Nonnenwerth
Nonnenwerth (früher auch Rolandswerth) ist eine Rheininsel zwischen Rolandswerth und Bad Honnef (Stromkilometer 642) gegenüber der Insel Grafenwerth.
Nonnenwerth | ||
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Gewässer | Mittelrhein | |
Geographische Lage | 50° 38′ 23″ N, 7° 12′ 34″ O | |
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Länge | 2 km | |
Breite | 180 m | |
Fläche | 36 ha | |
Einwohner | 25 Nonnen (2010[1]) 69 Einw./km² |
Die Insel ist mit Unterbrechungen seit Anfang des 12. Jahrhunderts Standort eines Klosters, das von den Benediktinerinnen gegründet und 1854 von den Franziskanerinnen übernommen wurde. Seitdem beherbergt das Kloster auch eine franziskanische Bildungsanstalt, die als Mädchenpensionat begann und später zum allgemeinbildenden Gymnasium wurde. Im Jahre 2020 erfolgte die Privatisierung der Insel und der Schule.
Geographie
Die Insel Nonnenwerth ist rund zwei Kilometer lang und an der breitesten Stelle knapp 180 Meter breit. Der Hauptteil mit den Kloster- und Schulanlagen befindet sich auf dem Gebiet der linksrheinischen Stadt Remagen im rheinland-pfälzischen Landkreis Ahrweiler. Innerhalb Remagens ist der Hauptteil mit dem Wohnplatz Insel Nonnenwerth dem Ortsbezirk Rolandswerth zuzurechnen, der Südteil auf Höhe von Rolandseck dem Ortsbezirk Oberwinter. Der schmale, etwa sieben Meter breite und 300 Meter lange nördlichste Teil der Insel liegt auf dem Gebiet des Bonner Ortsteils Mehlem im Stadtbezirk Bad Godesberg und gehört somit zu Nordrhein-Westfalen. Auf der anderen Seite des Rheins (Hauptstrom) befindet sich die kürzere, aber deutlich breitere Insel Grafenwerth, die zum Stadtgebiet von Bad Honnef gehört. Zwischen beiden Inseln verläuft die gemeinsame Grenze der bereits genannten Länder. Südlich von Nonnenwerth setzt bei Stromkilometer 640 eine Rheinfähre vom Bad Honnefer Lohfeld nach Rolandseck über.
Die Insel befindet sich orographisch links bzw. westlich des Hauptstroms des Flusses in der sogenannten Nonnenwerther Stromspaltung des Rheins, der sich dort zu drei (früher vermutlich: vier) Armen aufweitet. Die Stromspaltung wurde im 19. Jahrhundert umfassend verändert, wobei die Insel Nonnenwerth 1866/67 ihre heutige Nordspitze und 1870–72 ihre heutige Südspitze jeweils als 400–500 m langes Richt- bzw. Separationswerk erhielt. Das durch die 1882–84 an der Südspitze errichteten Buhnen abgedeckte Gebiet wurde später Teil der Landmasse der Insel.[2] Bereits 1852 war es am unteren Inselende als Reaktion auf schwere Abbrüche durch ein Hochwasser aus dem Jahr 1845 zu Befestigungsmaßnahmen gekommen.[2] Im Zuge der Rheinregulierung plante die Preußische Rheinstrombauverwaltung ab den 1850er-Jahren die Einrichtung eines Schutzhafens im Altarm der Insel Grafenwerth. Die dazu notwendige Schließung des Altarms hätte den Wasserdruck im Hauptstrom erheblich ansteigen lassen mit der Folge einer Überspülung der Insel Nonnenwerth.[3]
Morphologisch liegt die Insel unmittelbar vor dem Austritt des Rheins aus dem Rheinischen Schiefergebirge in die Niederrheinische Bucht und damit am Beginn des Übergangs vom Mittelrhein in den Niederrhein.[4] Naturräumlich ist sie der Honnefer Talweitung zuzurechnen, die sich linksrheinisch durch ein bis über 100 m hohes Steilufer kennzeichnet, dem rechtsrheinisch ein wesentlich breiterer, halbmondartig aufgeweiteter Talbereich gegenüberliegt. In geologischer Hinsicht gehört die Insel zu der Jüngeren Niederterrasse des Rheins, deren Ablagerungen im Wesentlichen aus Kies und Sand bestehen.[5] Auf Nonnenwerth sind im Südteil sowie an der Nordspitze Reste von Weiden-Flussauenwäldern sowie schützenswerte Einzelbäume erhalten. Vorhandene Ulmenbestände der Insel fielen dem allgemeinen Ulmensterben zum Opfer. Der Biotopkomplex Rheininsel Nonnenwerth umfasst eine Fläche von etwa 18 ha und wird als „von teilweise internationaler Bedeutung“ eingestuft.[6][7]
