Schloss Branitz
Das Schloss Branitz ist ein Barockschloss in Cottbus. Es ist Teil des Branitzer Parks und gehört zu den Baudenkmalen der Stadt Cottbus. Das Schloss Branitz liegt auf der Gemarkung des Ortsteils Sandow,[1] der nächstgelegene Ort ist Branitz.
Geschichte
Das Schloss Branitz wurde in den Jahren 1770 und 1771 für August Heinrich Graf von Pückler (1720–1810) errichtet. Die Grafenfamilie Pückler war bereits im Jahr 1686 in den Besitz des Dorfes Branitz gekommen. Im Jahr 1785 verlagerte die Familie ihren Stammsitz auf Schloss Muskau nach Bad Muskau und Branitz wurde verpachtet. Hermann von Pückler-Muskau musste das Schloss Muskau und den dazugehörigen Park schließlich aus finanziellen Gründen verkaufen und zog im Jahr 1845 nach Branitz. Dort begann er, einen Landschaftspark nach englischem Vorbild anzulegen. Ab dem folgenden Jahr wurde das Schloss Branitz von Bauleitern der Berliner Bauakademie umfangreichen Umbaumaßnahmen unterzogen. Die Planungen übernahmen die Architekten Rudolf Wilhelm Gottgetreu, Eduard Titz und Ferdinand von Arnim.
Hermann von Pückler-Muskau nutzte das Schloss Branitz als Alterssitz, am 4. Februar 1871 starb er im Schloss; beigesetzt wurde er in der Seepyramide im Branitzer Park. Im Anschluss bewohnte Heinrich Graf von Pückler, ein Stiefcousin Hermanns, das Schloss. Im Jahr 1934 wurde der Branitzer Park mit dem Schloss aus der damals noch eigenständigen Gemeinde Branitz nach Cottbus umgegliedert, nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Fürsten von Pückler enteignet und das Schloss Branitz wurde zu Volkseigentum. Seitdem wird das Schloss als Museum genutzt, von 1946 bis 1961 befand sich in dem Gebäude das Cottbuser Stadtmuseum und anschließend bis 1990 das Bezirksmuseum des Bezirks Cottbus. Heute zeigt das Museum die Wohnwelt der Pücklers sowie eine Gemäldesammlung von Werken des Cottbuser Landschaftsmalers Carl Blechen. 1978 bis 1981 wurde das Schloss restauriert; eine erneute Restaurierung fand nach der Wende von 1991 bis 1999 statt. Dabei wurde die ursprüngliche Farbfassung des Schlosses aus der Pücklerzeit wiederhergestellt. Derzeit erfolgt eine Sanierung der Innenräume im Schloss.
Das Schloss gehört wie der Park seit 1995 zu der von der Stadt Cottbus eingerichteten Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz und ist ein Baudenkmal der Stadt Cottbus in der Denkmalliste des Landes Brandenburg. Es gibt derzeit Bestrebungen, den Branitzer Park und somit auch das Schloss in das UNESCO-Weltkulturerbe aufzunehmen.[2][3] Im Jahr 2012 wurde der Park mit dem Schloss und sämtlichen Nebengebäuden von 200.000 Menschen, die Museen und Ausstellungen von rund 63.000 Menschen besucht.[4] Seit dem 27. Mai 2019 zählt der Branitzer Park mit dem Schloss Branitz zum European Garden Heritage Network.[5]
Nebengebäude
Marstall und Kavalierhaus
Der Marstall befindet sich im Schlosshof nördlich des Schlosses. Das Gebäude entstand in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts während des Schlossbaus und diente als Pferdestall der Grafen zu Pückler-Muskau. Es wurde auch in die Umbaumaßnahmen Mitte des 19. Jahrhunderts einbezogen. 1877 kam es zu weiteren Baumaßnahmen, zwischen 1991 und 1993 wurde der zu DDR-Zeiten vernachlässigte Marstall saniert. Heute dient der Marstall verschiedenen Sonderausstellungen sowie der Familienausstellung „Auf der Suche nach dem versteinerten Prinzen“.[6]
