Michael Walchhofer

Michael Walchhofer (* 28. April 1975 in Radstadt) ist ein ehemaliger österreichischer Skirennläufer. Er wurde 2003 Weltmeister im Abfahrtslauf und gewann dreimal die Weltcupwertung in dieser Disziplin. Ebenfalls erfolgreich war er in den Disziplinen Super-G und Kombination. Ab 2013 war er Vizepräsident des Österreichischen Skiverbandes. Im Juni 2021 wurde sein Rückzug aus dem ÖSV-Präsidium bekannt.[1]

Michael Walchhofer
Nation Osterreich Österreich
Geburtstag 28. April 1975 (46 Jahre)
Geburtsort Radstadt, Österreich
Größe 192 cm
Gewicht 97 kg
Karriere
Disziplin Abfahrt, Super-G, Riesenslalom,
Slalom, Kombination
Verein USC Altenmarkt
Status zurückgetreten
Karriereende März 2011
Medaillenspiegel
Olympische Spiele 0 × 1 × 0 ×
Weltmeisterschaften 1 × 2 × 1 ×
 Olympische Winterspiele
Silber Turin 2006 Abfahrt
 Alpine Skiweltmeisterschaften
Gold St. Moritz 2003 Abfahrt
Silber Bormio 2005 Super-G
Silber Bormio 2005 Team
Bronze Bormio 2005 Abfahrt
Platzierungen im Alpinen Skiweltcup
 Einzel-Weltcupdebüt 6. Jänner 1999
 Einzel-Weltcupsiege 19
 Gesamtweltcup 4. (2004/05)
 Abfahrtsweltcup 1. (2004/05, 2005/06,
2008/09)
 Super-G-Weltcup 2. (2009/10)
 Riesenslalomweltcup 25. (2004/05)
 Slalomweltcup 23. (1999/2000)
 Kombinationsweltcup 2. (2000/01, 2002/03,
2005/06)
 Podiumsplatzierungen 1. 2. 3.
 Abfahrt 14 12 10
 Super-G 3 2 4
 Kombination 2 1 1
 

Biografie

Erste internationale Erfolge feierte Walchhofer in der Saison 1998/99 mit dem Gewinn der Gesamtwertung des Europacups sowie der Spezialwertung für den Slalom. Sein erstes Weltcup-Rennen bestritt er am 6. Jänner 1999 im slowenischen Kranjska Gora. Ursprünglich galt er als Slalomtalent, im Laufe seiner Karriere entwickelte er sich aber immer mehr zum Abfahrtsspezialisten. Im Jahr 1999 nahm er auch erstmals an einer Skiweltmeisterschaft teil. In Vail/Beaver Creek wurde er in der Alpinen Kombination auf Anhieb Sechster. In seiner damaligen Spezialdisziplin, dem Slalom, schied er im ersten Durchgang aus.

Vier Jahre später feierte Walchhofer bei der Weltmeisterschaft 2003 in St. Moritz den größten Erfolg seiner Karriere. Wohl hatte er kurz zuvor durch den Sieg in der Kombination in Kitzbühel seinen ersten Weltcuperfolg geschafft; in Weltcup-Abfahrten war er noch sieglos gewesen, doch mit vier zweiten Plätzen in der laufenden Saison kam sein Titel im Abfahrtslauf, in dem er mit Start-Nr. 31 gestartet war und mit einem Vorsprung von 51 Hundertstelsekunden auf den Norweger Kjetil André Aamodt gewann, nur bedingt überraschend. Erst am 29. November 2003 realisierte er in der Abfahrt von Lake Louise in dieser Disziplin seinen ersten Sieg. Im Auftaktrennen der Weltmeisterschaft 2005 in Bormio errang Walchhofer im Super-G hinter dem US-Amerikaner Bode Miller die Silbermedaille. In der Abfahrt wurde er wegen eines Materialfehlers (ein in der Piste liegender Stein hatte seinen Schi beschädigt) als Titelverteidiger und großer Favorit nur Dritter. Im Team-Wettbewerb gewann er ebenfalls eine Silbermedaille. Am 12. Februar 2006 gewann der Salzburger bei den Olympischen Winterspielen mit der Silbermedaille in der Abfahrt sein einziges olympisches Edelmetall.