Geschichte
Benediktinerinnenkloster
Nach einer Urkunde vom 1. August 1126 wurde, vermutlich 1112 oder 1122, durch Abt Cuno von Siegburg ein Kloster der Benediktinerinnen auf der damaligen Insel Ruleicheswerd (Rolandswerth) gegründet. Die Klosteranlage bestand aus verschiedenen Gebäuden, die sich um die durch einen markanten Westturm auffallende Klosterkirche gruppierten. Der Bau erfolgte gemeinsam mit dem der nahe über dem Rhein gelegenen Burg Rolandseck. Unterstützt wurde die Gründung des Frauenklosters durch den Kölner Erzbischof Friedrich I. von Schwarzenburg, der damit einen Mangel an Konventen im Erzbistum Köln beheben wollte. Rolandswerth war das erste Frauenkloster, das zur Siegburger Reform gehörte.[8] 1148 wurde die Insel in einer Urkunde von Erzbischof Arnold I. von Köln Insula Beatae Mariae Virginis („Marienwerth“) genannt, weitere Erwähnungen erfolgten unter den Schreibweisen Rulecheswerde (1158), Ruleigeswerde (1170/71), Ruleiswerde (1171/72), Ruleicswerde (1187), Ruleckeswerde und Rulin(c)swerd(e). Ende des 12. Jahrhunderts lautete der Name in einem Klostersiegel Ruling(e)swerd(e) und nach 1280 erstmals Rulandswerde, Rulanzwerde und Rolandswerde (Rolandswerth).[9][10]
1465 schloss sich der Orden einer benediktinischen Reformbewegung, der Bursfelder Kongregation an – das Aufsichtsrecht ging von Siegburg auf Groß St. Martin in Köln über.[11]:3 1476 wurde das Kloster im Burgundischen Krieg, dem zur selben Zeit auch die Burg Rolandseck zum Opfer fiel, gebrandschatzt und in großen Teilen zerstört – auch das Klosterarchiv ging verloren[12]:55. Der anschließende Wiederaufbau unter Beibehaltung weiter Teile des Vorgängerbaus erfolgte bis zur Neuweihe der Kirche im Jahre 1481. 1583 im Truchsessischen Krieg wurde das Kloster erneut geplündert. Die Ankunft holländischer Soldaten veranlasste die Nonnen 1620 zur Flucht nach Köln, 1632 entkamen sie auf diese Weise den Truppen von Schweden. Am Ausgang des Dreißigjährigen Kriegs befand sich das Kloster, auch durch die permanent hohen Ausgaben für die Befestigung der Insel (starke Hochwasser 1651/1658), in einer finanziellen Notlage.[12]:57
1706 wurde eine neue Erweiterungsphase in der Baugeschichte des Klosters eingeläutet: Bis 1710 entstanden ein neues Beichthaus sowie ein weiterer Anbau. 1730 folgte der Bau einer als „Herrenhaus“ bezeichneten Wohnunterkunft für Ordensgeistliche; die vierflügelige Gesamtanlage, um den Kreuzgang des Klosters angelegt, wurde bis 1736 fertiggestellt. Am 31. Januar 1773 brannten die Klostergebäude aus der ersten Hälfte des Jahrhunderts nieder. Äbtissin Benedikta Conradt entschloss sich schnell zu einem kompletten Wiederaufbau, der mit der Grundsteinlegung am 14. April 1773 begann und im Sommer 1775 eingeweiht wurde. Er entstand nach Plänen des Koblenzer Baudirektors Nikolaus Lauxen und erfolgte zwecks Hochwasserschutz auf einem um 1,20 m erhöhten Bodenniveau.[13][14]
Säkularisation und Gasthof
