Johann Georg Müller (Politiker)
Johann Georg Müller (* 3. September 1759 in Neunkirch; † 20. November 1819 in Schaffhausen) war ein Schweizer Theologe, Pädagoge, Geschichtsschreiber, Publizist und Politiker.
Leben
Johann Georg Müller war der Sohn des Pfarrers und Lehrers Johann Georg Müller (1722–1779) und der Anna Maria Schoop (1724–1790) und der jüngere Bruder des Schaffhauser Theologen, Historikers, Publizisten und Staatsmanns Johannes von Müller (1752–1809).
Johann Georg Müller studierte zunächst vom März 1779 bis zum Februar 1780 Theologie in Zürich, wo er in den Kreis um Johann Kaspar Lavater trat. Müller blieb Lavater bis zu dessen Tod in Freundschaft verbunden. Ab April 1780 setzte er sein Studium nach dem Vorbild seines älteren Bruders in Göttingen fort und trat der Freimaurerei bei. Nach dem Abschied von Göttingen im September 1781 hospitierte er bis Ende März 1782 in Weimar bei Johann Gottfried Herder.
Im April nach Schaffhausen zurückgekehrt bestand Johann Georg Müller im August 1782 das theologische Examen und hatte in der Folge wechselnde Ämter als Prediger (1783), Pädagoge (1788) und Professor am Collegium humanitatis (1794) inne. Hinzu kam ab 1789 eine umfangreiche publizistische Tätigkeit. Im März 1798 legte Müller, der in die Schaffhauser Nationalversammlung gewählt worden war, den geistlichen Stand ab und wirkte als Deputierter in der Kirchen- und Schulkammer der Helvetischen Republik, auch wenn er dem alten Regime der Eidgenossenschaft weiterhin nahestand.[1]
In den Jahren nach 1799 reformierte Müller das Schul- und Bibliothekenwesen des Kantons Schaffhausen und edierte als Mitherausgeber sämtliche Werke Herders und als Alleinherausgeber die des 1809 verstorbenen Bruders. Letztere erschienen zwischen 1810 und 1819 bei Cotta. Vom März bis Mai 1805 war Müller Mitglied der Mediationsregierung. 1817 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universitäten Tübingen und Jena. Am 20. November 1819 verstarb Johann Georg Müller in Schaffhausen.
Johann Georg Müller war mit Maria Katharina (* 1768; † 1819), Tochter des Schaffhausener Kaufmanns Eberhard Gaupp, verheiratet.
Rezeption
In der Rezeption steht Johann Georg Müller im Schatten des älteren Bruders, zu dessen Werk und Nachwirken er als Herausgeber der Gesammelten Werke entscheidend beitrug. Johann Georg Müller unterstützte den Bruder in dessen schweren Lebenskrisen immer wieder.
Literatur
- Selbstbiographie
- 1759–1786 in Karl Stokar: Johann Georg Müller, Doktor der Theologie, Professor und Oberschulherr zu Schaffhausen, Spittler, Basel 1885, S. 1–80
- Werkausgaben
- André Weibel (Hrsg.): Johannes v. Müller / Johann Georg Müller. Briefwechsel und Familienbriefe 1766–1789. 6 Bde. Wallstein, Göttingen 2009–2011. ISBN 3-8353-0453-4
- Eduard Haug (Hrsg.): Der Briefwechsel der Brüder Johann Georg Müller und Johannes v. Müller 1789–1809. Huber, Frauenfeld 1893.
- Johann Georg Müller (Hrsg.): Johannes von Müllers sämmtliche Werke. 27 Bde. Cotta, Stuttgart 1810–1819, 1831–1835 (2. Aufl. in 40 Bdn.).
- Sekundärliteratur
- Reinhard Frauenfelder: Johann Georg Müller als Schaffhauser Bibliothekar. In: Der Schweizer Sammler und Familienforscher = Le collectionneur et généalogiste suisse, Bd. 9, 1935, Teil 1, Teil 2, Teil 3.
- Mezger: Müller, Georg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 22, Duncker & Humblot, Leipzig 1885, S. 538–546.
- Karl Schib: Johann Georg Müller. In: Schaffhauser Beiträge zur Geschichte. Biographien Band I. 33. Jg. 1956, S. 134–144 (PDF)
- Karl Stokar: Johann Georg Müller, Doktor der Theologie, Professor und Oberschulherr zu Schaffhausen, Spittler, Basel 1885, 430 S.
- André Weibel: Müller, Johann Georg. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Hans Ulrich Wipf: Müller, Johann Georg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, ISBN 3-428-00199-0, S. 319 f. (Digitalisat).
Weblinks
- Werke von und über Johann Georg Müller in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Johannes v. Müller / Johann Georg Müller in Bibliotheken Schaffhausen (online)
Einzelnachweise
- Karl Stokar: Politische Laufbahn 1798–1809 in J. G. Müller, Spittler, Basel 1885, S. 164 ff.