Giebringhausen
Giebringhausen ist ein Ortsteil der Gemeinde Diemelsee im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg.
Giebringhausen Gemeinde Diemelsee | |
---|---|
Höhe: | 392 (389–427) m ü. NHN |
Fläche: | 7,08 km²[1] |
Einwohner: | 109 (5. Apr. 2019)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 15 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1971 |
Postleitzahl: | 34519 |
Vorwahl: | 05633 |
Lage von Giebringhausen in Nordhessen | |
Geographische Lage
Giebringhausen liegt im Naturraum Vorupländer Hügelland im Naturpark Diemelsee nahe dem Einfluss der durch die Ortschaft fließenden Diemel in den Ostarm des Stausees Diemelsee. Zu den nahen Bergen der Umgebung gehört die Hohe Egge (604,9 m). Die Landesstraße 3082 führt von Sudeck im Nordosten durch Giebringhausen nach Deisfeld im Süden. In Richtung Norden verläuft die Kreisstraße 71 nach Heringhausen am Diemelsee, nach Nordwesten die K 69 nach Stormbruch; von dieser zweigt nahe Giebringhausen die K 70 nach Ottlar im Westsüdwesten ab. Der Gemarkung der Gemeinde werden 708 Hektar[3] zugerechnet.
Geschichte
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Giebringhausen erfolgte unter dem Namen Gevardinchusen im Jahr 1168.[1]
Die bekannten historischen Erwähnungen finden sich in folgender Übersicht:[1]
- Gevardinchusen, in (1168) [Kop. 17. Jahrhundert Regesten der Erzbischöfe von Köln 2, S. 166, Nr. 914]
- Givehardinchusen (1194) [Kop. 14. Jahrhundert Regesten der Erzbischöfe von Köln 2, S. 297–298, Nr. 1482]
- Givehardinkusen, in (1194) [Kop. 14. Jahrhundert Regesten der Erzbischöfe von Köln 2, S. 299, Nr. 1488]
- Giveherdinchusen, in (1201) [Urkunden Kloster Bredelar, S. 46–47, Nr. 6]
- Gyverdinchusz, in (1332–1344) [Urkunden zur Geschichte der Fürstenthümer Waldeck und Pyrmont, bearb. von Louis Curtze, o. J., Exemplar in der Dienstbibliothek des Hessischen Staatsarchivs Marburg, S. 39–50, Nr. 31]
- Geverdinghausen, in (1376) [Urkunden Kloster Bredelar, S. 207, Nr. 408]
- Geverinckusen (1537) [HStAM Bestand 127 Nr. 3]
- Gibbringhausen (1733) [HStAD Bestand P 23 Nr. 56]
Im Jahre 1530 wird erstmals eine Mühle genannt. Ab 1556 wurden große Eisenbergwerke im Tagebau betrieben. „Am Niegelscheid“ in Ortsnähe war vom 17. bis zum 19. Jahrhundert ein Kalksteinbruch in Betrieb, in dem schwarzer Marmor gebrochen wurde. Aus den Marmorbrüchen von Giebringhausen wurde um 1730 das Baumaterial für das Jagdschloss Carlsruhe in Sudeck gewonnen.[4][5] Ein Bergwerk zur Bleigewinnung wurde im Jahre 1730 angelegt, ohne auf abbauwürdige Erze zu treffen.[6] Per Wahlgesetz vom 23. Mai 1849 wurde der Ort durch Emma Fürstin zu Waldeck und Pyrmont dem Wahlkreis VII. des Reichsfürstentums Waldeck-Pyrmont zugeordnet.[7]
Kurioses
- Im Jahr 1810 wurde der Giebringhäuser Johann Friedrich Lages im Amtsblatt der Regierung Minden als Vagabund aktenkundig.[8]
Gebietsreform
Zum 31. Dezember 1971 entstand im Zuge der Gebietsreform in Hessen durch den freiwilligen Zusammenschluss der bis dahin selbständigen Gemeinden Adorf, Benkhausen, Deisfeld, Flechtdorf, Giebringhausen, Heringhausen, Ottlar, Rhenegge, Schweinsbühl, Stormbruch, Sudeck, Vasbeck und Wirmighausen die neue Gemeinde Diemelsee.[9] Sitz der Gemeindeverwaltung wurde Adorf. Für die ehemals selbständigen Gemeinden von Diemelsee wurden gemäß Hauptsatzung Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher errichtet. Die Grenzen der Ortsbezirke folgen grundsätzlich den Gemarkungsgrenzen.[10]
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Giebringhausen lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][11]