Bis Ende des 18. Jahrhunderts gehörte das Kloster Rolandswerth zum kurkölnischen Amt Godesberg-Mehlem, 1798 wurde es unter französischer Verwaltung der Mairie Remagen zugeordnet.[15] 1802 erfolgte im Zuge der Säkularisation auf dem Linken Rheinufer die Enteignung des Klosters. Mit kaiserlicher Verfügung vom 30. Oktober 1804 wurde den Nonnen gestattet, bis zu ihrem Lebensende auf der Insel zu bleiben. 1815 kamen die Klosteranlagen in den Besitz des Königreichs Preußen und wurden 1821 an den früheren Rentmeister des Fürsten von der Leyen, Caspar Anton Sommer, versteigert, der dort eine Gastwirtschaft mit Pension eröffnete.[16]
Der Gasthof verfügte über 50 Zimmer sowie mehrere Fest- und Speisesäle. Sommer ließ umfangreiche Gartenanlagen und am Südrand der Insel einen Buchenwald anlegen. Der Gasthof war wenig rentabel, sodass der Eigentümer ihn bereits 1826 vergeblich mithilfe einer Lotterie zu verkaufen versuchte. Später wurden die Räumlichkeiten unter Einwilligung Sommers von Studenten der Universität Bonn, vermutlich für gesetzlich untersagte Mensuren, genutzt.[12]:63 Zu den berühmtesten Gästen des Gasthofs gehörte neben dem amerikanischen Schriftsteller James Fenimore Cooper der Klaviervirtuose und Komponist Franz Liszt, der mit seiner Lebensgefährtin, Gräfin Marie d’Agoult, hier die Sommermonate 1841 bis 1843 verbrachte. In dieser Zeit entstanden seine ersten Männerchöre und mehrere Liedvertonungen deutscher Gedichte. Das Stück „Die Zelle in Nonnenwerth“ und die von ihm zu seinem 30. Geburtstag 1841 gepflanzte sogenannte „Liszt-Platane“[17] erinnern an seinen Aufenthalt. Im Laufe des 19. Jahrhunderts setzte sich der Name Nonnenwerth, erstmals Mitte des 17. Jahrhunderts für das Kloster verwendet[11]:3, allmählich als Bezeichnung auch der Insel durch.[18]
Franziskanerinnenkloster
Ab 1835 verfügte Auguste von Cordier als Eigentümerin über die Insel. Auf ihr Betreiben wurden Haus und Insel am 8. August 1854[19] den Franziskanerinnen im niederländischen Heythuysen übergeben, die dort das Kloster St. Clemens gründeten. Im Jahre 1843 zählte der Wohnplatz Nonnenwerth der damaligen Gemeinde Rolandswerth neben einem öffentlichen, einem Wohngebäude und drei Wirtschaftsgebäuden 15 Einwohner, 1885 war die Zahl deutlich auf 87 Einwohner angestiegen.[20][21] 1900 wurde das Kloster Sitz der neugegründeten deutschen Provinz der Heythuyser Kongregation. Während des Ersten Weltkrieges entstand auf Nonnenwerth ein Lazarett. Im Zweiten Weltkrieg wurde erneut bis 1942 ein Lazarett auf der Insel eingerichtet, in dem geistig und körperlich behinderte Mädchen und Frauen unterkamen. Auch eine Lehrerinnenbildungsanstalt hatte zwischen 1942 und 1943 auf der Insel ihren Standort, von 1943 bis 1947 noch die evakuierte Kölner Universitäts-Kinderklinik. Spätestens in den ersten Nachkriegsjahren endete die landwirtschaftliche Nutzung des Nordteils der Insel.[11]:12
Das Kloster der Franziskanerinnen von der Buße und der christlichen Liebe auf Nonnenwerth trägt den Namen St. Clemens und ist seit 1948 Sitz der Provinz Maria Immaculata. 2010 gehörten ihr 97 Schwestern an, von denen 25 im Kloster St. Clemens lebten.[1] Das Klosterarchiv beherbergt eine Sammlung historischer Quellen, zu der unter anderem die Große Benedikterinnenchronik, das Haushaltungsbuch sowie die Unkeler Chronik gehören.[11]:22 Ein offenes Klostermuseum besteht seit 1991. Das Kloster lässt in einem begrenzten Maße Gast- und Ferienaufenthalte auch abseits der sonnabendlichen Messe auf der Insel zu. Ein Besuch ist nur über die linksrheinische, klostereigene Personenfähre oder während der Schulzeit auch über das private Fahrgastschiff „Grafenwerth“ (rechtsrheinisch, von Grafenwerth erreichbar) möglich. Besucher müssen beim Kloster angemeldet sein, um die Insel besuchen zu können.
