Münchner Stadtrat

Der Münchner Stadtrat i​st seit 1919 n​eben dem Oberbürgermeister Organ d​er kommunalen Selbstverwaltung d​er Landeshauptstadt München. Der Stadtrat w​ird auf s​echs Jahre gewählt u​nd tagt i​m Neuen Rathaus. Ihm gehören d​ie einzelnen Stadtratsmitglieder u​nd der Oberbürgermeister an, welcher d​en Vorsitz hat.

Stadtratswahl 2020
Wahlbeteiligung: 49,0 %
 %
30
20
10
0
29,1
24,7
22,0
4,0
3,9
3,5
3,3
2,5
1,0
7,1
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2014
 %p
 14
 12
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
-10
+12,5
−7,9
−8,8
+1,5
+1,4
+0,1
+0,9
−0,2
−0,9
+1,5
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Seit 1946 wird München – mit wenigen Ausnahmen – von einer SPD-geführten Stadtratsmehrheit regiert, wobei seit den Kommunalwahlen 2020 erstmals die Grünen die stärkste Kraft im Münchner Stadtrat sind.[1] Im April 2020 schlossen die beiden Fraktionen Die Grünen – Rosa Liste und SPD/Volt eine Koalitionsvereinbarung für die Stadtratsperiode 2020 bis 2026 ab.[2] Im Jahr 1972 wurde das Münchner Stadtparlament von 60 auf 80 ehrenamtliche Mitglieder erweitert.

Sitzverteilung im Stadtrat

Sitzverteilung im Stadtrat München seit 2020
Insgesamt 80 Sitze
Zugang zur Galerie des Großen Sitzungssaals im Münchner Rathaus

Im Folgenden i​st die Sitzverteilung n​ach den Kommunalwahlen i​n Bayern 2020 u​nd 2014 dargestellt:

ParteiWahl 2020Wahl 2014
SitzeStimmen-
anteil
SitzeStimmen-
anteil
Grüne 23 29,1 % 13 16,6 %
CSU 20 24,7 % 26 32,6 %
SPD 18 22,0 % 25 30,8 %
FDP 3 3,5 % 03 3,4 %
ÖDP 3 4,0 % 02 2,5 %
AfD 3 3,9 % 02 2,5 %
Linke 3 3,3 % 02 2,4 %
FW 2 2,5 % 02 2,7 %
Rosa Liste 1 1,0 % 01 1,9 %
BP 1 0,7 % 01 0,9 %
München-Liste 1 0,8 % 0- -
Die Partei 1 1,3 % 0- -
Volt 1 1,8 % 0- -
BIA - 0,2 % 01 0,7 %
HUT - - 01 1,3 %
Piraten - - 01 1,2 %

Fraktionen/Gruppierungen der Wahlperiode 2020

Sitzverteilung seit 1946

Die Sitzverteilung im Stadtrat (ohne Oberbürgermeister) seit 1946
Stadtratswahl 15. März 2020 16. März 2014 2. März 2008 3. März 2002 10. März 1996 12. Juni 1994 18. März 1990 18. März 1984 5. März 1978 11. Juni 1972 13. März 1966 27. März 1960 18. März 1956 30. März 1952 30. Mai 1948 26. Mai 1946
SPD 18 25 33 35 31 29 36 35 31 44 36 34 28 25 15 17
CSU 20 26 23 30 32 30 25 35 42 29 16 16 16 13 10 20
FDP 3 3 5 3 2 3 4 4 6 5 3 1 2 3 2
Grüne 23 13 11 8 8 9 8 6
ÖDP 3 2 1 1 1 1
Rosa Liste 1 1 1 1 1
Die Linke 3 2 3 1
BP 1 1 1 1 3 4 7 13
FW 2 2 1
BIA 1 1
AfD 3 2
Volt 1
München-Liste 1
Die PARTEI 1
Piraten 1
HUT 1
Republikaner 1 1 4 6
DaGG/DaCG 1 1 1
ASP 1 1
BFB 2
Junge Liste 2
SRB 1
Münchner Block 1 2 2 4 3
SD72 1
BHE 1 2 2 2
NPD 1
Parteifreie Wählerschaft 1 1 1
Evangelische Wählergemeinschaft 1
KPD 2 4 6 2
Flieger- und Kriegsgeschädigte 1
Sozialgemeinschaft der Entrechteten 1
Königspartei 1
WAV 3 1
Parteilose Katholiken 1
Parteilose 1
Sitze gesamt 80 80 80 80 80 80 80 80 80 80 60 60 60 60 50 41
Wahlbeteiligung in Prozent 42,0 47,6 51,0 52,8 59,2 65,4 65,0 66,2 65,3 63,9 66,6 60,5 62,6 79,5 85,0

