Islamischer Dschihad in Palästina
Der Islamische Dschihad in Palästina (arabisch حركة الجهاد الإسلامي Harakat al-dschihād al-islāmī) ist eine islamistische Terrororganisation mit Sitz in Damaskus (Syrien). Die vollständige Eigenbezeichnung lautet „Bewegung des islamischen Dschihad in Palästina“ (حركة الجهاد الإسلامي في فلسطين), sie wird in den Medien auch als Gruppe „Heiliger islamischer Krieg“ bezeichnet.
Verschiedene Gruppen in anderen arabischen Staaten trugen ebenfalls den Namen „Islamischer Dschihad“, namentlich der Ägyptische Islamische Dschihad oder al-Dschihad, die unter Aiman az-Zawahiri in al-Qaida aufging.
Im Westen ist mit „Islamischer Dschihad“ aber in aller Regel die palästinensische Gruppe gemeint, weil diese aufgrund des Medieninteresses für den Nahostkonflikt besonders hervorsticht.
Vorgeschichte
Der palästinensische Islamische Dschihad entwickelte sich Ende der 70er-Jahre aus ehemaligen palästinensischen Mitgliedern der ägyptischen Muslimbruderschaft, die bis dahin als Ableger der Muslimbrüder im Gazastreifen tätig waren. Im Zuge der islamischen Revolution 1979 im Iran und der daraus resultierenden neu entstandenen islamischen revolutionären Ideologie Ayatollah Khomeinis regten führende Mitglieder der Palästinensischen Muslimbrüder im Gazastreifen und Ägypten an, sich ideologisch von der Ägyptischen Muslimbrüderschaft abzuspalten und der revolutionären Ideologie Irans zu folgen. Unterstützt wurde dieser Prozess ebenfalls durch die Bemühungen der iranischen Hezbollah im Rahmen des vom Iran betriebenen Revolutionsexports in den 80er Jahren im Nahen Osten, was letztlich zur Gründung des Islamischen Dschihad 1981 in Palästina und der Hisbollah 1982 im Libanon führte.
Gründung
Offiziell trat die heutige palästinensische Organisation, die allgemein als „Islamischer Dschihad“ bezeichnet wird, zum ersten Mal 1981 in der gegenwärtigen Form in Erscheinung. Gegründet wurde die Untergrundorganisation ursprünglich im Gazastreifen von drei ortsansässigen islamischen Aktivisten: Fathi Schakaki, ein Arzt aus Rafah, Sheikh Abd Al-Aziz Awda, ein Prediger aus dem Flüchtlingslager Dschabaliya, und Ramadan Shallah aus Shuja'iyya, einem Bezirk in Gaza-Stadt. Führer ist zurzeit [2014] Mohammed al Hindi.[1]
Aktionen
Erstmals in Erscheinung trat die Gruppe im April 1983 mit dem Bombenanschlag auf die US-Botschaft in Beirut, in der auch die CIA-Zentrale für den ganzen Nahen Osten untergebracht war.
Die Organisation ist ideologisch der Hamas nicht unähnlich, hat aber stärkere Kontakte in den Iran und ist weniger in der Bevölkerung Palästinas verankert. Der Islamische Dschihad wirbt Jugendliche für seine Selbstmordattentate. So wurde beispielsweise am 29. März 2004 der 16-jährige Tamer Havira in Rifidia (einem Vorort von Nablus) von israelischen Sicherheitseinheiten festgenommen, als er dabei war, einen Selbstmordanschlag auszuführen.
Der Islamische Dschihad sieht Israel als die Manifestierung des westlichen Imperialismus und lehnt Friedensgespräche mit dem jüdischen Staat sowie seine bloße Existenz kategorisch ab. Auf sein Konto gehen Anschläge mit Autobomben und zahlreiche Selbstmordattentate in Israel, aber auch die Steinigung von zwei entführten 14-jährigen Jugendlichen im Mai 2001.[2]
Im Gaza-Konflikt 2014 bekannte sich die Gruppe dazu, Raketen auf Israel gefeuert zu haben. Sie ist auch am Tunnelsystem im Gazastreifen aktiv, der für Terroraktionen gegen Israel genutzt wird.
Im Februar 2020 feuerte die PIJ mehr als vierzig Raketen auf bewohntes Gebiet in Israel, von denen die israelische Raketenabwehr die meisten abfing.[3]
Siehe auch
Weblinks
- Islamic Jihad (englisch)
- Islamic Jihad Background Information (englisch)
Einzelnachweise
- Hans-Christian Rößler: Hamas sieht sich als Sieger. In: FAZ.net. 27. August 2014, abgerufen am 13. Oktober 2018.
- Who are Islamic Jihad?
- FAZ, 25. Februar 2020, S. 5.