Neunkirch
Neunkirch ist eine politische Gemeinde des Kantons Schaffhausen in der Schweiz.
Neunkirch | |
---|---|
Staat: | Schweiz |
Kanton: | Schaffhausen (SH) |
Bezirk: | Oberklettgau |
BFS-Nr.: | 2904 |
Postleitzahl: | 8213 |
Koordinaten: | 679621 / 282722 |
Höhe: | 429 m ü. M. |
Höhenbereich: | 393–662 m ü. M.[1] |
Fläche: | 17,92 km²[2] |
Einwohner: | 2404 (31. Dezember 2020)[3] |
Einwohnerdichte: | 134 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 19,0 % (31. Dezember 2020)[4] |
Website: | www.neunkirch.ch |
Neunkirch Vordergasse mit Obertor | |
Lage der Gemeinde | |
Geographie
Das Landstädtchen Neunkirch liegt im Klettgau, etwa 13 km von Schaffhausen entfernt. Gemeindepräsident ist Ruedi Vögele (SVP).
Im Südosten verläuft die Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz.
Geschichte
Neunkirch wird zum ersten Mal als Ausstellungsort einer Schenkungsurkunde an das Kloster Rheinau erwähnt. Dies geschah am 21. September, einem Sonntag, als Antwarth Abt und Ludwig König war.[5] Das genaue Jahr ist nicht angegeben. Die Amtszeit des Abtes Antwarth ist nicht näher bekannt. Jedoch fiel während der Regierungszeit von König Ludwig dem Deutschen (843–876) der 21. September nur in den Jahren 850, 861, 867 und 872 auf einen Sonntag.
Mehr als den Namen erfährt man nicht aus der Urkunde. Erst 1122 wird ein Vogt in Neunkirch erwähnt und 1155 besass der Bischof von Konstanz die Kirche und einen Hof. Wer aber zu dieser frühen Zeit die Stadtherren gewesen sind, ist heute nicht bekannt. Vermutlich war es ein Adelsgeschlecht, das sich selber de Niuchilchun nannte. Dieses Geschlecht ist bis Ende des 13. Jahrhunderts nachweisbar. Jedoch waren sie zu dieser Zeit nicht mehr die Stadtherren, denn als Bischof Eberhard II. von Waldburg 1260 die Hohe- und Niedere Gerichtsbarkeit sowie zwei grosse Höfe erwarb, kaufte er diese von den Freiherren von Krenkingen.
Kurze Zeit später wurde Neunkirch zerstört. Ob dies durch einen Brand oder feindliche Truppen geschah, weiss man nicht. Jedoch wurde Neunkirch nach der Zerstörung planmässig wieder aufgebaut. Es entstand eine befestigte Ortschaft mit vier geraden Gassen. Heute noch ist dieser historische Ortskern zu sehen. In die Zeit der Neugründung muss auch die Ernennung zur Stadt geschehen sein. Neunkirch war als Zentrum gegründet worden. Jedoch konnte sie diese Funktion nie den Möglichkeiten entsprechend einnehmen, da sie von Anfang an von der nahen Stadt Schaffhausen unterdrückt wurde. So wurden Neunkirch die üblichen Stadtrechte wie das Markt- und Münzrecht untersagt. Dies verhinderte in späteren Jahren das Wachstum von Neunkirch.
Neunkirchs Befestigung war nicht ohne Grund gebaut worden. 1440 fielen feindliche Truppen in das Klettgau ein und plünderten Neunkirch. Kurze Zeit später schloss der Bischof von Konstanz ein Bündnis mit den Eidgenossen, worauf auch Neunkirch unter diesen Schutz kam. Im Schwabenkrieg 1499 besetzten zürchische Truppen Neunkirch, da Neunkirch dem Bischof von Konstanz unterstand, der mit den Schwaben sympathisierte. Im weiteren Verlauf des Krieges blieb aber Neunkirch verschont.
