Michael Krüger (Schriftsteller)
Michael Krüger (* 9. Dezember 1943 in Wittgendorf, Landkreis Zeitz) ist ein deutscher Schriftsteller, Dichter, Verleger und Übersetzer.
Leben
Michael Krüger ist in Berlin-Nikolassee in einer protestantischen Familie aufgewachsen.[1] In seiner Jugend sang er im Kirchenchor und war Mitglied der Christlichen Jungenschaft.[2] Nach dem Abitur absolvierte er eine Lehre als Verlagsbuchhändler beim Herbig-Verlag. Nebenher war er Gasthörer in Philosophie an der Freien Universität Berlin. Von 1962 bis 1965 arbeitete er als Buchhändler in London.
Ab 1968 war Krüger als Verlagslektor beim Carl Hanser Verlag tätig. Er wurde 1986 literarischer Leiter des Verlages und 1995 Geschäftsführer. Zum 31. Dezember 2013 schied er aus, und sein Nachfolger Jo Lendle trat die Geschäftsführung an.[3]
1973 gründete Krüger in München – gemeinsam mit Martin Gregor-Dellin, Jürgen Kolbe, Fritz Arnold, Paul Wühr, Inge Poppe, Christoph Buggert, Günter Herburger, Tankred Dorst und Peter Laemmle – die erste genossenschaftlich organisierte Autorenbuchhandlung.
Seine eigene literarische Arbeit beschränkte sich zunächst auf Vor- und Nachworte zu Anthologien und Sammelbänden, die er herausgab. Erst 1976 erschien sein Erstling, der Gedichtband Reginapoly. Seine erste Erzählung mit dem Titel Was tun? erschien 1984. 1991 erschien – ein Jahr nach seiner Novelle Das Ende des Romans – unter dem Titel Der Mann im Turm sein erster von bisher vier Romanen.
Im Juli 2013 wurde Krüger von den Mitgliedern der Bayerischen Akademie der Schönen Künste als deren Präsident gewählt. Er löste Dieter Borchmeyer ab und bekleidete das Amt von Juli 2013 bis Juni 2019.[4] 2015 war er Kurator des Kölner Literaturfestivals Poetica.
Michael Krüger lebt in München.
Werke (Auswahl)
Autorschaft
- Reginapoly. Gedichte. Carl Hanser Verlag, München/Wien 1976.
- Diderots Katze. Gedichte. Hanser, München/Wien 1978.
- Nekrologe. Mit einem Vorwort von Ludwig Harig. Harlekin-Presse (in 250 num. Ex.), Pforzheim 1979.
- Lidas Taschenmuseum. Gedichte. Mit Zeichnungen des Autors. Pfaffenweiler Presse (200 Ex.), Pfaffenweiler 1981.
- Aus der Ebene. Gedichte. Hanser, München/Wien 1982.
- Wiederholungen. Verlag Klaus Wagenbach. Berlin 1983.
- Was tun? Eine altmodische Geschichte. Klaus Wagenbach (Quartheft 131), Berlin 1984.
- Die Dronte. Gedichte. Hanser, München 1985.
- Zoo. Gedichte. Pfaffenweiler Presse (300 Ex.), Pfaffenweiler 1986.
- Warum Peking? Eine chinesische Geschichte. Klaus Wagenbach (Quartheft 145), Berlin 1986.
- Wieso ich? Eine deutsche Geschichte. Klaus Wagenbach (Quartheft 152), Berlin 1987.
- Warum Peking? Wieso ich? Zwei Erzählungen. Verlag Volk und Welt, Berlin 1989.
- Wieso ich? Drei haarsträubende Geschichten (Was tun? Warum Peking? Wieso ich?) Wagenbach, Berlin 2000.
- Warum Peking? Wieso ich? Zwei Erzählungen. Verlag Volk und Welt, Berlin 1989.
- Idyllen und Illusionen. Tagebuchgedichte. Klaus Wagenbach (Quartheft 165), Berlin 1989.
- Hinter der Grenze. Gedichte. Pfaffenweiler Presse (400 Ex.), Pfaffenweiler 1990.
- Das Ende des Romans. Eine Novelle. Residenz Verlag, Salzburg 1990.
- Der Mann im Turm. Roman. Residenz, Salzburg 1991.
- Himmelfarb. Roman. Residenz, Salzburg 1993.
- Brief nach Hause. Gedichte. Residenz, Salzburg 1993.
- Nachts, unter Bäumen. Gedichte. Residenz, Salzburg 1996.
- Wettervorhersage. Gedichte. Residenz, Salzburg 1998.
- Aus dem Leben eines Erfolgsschriftstellers. Geschichten. Sanssouci Verlag, München 1998.
- Das Schaf im Schafspelz und andere Satiren aus der Bücherwelt. Sanssouci, Zürich 2000.
