Berlin-Nikolassee

Nikolassee ist ein Berliner Ortsteil im Bezirk Steglitz-Zehlendorf

Geographie

Nikolassee liegt im Südwesten Berlins zwischen den Ortsteilen Wannsee und Schlachtensee. Im Westen grenzt Nikolassee an die Havel und den Großen Wannsee.

Gewässer

Gliederung des Ortsteils

Übersichtskarte des Ortsteils Nikolassee
  • Gartenstadt Düppel
  • Germanenviertel
  • Hubertshäuser: Hubert war im 18. Jahrhundert ein Grundbesitzer. Als Königlicher Kammerrat unter Friedrich II. erhielt er 1772 den Auftrag, südwestlich von Zehlendorf eine Kolonie für ausgediente Soldaten zu gründen. Dafür waren 240 Morgen mageren Bodens von den Zehlendorfer Bauern für 1000 Taler erworben worden. Die Besiedelung begann auf dem kontributionsfreien Gebiet nach 1775 und das besiedelte und landwirtschaftlich erschlossene Gelände – als Hubertshäuser ausgewiesen – wurde der Gemeinde vom König vor 1780 übereignet. Später wurde diese Siedlung als Kolonie Neu-Zehlendorf geführt.[1]
  • Kleistviertel[2]
  • Wagnerviertel,[3] auch als Nibelungenviertel bezeichnet
  • Waldhaus-Viertel
  • Wonnegauviertel

Geschichte

Karte der Villenkolonien an den Bahnhöfen Nikolassee, Schlachtensee und Wannsee, 1911

Die Villenkolonie Nikolassee wurde 1901 gegründet und 1910 zu einer selbstständigen preußischen Landgemeinde im Landkreis Teltow. 1902 wurde der Bahnhof Nikolassee eingeweiht, der sich damals noch auf freiem Feld befand. Im Jahr 1906 entstand die Anlage des späteren evangelischen Kirchhofs Nikolassee, auf dem 1912–1913 eine Kapelle errichtet wurde. Gegenüber dem Friedhof wurde ab 1909 die evangelische Kirche Nikolassee erbaut.

Die Eingemeindung der Landgemeinde Nikolassee[4] in den Bezirk Zehlendorf von Groß-Berlin erfolgte 1920. In den 1930er Jahren kam am Ostrand von Nikolassee die Siedlung Wonnegauviertel hinzu.

Seit 2001 ist Nikolassee Ortsteil des Bezirks Steglitz-Zehlendorf. Im Dezember 2020 gab Nikolassee einen größeren Gebietsteil an den neugebildeten Ortsteil Schlachtensee ab.[5]

Bevölkerung

Jahr Einwohner
200715.865
201016.073
201116.194
201216.151
201316.151
201416.076
Jahr Einwohner
201515.995
201616.143
201716.653
201816.662
201916.695
202011.642

Quelle: Statistischer Bericht A I 5. Einwohnerinnen und Einwohner im Land Berlin am 31. Dezember. Grunddaten. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (jeweilige Jahre)[6]

Der Rückgang der Einwohnerzahl im Jahr 2020 ist darauf zurückzuführen, dass Teile von Nikolassee dem neu entstandenen Ortsteil Schlachtensee zugeordnet wurden.

Sehenswürdigkeiten

  • Bauten
  • Villenkolonie Nikolassee
  • Ehemalige Überhorizont-Richtfunkanlage
Funkstelle Berlin-Nikolassee auf einer Sondermarke

Rund 500 Meter östlich des Strandbades Wannsee errichtete die „Abteilung für Post- und Fernmeldewesen des Magistrats von Berlin“ bzw. ab Januar 1951 „Senatsverwaltung für Post- und Fernmeldewesen“ (SVPF, eine Organisation Deutsche Bundespost Berlin gab es zu keiner Zeit. Hierzu siehe auch: Oberpostdirektion – Berlin) für die über das Fernamt Berlin in der Winterfeldtstraße laufenden Telefonverbindungen nach Westdeutschland die Richtfunkstelle Berlin 2,[7] die im Mai 1951 den Betrieb aufnahm. Mit Richtantennen und hohen Sendeleistungen wurde der (wetterabhängige) Beugungseffekt der Radiowellen ausgenutzt.

