 2019 wie folgt zusammen:[6]
Partei / Wählergruppe | Stimmen | Sitze |
SPD | 54,9 % | 7 |
Bürger für Selmsdorf (BfS) | 35,1 % | 4 |
CDU | 10,0 % | 1 |
Bürgermeister
- 1994–2014: Detlef Hitzigrat[7]
- seit 2014: Marcus Kreft (SPD)
Kreft wurde in der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019 mit 68,7 % der gültigen Stimmen für eine weitere Amtszeit von fünf Jahren gewählt.[8]
Wappen
Blasonierung: „Gespalten; vorn in Rot ein silbernes Hochkreuz überhöht von einer goldenen Fürstenkrone; hinten in Gold eine grüne Ähre.“[9]
Das Wappen und die Flagge wurde vom Wismarer Roland Bornschein gestaltet. Es wurde zusammen mit der Flagge am 23. Oktober 1997 durch das Ministerium des Innern genehmigt und unter der Nr. 136 der Wappenrolle des Landes Mecklenburg-Vorpommern registriert. | |
Wappenbegründung: Das Wappen vereint ein Herrschaftszeichen mit einem Symbol mit wirtschaftlichem Bezug. Während das von einer Fürstenkrone überhöhte Hochkreuz, das Wappenbild des Fürstentums Ratzeburg, an die frühere Zugehörigkeit der Orte zu dem aus dem 1648 säkularisierten Stiftsland des Bistums Ratzeburg hervorgegangenen Fürstentum erinnert, symbolisiert die Ähre den Haupterwerbszweig der Einwohner, die Landwirtschaft. |
Flagge
Die Flagge ist gleichmäßig längs gestreift von Rot und Gelb. In der Mitte des Flaggentuchs liegt, auf jeweils zwei Drittel der Höhe des roten und des gelben Streifens übergreifend, das Gemeindewappen. Die Länge des Flaggentuchs verhält sich zur Höhe wie 5:3.[10]
Dienstsiegel
Das Dienstsiegel zeigt das Gemeindewappen mit der Umschrift „GEMEINDE SELMSDORF • LANDKREIS NORDWESTMECKLENBURG“.[10]
Sehenswürdigkeiten
- Neugotische St.-Marien-Kirche von 1864 aus gelblichem Backstein mit einem schmalen Westturm.
Wirtschaft und Infrastruktur
Unternehmen
In Selmsdorf haben sich zahlreiche Gewerbebetriebe niedergelassen, was unter anderem auf die günstige Infrastruktur im Speckgürtel von Lübeck zurückzuführen ist. Die Gemeinde plant die Gewerbeflächen zu erweitern, da keine freien Flächen mehr vorhanden sind.
In der Gemeinde sind Nahversorgungseinrichtungen (Lebensmitteldiscounter, Bäckereien, zwei Gaststätten, Post) vorhanden.
Seit 2012 betreibt die Gemeinde einen eigenen Solarpark neben dem Gewerbegebiet mit einer Leistung von 1,23 Megawatt.
Die Gemeinde gehört zum Netzwerk "bienenfreundliche Gemeinde" und hat den Einsatz sämtlicher Pestizide auf gemeindeeigenen Flächen und bei Neuverpachtung von Ackerflächen 2018 verboten. Die Gemeinde hat außerdem drei Streuobstwiesen und mehrere Straßen begleitend mit Obstbäumen angelegt und weitere ökologische Maßnahmen umgesetzt.
Im Rahmen des bundesweiten Breitbandausbaus gehörte ein Großteil der Hauptgemeinde, sowie sämtliche Ortsteile zum Fördergebiet, mit Breitbandversorgung ab 2020. Die gemeindeeigenen Gebäude unterstützen die Freifunk Initiative.