Bei den Skiweltmeisterschaften 2007 und 2009 ging Walchhofer, obwohl stets als Favorit gehandelt, sowohl in der Abfahrt, als auch im Super-G leer aus. Für Aufsehen sorgte er bei der WM 2009 in Val-d’Isère aber dennoch. Nachdem sein Start trotz Startstopps aufgrund von schlechter Sicht freigegeben wurde und Walchhofer Rang 12 belegt hatte, legte der ÖSV Protest ein und Walchhofer durfte ein zweites Mal an den Start. Da die besagte WM-Abfahrt als die konditionell anstrengendste der gesamten Saison galt, ist die Leistung, dass der Österreicher bei seinem zweiten Lauf auf Rang 9 fuhr, nicht hoch genug einzuschätzen. Seine Konkurrenten zollten Walchhofer, als er ins Ziel kam, Respekt. Walchhofers Teamkollege Hermann Maier etwa meinte, Walchhofer hätte sich nicht die goldene, sondern die Diamantmedaille verdient. Allerdings wurde letztlich diese neuerliche Starterlaubnis nach Studium aller Funksprüche zurückgenommen, so dass doch nur der 12. Rang gewertet wurde.

Walchhofer gewann in seiner Karriere 19 Weltcuprennen und stand insgesamt 49 Mal am Podium. In den Saisons 2004/05, 2005/06 und 2008/09 gewann er die Abfahrts-Weltcupwertung. Er ist der erste Skirennläufer, der zwei Doppelabfahrten für sich entschied (18./19. Februar 2005 in Garmisch-Partenkirchen und 28./29. Dezember 2006 in Bormio). Mit seinem Sieg in Lake Louise am 27. November 2010 wurde Walchhofer mit 35 Jahren und 7 Monaten zum bis dahin ältesten Sieger einer Weltcupabfahrt,[2] eine Altersgrenze, welche er mit seinem Sieg in Bormio am 29. Dezember noch weiter erhöhte. Am 22. Jänner 2011 holte sich der vorherige Rekordhalter Didier Cuche mit 36 Jahren und 6 Monaten durch den Sieg in der Hahnenkammabfahrt von Kitzbühel diesen Rekord wieder zurück. Walchhofer beendete seine Karriere am 16. März 2011 mit 35 Jahren und 10 Monaten, nachdem er 4 Tage zuvor seinen letzten Abfahrtssieg in Kvitfjell gefeiert hatte.

In seiner Abschieds-Saison 2010/11 hatte Walchhofer bis zuletzt Chancen auf den Gewinn seiner vierten Abfahrts-Kristallkugel. Er kam als Führender in der Abfahrtswertung zum Weltcupfinale nach Lenzerheide, wo er von Didier Cuche noch abgefangen wurde und seine letzte Abfahrts-Weltcupwertung mit 12 Punkten Rückstand als Zweiter beendete.

Im Mai 2011, nach Abschluss seiner sportlichen Karriere, wurde Michael Walchhofer Aktionär und Aufsichtsratsmitglied der in Linz angesiedelten KMU Akademie & Management AG, die Schulungsprogramme für MBA, BSc, DBA etc. in der Erwachsenenbildung anbietet.[3] Im Juni 2013 wurde er zum Vizepräsidenten des Österreichischen Skiverbandes ernannt und 2014 bestätigt.[4] Im Juni 2021 wurde sein Rückzug aus dem ÖSV-Präsidium bekannt.[1]

Walchhofer ist gemeinsam mit seinem Bruder Rupert geschäftsführender Gesellschafter der Zauchensee Walchhofer GmbH, welcher die Hotels Zauchenseehof, Zauchensee Zentral und Sportwelt in Altenmarkt im Pongau angehören.

Für die ÖVP vertrat Walchhofer den Bereich Sport in einer der Untergruppen der Koalitionsverhandlungen mit der FPÖ zur Regierungsbildung nach der Nationalratswahl 2017.[5]

Er hat mit seiner Frau Barbara eine Tochter und Zwillingssöhne.

