Logitech
Logitech international S.A. ist ein international tätiger Computerzubehör-Hersteller mit Sitz in Apples in der Schweiz und operativer Hauptzentrale in Newark im US-Bundesstaat Kalifornien.[3][4] Die bekanntesten Produkte sind Computermäuse und Tastaturen.
Logitech international S.A. | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
ISIN | CH0025751329 |
Gründung | 1981 |
Sitz | Apples, Schweiz |
Leitung | Bracken P. Darrell (Vorsitzender der Geschäftsleitung) Guerrino De Luca (VR-Präsident) |
Mitarbeiterzahl | 5.900[1] |
Umsatz | 2,114 Mrd. USD[2] |
Branche | Peripherie |
Website | www.logitech.com |
Stand: 31. Dezember 2015 |
Das Unternehmen entwickelt und verkauft Peripheriegeräte für PC-Steuerung, Videokommunikation, Musik sowie Smart Homes. Diese umfassen unter anderem Produkte wie Tastaturen, Computermäuse, Zubehör für Tablets, Webcams, Bluetooth-Lautsprecher, universelle Fernbedienungen und mehr. Der Name Logitech basiert auf dem französischen Wort für Software (französisch logiciel), da das Unternehmen ursprünglich Software herstellen wollte.
Geschichte
Logitech wurde 1981 von dem Schweizer Daniel Borel sowie Pierluigi Zappacosta und Giacomo Marini auf einem Bauernhof im schweizerischen Apples gegründet. Borel und Zappacosta hatten sich beim Studium an der Stanford University kennengelernt, der ehemalige Olivetti-Ingenieur Marini stieß durch einen ersten Auftrag dazu.[5]
1982 stellte das Unternehmen mit der P4 die erste serielle Maus her. In der darin verwendeten Abtast-Technologie wurden optische Messgeber mit mechanischen Rollen kombiniert, was die Präzision verbesserte.[6] Statt des Rades, das in den von Douglas C. Engelbart entwickelten ersten Computermäusen genutzt wurde, verwendete die von Jean-Daniel Nicoud designte P4 eine Kugel, was jahrelang Standard bleiben sollte. Die P4 kostete 299 Dollar.[7]
1985 erschien die LogiMouse C7 mit von René Sommer entwickelter Elektronik, die Strom direkt aus der RS-232-Schnittstelle bezog und keine externe Stromquelle mehr benötigte. Die mit ihr eingeführte Drei-Tasten-Funktion wurde ein Standard in der Branche.[8]
1988 ging Logitech in Genf und Zürich an die Börse. 1991 wurde mit dem Cordless Mouse-Man die erste kabellose Funkmaus und mit der KidzMouse die erste speziell für Kinder entworfene Maus vorgestellt.[9]
1991 brachte Logitech mit der Fotoman FM-1 eine der ersten Digitalkameras für 995 US$ heraus. Die ursprünglich von Dycom für den US-amerikanischen Markt entwickelte Kamera wurde von Logitech in Lizenz weltweit vertrieben. Sie lieferte 376 × 240 Pixel große Graustufenbilder, die auf einem 1 MB großen Flashspeicher gesichert wurden, hatte noch kein Display und nur eine Taste.[10]
1996 wurde die 100-millionste Maus von Logitech produziert.[11] 1997 erfolgte der Börsengang an die NASDAQ.[9] 1998 kaufte Logitech die QuickCam-Produktreihe von Connectix auf.[12] Im selben Jahr wurde der Italiener Guerrino de Luca, zuvor als Marketingchef bei Apple aktiv, neuer CEO des Unternehmens. Borel zog sich in den Verwaltungsrat zurück, blieb aber größter Logitech-Aktionär. De Luca leitete einen langfristigen Strategiewechsel ein, in dessen Zuge das Unternehmen nicht mehr nur Originalgerätehersteller belieferte, sondern seine Produkte auch selbst in den Handel brachte und sich dort als Premium-Marke positionierte.[13] Außerdem wurde das Logitech-Angebot um Peripheriegeräte und Computerzubehör erweitert.
