Ostercappeln
Ostercappeln (niederdeutsch: Austerkappeln) ist eine Gemeinde im Osten des Landkreises Osnabrück in Niedersachsen.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Niedersachsen | |
Landkreis: | Osnabrück | |
Höhe: | 73 m ü. NHN | |
Fläche: | 100,16 km2 | |
Einwohner: | 9773 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 98 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 49179 | |
Vorwahlen: | 05473, 05476 | |
Kfz-Kennzeichen: | OS, BSB, MEL, WTL | |
Gemeindeschlüssel: | 03 4 59 029 | |
Gemeindegliederung: | 3 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Gildebrede 1 49179 Ostercappeln | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Rainer Ellermann (CDU) | |
Lage der Gemeinde Ostercappeln im Landkreis Osnabrück | ||
Geografie
Geografische Lage
Ostercappeln liegt im Natur- und Geopark TERRA.vita am Übergang vom Nordhang des Wiehengebirges im südlichen Gemeindeteil Ostercappeln zu weiten Moorflächen im Norden des Gemeindegebiets. Der Mittellandkanal durchquert die nördlichen Gemeindeteile Venne (Ostercappeln) und Schwagstorf.
Geologie
Das vielfältige Landschaftsbild wird vom Wiehengebirge, dem Venner Moor und den Feldern, Wiesen und Mischwäldern der Geestlandschaft geprägt.
Nachbargemeinden
Nachbargemeinden sind, beginnend von Norden im Uhrzeigersinn:
- die Gemeinde Neuenkirchen-Vörden (Landkreis Vechta)
- die Gemeinde Bohmte
- die Gemeinde Bad Essen
- die Gemeinde Bissendorf
- die Gemeinde Belm
- die Gemeinde Bramsche (alle Landkreis Osnabrück)
Gemeindegliederung
Gemeindeteile und Einwohnerzahlen:
- Ostercappeln (mit Haaren, Hitzhausen, Jöstinghausen, Mönkehöfen und Nordhausen, ca. 5.000) – Sitz der Gemeindeverwaltung
- Schwagstorf (mit Driehausen, ca. 2.000)
- Venne (mit Broxten, Niewedde und Vorwalde, ca. 3.000)
Geschichte
Das Gemeindegebiet war schon in der Frühzeit besiedelt. Vor 5000 Jahren wurden zwischen Wiehengebirge und Moor zahlreiche Hünengräber errichtet, darunter die Darpvenner Steine sowie die Driehauser Steine an der Straße der Megalithkultur.
Bei der Schnippenburg im Ortsteil Schwagstorf befand sich während der Eisenzeit eine Befestigungsanlage. Neuere Forschungen bestätigten eine Nutzung der Anlage im 3. und 2. Jahrhundert v. Chr., die durch Ausgrabungen ermittelte genaue Bauzeit liegt in den Jahren 278 bis 268 v. Chr. Die Befestigungsanlage wurde noch vor ihrem natürlichen Verfall aus bisher unbekannten Gründen vollständig eingeäschert. Zahlreiche Funde belegen die Bedeutung der Anlage, in deren Umfeld Eisen produziert und weiterverarbeitet wurde. Die Befestigungsanlage ist als Zentrum eines größeren Siedlungsgebietes anzusehen. Verschiedene Hinweise deuten an, dass die Schnippenburg nicht nur als Siedlungs- und Handelsplatz genutzt wurde, sondern auch Ort kultischer Handlungen war. Darauf weist ein Areal mit Opfergruben hin, die im Zuge des Ausgrabungsprojektes Schnippenburg freigelegt wurden. Die Forschungsergebnisse werden seit 2007 im Rahmen einer Wanderausstellung präsentiert.[2]
Zwischen Bramsche und Ostercappeln liegt der wahrscheinliche Ort der für die europäische Geschichte bedeutenden Varusschlacht, in der germanische Truppen unter Führung des Cheruskerfürsten Arminius drei römische Legionen vernichtend schlugen.
Der Name Ostercappeln geht zurück auf die Gründung einer Kapelle (capellun) oder Kirche im Osten des Bistums Osnabrück, zur Unterscheidung von einer anderen Kapelle im Westen (Westercappeln). Die Kirche muss in der Zeit nach dem Jahre 800 unter Karl dem Großen entstanden sein.
Der Ortsteil Venne wurde im Jahre 1074, Schwagstorf in 1090 und Ostercappeln in 1198 erstmals urkundlich erwähnt.