- 1536 und später: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Waldeck, Amt Eisenberg
- ab 1712: Heiliges Römisches Reich, Fürstentum Waldeck, Amt Eisenberg
- ab 1806: Fürstentum Waldeck, Amt Eisenberg
- ab 1815: Deutscher Bund, Fürstentum Waldeck, Oberamt des Eisenbergs (Sitz in Kornbach)
- ab 1816: Deutscher Bund, Fürstentum Waldeck, Oberjustizamt des Eisenbergs (Sitz in Kornbach)
- ab 1850: Deutscher Bund, Fürstentum Waldeck-Pyrmont (seit 1849), Kreis des Eisenbergs (Sitz in Korbach)[Anm. 1]
- ab 1867: Fürstentum Waldeck-Pyrmont (Akzessionsvertrag mit Preußen), Kreis des Eisenbergs
- ab 1871: Deutsches Reich, Fürstentum Waldeck-Pyrmont, Kreis des Eisenbergs
- ab 1919: Deutsches Reich, Freistaat Waldeck-Pyrmont, Kreis des Eisenbergs
- ab 1929: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Kreis des Eisenbergs
- ab 1942: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Kurhessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (seit 1946), Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck
- ab 1972: als Ortsteil zu Diemelsee
- ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Waldeck-Frankenberg
Einwohnerstruktur
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Giebringhausen 141 Einwohner. Darunter waren keine Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 18 Einwohner unter 18 Jahren, 45 waren zwischen 18 und 49, 30 zwischen 45 und 64 und 45 Einwohner waren älter.[12] Die Einwohner lebten in 57 Haushalten. Davon waren 9 Singlehaushalte, 21 Paare ohne Kinder und 18 Paare mit Kindern, sowie 3 Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In 21 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 24 Haushaltungen leben keine Senioren/-innen.[12]
Einwohnerzahlen
Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
- 1541: 13 Häuser
- 1620: 19 Häuser
- 1650: 10 Häuser
- 1738: 21 Häuser
- 1770: 26 Häuser, 156 Einwohner
Giebringhausen: Einwohnerzahlen von 1770 bis 2020 | ||||
---|---|---|---|---|
Jahr | Einwohner | |||
1770 | 156 | |||
1800 | ? | |||
1834 | 203 | |||
1840 | 224 | |||
1846 | 224 | |||
1852 | 219 | |||
1858 | 211 | |||
1864 | 233 | |||
1871 | 232 | |||
1875 | 248 | |||
1885 | 231 | |||
1895 | 283 | |||
1905 | 274 | |||
1910 | 247 | |||
1925 | 242 | |||
1939 | 206 | |||
1946 | 301 | |||
1950 | 277 | |||
1956 | 210 | |||
1961 | 182 | |||
1967 | 181 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2001 | 166 | |||
2011 | 141 | |||
2015 | 127 | |||
2020 | 109 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Gemeinde Diemelsee;[13] Zensus 2011[12] |
Religionszugehörigkeit
• 1885: | 275 evangelische (= 97,17 %) zwei katholische (= 0,71 %), sechs anderes christliche-konfessionelle (= 2,12 %) Einwohner[1] |
• 1961: | 170 evangelische (= 93,41 %), 12 katholische (= 6,59 %) Einwohner[1] |
Kirche
Im Jahre 1542 wird erstmals eine Kapelle als Filial von Adorf erwähnt. Sie soll sich nahe der Diemel befunden haben. Die Giebringhäuser mussten an die Pfarrei den Küsterhafer, den Opferroggen und die Besoldungsfrucht liefern. Zusätzlich musste dem Adorfer Pfarrer ein Fuhrwerk gestellt werden musste, damit dieser zum Gottesdienst, zum Schulexamen oder einem Verstorbenen kommen konnte. Der Gottesdienst in Giebringhausen fand an zehn Sonntagen im Jahr statt. Während der übrigen Zeit musste man nach Sudeck oder Adorf zum Gottesdienst. Konfirmationen, Eheschließungen, Taufen sowie Beisetzungen fanden in Adorf statt.
Erst 1829 bekam der Ort einen eigenen Friedhof (Totenhof). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dieser eingeebnet. Der heutige Friedhof wurde im Jahr 1906 angelegt.
