Kloster Rehna
Das Kloster Rehna ist ein ehemaliges Kloster der Benediktinerinnen (im 13. Jahrhundert) und Prämonstratenserinnen (bis 1552) in Rehna in Mecklenburg.
Geschichte des Klosters
Rehna wurde um 1150 von Siedlern aus dem hessischen Rhena gegründet.[1] Im Jahr 1230 wählt Mönch Ernestus das Kirchdorf Rehna aus, um hier ein Nonnenkloster nach den Regeln des heiligen Benediktus zu errichten. Das Gründungsjahr ist nicht sicher bestimmt und liegt zwischen 1230 und 1236. Das Kloster gehörte zum Bistum Ratzeburg, das ebenso wie die Bistümer Schwerin und Lübeck dem Erzbistum Bremen unterstellt war. Am 26. Dezember 1237 bestätigte der Ratzeburger Bischof Ludolf I. feierlich das Kloster Rehna. Geweiht wurde es der Gottesmutter Maria und der bereits kurz nach ihrem Tod 1231 als Heilige verehrten Elisabeth von Thüringen.
Bereits zu Beginn wurde das Rehnaer Kloster mit zahlreichen Ländereien ausgestattet, so von Gottfried von Bülow, der am 6. September 1237 neuen Grund und Boden hinzufügte. Am 21. Oktober 1254 wurde der erste Ablassbrief ausgestellt. Diese Urkunde war für den weiteren Bau des Klosters von größter Bedeutung. Im Jahr 1254 wurde das Kloster eingeweiht. In diesem Jahr wurde auch mit dem Bau des Kreuzganges zwischen Kirche und Kloster begonnen. Die eigentlichen Klostergebäude lagen in den hinter der Kirche befindlichen Gärten. Dank weiteren Landerwerbs, meist durch Schenkungen, wurde das Kloster weithin bekannt und erlangte einen gewissen Ruhm. 1287 erfolgte die Ausbesserung der Klostergebäude, der Besitz konnte weiter vergrößert werden. Im Jahr 1319 wird es erstmals als Kloster des Prämonstratenserordens erwähnt. Im 14. und 15. Jahrhundert gehörte das Rehnaer Kloster zu den bedeutendsten Klöstern Mecklenburgs. Zahlreiche Lübecker Patrizierfamilien ließen ihre Töchter hier erziehen und förderten das Kloster durch reiche Schenkungen. Auch die Mecklenburger Herzöge bedachten das Kloster mit Schenkungen und Schutzbriefen wie 1480 Magnus und Balthasar, deren Mutter, die Herzoginwitwe Dorothea von Brandenburg, ihre letzten Lebensjahre im Kloster verbrachte.
Im Zuge der Reformation wurde das Kloster 1552 aufgelöst. Von 1576 bis Anfang des 18. Jahrhunderts gehörte der Besitz des Klosters zum Leibgedinge der Herzogswitwen und Prinzessinnen Anna Sophia von Preußen (bis 1591), Sophia von Schleswig-Holstein-Gottorf (bis 1634), Anna Sophie (bis 1648) und Juliane Sibylla (bis 1761). Zu Beginn des 18. Jahrhunderts bis 1819 wurden die noch vorhandenen Gebäude als Amtsgebäude genutzt. Der nördliche Teil des Langen Hauses wurde 1878/79 zum Amtsgebäude umgebaut. Ab dem Jahr 1819 bis zum Ersten Weltkrieg wurden die Gebäude als Forstamt, nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1995 als Schule genutzt. Nach 1997 erfolgte eine umfassende Sanierung des Langen Hauses, das nunmehr als Amtsgebäude genutzt wird.[2]
Die Kirche wurde nach Auflösung des Klosters Gemeindekirche, was sie auch bereits vor Gründung des Klosters gewesen war. Sie ist eine der Kirchen der verbundenen Kirchengemeinden Rehna – Kirch Grambow – Meetzen in der Propstei Wismar im Kirchenkreis Mecklenburg der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland.[3]
Gebäude und Anlagen
Vom Kloster ist die spätromanische Backsteinkirche mit dem Kirchturm und seinem Rundbogenportal erhalten geblieben. Ebenso der Arkadengang und das Langhaus, welches als Amtsgebäude genutzt wird. Im August 2004 wurde ein 300 m² großer Klostergarten eingeweiht.
Klosterkirche
Baugeschichte
Die ursprünglich spätromanische Kirche wurde in der Mitte des 15. Jahrhunderts beträchtlich verändert. Aus der ersten Bauepoche sind die Südwand des Langhauses und der untere Teil des Turmes erhalten. Dieser zeigt an allen Seiten unterhalb der spätgotischen Teile Rundbogen- und Dreiecksfriese. An der Westseite befindet sich ein großes Rundbogenportal mit Verzierungen teils in glasierten Ziegeln. Das Turminnere ist mit einem Kreuzgewölbe versehen und war ursprünglich zum Kirchenschiff offen. Im Wesentlichen ursprünglich erhalten ist die Südwand des Langhauses mit einem Rautenfries und Deutschem Band, wird aber durch das Dach des Kreuzgangflügels teilweise verdeckt.