Mitte 2021 teilten die noch auf Nonnenwerth lebenden Schwestern mit, das Kloster und damit die Insel zu verlassen. Dies geschehe unabhängig von den derzeit (siehe unten) geführten Diskussionen über die Zukunft der Schule, sondern habe seinen Grund in der Überalterung des Ordens und der immer geringer werdenden Mitgliederzahl.[22]
Privatisierung
Zum 1. August 2020 wurde das Eigentum an der Insel an den geschäftsführenden Gesellschafter der ISR International School on the Rhine GmbH („ISR“), Peter Soliman, übergeben.[23][24] Die ISR übernahm die Anteile an der „Privates Gymnasium Nonnenwerth gemeinnützige GmbH“ von den Franziskanerinnen, denen bei der Übertragung lebenslanges Wohnrecht in dem Gebäude zugesichert wurde. Weitere integrierte Institutionen und Verwaltungen sollten ebenfalls bleiben,[25] sind aber im Sommer 2021 von der Insel gegangen, nachdem ein vom neuen Besitzer in Auftrag gegebenes Brandschutzgutachten für Unruhe sorgte. Laut dem neuen Besitzer würden, so die Angaben des Vereins zum Erhalt des Franziskus Gymnasiums Nonnenwerth, die notwendigen Brandschutzmaßnahmen 10–20 Mio. Euro kosten.[26]
Da der neue Schulträger die Kosten für brandschutztechnische Ertüchtigungsmaßnahmen nicht finanzieren konnte, gab er am 10. November 2021 die Schließung der Schule zum Ende des Schuljahres bekannt und sprach Kündigungen aus.[27][28] Sowohl die Eltern als auch die regionalen politischen Entscheidungsträger hegen Zweifel an den vom Schulträger behaupteten Kosten und wollen die Schließung der Schule nicht hinnehmen.[29][30]
Mit dem Ziel, die Trägerschaft der Schule zu übernehmen, wurde am 14. November 2021 der „Verein ‚Rettet Nonnenwerth‘“ gegründet und am nächsten Tag im Vereinsregister des Amtsgerichts Siegburg eingetragen. Das Ziel des Vereins ist es, die Schule auf der Insel in der bisherigen Form weiter zu ermöglichen und das Kulturdenkmal Nonnenwerth zu erhalten. Hierzu kann neben der Trägerschaft auch die Insel erworben werden.[31]
Klosteranlage
Die nach Plänen von Nikolaus Lauxen (1722–1791) errichteten, barocken Klostergebäude gehen auf das Jahr 1775 zurück. Um zwei quadratische Innenhöfe mit Kreuzgang gruppieren sich die fünf Trakte des zwei- bis dreigeschossigen Baus, dem ein Mansardwalmdach aufgesetzt ist. Während Fundamente, Gewände, Gesimse und Kämpfer aus Basaltlava bestehen, dienten für das verputzte Mauerwerk Schieferbruchsteine und Materialreste des niedergebrannten Vorgängerbaus als Baumaterial.[11]:7 Aus dem Ende des 19. Jahrhunderts stammt eine rheinseitige Erweiterung des Gebäudes, aus dem Jahre 1928 ein Ecktürmchen im Nordosten[32]. Zwischen 1904 und 1969 war der nördliche Innenhof als Turnhalle mit einer Glas-Eisen-Konstruktion überbaut.[11]:19/20
Am nördlichen Ende des Westflügels befindet sich die Kapelle St. Clemens, eine mit Pilastern instrumentierte Saalkirche. Oberhalb eines Volutengiebels ist ihr großer, achtseitiger Dachreiter dreimal gestuft und wird von einer zierlich geschweiften Haube gekrönt. Die Frontseite der Kapelle ist dreiachsig. Der Innenraum der fünfjochigen, kreuzgewölbten Kapelle enthält eine 1953 letztmals veränderte Nonnenempore, der Altar entstand 1955 aus Resten eines Barockaltars. Dieser Umbauphase entstammen auch die Kommunionbank sowie die im Osten des Saals angebrachten geschweiften Balkone. Die Orgel wurde 1975 durch die Firma Klais/Bonn erbaut.[11]:15/16
Nördlich an das Klostergebäude schließt sich ein barocker Garten an, der 1865 mit einem Springbrunnen ausgestattet wurde. An seinem Rande befindet sich ein Friedhof, der nach der letzten Bestattung in der Krypta der Kapelle 1859 angelegt worden war. Die Gesamtanlage steht einschließlich des Gartenbereichs und mehrerer Wappen als Kulturdenkmal unter Denkmalschutz.[33]
Gymnasium Nonnenwerth
Das Kloster beherbergt heute auch das Privat-Gymnasium Nonnenwerth.