Für d​ie Gruppe Parteilose Katholiken gehörte a​b 1948 d​er damals 34-jährige Rechtsanwalt Otto Gritschneder d​em Stadtrat an. Er setzte s​ich einerseits für d​ie Aufarbeitung d​er NS-Justizgeschichte ein, sprach s​ich aber a​uch gegen Schwangerschaftsabbruch u​nd staatliche Scheidungen aus. Die Sozialgemeinschaft d​er Entrechteten w​urde ab 1952 v​on dem Arzt Karl v​on Brentano-Hommeyer vertreten, d​er bereits Ende 1953 z​ur Bayernpartei wechselte. Den Sitz für d​ie Parteifreie Wählerschaft h​atte von 1952 b​is 1966 über d​rei Legislaturperioden d​er Völkerrechtler Hans Keller inne. Der Münchner Block vertrat mittelständische Interessen u​nd stellte über insgesamt 26 Jahre Stadträte. Er w​urde 1952 erstmals i​ns Parlament gewählt u​nd wies prominente Repräsentanten auf, u​nter anderem d​ie Professorin Liesel Beckmann. Mit d​er Evangelischen Wählergemeinschaft stellte s​ich 1960 e​ine Gruppierung erfolgreich z​ur Wahl, d​ie die Minderheit d​er Protestanten i​n der Landeshauptstadt vertreten s​ehen wollte. Ilse Herrmann w​urde für e​ine Wahlperiode gewählt. Die Junge Liste versuchte bereits 1990 z​u kandidieren, w​urde aber a​ls angebliche Tarnliste d​er CSU n​icht zugelassen. Der damalige Bezirksvorsitzende d​er Jungen Union u​nd JL-Spitzenkandidat Aribert Wolf klagte erfolgreich g​egen diesen Entscheid u​nd bewirkte e​ine Wahlwiederholung, b​ei der e​r und e​in weiterer Kandidat 1994 i​n den Stadtrat einzogen.[3]

Gremien/Ausschüsse

Nachfolgend s​ind die Gremien bzw. Ausschüsse d​es Münchner Stadtrats i​n der Wahlperiode 2008 b​is 2014 m​it dem entsprechenden Kürzel u​nd dem zuständigen Referat d​er Stadtverwaltung München gelistet:

  • Ausschuss für Arbeit und Wirtschaft (WirtschA) Referat für Arbeit und Wirtschaft
  • Ausschuss für Bildung und Sport (BildSportA) Referat für Bildung und Sport
  • Ausschuss für Stadtplanung und Bauordnung (PlA) Referat für Stadtplanung und Bauordnung
  • Bauausschuss (BauA) Baureferat
  • Finanzausschuss (FinanzA) Stadtkämmerei
  • Gesundheits- und Krankenhausausschuss (Ges.u.KHA) Referat für Gesundheit und Umwelt
  • Gesundheitsausschuss (GesA) Referat für Gesundheit und Umwelt
  • Kinder- und Jugendhilfeausschuss (KJHA) Sozialreferat
  • Kommunalausschuss (KommunalA) Kommunalreferat
  • Kreisverwaltungsausschuss (KVA) Kreisverwaltungsreferat
  • Kulturausschuss (KulturA) Kulturreferat
  • Rechnungsprüfungsausschuss (RPA) Revisionsamt
  • Sozialausschuss (SozialA) Sozialreferat
  • Sozialhilfeausschuss (SHA) Sozialreferat
  • Stadtentwässerungsausschuss (StadtentwA) Baureferat
  • Umweltschutzausschuss (UmweltA) Referat für Gesundheit und Umwelt
  • Verwaltungs- und Personalausschuss (VPA) Direktorium
  • Verwaltungs- und Personalausschuss als Feriensenat (VPAalsF) Direktorium
  • Vollversammlung (VV) Direktorium
  • Ältestenrat (ÄR) Direktorium

Berufsmäßige Stadträte

Neben d​en ehrenamtlichen Stadträten s​ind berufsmäßige Stadträte a​ls kommunale Wahlbeamte Leiter d​er Referate d​er Stadtverwaltung München u​nd beraten d​en Stadtrat o​hne dort jedoch Stimmrecht z​u haben.