2004 stellte Logitech mit der MX1000 die weltweit erste Lasermaus vor, die ergonomisch geformt war und glatte Oberflächen deutlich besser abtastete als herkömmliche optische Mäuse. Allerdings war die MX1000 mit 75 Euro vergleichsweise teuer und nur für Rechtshänder geeignet.[14]
Durch das Aufkommen von Smartphones und Tablets – ein Trend, den man bei Logitech verschlafen hatte – schwand ab 2007 der Marktanteil der Personal Computer. Damit geriet das Unternehmen in die Krise: ungefähr 15 Prozent der Angestellten mussten entlassen werden. Eine Neustrukturierung betonte ab 2009 die Bedeutung des Designs und erschloss neue Marktsegmente wie Computerspiele und Smart Home. Unterstützt wurde die Strategie durch weitere Übernahmen von Unternehmen und Marken. Obwohl Logitech zum dreißigsten Geburtstag 2011 eine Reihe von Gewinnwarnungen ausgeben musste, u. a. wegen Managementfehlern und weil eine Zusammenarbeit mit Google TV floppte,[15] schrieb das Unternehmen ab Mitte der 2010er Jahre wieder schwarze Zahlen. 2018 war Logitech vor Apple und Microsoft Weltmarktführer bei Peripheriegeräten.[9]
Produktion
Die ersten Computermäuse von Logitech wurden in Le Lieu in dem Kanton Waadt in der Schweiz nahe der französischen Grenze hergestellt. Die Fertigung des ersten Modells, der P4, übernahm der Uhrenhersteller Dubois Dépraz[16].
Im Laufe der Unternehmensgeschichte wurden Produktionsstätten in den USA, Taiwan, Ungarn und Irland errichtet, bevor die Produktion nach Suzhou in China verlagert wurde. Im Jahr 2005 stellten die Produktionsstätten in China rund die Hälfte der Produkte von Logitech her. Die übrige Produktion ist in andere Teile Asiens ausgelagert, wo die Produktion von Auftragsfertigern und Original Design Manufacturer (ODM) übernommen wird.[17]
Produkte
Logitech stellt Peripheriegeräte und Computerzubehör für den Weltmarkt her, beispielsweise Mäuse, Tastaturen, Lautsprecher, Headsets, Webcams, Joysticks, Lenkräder und Fernbedienungen. 2004 brachten sie mit der MX 1000 die weltweit erste Lasermaus auf den Markt.
Im Jahr 2010 wurde ein Umsatz von 2,363 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet. Das Unternehmen ist an der SIX Swiss Exchange kotiert und seit 1997 an der NASDAQ gelistet.[18]
In Japan werden die Produkte unter dem Namen Logicool vertrieben um Verwechslungen zu vermeiden, da in Japan die 1982 gegründete Logitec (ohne h) existiert, welche ebenfalls mit Computerzubehör handelt, jedoch 1974 den Namen hat eintragen lassen.[19][20]
Produktlinien
- Logitech – weltweit (außer in Japan; dort als Logicool bekannt): PC-Peripherie, Fernbedienungen, Sicherheitskameras, Computermäuse, Tastaturen, Webcams, Lautsprecher, Smartphone- und Tabletzubehör sowie -hüllen.
- Logitech Videokonferenzsystem (beinhaltet das gesamte B2B-Equipment für Videokonferenzen).
- Logitech MX – Flaggschiff in Computerzubehör (Mäuse und Tastaturenand).
- Logitech C – Webcams für Computer (Kameras).
- Logitech G – Gamingzubehör.
- Ultimate Ears – Ohrhörer mit In-Ear-Monitoring-System, kabellose Bluetooth-Lautsprecher und Kopfhörer.
- Jaybird – kabellose Bluetooth-Ohrhörer.
- Slim Devices – Marke für Audiogeräte.
- Saitek – elektronische Peripheriegeräte (am 15. September 2016 erwarb Logitech die Marke vom chinesischen Unternehmen Mad Catz Interactive).
- Logitech Harmony – programmierbare Fernbedienungen.
- Logitech F – kabelgebundene und kabellose Gamepads und Controller.