Im Jahre 1852 erhielt das Haus die staatliche Erlaubnis zur Errichtung eines Pensionates unter der Leitung von Auguste von Cordier. 1863 beheimatete es hundert Schüler.[19] Von 1879 bis 1889 verlegten die Schwestern aufgrund des Kulturkampfes, der ein Verbot jeglicher pädagogischen Tätigkeit nach sich zog, ihre Lehrtätigkeit in die Niederlande.[34] 1908 wurde das Pensionat als vollberechtigtes Lyzeum staatlich anerkannt; in diesem Jahr zählte es bereits zweihundert Schüler.[19] Im Herbst 1941 wurde die Schule von der NS-Regierung geschlossen.[35]
1945 wurde die Schule wiedereröffnet. 1978 wurde das Internat geschlossen und die Koedukation, also die Aufnahme von Jungen, eingeführt. Die Schule bekam erstmals einen weltlichen Schulleiter. 1982–1985 wurde die Schule um- und ausgebaut. Sie bekam neue naturwissenschaftliche Räume, Außensportanlagen, eine neue Turnhalle. Es entstanden zusätzliche Fachräume für Musik und Kunst. Alle Klassen- und Fachräume, die Verwaltungszimmer und das Lehrerzimmer wurden renoviert. 1991 übernahm das Bistum Trier die Geschäftsleitung der Schule. Die Trägerschaft blieb bei den Nonnenwerther Franziskanerinnen von der Buße und der christlichen Liebe.
Seit 1988 findet meist alle zwei Jahre auf Nonnenwerth ein 24-Stunden-Lauf statt, dessen Erlöse meist an Projekte in den Ländern der dritten Welt gespendet werden. Seit dem Schuljahr 2005/2006 unterstützt das Schulwerk, dem alle Eltern freiwillig beitreten können, die Inselschule finanziell. Zusätzlich existiert ein Förderverein (VFFE), der überwiegend Investitionen und Sachaufwand bezuschusst. Seit dem Schuljahr 2009/2010 wird schrittweise das achtjährige Gymnasium mit Ganztagsschule eingeführt.
Das Gymnasium Nonnenwerth ist Teil des MINT-EC Netzwerkes.[36]
Im Schuljahr 2016/17 waren von den 705 Schülern 412, also 58 %, Mädchen und 42 % Jungen. Davon waren 66 % katholisch, 37 % evangelisch und 7 % gehörten anderen Religionen an. Von den Schülern wohnten 33 % linksrheinisch und 67 % rechtsrheinisch. 70 % kamen aus Rheinland-Pfalz (überwiegend aus den Landkreisen Ahrweiler und Neuwied) und 30 % aus Nordrhein-Westfalen (überwiegend Rhein-Sieg-Kreis und Bonn).
Bekannte ehemalige Schüler sind: Marcus Bornheim (Journalist), Marc Metzger (Komiker), Daniel Buballa (Fußballspieler), Robert Landfermann (Jazzmusiker) und Benjamin Bidder (Journalist).
