Schwende AI
Schwende ist ein Bezirk im Kanton Appenzell Innerrhoden in der Ostschweiz. Der Sitz der Bezirksverwaltung ist in Weissbad.
AI ist das Kürzel für den Kanton Appenzell Innerrhoden in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Schwende zu vermeiden. |
Schwende | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Appenzell Innerrhoden (AI) |
BFS-Nr.: | 3105 |
Postleitzahl: | 9057 |
Koordinaten: | 751014 / 240712 |
Höhe: | 838 m ü. M. |
Höhenbereich: | 771–2502 m ü. M.[1] |
Fläche: | 57,51 km²[2] |
Einwohner: | 2254 (31. Dezember 2020)[3] |
Einwohnerdichte: | 39 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 9,2 % (31. Dezember 2020)[4] |
Gemeindepräsident: | Sepp Manser-Neff |
Website: | www.schwende.ch |
Streusiedlungen Schwende und Rüte | |
Lage des Bezirks | |
Namen
Im 12. Jahrhundert wurde der Name Swendi oder swandjan erwähnt. Es stammt vom altdeutschen Ausdruck Schwinden machen (Waldrodung).
Geographie
Der Bezirk Schwende ist der grösste Bezirk im Kanton. Er umfasst die Ortschaften Schwende und Wasserauen, Teile von Weissbad (südlich des Brüelbachs) und Appenzell (südwestlich der Sitter) sowie der Innerrhoder Teil des Säntisgebirges und des Alpsteins.
Das voralpine bis alpine Gelände zwischen 800 und 1100 Meter ist mit ganzjährig bewohnten landwirtschaftlichen Streusiedlungen überzogen, die höchstgelegenen Weideflächen erreichen Höhen (beim oberen Mesmer) bis 2200 Meter. Das Bezirksgebiet erstreckt sich vom Säntisgebirge nach Schwende, Weissbad, dem linken Sitterufer entlang bis ins Dorf Appenzell, von da am rechten Ufer des Chlosbaches entlang über das Hochmoor, Wasserschaffen und Scheidegg, Kronberg bis zur Säntisspitze. Es beinhaltet den grössten Teil des Alpsteins (689 ha) und ebenso der Waldfläche (1670 ha) des Kantons.
Richtung Sax verläuft der Sax-Schwende-Bruch.
Geschichte
Die in den Höhlen des Wildkirchli gefundenen Steinwerkzeuge aus Ölquarzit und Radiolarit weisen auf sommerliche Jagdausflüge der Neandertaler in höhere Lagen hin.
Die Rhode Schwendi war zwischen 1204 und 1220 zur Sicherung von Militär- und Steuerleistungen an die Fürstabtei St. Gallen entstanden. Der anfängliche Rhodsmeister wurde später durch an jährlichen Rhodsversammlungen gewählte Hauptleute und Räte ersetzt, welche die Rhoden in den Behörden des Alten Landes Appenzell und ab 1597 in denjenigen von Innerrhoden zu vertreten hatten.
Im Ort Schwende waren bis 1830 neben der Pfarrkirche noch Ruinen eines Turmes vorhanden, der vermutlich Sitz der Herren von Doppelstein, als Ministeriale des Abts von St. Gallen war. Die Schwendner sollen den Turm zerstört und damit die Appenzellerkriege ausgelöst haben.
Der heutige Bezirk entstand mit der an der ausserordentlichen Landsgemeinde vom 24. November 1872 durch das Innerrhoder Stimmvolk gutgeheissenen Verfassung von 1872 aus der Rhode Schwendi, wobei die alten Grenzen beibehalten wurden.
Wirtschaft und Tourismus
Haupterwerb war lange Zeit die Viehzucht. Bis weit ins 20. Jahrhundert war die Handstickerei ein Nebenerwerb der Bäuerinnen. Weissbad (Rietli) mit seinem seit 1740 existierenden Badetourismus wurde im 19. und frühen 20. Jahrhundert zum gehobenen Kurort.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der Tourismus mit Berggasthäusern, die zu den ältesten der Schweiz gehören (Gasthaus Aescher-Wildkirchli 1846, Berggasthaus Alter Säntis 1846) und einigen Gewerbeunternehmen. Dieser wurde durch die 1867–69 angelegte Strasse von Appenzell nach Wasserauen, die 1912 eröffnete Säntisbahn und seit 1955 durch die Luftseilbahn Wasserauen-Ebenalp begünstigt.
In letzter Zeit haben im Bereich Industrie, Gewerbe und Tourismus viele kleine Betriebe ein Geschäft eröffnet oder sich im Bezirk niedergelassen. Im Tourismus-, Wellnes- und Gesundheitsbereich ist das Hotel Hof Weissbad seit 1994 erfolgreich und mit etwa 185 Mitarbeiter grösster Arbeitgeber des Bezirks. Die Landwirtschaft ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor mit (noch) 52 landwirtschaftlichen Betrieben.
Bevölkerung
Jahr | 1801 | 1850 | 1900 | 1950 | 2000 | 2010 |
Einwohner | 799 | 1101 | 1299 | 1410 | 1935 | 2147 |
Persönlichkeiten
- Johannes Dörig (* um 1490 in Schwende; † 1526 in Hemberg) war ein katholischer Pfarrer und Reformator.
Sehenswürdigkeiten
Bei Schwende befindet sich die 1937 erbaute Wallfahrtskapelle Unsere Liebe Frau im Ahorn mit einem Gnadenbild aus dem 17. Jahrhundert.
Unterhalb der Ebenalp befinden sich die prähistorischen Höhlen des Wildkirchlis und das Berggasthaus Aescher-Wildkirchli.
Literatur
- Rainald Fischer: Die Kunstdenkmäler des Kantons Appenzell Innerrhoden. Das Innere Land: Schwende. Birkhäuser AG, Basel 1984, ISBN 3-7643-1629-2. (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Band 74.) S. 442–448, 498.
Weblinks
- Offizielle Website
- Hermann Bischofberger: Schwende. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Einzelnachweise
- BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021