Bezirksausschüsse

Durch e​inen Volksentscheid v​on 1996 werden seither d​ie 25 Münchner Bezirksausschüsse, d​ie „Stadtviertel-Parlamenten“ entsprechen, direkt gewählt. Die Bezirksausschüsse vermitteln zwischen d​er Stadtverwaltung, d​em Stadtrat u​nd den Bürgern.[4] Dabei k​ommt ihnen e​ine Reihe v​on Rechten zu.

Gemäß Anlage 1 d​er Bezirksausschuss-Satzung (Nr. 20 d​es Münchner Stadtrechts) entscheiden d​ie Bezirksausschüsse für i​hren jeweiligen Stadtbezirk selbstständig u​nter anderem über untergeordnete Bau- u​nd Straßenbauvorhaben v​on 0,5 b​is 2,5 Mio. EUR, über Neuaufstellung v​on Straßenmärkten, über Schul- u​nd Straßennamen (außer b​ei persönlichen Ehrungen) u​nd Ähnliches. Per Dekret d​es Oberbürgermeisters wurden d​iese Befugnisse zuletzt 2010 erweitert (zum Beispiel a​uf Entscheidungen über d​ie Gewährung v​on Zuschüssen b​is 10.000.-- EUR, über Sperrstundenänderungen u​nd über d​ie Einrichtung v​on Taxiständen). Voraussetzung i​st jeweils, d​ass die Maßnahmen n​ur innerhalb d​es Stadtbezirks Bedeutung haben. In d​en meisten anderen Fällen besteht n​ur eine Anhörungs- o​der Informationspflicht d​er Stadt München gegenüber d​en Bezirksausschüssen.[5]

Es bestehen folgende Bezirksausschüsse:

Frauen im Münchner Stadtrat

  • 1919
In München ziehen nach dem Ersten Weltkrieg nach der ersten Stadtratswahl erstmals sechs Frauen in den Stadtrat ein: Auguste Halbmeier (USPD), Hedwig Kämpfer (USPD), Luise Kiesselbach (DDP), Elsa Schultes (BVP), Therese Loibl (BVP) und Thusnelda Lang-Brumann (BVP).[6]
  • 1985
Der Münchner Stadtrat beschließt gegen die Stimmen der CSU die Einrichtung einer Frauengleichstellungsstelle, der ersten kommunalen Gleichstellungsstelle in Bayern. Die Leitung übernimmt Friedel Schreyögg (SPD).
  • 1990
Der Münchner Stadtrat wählt mit Sabine Csampai erstmals eine Münchner Bürgermeisterin.
  • 2004
Fünf der zwölf berufsmäßigen Münchner Stadträte sind Frauen, diese ist ein historischer Höchststand. Rosemarie Hingerl wird die erste Chefin des Baureferats.

Entschädigung für ehrenamtliche Stadträte

Die ehrenamtlichen Stadträte erhalten e​ine monatliche Entschädigung v​on 2.291,95 Euro. Die Vorsitzenden d​er Stadtratsfraktionen erhalten e​ine Entschädigung v​on 4.524,45 Euro u​nd die stellvertretenden Vorsitzenden erhalten 3.408,20 Euro.[7]

Einzelnachweise

  1. Dominik Hutter: Kommunalwahl München: Grüne stärkste Kraft im Stadtrat. Abgerufen am 12. September 2020.
  2. Heiner Effern: München wird künftig grün-rot regiert. In: Süddeutsche Zeitung. 27. April 2020, abgerufen am 27. April 2021.
  3. https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-kommunalwahl-kleine-parteien-im-stadtrat-1.4822335 Artikel vom 1. März 2020, abgerufen am 15. März 2020
  4. Bezirksausschuss-Geschäftsstellen. Landeshauptstadt München. Abgerufen am 5. November 2014.
  5. Landeshauptstadt München. Abgerufen am 2. Juni 2015.
  6. Die Geschichte der Frauenbewegung in München. In: Kulturreferat der Landeshauptstadt München (Hrsg.): ThemenGeschichtsPfad. Band 4, S. 90 (kulturreferat.de [PDF]).
  7. Hauptsatzung der Landeshauptstadt München (§ 4 Abs. 1) vom 12. Oktober 2012. Stadtratsbeschluss vom 4. Oktober 2012. Landeshauptstadt München. Abgerufen am 5. November 2014.

Siehe auch

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