Ottlar

Ottlar i​st ein Ortsteil d​er Gemeinde Diemelsee i​m nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg.

Ottlar
Gemeinde Diemelsee
Höhe: 464 m ü. NHN
Fläche: 8,31 km²[1]
Einwohner: 147 (1. Jun. 2020)[2]
Bevölkerungsdichte: 18 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 34519
Vorwahl: 05633
Karte
Lage von Ottlar in Nordhessen

Geographische Lage

Ottlar liegt im Nordosten des Rothaargebirges im Upland etwa 5 km südsüdwestlich des Diemelsees. Im Naturpark Diemelsee befindet es sich östlich vom Dommel (738 m), südöstlich vom Koppen (715,1 m) und nordnordwestlich der Hohen Egge (604,9 m). Das von Wald umgebene Dorf wird vom Diemel-Zufluss Holzbach durchflossen. Nachbardörfer sind Stormbruch im Norden und Rattlar im Südwesten, die über die Kreisstraße 63 erreichbar sind, sowie das auf der K 70 anfahrbare Giebringhausen im Ostnordosten. Die Gemarkungsgröße des Ortes beträgt 831 Hektar.[3] In dieser Gemarkung liegen die Siedlungsplätze: Am Koppen, Detmarckusen und der Dommelhof am Dommel.[1]

Geschichte

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung v​on Ottlar erfolgte u​nter dem Namen Otterlare i​m Jahr 1281.[1]

Die bekannten historischen Erwähnungen finden s​ich in folgender Übersicht:[1]

  • Otterlare, de (1281) [Westfälisches Urkundenbuch 4,3, S. 773, Nr. 1638 = Urkunden Kloster Bredelar, S. 115, Nr. 148]
  • Otteler (1537) [HStAM Bestand 127 Nr. 3]
  • Ottlar (1733) [HStAD Bestand P 23 Nr. 56]

Erwähnt w​urde Ottlar a​uch im Jahre 1612, h​ier wurde e​in Gut erwähnt, d​as der Familie von Hessinghausen gehörte. Später k​am das Gut a​n die Familie v​on Padberg.[1]

Gebietsreform

Zum 31. Dezember 1971 entstand im Zuge der Gebietsreform in Hessen durch den freiwilligen Zusammenschluss der bis dahin selbständigen Gemeinden Adorf, Benkhausen, Deisfeld, Flechtdorf, Giebringhausen, Heringhausen, Ottlar, Rhenegge, Schweinsbühl, Stormbruch, Sudeck, Vasbeck und Wirmighausen die neue Gemeinde Diemelsee.[4] Sitz der Gemeindeverwaltung wurde Adorf. Für die ehemals selbständigen Gemeinden von Diemelsee wurden gemäß Hauptsatzung Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher errichtet. Die Grenzen der Ortsbezirke folgen grundsätzlich den Gemarkungsgrenzen.[5]

Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick

Die folgende Liste z​eigt im Überblick d​ie Territorien, i​n denen Ottlar lag, bzw. d​ie Verwaltungseinheiten, d​enen es unterstand:[1][6]

Einwohnerstruktur

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Ottlar 147 Einwohner. Darunter waren 6 (4,1 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 27 Einwohner unter 18 Jahren, 45 waren zwischen 18 und 49, 27 zwischen 50 und 64 und 48 Einwohner waren älter.[7] Die Einwohner lebten in 72 Haushalten. Davon waren 21 Singlehaushalte, 21 Paare ohne Kinder und 21 Paare mit Kindern, sowie 9 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 21 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 36 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[7]

Einwohnerzahlen

 Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

  • 1541: 8 Häuser
  • 1620: 17 Häuser
  • 1650: 9 Häuser
  • 1738: 19 Häuser
  • 1770: 19 Häuser, 136 Einwohner
Ottlar: Einwohnerzahlen von 1770 bis 2020
Jahr  Einwohner
1770
 