Das Kavaliershaus wurde bereits einige Zeit vor dem Schlossbau, vermutlich im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts, erbaut und nahm den Hofstaat auf. In den Jahren 1857 und 1858 wurde es in den Schlossumbau einbezogen. In dem Kavaliershaus befindet sich seit 1988 ein Restaurant, das zunächst der Handelsorganisation gehörte und nach deren Auflösung im Jahr 1990 privat geführt wurde.[7][8] Im Januar 2019 wurde das Gebäude zu Sanierungszwecken vorübergehend geschlossen.[9] Anfang 2020 wurden die Sanierungsarbeiten fertig gestellt, die ursprünglich für den 1. April 2020 vorgesehene Wiedereröffnung musste aufgrund der COVID-19-Pandemie in Deutschland verschoben werden.[10]
- Das Kavaliershaus im Juli 2014
- Wappen der Grafen von Pückler am Kavaliershaus
- Blick auf den Marstall vom Schloss aus
Gutshof und ehemalige Schmiede
Der Gutshof zum Schloss Branitz liegt etwas abseits nördlich vom Schloss. Er entstand während des Schlossumbaus unter Hermann von Pückler-Muskau zwischen 1852 und 1858 und besteht neben einem Inspektorenhaus aus zwei Stall- und Wohngebäuden und einer Scheune. Die Stallungen wurden historisch als Schafställe genutzt.[11] Von dem Gutshaus aus bewirtschaftete Fürst Hermann von Pückler-Muskau seine Besitzungen. In einem zum Gutshof gehörenden Pferdestall wurden zudem Nutztiere gehalten, während Pücklers Lieblingspferde in dem recht luxuriös ausgestatteten Marstall untergebracht waren.[12] Zwischen 2000 und 2003 wurden alle zum Gutshof gehörigen Gebäude saniert; heute wird der Gutshof als Besucherzentrum und für Ausstellungen genutzt.
Die Schmiede entstand zwischen 1849 und 1851. Sie markiert den historischen Haupteingang des Parks. Neben der Herstellung von Hufeisen, Werkzeugen und Wagenreifen war das Gebäude somit auch Torhaus für den Branitzer Park. Bis heute wird in dem Gebäude eine Schmiedewerkstatt betrieben. Nach einer Sanierung zwischen 2000 und 2003 ist im Obergeschoss das Archiv des Fürst-Pückler-Museums eingerichtet.[13]
Architektur
Schloss
Das Schloss ist eine verputzte Dreiflügelanlage mit Mansardwalmdächern. Das dreizehnachsige Gebäude weist eine spätbarocke Gliederung auf, mit Putzquaderung an den Ecken und vertieften Feldern zwischen den Geschossen. Ein dreiachsiger Mittelrisalit an der dem Hof zugewandten Seite wird durch Rocailleornamente und Stuckgehänge hervorgehoben. In der Mitte des Risalits befindet sich das Eingangsportal mit einer reich gefelderten Eichentür. Das Wappen der Fürsten zu Pückler sowie eine Inschrift im Dreiecksgiebel oberhalb des Risalits weisen auf die Bauherren und das Baudatum des Schlosses hin.
Der dem Garten zugewandte Teil hat zwei Seitenflügel, die einen Ehrenhof rahmen. Der dortige Mittelrisalit trägt seit dem Umbau im Jahr 1846 einen Segmentbogengiebel mit dem Pücklerschen Stammeswappen. Die umlaufende Terrasse auf der östlichen Schlossseite wurde während des Umbaus 1849 zum Schloss ergänzt, die Terrasse ist über eine zweiläufige Freitreppe zu erreichen.