Verkehr
In Selmsdorf treffen die beiden längsten Bundesstraßen Mecklenburg-Vorpommerns zusammen: die B 104 von Lübeck-Schlutup über Schwerin und Neubrandenburg zur polnischen Grenze vor Stettin und die B 105, die hier beginnt und über Wismar und Rostock nach Stralsund führt. Die nächstgelegenen Autobahnanschlussstellen sind Lüdersdorf und Schönberg an der A 20 (Lübeck–Rostock). Sie liegen je elf Kilometer entfernt. Die nächsten Anschlussstellen der A 1 und A 226 liegen in Lübeck auf der westlichen Seite der Trave.
Selmsdorf verfügt über keinen Eisenbahnanschluss. Die nächstgelegenen Stationen sind Lüdersdorf (Meckl) und Schönberg (Meckl) an der Bahnstrecke Lübeck–Bad Kleinen. Sie werden von der Regional-Express-Linie RE 4 (Lübeck–Stettin) bedient.
Bildung
Die Gemeinde verfügt über eine eigene Grundschule, einen Regionalschulteil für die 5. und 6. Klasse als Außenstelle der Regionalschule Dassow, einen Hort, zwei Kindertagesstätten mit Kleinkindbetreuung, sowie einem Waldkindergarten (Trägerverein Eschengarten e.V.).
Sport
Der 1994 gegründete Selmsdorfer SV 94 bietet den etwa 200 Mitgliedern die Sportarten Fußball, Leichtathletik, Tischtennis, Badminton, Seniorensport, Volleyball, Aerobic und Cheerleader an. Die Sporthalle liegt neben der Schule und der 2001 eröffnete Sportplatz im Flöhkamp.
Daneben besteht der Turn-und Akrobatikverein (TAV) sowie der FC Selmsdorf als örtlicher Fußballverein.
Vereine
- Verein Eschengarten als Trägerverein für den Waldkindergarten
- Anglerverein, gegründet 1991
- Bürgerinitiative "Stoppt die Deponie Schönberg"
- Bürgerverein Sülsdorf
- Förderverein der Ortsfeuerwehr Selmsdorf
- Förderverein der Grundschule Selmsdorf
- Freunde und Förderer der Halbinsel Teschow
- Kulturbund Selmsdorf
- Leben mit Krebs
- Pfadfinderstamm Seeadler / Selmsdorf
- Selmsdorfer Linedancer e.V.
- Traditionsverein Feuerwehr Teschow
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Hans Egon Engell (1897–1974), Politiker (BHE)
- Erika Woisin (1929–2018), Politikerin (SPD)
Mit Selmsdorf verbundene Persönlichkeiten
- Daniel Zöllner (1544–1618), Begründer der späteren Domäne Selmsdorf
- Johann Georg Rußwurm (1781–1848), Pastor in Selmsdorf
- Hermann Ohl (1836–1914), Pastor in Selmsdorf
- Alfred Horn (1847–1912), Pastor in Selmsdorf und Autor der Chronik „Zur Geschichte des Kirchspiels Selmsdorf“
Weblinks und Nachweise
- Statistisches Amt M-V – Bevölkerungsstand der Kreise, Ämter und Gemeinden 2020 (XLS-Datei) (Amtliche Einwohnerzahlen in Fortschreibung des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Hauptsatzung der Gemeinde Selmsdorf, § 1
- www.suehnekreuz.de
- Wilhelm Karl Raabe: Mecklenburgische Vaterlandskunde. Zweite Auflage von Gustav Quade, Wismar: Hinstorff 1894, S. 1412
- Bevölkerungsentwicklung der Kreise und Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern (Statistischer Bericht A I des Statistischen Amtes Mecklenburg-Vorpommern)
- Ergebnis der Kommunalwahl am 26. Mai 2019
- Detlef Hitzigrat gibt Bürgermeisterposten ab. In: Lübecker Nachrichten, 15. Januar 2014.
- Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019
- Hans-Heinz Schütt: Auf Schild und Flagge - Die Wappen und Flaggen des Landes Mecklenburg-Vorpommern und seiner Kommunen. Hrsg.: produktionsbüro TINUS; Schwerin. 2011, ISBN 978-3-9814380-0-0, S. 178/179.
- Hauptsatzung § 2 (PDF).