Rüegsau

Rüegsau ist eine politische Gemeinde im Verwaltungskreis Emmental des Kantons Bern in der Schweiz.

Rüegsau
Wappen von Rüegsau
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Bern Bern (BE)
Verwaltungskreis: Emmentalw
BFS-Nr.: 0956i1f3f4
Postleitzahl: 3415 Rüegsauschachen
3417 Rüegsau
3418 Rüegsbach
UN/LOCODE: CH HRU (Hasle-Rüegsau)

CH RUE (Rüegsauschachen)

Koordinaten:617741 / 208133
Höhe: 589 m ü. M.
Höhenbereich: 559–845 m ü. M.[1]
Fläche: 15,06 km²[2]
Einwohner: 3265 (31. Dezember 2020)[3]
Einwohnerdichte: 217 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
5,4 % (31. Dezember 2020)[4]
Website: www.ruegsau.ch
Lage der Gemeinde
Karte von Rüegsau
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Geographie

Luftbild von Rüegsauschachen aus 300 m von Walter Mittelholzer (1922)

Rüegsau liegt im unteren Emmental. Die Gemeinde umfasst von der Emme her entlang des Rüegsbaches die Dörfer Rüegsauschachen, Rüegsau, Rüegsbach und Rinderbach sowie mehrere Weiler. Sie hat etwa die Form eines Rechteckes von rund 2 km Breite und 8 km Länge. Der tiefste Punkt liegt am Ufer der Emme auf 560 m. ü. M., der höchste Punkt auf der Höchi oberhalb des Vorderen Almisberg auf 841 m. ü. M.[5]

Wirtschaft

In der Gemeinde liegen die Hauptsitze der Firmen Blaser Swisslube AG, einem der führenden Hersteller von Kühl- und Schmiermitteln für die Maschinenindustrie, und des europaweit tätigen Ingenieur- und Vermessungsunternehmens von Hans Grunder, die Grunder Ingenieure AG. 2021 gab es in der Gemeinde 71 Landwirtschaftsbetriebe.[5]

Tourismus

Kirche Rüegsau mit Pfarrhaus
Kapelle St. Blasius Rüegsbach

Der Tourismus spielt nur eine kleine aber nicht unbedeutende Rolle, mehrere typische Emmentaler Gasthöfe bieten Zimmer an und im Weiteren sind Ferien auf dem Bauernhof möglich.

Sehenswürdigkeiten

Ein kleines Museum zur Geschichte liegt direkt an der Emme. In der Kapelle St. Blasius im Ortsteil Rüegsbach befinden sich die ältesten Kirchenglocken der Schweiz (aus dem 12. und 13. Jahrhundert). Die Hauptsehenswürdigkeit ist jedoch die Holzbrücke über die Emme zwischen den Gemeinden Hasle und Rüegsau.

Die Brücke von Rüegsau

Alte, gedeckte Brücke

Die Bogenholzbrücke ersetzte eine Jochbrücke, die 1837 bei der Wassernot im Emmental fortgeschwemmt wurde. Jeremias Gotthelf schrieb darüber:

«Tobend wütete die Emme das Tal hinunter, viele hundert Fuss breit, fast von einem Emmenrain zum andern, Hasle und dem Rüegsauschachen zu. Dort hatten die Winkelwirtschaften sich längst geleert, männiglich ängstlich die dreifach gejochte Brücke verlassen, die mit ihren engen Zwischenräumen den Holzmassen den freien Durchgang wehrte. Hier wie an allen oberen Orten dachte kein Mensch an Massnahmen zur Schirmung der Brücken, wie es doch in früheren Zeiten üblich wart und namentlich bei der Haslebrücke. Die gehemmte Emme bäumte Tanne auf Tanne, Trämel[6] auf Trämel, bis weit oberhalb der Brücke türmten sich die krachenden Holzhaufen. Zu beiden Seiten strömten nun die Wasser aus mit immer steigender Gewalt und suchten dem Strom eine ungehemmte Bahn. Noch einige Minuten, und ihr Beginnen wäre auf der Hasleseite gelungen. Es harrten in den Schrecken des Todes die Kalchofenbewohner der einbrechenden Wasserflut, welche die ganze Oberburgebene verwüstet ein neues Bett sich gegraben hätte. Es flohen die Rüegsauer durch das steigende Wasser und überall war ein Beten, dass die Brücke doch voneinander gehen möchte.»[7]

