Pouch
Pouch (Aussprache mit Dehnungs-u: [pʰoːx] bzw. Pohch) ist ein Ortsteil und Verwaltungssitz der Gemeinde Muldestausee im Landkreis Anhalt-Bitterfeld in Sachsen-Anhalt.
Pouch Gemeinde Muldestausee | |
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Höhe: | 95 m |
Fläche: | 29,7 km² |
Einwohner: | 1680 (31. Dez. 2008) |
Bevölkerungsdichte: | 57 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Januar 2010 |
Postleitzahl: | 06774 |
Vorwahl: | 03493 |
Geografie
Pouch liegt zwischen Leipzig und Lutherstadt Wittenberg auf einer Halbinsel zwischen dem Muldestausee und dem Großen Goitzschesee.
Geschichte
Pouch wurde in der zu Beginn des 11. Jahrhunderts verfassten Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg erstmals unter dem Jahr 981 als Pauc erwähnt.[1] 993 folgte die erste tatsächliche urkundliche Erwähnung. Pouch bildete mit seiner Burg an der Mulde im 10. Jahrhundert den Mittelpunkt eines Burgwards. Um 1070 gelangte der Ort an das Bistum Meißen.
1332 erwarben die askanischen Herzöge von Sachsen-Wittenberg Pouch vom Bistum Meißen als Lehen. 1451 belehnten diese Vertreter der Familie von Rabiel (Rabil) mit Pouch. Sie teilten das dortige Schloss in Pouch alten Teils (Altpouch) und Pouch neuen Teils (Neupouch). Altpouch befand sich mindestens ab 1456 im Besitz der Ritter von Ammendorf. Nach dem Aussterben der Ritter von Ammendorf belehnte Kurfürst Friedrich der Weise 1519 den hessischen Reichsgrafen Philipp zu Solms-Lich mit Altpouch. Dieser begründete 1537 durch Erwerb der Herrschaft Sonnewalde in der Niederlausitz die Linie Solms-Sonnenwalde (Solms-Sonnewalde). Es blieb bis 1945 im Besitz der Familie und spielte nicht selten, im Zusammenhang mit den Grafen zu Solms-Sonnenwalde, eine nicht zu unterschätzende Rolle innerhalb der herzoglich anhaltischen Familienpolitik, so z. B. im Zusammenhang mit der aus Anhalt verbannten Amalie von Anhalt-Dessau oder auch als Hochzeitsort zwischen den Solmsern und den Grafen von Pückler auf Schloss Muskau und Branitz in der Niederlausitz.
1422 gingen alle Lehensverhältnisse an die Wettiner über. Dadurch gehörte der Ort bis 1815 zum kursächsischen Amt Bitterfeld.[2] 1528 erreichte die Reformation Pouch, und der erste evangelische Gottesdienst wurde abgehalten. Um 1575 hatte Pouch 370 Einwohner und trug den für die damalige Zeit typischen Charakter einer Stadt. Wie viele Gemeinden in der Umgebung wurde auch Pouch im Dreißigjährigen Krieg im Jahr 1637 von schwedischen Truppen geplündert. Der Stadtcharakter ging durch den Krieg verloren.
Am 9. Oktober 1813, einige Tage vor der Völkerschlacht bei Leipzig, befand sich Generalfeldmarschall Blüchers Hauptquartier für einige Stunden im Ort. Durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses kam Pouch zu Preußen und wurde 1816 dem Kreis Bitterfeld im Regierungsbezirk Merseburg der Provinz Sachsen zugeteilt, zu dem es bis 1944 gehörte.[3]
Seit dem 1. Januar 2010 gehört die ehemals selbständige Gemeinde Pouch zur Einheitsgemeinde Muldestausee.[4] Die ehemalige Gemeinde gehörte der Verwaltungsgemeinschaft Muldestausee-Schmerzbach an.
Politik
Bürgermeister
Der letzte ehrenamtliche Bürgermeister der Gemeinde Pouch war Hans-Peter Fabig und wurde am 12. Juni 1994 gewählt.