In der Nacht vom 1. auf den 2. August 1982 kam es in Ostercappeln auf der Bahnstrecke Wanne-Eickel–Hamburg zu einem Zusammenstoß des Nordexpress, welcher von Aachen nach Kopenhagen unterwegs war, mit einem Schützenpanzer der britischen Garnison Osnabrück. Bei dem Unglück starben die beiden Panzerfahrer, der Lokführer und 21 Passagiere wurden verletzt.[3]
Eingemeindungen
Am 1. Juli 1972 wurde die Gemeinde Ostercappeln durch den Zusammenschluss der Gemeinden der Samtgemeinde Ostercappeln (Gemeinden Haaren, Hitz-Jöstinghausen, Nordhausen und Ostercappeln) und der Samtgemeinde Venne (Gemeinden Broxten, Niewedde und Vorwalde) sowie der Gemeinde Schwagstorf neu gebildet. Am 1. Juli 1975 kam ein Gebietsteil der Nachbargemeinde Bohmte mit damals etwa 100 Einwohnern hinzu.[4]
Einwohnerentwicklung
Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen von Ostercappeln im jeweiligen Gebietsstand und jeweils am 31. Dezember.
Bei den Zahlen handelt es sich um Fortschreibungen des Landesbetriebs für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen[5] auf der Basis der Volkszählung vom 25. Mai 1987.
Bei den Angaben aus den Jahren 1961 (6. Juni) und 1970 (27. Mai) handelt es sich um die Volkszählungsergebnisse einschließlich der Orte, die am 1. Juli 1972 eingegliedert wurden. Es gilt der Gebietsstand am 1. Juli 1975.[4]
Jahr | Einwohner |
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1961 | 6963 |
1970 | 7154 |
1987 | 7805 |
1990 | 8099 |
1995 | 8996 |
2000 | 9254 |
2005 | 9671 |
2010 | 9505 |
2011 | 9502 |
2015 | 9566 |
2015 | 9628 |
2018 | 9688 |
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat der Gemeinde Ostercappeln besteht aus 24 Ratsfrauen und Ratsherren. Dies ist die festgelegte Anzahl für eine Gemeinde mit einer Einwohnerzahl zwischen 9.001 und 10.000 Einwohnern.[6] Die 24 Ratsmitglieder werden durch eine Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Die aktuelle Amtszeit endet 2021.[veraltet]
Stimmberechtigt im Rat der Gemeinde ist außerdem der hauptamtliche Bürgermeister Rainer Ellermann (CDU).
Die folgende Tabelle zeigt die Kommunalwahlergebnisse seit 1996.
Rat der Gemeinde Ostercappeln: Wahlergebnisse und Gemeinderäte | |||||||||||||||||||
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CDU | SPD | GRÜNE | FDP | Wählerge- meinschaften |
DIE LINKE | Gesamt | Wahl- beteiligung | ||||||||||||
Wahlperiode | % | % | % | % | % | % | % | % | |||||||||||
1996–2001 | 53,9 | 13 | 31,5 | 8 | 7,0 | 1 | — | — | 7,6 | 1 | — | — | 100 | 23 | 69,4 | ||||
2001–2006 | 54,1 | 14 | 36,9 | 10 | 3,4 | 0 | 3,3 | 0 | 2,3 | 0 | — | — | 100 | 24 | 64,8 | ||||
2006–2011 | 56,0 | 14 | 38,7 | 9 | — | — | 5,3 | 1 | — | — | — | — | 100 | 24 | 56,6 | ||||
2011–2016 | 49,47 | 12 | 33,81 | 8 | 12,82 | 3 | 1,67 | 0 | — | — | 2,24 | 1 | 100 | 24 | 55,83 | ||||
2016–2021[7] | 54,45 | 13 | 27,24 | 6 | 10,62 | 3 | 3,67 | 1 | — | — | 4,03 | 1 | 100 | 24 | 58,06 | ||||
Prozentanteile gerundet. Quellen: Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen[8], Landkreis Osnabrück[9][10]. Bei unterschiedlichen Angaben in den genannten Quellen wurden die Daten des Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie verwendet, da diese eine insgesamt höhere Plausibilität aufweisen. |
Bürgermeister
Hauptamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Ostercappeln ist seit 2021 Erik Ballmeyer (CDU).