1841 wurde die heutige Kirche erbaut. Anfang der 1970er Jahre wurde an der Nordseite eine Sargkammer angebaut. Seit den 1950er Jahren wurden immer wieder Renovierungen durchgeführt. Die sich hinter dem Altar befindliche Kanzel wurde abgerissen und eine Neue am Fenster errichtet. Im Jahr 2002 wurde ein großes Fresko des Arolser Künstlers Dieter Blum in einer Nische hinter dem Altar aufgestellt. Das Fresko zeigt den guten Hirten, aus der Bibelstelle „Der Herr ist mein Hirte – mir wird nichts mangeln“ Dieser Psalm, der Psalm 23 befindet sich rechts neben dem Bild. Seit 1960 gehört Giebringhausen zum Kirchspiel Heringhausen.[14]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Die bereits 1530 erwähnte Giebringhäuser Mühle.
- Liste der Naturdenkmäler in Diemelsee (Gemeinde)
- Seit 2010 hat Giebringhausen ein Ortssippenbuch, das bis ins Jahr 1648 zurückreicht.[15]
Wirtschaft und Infrastruktur
Unternehmen
- Im Ort ist eine Bäckerei vorhanden.[16]
- Weiterhin sind mehrere landwirtschaftliche Betrieb im Ort ansässig
Öffentliche Einrichtungen
- Dorfgemeinschaftshaus, die Diemeltalhalle.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Ernst Arnold (Politiker) (1903–1966), Politiker, Abgeordneter des Hessischen Landtags, geboren in Giebringhausen
Literatur
- Friedrich Wilke und Gerhard Behle: Giebringhausen. Arolsen: Waldeckischer Geschichtsverein 2010 (= Waldeckische Ortssippenbücher 77)
- Friedrich Wilke: Kriegseinwirkungen auf Giebringhausen (Memento vom 4. Mai 2019 im Internet Archive) bei dieter-bruehne.de
- Literatur über Giebringhausen nach Stichwort nach GND In: Hessische Bibliographie
- Suche nach Giebringhausen In: Archivportal-D der Deutschen Digitalen Bibliothek
Weblinks
- Ortsteil der Gemeinde. In: Webauftritt der Gemeinde Diemelsee.
- Giebringhausen, Landkreis Waldeck-Frankenberg. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Anmerkungen und Einzelnachweise
Anmerkungen
- Trennung zwischen Justiz (Kreisgericht Korbach) und Verwaltung.
Einzelnachweise
- Giebringhausen, Landkreis Waldeck-Frankenberg. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Zahlen & Fakten der Gemeinde Diemelsee. In: Webauftritt. Gemeinde Diemelsee, abgerufen im Juni 2021.
- Stand: 30.06.2016 in „Zahlen und Fakten“ (Memento vom 12. August 2016 im Internet Archive) In: Webauftritt der Gemeinde Diemelsee.
- Moritz von Engelhardt, Karl von RaumerGeognostische Versuche, Berlin, 1815 Seite 63
- Johann Friedrich Blumenbach, Reise ins Waldeckische, 1777 (eingesehen am 23. November 2010) (Memento vom 16. April 2014 im Internet Archive)
- Gabert, Kreusler, Schumacher, Waldeckische gemeinnützige Zeitschrift, Band 1, Arolsen, 1837, Seite 163 (Originaldokument)
- A. Rauch, Parlamentarisches Taschenbuch enthaltend die Verfassung …, Erlangen, 1849, Seite 200 bis 201 (Originaldokument)
- Amtsblatt der Regierung Minden, 1810, Seite 262 Originaldokument
- Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen in Hessen vom 14. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 01, S. 5, Punkt 8; Abs. 10. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,9 MB]).
- Hauptsatzung. (PDF; 149 kB) § 6. In: Webauftritt. Gemeinde Diemelsee, abgerufen im Mai 2021.
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 44 und 100 .
- Zahlen und Fakten (Memento vom 23. Mai 2001 im Internet Archive) und (Memento vom 25. Oktober 2015 im Internet Archive) In: Webauftritt der Gemeinde Diemelsee.
- Artikel aus der Serie: „Kirchen im Waldecker Land“ in der HNA Waldeckische Allgemeine (vom 25. Oktober 2006)
- Natalie Volkenrath, Waldeckische Landeszeitung, 22. Oktober 2010
- Karl-Martin Gerhardt Bäckerei in Giebringhausen Giebringhausen An der Diemel 1. Abgerufen am 7. August 2019.