136
1800
 
?
1834
 
187
1840
 
190
1846
 
184
1852
 
217
1858
 
218
1864
 
228
1871
 
209
1875
 
203
1885
 
212
1895
 
204
1905
 
204
1910
 
191
1925
 
166
1939
 
162
1946
 
234
1950
 
208
1956
 
199
1961
 
183
1967
 
187
1980
 
?
1990
 
?
2001
 
175
2011
 
147
2015
 
156
2020
 
147
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Gemeinde Diemelsee;[8] Zensus 2011[7]

Religionszugehörigkeit

 1885:202 evangelische (= 99,02 %), zwei katholische (= 0,98 %) Einwohner[1]
 1961:154 evangelische (= 84,15 %), 25 katholische (= 13,66 %) Einwohner[1]

Politik

Bürgermeister v​on der Gemeinde Diemelsee i​st Volker Becker. Der Ortsvorsteher v​on Ottlar i​st Christian Rummel.[9]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Kirche von Ottlar

St. Margarethenkirche

Um 1535 w​ird eine Kapelle erwähnt. Bereits 1855 genehmigte d​as Fürstlich Waldeckische Konsistorium d​ie Finanzierung e​ines Neubaus. Die baufällig gewordene Kapelle w​urde dann u​m 1870/71 abgebrochen, d​ass brauchbare Material w​urde aufbewahrt o​der zur Finanzierung d​es Neubaues verkauft. Die a​lte Glocke w​urde neben d​em Schulhaus aufgehängt. 1872 begann d​er Bau d​er neuen, d​er St. Margarethenkirche, d​ie 1874 eingeweiht wurde. Sie ähnelt i​n der Außenansicht d​er evangelischen Stadtkirche i​n Brilon. Die Orgel w​urde ursprünglich für d​ie Waldecker Schlosskapelle gebaut, k​am aber 1750 n​ach Ottlar.[10]

Dommelturm

Seit 1909 i​st in d​er Nähe d​es Ortes d​er Dommelturm, d​er Aussicht über d​as Sauerland u​nd eine bewegte Geschichte hat.

Vereine

Das Vereinsleben v​on Ottlar widmet s​ich öffentlichen Aufgaben, d​er Natur s​owie sozialen u​nd kulturhistorischen Interessen. Das ehrenamtliche Engagement i​n kleinen nordhessischen Orten w​ie Ottlar w​urde in Untersuchungen a​ls bemerkenswerter Bestandteil d​er Zukunftssicherung erkannt.[11] Mit d​er hessischen Verfassungsreform 2018 w​urde die Förderung d​es ehrenamtlichen Engagements a​ls Staatsziel aufgenommen. Der hessische Staatsminister Axel Wintermeyer überreichte a​m 1. August 2018 i​n Ottlar e​inen Förderpreis a​n den Verein „Zusammen i​n Ottlar“.[12] Nennenswerte Vereine d​es Ortes sind:

  • DRK-Ortsverein[13]
  • Freiwillige Feuerwehr Diemelsee-Ottlar[14]
  • Gesangverein Ottlar[15]
  • Imkerverein Korbach[16]
  • Jagdgenossenschaft[17]
  • Verkehrsverein Ottlar[18]
  • Zusammen in Ottlar[12]

Regelmäßige Veranstaltungen

Ein traditionelles Osterfeuer u​nd ein herbstliches „Kartoffelbraten“, d​er Jahresabschluss d​er Feuerwehr s​owie die Jahreshauptversammlungen d​er Vereine s​ind als regelmäßige Veranstaltungen bekannt.[19]