Bedingt durch die Insellage und fehlende Brücken kann es bei extremen Wasserständen zu Störungen des Schulbetriebs kommen, wenn die beiden schuleigenen Fähren die Schüler und Lehrer nicht mehr sicher transportieren können. In den letzten Jahren kam aufgrund von Hoch- und Niedrigwasser wiederholt zur Unterrichtsausfällen.[37][38][39]
Wegen des Mangels an Nachwuchs und des hohen Alters der Ordensschwestern wurde eine Lösung zum Erhalt der Schule gesucht. Seit dem 1. August 2020 sind die Gesellschaftsanteile der Franziskanerinnen an die Düsseldorfer ISR International School on the Rhine gGmbH („ISR“)[24] übertragen worden. Durch die neuen Gesellschafter soll zum einen die Tradition des Gymnasiums gewahrt und unter anderem die Ausstattung der Schule und die Anbindung an Hochschulen verbessert werden.[25]
Zum Ende des Schuljahres 2021/2022 soll die Schule nach dem Willen des Schulträgers geschlossen werden.[40]
Die Nachricht von der bevorstehenden Schließung löste große Bestürzung und Widerstand bei Eltern, Schüler- und Lehrerschaft aus. Da Werbeunterlagen eines Projektentwicklers für exklusive Wohnungen im ehemaligen Kloster- und Schulgebäude auftauchten, entstand der Verdacht, der Schulträger habe überhaupt kein Interesse an der Weiterführung der Schule, sondern beabsichtige lediglich die gewinnbringende Verwertung der Immobilie, die von ihm genannten Sanierungskosten seien viel zu hoch angesetzt.[41] Zudem gebe es Spender, die die notwendigen Mittel für eine Weiterführung zur Verfügung stellen wollten.[42]
Als Grund für die Schließung nannte der Schulträger vor allem Brandschutzmängel, deren Beseitigung in dem denkmalgeschützten Gebäudekomplex extrem aufwendig sei und weitere Umbauten notwendig machen würde. Die notwendigen Mittel hierfür seien nicht aufzubringen, zumal der Betrieb der Schule ohnehin jedes Jahr einen erheblichen Zuschuss erforderlich mache. Den von Elternvertretern erhobenen Vorwurf, er wolle die Gebäude in Luxuswohnungen umwandeln, wies er zurück. Die diesbezüglichen Exposees seien von einem Makler ohne sein Wissen und ohne Auftrag erstellt worden. Die aus dem Kreis von Eltern angekündigten Stifter und Unterstützer hätten ihm keine Nachweise darüber vorgelegt, dass sie über das notwendige Kapital verfügten um den Bestand der Schule zu sichern.[43]
Nonnenwerth in der Weltliteratur
Königswinter und Nonnenwerth waren während der englischen Rheinromantik-Reisewelle der 1830er Jahre in England beliebte Reiseziele und sind dadurch in die englische Literatur eingegangen: Königswinter und Nonnenwerth werden namentlich in dem 1847 erschienenen gesellschaftskritisch-satirischen Roman mit dem zum Sprichwort gewordenen Titel Vanity Fair (Jahrmarkt der Eitelkeit) von W. M. Thackeray genannt (Kap. LXII mit der Originalüberschrift Am Rhein).
Die Rolandssage verbindet die Insel mit dem Rolandsbogen, dem einzigen Überrest der 1475 zerstörten Burg Rolandseck, von dem aus man auf die Insel herunterblickt.
Literatur
- Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (Hrsg.); Claudia Euskirchen: Kloster Nonnenwerth (= Rheinische Kunststätten, Heft 447). Neuss 2000, ISBN 3-88094-856-9.
- Maria Paula: Geschichte der Insel Nonnenwerth. J. Habbel, Regensburg 1904.
- Credo. Achtzehn Vierfarbendrucke nach Wandgemälden im Kloster Nonnenwerth von Schwester Elmar Koenig. Gedichte von Schwester Stanisla Racke. KMH-Bildbandverl. Schumacher, Erkenschwick, Westf. 1936. (Weitere Ausgabe: Verlag Nonnenwerth, Nonnenwerth, ca. 1950)
- Heinrich Joseph Floß: Das Kloster Rolandswerth bei Bonn. In: Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein, Band 19, Verlag J. M. Heberle, Köln 1865
- Albert Verbeek u. a.: Die Kunstdenkmäler des Kreises Ahrweiler. (=Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, 17. Band, I. Abt.) L. Schwann, Düsseldorf 1938, S. 585–592 (Nachdruck: Schwann-Bagel, Düsseldorf 1984, ISBN 3-590-32145-8, 2. Halbband, S. 585–592)
- Manfred Engelhard, Irmgard Wolf: Inseln im Rhein, Edition Lempertz, Bonn 2004, ISBN 3-933070-48-1, S. 47–72.