- 1984–2001: Heinz Schockmann (CDU)[11]
- 2001: Günter Schröder (CDU)
- 2001–2021: Rainer Ellermann (CDU)
Wappen
Das Wappen der Gemeinde Ostercappeln zeigt einen schwarzen Ring, der an den Anfangsbuchstaben des Ortsnamens und an das Osnabrücker Rad erinnert. Die acht roten Rauten verweisen auf die ehemaligen selbständigen Gemeinden Haaren, Hitz-Jöstingshausen, Nordhausen, Ostercappeln (Samtgemeinde Ostercappeln), Broxten, Vorwalde, Niewedde (Samtgemeinde Venne) und Schwagstorf. Das Wappen wurde im Zuge der Gebiets- und Verwaltungsreform von 1972 vom Gemeinderat Ostercappeln in Auftrag gegeben.[12]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Musik
Venne gilt als Folkmusikzentrum. Hier findet am Muttertagswochenende im Mai der Internationale Venner Folk Frühling statt.
Bauwerke
Die Stelle, an dem die heutige katholische Kirche St. Lambertus im Ortszentrum steht, ist vermutlich der Ort der ältesten Kirchengründung Ostercappelns. Die Hallenkirche wurde 1873 im neugotischen Stil errichtet, der romanische Turm stammt vom Vorgängerbau aus dem 14. Jahrhundert, dessen Kirchenschiff 1872 abgerissen wurde. Die Kirche ist mit Altar, Ambo und Tabernakel des Osnabrücker Bildhauers Walter Mellmann ausgestattet.
Zu den archäologischen Sehenswürdigkeiten zählen die Darpvenner Megalithgräber, die eisenzeitliche Schnippenburg, das rekonstruierte Eisenzeithaus Darpvenne[14] und das zwischen Bramsche und Ostercappeln liegende antike Schlachtfeld der Varusschlacht. An der Vermarktung des Ereignisses hat die Gemeinde Ostercappeln allerdings keinen Anteil, da Museum und Park Kalkriese vollständig auf dem Gebiet der Stadt Bramsche liegen. Im Großen Moor, unweit vom Gasthaus Beinker, wurden vorgeschichtliche Moorwege freigelegt.
Sehenswert ist die Museumsinsel in Venne. Ostercappeln ist eine Etappe der Straße der Megalithkultur[15] und liegt am DiVa Walk.
Sport
Es gibt einen Golfclub mit öffentlichem 3-Loch-Kurzplatz und eine 18-Löcher-Anlage. Der Freizeitpark Kronensee verfügt über einen Camping- und Mobilheimpark. Wassersport ist im 40 ha großen Kronensee möglich. Das ausgeschilderte Rad- und Wandernetz umfasst ein Leitsystem mit diversen Themenrouten. Angeln ist an den Teichen der Petkenburg möglich.
Stolpersteine
Aufgrund des 70. Jahrestages der Reichspogromnacht am 9. November 2008 wurden am 11. November 2008 in Ostercappeln sechs Stolpersteine des Kölner Künstlers Gunter Demnig verlegt.[16] Sie sollen an die Opfer der nationalsozialistischen Diktatur erinnern und werden vor deren ehemaligen Wohn- oder Arbeitsstätten verlegt.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Die Bundesstraßen Bundesstraßen B 51 und B 65 durchqueren den südlichen Gemeindeteil Ostercappeln auf einer gemeinsamen Strecke (Bremer Straße) in Ost-West-Richtung. Die B 218 durchquert die nördlichen Gemeindeteile Venne und Schwagstorf von Nordwesten nach Südosten.
Die Gemeindeteile Venne, Schwagstorf und Ostercappeln haben werktags eine stündliche Nahverkehrsanbindung von und nach Osnabrück (Linie X275 der VOS-NordOst). Am Freitag und Samstag verkehrt zudem ein Nachtbus von und nach Osnabrück.[17] Ostercappeln ist über die Linie N276 angebunden. Venne und Schwagstorf sind über die N273 angebunden. Ferner gibt es stündlich eine Busanbindung nach Bad Essen, Pr. Oldendorf.
Die Eisenbahnstrecke Osnabrück–Bremen führt durch das Gemeindegebiet. Der Bahnhof im Gemeindeteil Ostercappeln ist jedoch nicht mehr in Betrieb.
Der Mittellandkanal führt von West nach Ost durch die Gemeinde.