- Die Cellospielerin. Roman. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2000.
- Keiner weiß es besser als der Mond. Gedichte (zu Bildern von Quint Buchholz). Hanser, München 2001.
- Wer das Mondlicht fängt. Bilder und Gedichte. Sanssouci, Zürich 2001.
- Vom Licht ins Dunkel. Neun Gedichte zu neun Radierungen von Erika Hegewisch. Merlin Verlag, Gifkendorf 2001.
- Das falsche Haus. Eine Novelle. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2002.
- Kurz vor dem Gewitter. Gedichte. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2003.
- Vorworte, Zwischenbemerkungen, Nachrufe. Ein (lückenhaftes) ABC. Sanssouci, München/Wien 2003.
- Literatur & Alkohol. Liquide Grundlagen des Buchstaben-Rausches. (Mit Ekkehard Faude). Libelle Verlag, Lengwil 2004.
- Die Turiner Komödie. Bericht eines Nachlaßverwalters. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005.
- Unter freiem Himmel. Gedichte. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2007.
- Literatur als Lebensmittel. Sanssouci, München 2008.
- Heringe. Katzengraben-Presse, Berlin-Köpenick, 2008.
- Schritte, Schatten, Tage, Grenzen: Gedichte 1976–2008. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Hans Jürgen Balmes. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-596-18491-0.
- Ins Reine. Suhrkamp, Berlin 2010, ISBN 978-3-518-42168-0.
- Umstellung der Zeit. Gedichte. Suhrkamp, Berlin 2013, ISBN 978-3-518-42394-3.
- Der Gott hinter dem Fenster. Erzählungen. Haymon Verlag, Innsbruck 2015, ISBN 978-3-7099-7191-8.
- Das Ungeplante zulassen. Eine Verteidigung des Dichterischen. Münchner Reden zur Poesie. Herausgegeben von Holger Pils und Frieder von Ammon. Lyrik Kabinett, 2014.
- Das Irrenhaus. Roman. Haymon, Innsbruck 2016, ISBN 978-3-7099-7252-6.
- Einmal einfach. Gedichte. Suhrkamp, Berlin 2018, ISBN 978-3518427989.
- Vorübergehende. Roman. Haymon, Innsbruck 2018, ISBN 978-3709934388.
- Mein Europa. Gedichte aus dem Tagebuch. Haymon, Innsbruck 2019, ISBN 978-3-7099-3483-8.
- Nach dem Gewitter die Mücken. Hirmer Verlag, München 2020, ISBN 978-3-7774-3457-5.
- Meteorologie des Herzens. Über meinen Großvater, Zbigniew Herbert, Petrarca und mich. Mit einem Nachwort von Matthias Bormuth. Berenberg, Berlin 2021, ISBN 978-3-946334-90-3.
- Im Wald, im Holzhaus. Gedichte. Suhrkamp, Berlin 2021, ISBN 978-3-518-43005-7.
Übersetzungen
- Peter Sís: Folge deinem Traum. Die unglaubliche Geschichte des Christoph Columbus. Hanser Verlag, München 1992.
- Peter Sís: Komodo! Wo die letzten Drachen wohnen. Hanser Verlag, München 1994.
- Peter Sís: Die drei goldenen Schlüssel. Hanser Verlag, München 1995.
- Peter Sís: Die unglaubliche Geschichte des Jan Welzl. Hanser Verlag, München 1996.
- Peter Sís: Tibet. Das Geheimnis der roten Schachtel. Hanser Verlag, München 1998.
- Peter Sís: Der kleine Wal und das Meer. Stiftung Kinderdorf Pestalozzi, Stiftungssekretariat, Zürich 2000. (Einmalige Sonderausgabe).
- Madonna: Billie Bargeld. Kinderbuch. Illustrationen von Rui Paes. Hanser Verlag, München [u. a.] 2005.
- Peter Sís: Die Mauer. Wie es war, hinter dem Eisernen Vorhang aufzuwachsen. Hanser Verlag, München [u. a.] 2007
- Barack Obama: Von euch will ich singen: Ein Brief an meine Töchter. Mit Bildern von Loren Long. Hanser Verlag, München 2011, ISBN 978-3-446-23880-0.
- David Grossman: Die Umarmung. Mit Zeichnungen von Michal Rovner. Hanser, München 2012, ISBN 978-3-446-23855-8.
Herausgabe
- Literatur-Jahrbuch Tintenfisch (mit Klaus Wagenbach) seit 1968
- Literaturzeitschrift Akzente (zusammen mit Hans Bender) seit 1976 (seit 1981 alleiniger Herausgeber)
- Edition Akzente bei Hanser (seit 1983)
- Jahrbuch der Lyrik (mit Christoph Buchwald), München 2003
Sprecher
- Tomas Tranströmer: Die Erinnerungen sehen mich. Aus dem Schwedischen von Hanns Grössel. Hörbuch Verlag, Hamburg 2011, 2 CD, 109 min. ISBN 978-3-89903-370-0.
