Joaquim Leitão
Joaquim do Nascimento Leitão Rodrigues (* 21. Dezember 1956 in Lissabon) ist ein portugiesischer Filmschauspieler und -regisseur.
Leben
Er begann 1973 ein Jurastudium, das er 1975 abbrach. Er schrieb sich an der Filmhochschule des Nationalkonservatoriums ein und schloss 1980 das Studium des Filmschnitts ab. Mit einem Kurzfilm für das staatliche Fernsehen RTP begann er seine Regiearbeiten. Er steht aber im Laufe seiner gesamten Karriere auch immer wieder als Schauspieler vor der Kamera.
1987 drehte er Duma Vez Por Todas („Ein für alle Mal“), ein Alfred-Hitchcock-beeinflusster Kriminalfilm mit dem späteren Madredeus-Gründer Pedro Ayres Magalhães und Vicky von Schirnding de Almeida in den Hauptrollen. Auch der spätere Kriminalfilm Ao Fim da Noite lief erfolgreich, sowohl im Kino als auch als DVD-Wiederveröffentlichung (in einer Kollektion der Tageszeitung Público, in der auch Uma Vida Normal erschien).
1994 drehte er als Auftragsarbeit für die Kulturhauptstadt-Europas-Lissabon´94 Uma Cidade Qualquer („Irgendeine Stadt“) mit Ana Bustorff und Luís Alberto, und die Tragikomödie Uma Vida Normal („Ein ganz normales Leben“) mit Joaquim de Almeida in der Hauptrolle, eine kritische Betrachtung modernen städtischen Lebens.
Es folgten Adão e Eva („Adam und Eva“, 1995) mit Maria de Medeiros als bisexuelle Fernsehmoderatorin mit Kinderwunsch und Joaquim de Almeida als ihrem unsympathischen Kollegen, und Tentação („Versuchung“, 1997), das einige gesellschaftliche und religiöse Tabus anspricht. Mit Cristina Câmara als hübsches, drogenabhängiges "Schwarzes Schaf" eines kleinen nordportugiesischen Dorfes, mit Joaquim de Almeida als Dorfpfarrer, und mit Musik der populären Rockband Xutos & Pontapés, wird das spannend erzählte Drama einer der bis dahin erfolgreichsten portugiesischen Kinofilme überhaupt[1].
Leitão drehte 2005 zum Tod von Álvaro Cunhal einen Fernsehmehrteiler über das Leben des langjährigen Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Portugals, der auch Schriftsteller, Minister und Widerstandskämpfer gegen die Salazar-Diktatur war. Der 2006 folgende, im portugiesischen Kolonialkrieg angesiedelter Thriller 20,30 konnte keine größere Aufmerksamkeit finden, welche er mit dem Kinoerfolg A Esperança Está Onde Menos Se Espera („Hoffnung ist dort, wo man sie am wenigsten erwartet“, 2009) umso mehr erlangt.
Auch als Schauspieler hat er in vielen portugiesischen Kinoproduktionen mitgewirkt, darunter einige der erfolgreichsten heimischen Filme überhaupt, wie O Lugar do Morto („Der Platz des Toten“, 1984), „Nelken für die Freiheit“ (2000), Portugal S.A. („Portugal GmbH“, 2004) oder Call Girl (2007).[2]
Rezeption
Die Kritik nahm seine ersten Regiearbeiten sehr wohlwollend auf und sah in ihm das Potential für einen neuen Richtungswechsel im Kino Portugals.[3] Seinen Filmen wurde eine fesselnde Atmosphäre und eine sowohl technisch als auch erzählerisch gelungene Darbietung attestiert, sowohl in seinen Kriminalfilmen (Duma Vez por Todas, Ao Fim da Noite), als auch seinen Komödien (Uma Vida Normal)[4]. Auch dem Publikum gefielen seine Filme, von denen einige unter den 40 erfolgreichsten heimischen Filmproduktionen seit 2004 sind, zuletzt etwa sein gelungener, sozialkritischer Unterhaltungsfilm A Esperança Está Onde Menos Se Espera, mit Virgílio Castelo und Ana Padrão in den Hauptrollen[5]. Doch seine Filme entsprechen einerseits nicht den speziellen Erwartungen an einen Autorenfilm, und da sie andererseits nicht zu den internationalen, kommerziellen Kinoproduktionen passen, ist Joaquim Leitão ein Erfolg außerhalb Portugals bisher verwehrt geblieben.
Filmografie
Regisseur
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Schauspieler
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Literatur
- A.Murtinheira & I. Metzeltin „Geschichte des portugiesischen Kinos“. Praesens Verlag, Wien 2010. ISBN 978-3-7069-0590-9
- Jorge Leitão Ramos „Dicionário do Cinema Portugués 1962 - 1988“. Editorial Caminho, Lissabon 1989. ISBN 972-21-0446-2
- Jorge Leitão Ramos „Dicionário do Cinema Portugués 1989 - 2003“. Editorial Caminho, Lissabon 2005. ISBN 972-21-1763-7
Siehe auch
Weblinks
- Joaquim Leitão in der Internet Movie Database (englisch)
Einzelnachweise
- A.Murtinheira & I. Metzeltin „Geschichte des portugiesischen Kinos“ 1. Auflage, Praesens Verlag, Wien 2010, Seite 131
- Archivlink (Memento des Originals vom 8. Juli 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Jorge Leitao Ramos „Dicionário do cinema portugués 1962 - 1988“ 1. Auflage, Editorial Caminho, Lissabon 1989, Seite 223
- A.Murtinheira & I. Metzeltin „Geschichte des portugiesischen Kinos“ 1. Auflage, Praesens Verlag, Wien 2010, Seite 130
- Archivlink (Memento des Originals vom 8. Juli 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Pos.11+36