Bildung
- Grundschule am Wiehengebirge in Ostercappeln (Hauptstandort)
- Grundschule zur Schnippenburg in Schwagstorf (Außenstelle)
- Mühlenbachschule Venne (Grundschule)
- Ludwig-Windthorst-Schule Ostercappeln (Oberschule)
- Musikschule
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter von Ostercappeln
- Johann Ernst von Hanxleden (1681–1732), Jesuit, Orientalist und Missionar in Indien
- Franz Hermann Glandorff (1687–1763), Jesuit, Missionar bei den Tarahumara in Mexiko
- Johannes Heinrich Beckmann (1802–1878), Bischof von Osnabrück
- Ludwig Windthorst (1812–1891), Politiker
- Haupt (Orgelbauer) (zwischen 1838 und 1898), Orgelbauerfamilie
- Lambert Rosenbusch (1940–2009), Architekt und Designer
- Brigitte Meyer-Wehage (* 1958), Juristin
- Sabine Bulthaup (* 1962), Moderatorin und Schauspielerin
- Lisei Caspers (* 1983), Dokumentarfilmerin
- Michael Hohnstedt (* 1988), Fußballspieler
- Moritz von Zeddelmann (* 1988), Schauspieler
- Timo Beermann (* 1990), Fußballspieler
- Malte Beermann (* 1992), Fußballspieler
- Bennet Poniewaz (* 1993), Volleyball- und Beachvolleyballspieler
- David Poniewaz (* 1993), Volleyball- und Beachvolleyballspieler
- Moritz Heyer (* 1995), Fußballspieler
- Pia Greiten (* 1997), Ruderin
Weitere Persönlichkeiten, die mit der Stadt in Verbindung stehen
- Helene Freifrau von Bothmer (1908–1996), deutsche Museumskuratorin und US-Model
- Rudolf Englert (1921–1989), deutscher Maler und Graphiker
- Irmel Weyer (* 1927), deutsche Ärztin und Entwicklungshelferin
Literatur
- Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz (Hrsg.): Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern – Das Osnabrücker Land III, Bd. 44, Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1979, ISBN 3-8053-0313-0
- Helmut Schönrock: Ostercappeln. In: Norbert de Lange und Diether Stonjek (Hrsg.): Osnabrück und das Osnabrücker Land – Landkreis, Städte und Gemeinden (= Kulturregion Osnabrück). Band 22. Rasch, Bramsche 2004, ISBN 3-89946-035-9, S. 241–248.
Weblinks
Einzelnachweise
- Landesamt für Statistik Niedersachsen, LSN-Online Regionaldatenbank, Tabelle A100001G: Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Stand 31. Dezember 2020 (Hilfe dazu).
- Wanderausstellung
- In Ibbenbürener Volkszeitung vom 3. August 1982:"Gestohlener Panzer geriet unter D-Zug"
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 259.
- Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, Bevölkerungsfortschreibung
- Niedersächsisches Kommunalverfassungsgesetz (NKomVG) in der Fassung vom 17. Dezember 2010; § 46 – Zahl der Abgeordneten, abgerufen am 6. Dezember 2014.
- Kommunalwahlen 11.09.2016. In: Ostercappeln.de. Abgerufen am 22. Oktober 2018.
- Landesbetrieb für Statistik und Kommunikationstechnologie Niedersachsen, Tabelle 5000311
- Landkreis Osnabrück, Amtliche Endergebnisse der Kreiswahl am 9. September 2001 (Memento vom 25. Mai 2005 im Internet Archive) (PDF; 528 kB)
- Die Kommunalwahl Landkreis Osnabrück vom 11. September 2011 (enthält auch Ergebnisse 2006). (PDF 8,0MB S. 52 Spalte "Gemeindewahlen") Landkreis Osnabrück, abgerufen am 6. März 2016.
- https://www.noz.de/archiv/vermischtes/artikel/308332/ein-mann-des-ausgleichs-der-die-gemeinde-gepragt-hat Neue Osnabrücker Zeitung am 3. März 2001: "Ein Mann des Ausgleichs, der die Gemeinde geprägt hat"; abgerufen am 28. September 2018
- Gemeinde Ostercappeln – Unsere Gemeinde: Ortschaft Ostercappeln, abgerufen am 9. November 2014
- Gemeinde Ostercappeln
- http://eisenzeithaus.de/
- www.strassedermegalithkultur.de
- Stolpersteine in Ostercappeln
- Nachtbus in und um Osnabrück