- Hermann Josef Roth: DuMont Kunst-Reiseführer Bonn: von der römischen Garnison zur Bundeshauptstadt – Kunst und Natur zwischen Voreifel und Siebengebirge. DuMont, Köln 1988, ISBN 978-3-7701-1970-7, S. 259–261.
Siehe auch
Weblinks
- Gymnasium Nonnenwerth
- Verein "Rettet Nonnenwerth e.V."
- Geschichtliches über Nonnenwerth
- Franziskanerinnen von Nonnenwerth, Historie
- Rolandsbogen und Nonnenwerth: Sage, Gedichte und Berichte, Ansichten
- Rolandsbogen, Rolandseck, Nonnenwerth -- eine Sammlung von historischen Ansichtskarten und Bildern von 1798 bis heute
Einzelnachweise
- Fest auf der Rheininsel, Paulinus, Mai 2010
- Robert Jasmund: Die Arbeiten der Rheinstrom-Bauverwaltung 1851–1900. Halle a.S. 1900, S. 102–105. (online PDF; 1,3 MB)
- Bernd Blumenthal: Vom Rheinort zum Hafenort. Die Vorgeschichte des Baus des Oberwinterer Schutzhafens. In: Heimatjahrbuch des Landkreises Ahrweiler 1992. Abgerufen am 15. Januar 2021.
- Morphologisches Leitbild Niederrhein. Merkblätter, Nr. 41 (Memento vom 18. Mai 2015 im Internet Archive) (PDF; 1,9 MB), Landesumweltamt Nordrhein-Westfalen, Essen 2003, S. 7 u. 28
- Geologisches Landesamt Nordrhein-Westfalen (Hrsg.); Gangolf Knapp, Klaus Vieten: Geologische Karte von Nordrhein-Westfalen 1:25.000. Erläuterungen zu Blatt 5309 Königswinter. 3., überarbeitete Auflage, Krefeld 1995, S. 42.
- Biotopkomplex Rheininsel Nonnenwerth (Memento vom 18. Mai 2015 im Internet Archive), Osiris Rheinland-Pfalz
- Biotopkartierung der Auenwaldreste auf der Insel Nonnenwerth (Memento vom 18. Mai 2015 im Internet Archive), Stand 2000
- Geschichte der Stadt, Festung und Abtei Siegburg im Herzogtum Berg, Köln 1926.
- Schwester Evodia: 850 Jahre Kloster Nonnenwerth 1126–1976. In: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler 1976. Abgerufen am 15. Januar 2021.
- Schriftenreihe zur Trierischen Landesgeschichte und Volkskunde, Band 8, Ausgaben 11–19, 1963, S. 886
- Claudia Euskirchen: Kloster Nonnenwerth. Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz.
- Manfred Engelhard, Irmgard Wolf: Inseln im Rhein.
- Klöster und Stifte in Rheinland-Pfalz
- Jutta Assel, Georg Jäger: Rolandsbogen und Nonnenwerth. In: Rheinmotive in Literatur und Kunst. Eine Dokumentation.
- Wilhelm Fabricius: Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, 2. Band: Die Karte von 1789. Bonn 1898, S. 61.
- Walther Ottendorff-Simrock: Franz Liszt auf Nonnenwerth. In: Heimatjahrbuch des Kreises Ahrweiler, 15. Jg., 1958, ISSN 0342-5827. S. 34 ff, abgerufen am 15. Januar 2021.
- Ines Pasz: Insel Nonnenwerth: Franz Liszt zu Gast, SWR2 MusikOrte
- Der Regierungsbezirk Coblenz nach seiner Lage, Begränzung, Größe, Bevölkerung und Eintheilung, samt einem doppelten Ortschafts-Verzeichniße, Kreis Ahrweiler, Coblenz 1817, S. 50.