Im 2. Viertel des 15. Jahrhunderts wurde die Kirche grundlegend erneuert und umgebaut. Dabei wurde das Langhaus erhöht und wesentlich erweitert: aus den zwei quadratischen Wölbjochen wurden drei rechteckige kreuzrippengewölbte Joche. Die Nordwand wurde mit Strebepfeilern gestützt und erhielt sehr große Fenster. Der zweijochige rechteckige Chor hat die gleiche Breite, ist aber niedriger ausgeführt. Der Übergang vom Langhaus wurde mit einem spitzbogigen Triumphbogen gestaltet. Die ursprünglich vier paarweise zusammengerückten Fenster sind zugemauert, die Wandflächen zwischen den Fensterpaaren und auch daneben werden mit Rundbogenblenden verziert, in die Kreismotive eingeritzt waren. Die Weihe dieses erneuerten Baus fand im Jahr 1456 statt.
Wandmalereien
An der Südwand des Kirchenschiffes sind Reste hoch- und spätgotischer Wandmalereien erhalten. Diese wurden teilweise 1904 freigelegt, 1960 erfolgte die komplette Restaurierung.
Die älteren Malereien von 1330/40 stellen Motive aus der Kindheitsgeschichte Jesu und die Wurzel Jesse dar. Vermutlich setzten sie sich an Nord- und Westwand, wo Fragmente einer Abendmahlsdarstellung gefunden (und wieder übertüncht) worden, fort. Sie stehen in stilistischem Zusammenhang mit denen in der Lübecker Marienkirche und dem Schleswiger Dom. Diese hochgotischen Maleien wurden bei der Erhöhung des Langhauses teilweise zerstört und durch einen Fries aus Brustbilder von Propheten, Engeln und einem Lamm Gottes übermalt. An der neuen Wand darüber wurden Darstellung der Passionsgeschichte angebracht. Erhalten geblieben sind die Szenen der Geißelung und der Dornenkrönung.
- Wurzel Jesse
- Dornenkrönung und Geißelung
- Darstellung im Tempel und Besuch der Könige; darüber der jüngere Fries mit Lamm-Gottes-Darstellung
Ausstattung
1520 entstand der vierflügelige Schnitzaltar, dessen Bildwerke stilistisch nach Schleswig weisen. Dieser Altar wurde 1851 umgebaut. Die Malereien wurden ins Museum nach Schwerin verbracht. Die Schnitzarbeiten wurden in einem neugotischen Schrein neu arrangiert. Die detailreiche Kreuzigungsgruppe in der Mitte wurde aus einem Eichenstamm geschnitzt. Sie ist umgeben von Figuren der Heiligen Katharina, Dorothea, Margaretha und Barbara. In den Seitenflügel finden sich jeweils sechs Apostel. Die Marienkrönung über der Kreuzigungsszene stammt aus einem anderen Altar. Die Büsten zweier Männer rechts und links davon werden entweder als Propheten[4] oder Porträts der Herzöge Heinrich von Mecklenburg-Stargard (Heinrich der Ältere) und Heinrich IV. von Mecklenburg (Heinrich der Jüngere) gedeutet.[5] Die Tischplatte des Altars bildet ein Grabstein, unter dem zwei Pröpste aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts beerdigt waren.[6]
An der Südseite des Chores findet sich ein Chorgestühl mit reichem Schnitzwerk von 1441 bis 1448.
Das Triumphkreuz stammt aus dem 18. Jahrhundert. Zur Ausstattung gehört weiter ein 10-armiger Messingleuchter von 1688.
Orgeln
1816 erhielt die Klosterkirche eine barocke Orgel des Orgelbauers Hans Hantelmann, erbaut 1682/83. Sie stammte aus der in diesem Jahr abgebrochenen Kirche des Lübecker Burgklosters.