Wirtschaft und Infrastruktur

Der Ort hat die Dommelhalle mit 400 Plätzen und einen Versammlungsraum mit 45 Plätzen.[20] Das nächste größere Ort mit Infrastruktur, wie zum Beispiel Einkaufsmöglichkeiten etc. ist Adorf. Es gibt dort zwei Discountmärkte und kleinere Geschäfte für diverse Waren, eine Apotheke, zwei Banken, eine Postfiliale und die Gemeindeverwaltung. Dort sind Dienstleistungsunternehmen im Baugewerbe, im Automobilgewerbe, ein zahntechnischer Betrieb, ein Friseur, ein Landmaschinenreparaturbetrieb und ein Raiffeisen-Standort mit Tankstelle. Zusätzlich sind im öffentlichen Bereich die Gemeindefeuerwehr und ein Rettungsdienst der Johanniter zu nennen. Die Mittelpunktschule von Adorf gilt als älteste Einrichtung dieser Art in Waldeck. Das Freibad der Gemeinde ist in Vasbeck, das Hallenbad befindet sich in Heringhausen. Die nächsten Bahnanschlüsse finden sich in Bredelar, in Korbach und in Bad Arolsen. Der öffentliche Busnahverkehr wird durch ein System mit „Anrufsammeltaxis“ ergänzt, das von der Gemeinde gestützt wird. Die örtliche Feuerwehr Diemelsee-Ottlar wird von einer Ortsgruppe der Freiwilligen Feuerwehr betrieben.[14]

Persönlichkeiten

Literatur

Commons: Ottlar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Trennung zwischen Justiz (Kreisgericht Korbach) und Verwaltung.

Einzelnachweise

  1. Ottlar, Landkreis Waldeck-Frankenberg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Zahlen & Fakten der Gemeinde Diemelsee. In: Webauftritt. Gemeinde Diemelsee, abgerufen im Juni 2021.
  3. Stand: 30.06.2016 in „Zahlen und Fakten“ im Internetauftritt der Gemeinde Diemelsee (Memento vom 12. August 2016 im Internet Archive).
  4. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen in Hessen vom 14. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 01, S. 5, Punkt 8; Abs. 10. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,9 MB]).
  5. Hauptsatzung. (PDF; 149 kB) § 6. In: Webauftritt. Gemeinde Diemelsee, abgerufen im Mai 2021.
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  7. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 44 und 100;.
  8. Zahlen und Fakten (Memento vom 23. Mai 2001 im Internet Archive) und (Memento vom 25. Oktober 2015 im Internet Archive) In: Webauftritt der Gemeinde Diemelsee.
  9. Ortsvorsteher der Gemeinde Diemelsee (Memento vom 17. Mai 2019 im Internet Archive)
  10. HNA Waldeckische Allgemeine, Presseartikel aus der Serie Kirchen im Waldecker Land.
  11. Bernd Wecker, Stefanie Koch: Rückblick und Zukunftsfähigkeit nordhessischer Dörfer in Dieter Gawora: Traditionell zukunftsfähig, kassel university press GmbH, 2018, Seiten 241 ff., ISBN 978-3-7376-0610-3
  12. Land Hessen, Pressestelle Hessische Staatskanzlei: Staatsminister Axel Wintermeyer überreicht Förderbescheid über 4.500 Euro an den Verein „Zusammen in Ottlar“ (Memento vom 18. Juni 2019 im Internet Archive)
  13. Hilfsorganisationen der Gemeinde Diemelsee (Memento vom 20. April 2019 im Internet Archive)
  14. Feuerwehrorganisation in der Gemeinde Diemelsee (Memento vom 17. Mai 2019 im Internet Archive)
  15. Musikvereine der Gemeinde Diemelsee (Memento vom 17. Mai 2019 im Internet Archive)
  16. Kreisimkervereine von Waldeck-Frankenberg (Memento vom 17. Mai 2019 im Internet Archive)
  17. Naturvereine der Gemeinde Diemelsee (Memento vom 20. April 2019 im Internet Archive)
  18. Bürgervereine der Gemeinde Diemelsee (Memento vom 17. Mai 2019 im Internet Archive)
  19. Terminübersicht von Vereinen der Gemeinde Diemelsee (2019) (Memento vom 17. Mai 2019 im Internet Archive)
  20. Infrastruktur in der Gemeinde Diemelsee (Memento vom 17. Mai 2019 im Internet Archive)
  21.  Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!
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