Ab dem 20. Oktober 1952[8] konnte von dort auch eine Fernsehverbindung zum Hamburger Studio des Nordwestdeutschen Rundfunks (NWDR) geschaltet werden. Als Antennenträger der Überhorizont-Richtfunkanlage (Lage) dienten drei 150 Meter hohe abgespannte Stahlgittermaste.[9] Davon waren zwei in 25 Metern Abstand aufgestellt und bildeten die Form eines ‚H‘, da sie in 120 Metern Höhe über eine Stahlfachwerkbrücke verbunden waren. Gegenstation war die ca. 135 Kilometer entfernte Funkstelle Höhbeck (späterer Name: Richtfunkstelle Gartow).

Im Briefmarken-Jahrgang 1956 der Deutschen Bundespost Berlin gab es anlässlich der Deutschen Industrieausstellung eine 25-Pf-Sondermarke (Michel-Nr. 157), auf der die drei Masten der Überhorizont-Richtfunkanlage Berlin-Nikolassee abgebildet sind.

Die im Berliner Volksmund kurz „Niko“ genannte Anlage verlor nach der Inbetriebnahme des Fernmeldeturms Schäferberg im Juli 1964 und dem 1970 begonnenen Aufbau der Richtfunkanlage Berlin-Frohnau an Bedeutung. Von 1969 bis 1973 liefen über die „Niko“-Antennen nur noch Fernseh-Übertragungsstrecken. Nach Demontage der Masten im Oktober 1974 und dem Abbau der technischen Geräte wurde das Gelände am 26. Mai 1975 an die Landesforstverwaltung übergeben.

Verkehr

S-Bahnhof Nikolassee (erbaut 1901/1902 von Fritz Bräuning)

Nikolassee wird in Nord-Süd-Richtung von der Bundesautobahn 115 mit mehreren Anschlussstellen durchzogen. Die in Ost-West-Richtung verlaufende Bundesstraße 1 kreuzt die A 115 am Kreuz Zehlendorf.

In Nikolassee liegt der gleichnamige Bahnhof der S-Bahn-Linien S1 und S7 – zum einen Berlin-Nikolassee (Stadtbahn) an der Bahnstrecke Berlin–Blankenheim sowie andererseits Berlin-Nikolassee (Wannseebahn) an der Wannseebahn.

Bildung

Im Ortsteil Nikolassee gibt es zwei Grundschulen, eine Sonderschule sowie das Dreilinden-Gymnasium und das Werner-von-Siemens-Gymnasium.

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter des Ortsteils

Mit Nikolassee verbundene Persönlichkeiten

Siehe auch

Literatur

  • Henning Schröder, Hans H. Lembke: Nikolassee – Häuser und Bewohner der Villenkolonie. (mit Unterstützung der BVV Steglitz-Zehlendorf).
Commons: Berlin-Nikolassee – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. An den Hubertshaeusern. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
  2. Südliche Potsdamer Chaussee – Königsweg, Kleist- oder auch Zickenviertel (Memento vom 9. Mai 2017 im Internet Archive) schroederniko.de
  3. Wannsee-Dreieck – das Wagnerviertel: Tristan- und Isoldestraße (Memento vom 9. Mai 2017 im Internet Archive) schroederniko.de
  4. Übersichtskarte Nikolassee. In: Berliner Adreßbuch, 1920, Teil 5, Nikolassee, S. 841.
  5. Erklärung und Benennung von Schlachtensee zum Ortsteil Steglitz-Zehlendorfs. (PDF) In: Amtsblatt für Berlin. 11. Dezember 2020, S. 5879, abgerufen am 14. Dezember 2020.
  6. Statistischer Bericht A I 5 – hj 2 / 20. Einwohnerinnen und Einwohner im Land Berlin am 31. Dezember 2020. Grunddaten. S. 25.
  7. Richtfunkstelle Berlin 2 forst-grunewald.de; abgerufen am 12. Juli 2019
  8. Die große Richtfunkverbindungsstrecke vom Norden zum Süden auf fernsehmuseum.info (Deutsches Fernsehmuseum Wiesbaden), abgerufen am 12. Juli 2019
  9. Günter Nitsche: Der Richtfunk zwischen Westberlin und Westdeutschland – Eine Brücke zur freien Welt von 1948 bis zur Wende (PDF; 340 kB) August 2002. Anhang mit Bildern (PDF; 4,9 MB) abgerufen am 16. Juli 2019
  10. Stübner, Hans. In: Amtliches Fernsprechbuch Berlin (West), 1971, S. 815.
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