Die alte Brücke wurde fortgeschwemmt. 1837 wurde der Neubau einer Bogenholzbrücke von der Berner Regierung bewilligt. 1955 wurde diese Brücke abgebrochen und durch eine moderne Betonbrücke ersetzt. Die Holzbrücke wurde gelagert und 600 m weiter Emme abwärts in den Jahren 1957/1958 wieder aufgebaut. Sie ist mit einer Bogenspannweite von 60,15 m die längste Holzbogen-Spannbrücke Europas.[8] und wurde zum Wahrzeichen der Gemeinden Hasle und Rüegsau.

Verkehr

Der Bahnhof Hasle-Rüegsau der BLS AG wird zusammen mit der Gemeinde Hasle bei Burgdorf benutzt.

Geschichte

Der Name Rüegsau erscheint erstmals in einer Urkunde von 1139 und kommt von "ruggere aue", oder "ruhe Aue". Prägend für die ganze mittelalterliche Geschichte von Rüegsau war ein 1528 aufgehobenes Benediktinerinnenkloster, das Kloster Rüegsau.[9]

Bevölkerung

Die Gemeinde zählte am 31. Dezember 2020 3265 Einwohner. Nach einem deutlichen Bevölkerungsrückgang in den 1960er und 70er Jahren, wächst die Bevölkerung seit den 1990er Jahren gleichmässig.[10]

Bevölkerungsentwicklung
Jahr176418501900195019802000
Einwohner95922942567290226112935

Politik

Die Stimmenanteile der Parteien anlässlich der Nationalratswahl 2019 betrugen: SVP 39,8 %, BDP 14,1 %, EDU 8,5 %, SP 7,6 %, FDP 5,1 %, EVP 6,2 %, GPS 7,2 %, glp 6,0 %, DM 1,8 %, CVP 1,0 %.[11]

Schulen

Die Gemeinde betreibt zwei Primarschulen, eine in Rüegsbach und eine im Rüegsauschachen. Zusammen mit Hasle wird eine Sekundarschule betreiben. Zwei weitere Primarschulen in Neuegg[12] und Rinderbach wurden geschlossen.

Persönlichkeiten

  • Mit Bezug zur Gemeinde
    • Johann Heinrich Otth (1651–1719), Pfarrer in Rüegsau, Hebraist, Orientalist
    • Walter Loosli (1932–2015), Plastiker, Glasmaler, schuf die Kirchenfenstern in Rüegsau

Bücher

  • Walter Laedrach: Die Brücke von Rüegsau, 1926
  • Hans Würgler: Heimatkunde von Rüegsau, 1965
  • Walter Lehmann: Üsi Gmein, üses Dörfli u dr Mucky, 2012
Commons: Rüegsau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
  2. Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
  5. Rüegsau in Zahlen auf der Webseite der Gemeinde
  6. Tanne bezeichnet zum Bau von Flusswehren und Staudämmen benutzte Tannenäste, Trämel, abgeleitet von Tram, «Balken», sind Rundhölzer wie sie etwa bei der Konstruktion von Geländetreppen verwendet wurden. Vgl. Alfred Helfenstein: Das Namengut des Pilatusgebietes. Keller, Luzern 1982, ISBN 3-85766-004-X, S. 38 f. (Tänsch, Trämelegg). Siehe auch Trambaum und Trambahn.
  7. Jeremias Gotthelf: Die Wassernot im Emmental am 13. August 1837, Erzählung, Erstdruck 1852
  8. Daten zur Brücke (Memento vom 11. September 2016 im Internet Archive)
  9. Hans Würgler: Heimatkunde von Rüegsau, 1965
  10. Anne-Marie Dubler: Rüegsau. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  11. Resultate der Gemeinde Rüegsau. Staatskanzlei des Kantons Bern, 20. Oktober 2019, abgerufen am 31. Juli 2020.
  12. Berner Zeitung: Die Neuegg wird zur Seminardestination
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