Im Inneren ist der Speisesaal des Schlosses mit Stuckdecke sowie Boiserien und Möbeln aus der Neurenaissance hervorzuheben. Der parkseitige Musiksaal ist mit einer Stuckzierdecke aus Musikinstrumenten, Gehängen und Medaillons ausgestattet. Der Kamin mit dem Stammeswappen der Fürsten von Pückler in diesem Saal stammt vermutlich auch aus der Umbauzeit um das Jahr 1850. Das Vestibül zeigt eine Ahnengalerie der Familien von Pückler und von Callenberg. Die historisch gewachsene Bibliothek umfasst derzeit etwa 4200 Bände und wurde zuletzt im Jahr 2007 umfassend saniert. In den Galerieräumen im Obergeschoss sind Werke Blechens ausgestellt.[14]
- Parkseite
- Mittelrisalit auf der Hofseite mit Eingangsportal
- Speisesaal
- Raum im Obergeschoss des Schlosses
- Teil der Schlossbibliothek
Nebengebäude
Der Marstall und das Kavaliershaus des Schlosses Branitz sind vom englischen Tudorstil beeinflusst. Der Marstall ist mit einer hölzernen, fein gestalteten Deckenkonstruktion und blaugoldenen Bemalungen für einen Stall relativ üppig ausgestattet. Fürst Hermann von Pückler-Muskau hielt in dem Marstall seine edlen Lieblingspferde. Sein Verhältnis zu diesen Tieren wird auch in der Ausführung des Baus deutlich. Am Nordgiebel des Kavaliershauses ist wiederum das Stammeswappen derer von Pückler zu finden. Der westliche Giebel zeigt eine Zinkgussreplik der 1829 von Friedrich Drake geschaffenen Madonnenstatue.
Literatur
- Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Brandenburg. Bearbeitet von Gerhard Vinken und anderen, durchgesehen von Barbara Rimpel. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2012, ISBN 978-3-422-03123-4, S. 215–219.
Weblinks
- Literatur von und über Schloss Branitz in der bibliografischen Datenbank WorldCat
- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09100127 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
- Stiftung Fürst-Pückler Museum • Park und Schloss Branitz • Cottbus
- Fürst-Pückler-Museum, Park und Schloss Branitz. In: Stadt Cottbus
Einzelnachweise
- BrandenburgViewer der Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg (LGB)
- Millionen für Kultur: Branitz soll Weltkulturerbe werden. Zeit, 26. November 2020, abgerufen am 4. Februar 2021.
- Christian Taubert: Branitzer Park kämpft ums Weltkulturerbe. In: Lausitzer Rundschau, 29. Dezember 2012, abgerufen am 28. April 2019.
- Branitzer Park mit 200.000 Besuchern in 2012. In: Niederlausitz aktuell, 16. Dezember 2012, abgerufen am 28. April 2019.
- Michael Helbig: Branitz ist jetzt Mitglied im europäischen Gartennetzwerk. In: Lausitzer Rundschau, 27. Mai 2019, abgerufen am 9. Juni 2019.
- Marstall & Parkschmiede in Branitz. In: cottbus-tourismus.de. Abgerufen am 28. April 2019.
- Kavaliershaus schließt 2019 die Türen., Märkischer Bote, 4. Januar 2019, abgerufen am 28. Juli 2019.
- Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Brandenburg. Bearbeitet von Gerhard Vinken und anderen, durchgesehen von Barbara Rimpel. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2012, ISBN 978-3-422-03123-4, S. 217.
- Peggy Kompalla: Kavallierhaus am Branitzer Schloss wird saniert. In: Lausitzer Rundschau, 2. Januar 2019, abgerufen am 28. April 2019.
- Silke Nauschütz: Das Branitzer Cavalierhaus schläft nur. Lausitzer Rundschau, 30. März 2020, abgerufen am 10. Januar 2021.
- Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Brandenburg. Bearbeitet von Gerhard Vinken und anderen, durchgesehen von Barbara Rimpel. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2012, ISBN 978-3-422-03123-4, S. 219.
- Erlebniswelt Gutshof Branitz. Stadt Cottbus, abgerufen am 28. April 2019.
- Die Schmiede des Fürsten Pückler. In: pueckler-museum.eu. Abgerufen am 28. April 2019.
- Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Brandenburg. Bearbeitet von Gerhard Vinken und anderen, durchgesehen von Barbara Rimpel. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2012, ISBN 978-3-422-03123-4, S. 215–217.