1525 endete schliesslich die Herrschaft der Bischöfe von Konstanz über Neunkirch. Durch die Reformation und die Gründung von einer Täufergemeinde in Waldshut vermehrt unter Druck geraten, veräusserte das hoch verschuldete Bistum Neunkirch für 8500 Gulden an Schaffhausen. Von diesem Tage an stellte die Stadt Schaffhausen die Vögte in Neunkirch, welche im Schloss Neunkirch residierten. Für die Bevölkerung änderte sich indes kaum etwas. Im Dreissigjährigen Krieg blieb Neunkirch von kriegerischen Auseinandersetzungen verschont, litt aber unter der hohen Inflation und der Pest, die 300 Menschen dahin raffte. Ganz knapp entging es einer Plünderung im Oktober 1633, als kaiserliche Truppen das Wutachtal hinab marschierten. Dabei plünderten die Reiterei Beggingen, Schleitheim sowie Hallau, Oberhallau, Siblingen, Trasadingen und Wilchingen.
Während der nächsten gut 150 Jahre änderte sich nicht viel in Neunkirch. Die Entwicklung der Wirtschaft wurde von Schaffhausen unterdrückt und die Bürger durch hohe Abgaben belastet. Zudem florierte die Vetternwirtschaft, was es den niederen Bürgern verunmöglichte, gegen Ungerechtigkeiten seitens der Vögte vorzugehen. Obwohl es den Bauern versagt blieb zu studieren, gelangten dennoch die Gedanken der Aufklärung über Reisläufer und Gesellen auf Wanderschaft in das Bewusstsein der Neunkircher. Mit mehreren Petitionen an den Schaffhauser Rat versuchten die Bürger ihr Los zu bessern, wurden aber in den meisten Fällen abgewiesen. Eine wichtige Änderung, die gestattet wurde, war, dass Neunkirch ab 1795 das Recht erhielt, zweimal jährlich einen Markt abzuhalten. Eine weitere Änderung, die den ganzen Kanton betraf, war die unentgeltliche Abschaffung der Leibeigenschaft 1797.
Ausgelöst durch Napoleons Siege brachen 1798 in der ganzen Schweiz Unruhen aus, die eine Änderung und die Abschaffung der damaligen Staatsform forderten. In Neunkirch geschah dies im Februar 1799. Am 1. dieses Monats kamen im Neunkircher Gemeindehaus Abgeordnete von 22 Schaffhauser Gemeinden zusammen, um ein Memorial mit dem Begehren der Landschaft zu verfassen. Darin forderten sie die Gleichheit von Stadt und Land sowie eine Versammlung mit einem frei gewählten Abgeordneten je 50 Bürgern für die Ausarbeitung einer neuen Verfassung. Darauf versammelten sich Abgeordnete der Gemeinde und Stadt in Neunkirch. Die Schaffhauser Abgeordneten verkündeten die Gleichheit von Stadt und Land, erklärten aber, dass für die Ausarbeitung der Verfassung nur je 12 Bürger von Land und Stadt zusammenkommen sollen. Als dies bekannt wurde, stürmten hunderte von Bürgern den Saal und liessen sich erst wieder zum Gehen bewegen, als ihnen versprochen wurde, dass die Abgeordneten der Stadt für das Begehren eintreten werden. Am nächsten Tag kam die Antwort von Schaffhausen, die allen Begehren der Landschaft entsprachen.
Name
In der Ersterwähnung im 9. Jahrhundert wird Neunkirch als Niuchilchun bezeichnet. Niu heisst «neu» und Chilchun «Kirche», zusammen: «Neue Kirche». Im Laufe der Geschichte des Ortes änderte sich dieser Name. Er hiess Nuinchilchen, Niunchilchen und Nüwenkilch. Im 17. Jahrhundert wurde er Nükilch und Nünkilch genannt.[6]
Im Laufe der Jahre wechselten Schreibungen mit und ohne «n». Man vermutet, dass man die Ortschaft Neunkirch schrieb, um Verwechslungen mit anderen Ortschaften namens Neukirch im Bistum Konstanz zu vermeiden.[6]
Wappen
- In blau weisse Kirche mit Flankenturm und roten Dächern.