- W. G. Sebald: Austerlitz. Der Hörverlag, München 2017, 9 CD, 11 h 19 min., ISBN 978-3-8445-2453-6.
Auszeichnungen
- 1982 Stipendium der Deutschen Akademie Villa Massimo[5]
- 1983: Tukan-Preis
- 1986: Peter-Huchel-Preis
- 1990: Schwabinger Kunstpreis
- 1994: Ernst-Meister-Preis für Lyrik der Stadt Hagen
- 1996: Prix Médicis Etranger
- 2000: Kultureller Ehrenpreis der Landeshauptstadt München
- 2004: Großer Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
- 2006: Mörike-Preis der Stadt Fellbach
- 2006: Erich-Fried-Preis
- 2006: Verleihung der Ehrendoktorwürde der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft der Universität Bielefeld
- 2007: Verleihung der Ehrendoktorwürde der Neuphilologischen Fakultät der Universität Tübingen
- 2010: Joseph-Breitbach-Preis
- 2012: Kythera-Preis[6]
- 2013: The London Book Fair Lifetime Achievement Award für sein Lebenswerk[7]
- 2014: Verleihung des Ehrenbürgerrechts durch den Münchner Stadtrat für seine Verdienste um die Verlagsstadt München
- 2014: Bundesverdienstkreuz Erster Klasse[8]
- 2014: Integrationspreis der Stiftung Apfelbaum
- 2015: Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien
- 2017: Eichendorff-Literaturpreis[9]
Mitgliedschaften
- Bayerische Akademie der Schönen Künste, München
- Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt
- Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz[10]
- Akademie der Künste, Berlin
- Académie européenne de Poésie Mersch, Luxemburg
- Mitglied im Stiftungsrat des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels
- PEN-Zentrum Deutschland
Zitat
„Mein Ziel ist es, den Menschen zu zeigen, dass ein Tag ohne die Lektüre eines Gedichts ein verlorener Tag ist.“
Weblinks
- Literatur von und über Michael Krüger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Michael Krüger im Literaturportal Bayern (Projekt der Bayerischen Staatsbibliothek)
- Porträt von Michael Krüger beim Suhrkamp-Verlag
- „Kein Tag ohne Gedicht,“ in: Die Welt, 24. Juli 1999
- Gespräch mit Michael Krüger: Wozu denn noch lesen, Herr Krüger? 3sat 14. November 2007
- Bücher zum Trost. Können Bücher trösten? In: Die Zeit, 23. Dezember 2008
- Interview mit Michael Krüger: Ich bleibe ein Papiertiger. In: Der Tagesspiegel, 9. Oktober 2011
- WDR 3 (Westdeutscher Rundfunk) Samstagsgespräch vom 2. Januar 2016: Michael Krüger im Samstagsgespräch, Nestor des Literaturbetriebs.
- (Audiomitschnitte)
- Reflexion zur Kantate Jauchzet, frohlocket BWV 248.I auf dem YouTube-Kanal der J. S. Bach-Stiftung
Einzelnachweise
- M. Krüger, Christine Lavant, in: Klaus Amann (Hrsg.), Drehe die Herzspindel weiter für mich. Christine Lavant zum 100. Göttingen 2015. S. 59.
- M. Krüger, Christine Lavant, in: Klaus Amann (Hrsg.), Drehe die Herzspindel weiter für mich. Christine Lavant zum 100. Göttingen 2015. S. 59.
- Stefan Kister: Mir hat immer eine Stunde gefehlt. Interview mit Krüger stuttgarter-zeitung.de, 4. Oktober 2013, abgerufen am 1. Dezember 2013
- Akademie der Schönen Künste: Nerdinger neuer Präsident, welt.de, 9. Mai 2019, abgerufen am 9. Dezember 2019.
- Villa Massimo | Stipendien. Abgerufen am 22. August 2019.
- boersenblatt.net 2. Januar 2013Literarisches Leben Kythera-Preis an Michael Krüger, abgerufen am 2. Januar 2013
- Pressemitteilung zum Erhalt des Lifetime Achievement Award 2013 (Memento vom 5. Mai 2013 im Webarchiv archive.today)
- Volker Weidermann: Küsse, Nasenküsse, Ringkämpfe. faz.net, 18. Januar 2014, abgerufen am 18. Januar 2014
- "Wegbereiter. Michael Krüger ausgezeichnet", F.A.Z. vom 23. Januar 2017, S. 9 (D1-Ausgabe)
- Mitgliedseintrag von Michael Krüger bei der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz, abgerufen am 16.10.17