- Karl Josef Klöhs: Kaiserwetter am Siebengebirge. Edition Loge 7, Königswinter 2003, ISBN 3-00-012113-7, S. 127.
- Topographisch-statistische Übersicht des Regierungs-Bezirks Coblenz, Kreis Ahrweiler, Coblenz 1843, S. 12.
- Gemeindelexikon für die Provinz Rheinland. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlichen statistischen Bureau. In: Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Band XII, 1888, ZDB-ID 1046036-6, S. 38 (Digitalisat).
- Zur Zukunft der Schwestern auf der Insel Nonnenwerth … Franziskanerinnen von Nonnenwerth, 19. Juni 2021, abgerufen am 16. November 2021.
- Nonnenwerth auf neuem Weg – Zukunft von Insel und Schule dauerhaft gesichert. 20. Januar 2020, abgerufen am 23. Januar 2020.
- Website der International School on the Rine (ISR). Abgerufen am 1. September 2020.
- Nonnenwerth auf neuem Weg – Zukunft von Insel und Schule dauerhaft gesichert. In: Mitteilung auf der Website des Gymnasiums Nonnenwerth. Abgerufen am 1. September 2020.
- Zeitleiste. In: Gymnasium Nonnenwerth. Abgerufen am 29. November 2021 (deutsch).
- Sven Westbrock: Schule vor dem Aus: Träger kündigt Schließung vom Nonnenwerth-Gymnasium an. 10. November 2021, abgerufen am 11. November 2021.
- Zeitleiste. In: Gymnasium Nonnenwerth. Abgerufen am 29. November 2021 (deutsch).
- Sven Westbrock, Claudia Sülzen: Trotz angekündigter Schließung: Elternbeirat will für Erhalt von Nonnenwerth-Gymnasium kämpfen. 11. November 2021, abgerufen am 11. November 2021.
- Nonnenwerth: Schließungsandrohung für Schulelternbeirat keine Überraschung. 11. November 2021, abgerufen am 12. November 2021.
- Verein "Rettet Nonnenwerth e.V." In: Gymnasium Nonnenwerth. Abgerufen am 29. November 2021 (deutsch).
- Albert Verbeek u. a.: Die Kunstdenkmäler des Kreises Ahrweiler. (=Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, 17. Band, I. Abt.) L. Schwann, Düsseldorf 1938, S. 588 (Nachdruck: Schwann-Bagel, Düsseldorf 1984, ISBN 3-590-32145-8, 2. Halbband, S. 588)
- Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler – Kreis Ahrweiler. Mainz 2021, S. 61 (PDF; 5,1 MB).
- Kölner Stadtanzeiger, 29. August 2008, Rubrik „Bonn“, S. 44.
- Michael Riemenschneider: Der Calvarienberg bei Ahrweiler in den Kriegsjahren 1940–1945. In: Heimatjahrbuch des Landkreises Ahrweiler 1990. Abgerufen am 15. Januar 2021.
- Microsite. Abgerufen am 2. Oktober 2019.
- Antje Seemann: Auswirkungen des Rhein-Niedrigwassers: Benzin wird knapp, Unterricht fällt aus, Chemiekonzern drosselt Produktion. In: rp-online.de. 22. Oktober 2018, abgerufen am 22. Oktober 2018.
- Zur Ferienplanung braucht man Mengenlehre. 27. Januar 2003, abgerufen am 20. April 2019.
- Unterricht auf Nonnenwerth ausgefallen. Abgerufen am 20. April 2019.
- Schule auf der Rheininsel Nonnenwerth wird geschlossen. In: msn.com. dpa, abgerufen am 16. November 2021.
- Sven Westbrock: Exposé für Wohnungen im Schulgebäude aufgetaucht. In: General-Anzeiger (Bonn). 27. Oktober 2021, abgerufen am 17. November 2021.
- Eltern wollen Gymnasium auf der Insel Nonnenwerth selbst übernehmen. SWR aktuell, 12. November 2021, abgerufen am 16. November 2021.
- Ergebnis der Konferenzen vom 9. November – Entscheidung. (PDF) Privates Gymnasium Nonnenwerth gemeinnutzige GmbH, 10. November 2021, abgerufen am 16. November 2021.