Wappen
Das Wappen wurde am 9. Mai 2000 durch das Regierungspräsidium Dessau genehmigt und im Landeshauptarchiv Magdeburg unter der Wappenrollennummer 16/2000 registriert.
Blasonierung: „In Silber vom unteren Schildrand steigend drei langgestielte grüne Eichenblätter, vor dem mittleren – in gleicher Höhe – ein schwarz gefugtes rotes Stadttor mit zwei beknauften spitzbedachten Turmaufsätzen, vier Rundbogenfensteröffnungen (2:2) und einer Rundbogentoröffnung.“
Das Wappen wurde vom Heraldiker Frank Jung gestaltet.
Flagge
Die Flagge von Pouch ist Rot mit je einem schmalen weißen Streifen an den Seiten (1:1:8:1:1; Hissflagge: Streifen von oben nach unten verlaufend). Das Wappen ist mittig auf die Flagge aufgelegt.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Auf der Halbinsel Pouch entstand zwischen 1989 und 2000 ein Landschaftskunstprojekt auf einer Fläche von 60 km². Der Landschaftspark Goitzsche ist Teil des Projektes Gartenträume Sachsen-Anhalt.
Bauwerke
Das Schloss, der Rote Turm und die im 13. Jahrhundert aus Feldsteinen erbaute Kirche mit einem spätgotischen vierflügeligen geschnitzten Hochaltar, dessen Altargemälde der Werkstatt des Wittenberger Malers und Reformators Lucas Cranach zugeschrieben werden, oder auch dem Hofmaler der Solms-Licher Schlossherren, Hans Döhring, sind historische Hinweise darauf, dass Pouch Verbindungen nicht nur in der Geschichte Anhalts, sondern auch im Königreich Sachsen und der Mark Brandenburg hatte. Das auf Schloss Pouch ansässige Geschlecht hatte direkte verwandtschaftliche Verbindungen zu den Herzögen von Anhalt-Bernburg und Anhalt Dessau, und diese lassen sich insbesondere in den Armeen von Sachsen-Anhalts Leopold I., „Der Alte Dessauer“, und von Brandenburgs/Preußens Friedrich dem Großen wiederfinden.
- Schloss Pouch um 1860
- Schloss Pouch 2014
- Roter Turm
- Kirche
Musik
In den Jahren 2007 und 2008 wurde das HipHop- und Reggae-Festival Splash! in Pouch veranstaltet, welches 2007 noch das größte in Europa war. Seit 2008 findet auch das Sputnik Springbreak Festival dort statt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Das wichtigste und bekannteste Unternehmen in Pouch war bis 2015 die Poucher Boote GmbH. Das 1953 gegründete Unternehmen war vor allem als Hersteller von Faltbooten bekannt.
Verkehr
Durch den Ort verlaufen die hier zusammengeführten Bundesstraßen 100 und 183 von Bitterfeld nach Wittenberg bzw. Torgau. Über die im Jahr 1976 fertiggestellte neue Muldebrücke führt der gesamte Fernverkehr in Richtung Wittenberg und Bad Düben und die Dübener Heide.
Weblinks
Literatur
- Hans-Joachim Böttcher: Pouch – ein Bild alter Ritterlichkeit, in: Still und voll herber Schönheit – Schlösser und ihre Gärten in der Dübener Heide, Bad Düben 2006, ISBN 978-3-00-020880-5, S. 47 ff.
- Frank Görlich: 1000 Jahre Pouch – Ein Beitrag zur Jahrtausendfeier der Gemeinde Pouch (= Bitterfelder Heimatblätter, Heft 1), Kreismuseum Bitterfeld, 1981
- Rudolf Schmidt: Die kursächsischen Ämter im Bereiche des unteren Muldetals von der Mitte des 16. bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts. Meißen 1913. (Soziale Gliederung der bäuerlichen Bevölkerung und Amtsverfassung)
Einzelnachweise
- Thietmari Chron. Lib. III S. 117f.
- Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0; S. 22 f.
- Der Landkreis Bitterfeld im Gemeindeverzeichnis 1900
- StBA: Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2010