Das Wappen der Gemeinde Neunkirch wurde von Anfang an und ausschliesslich durch seinen Namen bestimmt. Nachgewiesen seit 1433 bildet die „neue Kirche“ das Hoheitszeichen der Ortschaft. Im Laufe der Zeit veränderte sich das Aussehen der Kirche auf dem Wappen, vermutlich entsprechend dem jeweiligen Aussehen der Kirche zu jener Zeit. So sind zum Beispiel mal zwei oder sogar drei Türme auf dem Bild zu sehen. Am 23. Juni 1949 wurde das heute noch aktuelle Gemeindewappen mit der Tinktur endgültig festgelegt.[7]
Bevölkerung
Jahr | um 1300 | 1530 | 1798 | 1850 | 1900 | 1950 | 2000 | 2020 |
Einwohner | ca. 170 | ca. 460 | ca. 1087 | 1640 | 1206 | 1217 | 1722 | 2333 |
Sehenswürdigkeiten
Im Ortsmuseum (Im Oberhof, Schloss Neunkirch) sind zwei Pestsärge aus Siblingen erhalten.
Es werden verschiedene Führungen rund um das Städtli angeboten.
Sport
In Neunkirch gibt es einen Unihockey-, Fussball-, Volleyball- und einen Schiessclub sowie einen Turnverein mit Unterriegen für alle Altersklassen.
Die Frauen des FC Neunkirch spielten von der Saison 2013/14 bis zur Saison 2016/17 in der höchsten Schweizer Fussballliga (NLA). 2017 wurden sie Schweizer Meister.
Das Dorf besitzt ein Schwimmbad und mehrere Sportplätze für Fuss-, Hand- und Basketball. Der Wald lässt sich gut für sportliche Aktivitäten wie Joggen, Biken oder Spaziergänge nützen.
Bei Neunkirch liegt der Flugplatz Schmerlat.[8] Er ist außer dem Segelfluggelände Bohlhof der einzige Flugplatz für Segel- und Motorflugzeuge im Klettgau.
Persönlichkeiten
- Johannes Rietmann (1679–1765), Reisläufer, Maréchal de camp
- Johann Georg Müller (1759–1819), Theologe, Pädagoge, Geschichtsschreiber, Publizist und Politiker
- Johannes Wildberger (1815–1879), Instrumentenmacher und orthopädischer Laienbehandler in Bamberg
- Hans Wildberger (1910–1986), evangelischer Geistlicher und Hochschullehrer an der Universität Zürich
Literatur
- Wilhelm Wildberger: Geschichte der Stadt Neunkirch, Schaffhausen 1917.
- Walter Gerhard: Niuchilchun, Neunkirch. Eine kleine Heimatkunde, Neunkirch 1975.
- Walter Ulrich Guyan: Neunkirch. Landstadt im Klettgau, (Schaffhauser Heimatbücher, Bd. 1), Schaffhausen 1985, ISBN 3-85805-118-7.
- Martina Stercken: Neunkirch, (Historischer Städteatlas der Schweiz), Zürich 1997, ISBN 3-905312-09-3.
Weblinks
- Offizielle Website der Gemeinde Neunkirch
- Offizielle Website der reformierten Kirchgemeinde Neunkirch mit einem ausführlichen Abschnitt zum Thema Geschichte der beiden Kirchen und der Gemeinde Neunkirch
- Burgenwelt: Stadtbefestigung Neunkirch
- Eric De Pizzol: Neunkirch (Gemeinde). In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Ulf Wendler: Neunkirch (Vogtei). In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Einzelnachweise
- BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Martin Gerbert: Historia Nigrae Silvae ordinis Sancti Benedicti coloniae: Codex diplomaticus, Tom. 3. St. Blasien 1788, S. 4. Online
- Gschichtli vo Nüchirch. Auf der Website der Gemeinde.
- Bruckner-Herbstreit, Berty: Die Hoheitszeichen des Standes Schaffhausen und seiner Gemeinden, Reinach-Basel 1951, S. 235–252.
- Webseite Segelfluggruppe Schaffhausen (Memento des Originals vom 18. April 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.