1856 wurde sie durch eine Orgel aus der Werkstatt von Friedrich Friese II ersetzt. Von dieser Orgel ist das Neugotische Gehäuse und ein Register (Oktave 2’ im Hauptwerk) erhalten. 1911 baute Marcus Runge in das Gehäuse eine romantische Orgel ein. Sie verfügt auf 2 Manualen und Pedal über 27 Register. 1996 erfolgte eine Generalüberholung durch die Orgelwerkstatt Wolfgang Nußbücker; die Wiedereinweihung erfolgte am 2. Advent 1996.[7]
In der Winterkirche, dem Adventssaal im Kloster, befindet sich eine einmanualige Orgel mit drei Registern und Pedal aus der Werkstatt Nußbücker von 1992.[8]
Glocken
Von den ursprünglich vier historischen Glocken ist nur eine erhalten geblieben. Sie wurde nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges 1653 von den aus Lothringen stammenden Glockengießern Stephan Wollo und Nikolaus Gage gegossen. Die Glocke hat einen Durchmesser von 1,33 m, ihr Glockenkörper ist in einer für diese Meister typischen Weise mit einem Fries figürlicher Ornamente geschmückt, in dem sich Pelikane, Hippokamp und Vase mit Palmen- oder Ölbaumzweig abwechseln. In der Mitte des Glockenkörpers ist Christus als Salvator mundi dargestellt, zwei Inschriften geben die Namen des Klosterhauptmanns Levin Barse auf Rambow, der Pastoren und Oeconomi sowie von Herzog Christian an.[9] Die Glocke war 1972 gesprungen und konnte erst 1995 repariert und wieder in Gebrauch genommen werden.[10]
Eine Glocke von 1622, gegossen von Hinrich Oldendorf in Schwerin, die größte Glocke, die einen Durchmesser von 1,53 m hatte und 1758 vom Lübecker Ratsgießmeister Johann Hinrich Armowitz gegossen worden war, sowie die kleinste Glocke mit einem Durchmesser von 60 cm, über deren Herkunft nichts bekannt war, wurden im Ersten bzw. Zweiten Weltkrieg für Rüstungszwecke abgegeben. Sie wurden durch zwei Gussstahlglocken von 1954 und 1963 ersetzt, von denen eine wiederum 1998 durch eine neue Bronzeglocke ersetzt wurde.[11]
Persönlichkeiten
Namen und Jahreszahlen bezeichnen die urkundlich nachweisbare Erwähnung als Propst und Priorin
Pröpste
|
Priorinnen
|
Literatur
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Mecklenburg-Vorpommern. München/Berlin 2000, ISBN 3-422-03081-6, S. 438–441.
- Verena Friedrich: Die ehemalige Klosterkirche St. Maria und Elisabeth in Rehna, Passau.
- Gregor Hestermann: Die Beziehungen der Familie von Bülow zum Kloster Rehna im Spiegel ihrer Schenkungen und Stiftungen im 13. Jahrhundert. In: Jahrbücher des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Alterthumskunde. Schwerin 2011, Nr. 126, S. 7–22.
- Friedrich Lisch: Über die Kirche und das Kloster zu Rehna. In: Jahrbücher des Vereins für mecklenburgische Geschichte und Alterthumskunde. Schwerin 1850, Nr. 15, S. 287–305.
- Friedrich Schlie: Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin. II. Band: Die Amtsgerichtsbezirke Wismar, Grevesmühlen, Rehna, Gadebusch und Schwerin. Schwerin 1898 (Neudruck: Schwerin 1992, ISBN 3-910179-06-1, S. 423 ff.).
- Johann Peter Wurm, Gregor Hestermann, Frank Nikulka, Dirk Schumann: Rehna. Kloster/Chorfrauenstift S. Maria, S. Elisabeth (Ordo Sancti Benedicti/Benediktinerinnen, Ordo Praemonstratensis/Prämonstratenserinnen, Ordo Cisterciensis/Zisterzienserinnen). In: Wolfgang Huschner, Ernst Münch, Cornelia Neustadt, Wolfgang Eric Wagner: Mecklenburgisches Klosterbuch. Handbuch der Klöster, Stifte, Kommenden und Prioreien (10./11. – 16. Jahrhundert), Band II. Rostock 2016, ISBN 978-3-356-01514-0, S. 725–765.
Quellen
Gedruckte Quellen
Ungedruckte Quellen
- Landeshauptarchiv Schwerin (LHAS)
- LHAS 1.5-4/14 Urkunden Kloster Rehna.
- LHAS 2.12-1/12 Witwen und Witwensitze.
- LHAS 2.22-10/11 Damanialamt Gadebusch-Rehna.
Nachweise
- Verena Friedrich: Die ehemalige Klosterkirche St. Maria und Elisabeth in Rehna, S. 2
- Katja Haescher: Im Reich der Prämonstratenser. Kloster Rena hat festen Platz in der mecklenburgischen Geschichte–und ist heute ein Schmuckstück. JOURNAL eins, November 2020, S. 32.
- Zugehörigkeit der Gemeinde
- So Dehio (Lit.), S. 440
- Lisch (Lit.), S.
- Hochaltar Kloster Rehna mit vielen Bildern
- Orgelführung in Rehna; Mecklenburgisches Orgelinventar
- Mecklenburgisches Orgelinventar, Abbildungen bei Unsere Orgel im Adventssaal
- Schlie (Lit)., S. 441
- Kirche Rehna: Unsere Glocken
- Kirche Rehna: Unsere Glocken
- Friedrich Lisch: Die Verzeichnis der Pröpste und Priorinnen des Klosters Rehna In: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. 15 (1850). S. 304–305.
Weblinks
- Literatur über Kloster Rehna in der Landesbibliographie MV
- www.kloster-rehna.de
- Kirchgemeinde Rehna – Kirch Grambow – Meetzen
- Rehna im Reiseführer des Prämonstratenser-Ordens