Erfolge

Olympische Spiele

Weltmeisterschaften

Weltcupwertungen

Saison Gesamt Abfahrt Super-G Riesenslalom Slalom Kombination Parallel
Platz Punkte Platz Punkte Platz Punkte Platz Punkte Platz Punkte Platz Punkte Platz Punkte
1998/9981.44------31.44----
1999/0058.120------23.120----
2000/0143.17942.29----24.702.80--
2001/0223.3559.295------5.60--
2002/039.6003.43041.1838.2640.262.100--
2003/047.8285.5035.243----5.82--
2004/054.10121.6815.26525.6057.6----
2005/065.8551.52218.11237.21--2.200--
2006/0716.4985.37021.7533.22--26.31--
2007/0814.5223.40718.115--------
2008/098.6471.4706.162----32.15--
2009/1010.5946.2602.316----33.18--
2010/115.7272.4984.214------9.15

Weltcupsiege

19 Weltcupsiege (14 × Abfahrt, 3 × Super-G, 1 × Super-Kombination, 1 × Kombination)

# Datum Ort Land Disziplin
1.26. Jänner 2003KitzbühelÖsterreichKombination
2.29. November 2003Lake LouiseKanadaAbfahrt
3.17. Dezember 2004GrödenItalienSuper-G
4.15. Jänner 2005WengenSchweizAbfahrt
5.18. Februar 2005Garmisch-PartenkirchenDeutschlandAbfahrt
6.19. Februar 2005Garmisch-PartenkirchenDeutschlandAbfahrt
7.10. Dezember 2005Val-d’IsèreFrankreichAbfahrt
8.11. Dezember 2005Val-d’IsèreFrankreichSuper-Kombination
9.21. Jänner 2006KitzbühelÖsterreichAbfahrt
10.28. Dezember 2006BormioItalienAbfahrt
11.29. Dezember 2006BormioItalienAbfahrt
12.30. November 2007Beaver CreekUSAAbfahrt
13.15. Dezember 2007GrödenItalienAbfahrt
14.20. Dezember 2008GrödenItalienAbfahrt
15.12. Dezember 2009Val-d’IsèreFrankreichSuper-G
16.27. November 2010Lake LouiseKanadaAbfahrt
17.17. Dezember 2010GrödenItalienSuper-G
18.29. Dezember 2010BormioItalienAbfahrt
19.12. März 2011KvitfjellNorwegenAbfahrt

Europacup

  • 1. Platz in der Gesamtwertung: 1998/99
  • 1. Platz in der Slalomwertung: 1998/99

Europacupsiege

Datum Ort Land Disziplin
25. Jänner 1997SestriereItalienAbfahrt
14. Dezember 1998WelschnofenItalienSlalom
8. Jänner 1999Kranjska GoraSlowenienSlalom
28. Februar 1999KirunaSchwedenSlalom
3. März 2000TonalepassItalienAbfahrt

Weitere Erfolge

Auszeichnungen (Auszug)

Literatur

  • Michael Walchhofer, Tom Schaubmair: „Abgefahren-aufgekocht“, Walchhofers kulinarischer Guide durch den Ski-Weltcup. Fechter Verlag 2009, ISBN 978-3-901521-44-7.[6]
Commons: Michael Walchhofer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. ÖSV-Affäre: Walchhofer verlässt Präsidium komplett. In: ORF.at. 16. Juni 2021, abgerufen am 17. Juni 2021.
  2. Ältester Sieger in Königsdisziplin. sport.orf.at, 27. November 2010, abgerufen am 28. November 2010
  3. KMU Akademie & Management AG
  4. Walchhofer wird neuer ÖSV-Vizepräsident. Kleine Zeitung, 22. Juni 2013, abgerufen am 23. März 2015.
  5. http://www.kleinezeitung.at/politik/innenpolitik/5313157/Koalitionsgespraeche_ExSkistar-Michael-Walchhofer-verhandelt-fuer
  6. "Abgefahren aufgekocht". 28. Juni 2015, abgerufen am 28. Juni 2015.
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