Unifying Receiver
Unter dem Markennamen Unifying Receiver bietet Logitech ein kabelloses Datenübertragungsverfahren an, das dazu dient, verschiedene Typen von Eingabegeräten des Herstellers, wie Mäuse, Tastaturen oder Touchpads drahtlos über die USB-Schnittstelle mit dem PC zu verbinden. Das Verfahren arbeitet, wie auch Bluetooth, im 2,4 GHz-ISM-Band, ist aber zu Bluetooth inkompatibel.[21]
Mit einem Unifying Receiver, der an einen freien USB-Anschluss am PC angesteckt wird, können bis zu sechs verschiedene drahtlose und im Regelfall batteriebetriebene Eingabegeräte wie Tastaturen oder Mäuse verbunden werden. An einem Unifying Receiver gebundene Eingabegeräte können auch mit spezieller Software gelöst und bei Bedarf an andere Unifying Receiver gebunden werden – ein Peripheriegerät kann aber zu einem Zeitpunkt immer nur mit einem Unifying Receiver aktiv verbunden sein. Als Hardwareplattform werden intern, je nach Version des Unifying Receiver, zwei verschiedene Chips eingesetzt: Entweder der Chip nRF24L von Nordic Semiconductor oder ein Chip aus der Serie TI-CC254X von Texas Instruments.[22]
Die Software für die Konfiguration des Unifying Receiver wird offiziell nur für Windows und macOS angeboten. Auch für freie Betriebssysteme wie Linux gibt es Programme wie Solaar, welche die wesentliche Funktionen wie die Anbindung und Trennung von Eingabegeräten an den Unifying Receiver erlauben.[23]
Die Unifying Receiver können auch einzeln im Fachhandel erworben werden, beispielsweise als Ersatz, wenn bei einer drahtlosen Tastatur oder Maus der mitgelieferte Unifying Receiver verloren gegangen ist. Die Funkreichweite beträgt im Freien etwa 10 m, kann aber durch Verwendung von Richtantennen ausgeweitet werden. Ein Umstand, der vor allem bei möglichen Angriffen auf die Funkübertragung von Bedeutung ist.
Des Weiteren gibt es bei manchen drahtlosen Produkten von Logitech die Besonderheit, dass sich diese Geräte nur maximal 45 mal mit einem Unifying Receiver neu verbinden lassen. Wird diese Anzahl überschritten, beispielsweise durch regelmässigen Wechsel eines Peripheriegerätes zwischen zwei Rechnern mit jeweils eigenen Unifying Receiver, ist eine Neuanmeldung nicht mehr möglich.[24]
Sicherheitsprobleme
Die Funkübertragung erfolgt je nach Gerät entweder unverschlüsselt, die Klartextübertragung ist bei Mäusen üblich, oder mit dem Advanced Encryption Standard (AES) mit 128 Bit Schlüssellänge verschlüsselt, wie es bei drahtlosen Tastaturen üblich ist.[25] Allerdings werden auch bei Tastaturen nicht alle Tastencodes verschlüsselt übertragen. So werden die Codes der Multimedia-Tasten wie zur Steuerung der Lautstärke und auch die bei manchen Tastaturen integrierten Touch-Pads unverschlüsselt übertragen.[22] Der für die Verschlüsselung nötige, geheime Schlüssel wird im Rahmen der erstmaligen Bindung zwischen dem Unifying Receiver und dem Peripheriegerät zufällig ausgewählt, einmalig über die Funkschnittstelle übertragen, und bleibt, so lange die Bindung des Peripherigerätes an einen bestimmten Unifying Receiver besteht, unverändert.[22]
Im Jahr 2016 wurde auf der DEFCON 24 bekannt, dass neben verschiedenen anderen Funkübertragungsverfahren auch der Unifying-Receiver unter Schwachstellen wie MouseJack leidet. Mit den öffentlich aufgedeckten Sicherheitsproblemen ist unter anderem die Injektion von unverschlüsselten aber ausgewerteten Tastenanschlägen oder die nicht erlaubte Neuanmeldung eines speziellen Peripheriegerätes basierend auf einem Software Defined Radio (SDR) mit GNU Radio an einen Unifying Receiver in der Umgebung möglich.[26][22] Als Reaktion wurde von Logitech eine korrigierte Firmware zur Verfügung gestellt, welche der Anwender in seine Unifying Receiver programmieren kann.[27]
Das Computermagazin c’t legte im Juli 2019 Informationen des IT-Sicherheitsexperten Marcus Mengs offen, wonach die Unifying Receiver weitere Sicherheitsschwachstellen aufweisen. Betroffen seien alle Produkte seit 2009, die den Unifying Receiver nutzen. Logitech sicherte zu, einige – aber nicht alle – Sicherheitslücken zu schliessen. Diese Entscheidung begründet Logitech mit ansonsten eintretenden Kompatibilitätsproblemen.[28]
Weblinks
- Logitech-Website
- Die Firma mit der Maus – Technology Review, Ausgabe 1/2004, Heise online
Einzelnachweise
- Logitech 2015 Form 10-K Report, abgerufen am 12. November 2016
- Logitech 2015 Annual Report, abgerufen am 12. November 2016
- FORM 10-Q (Memento vom 10. Februar 2015 im Internet Archive)
- Handelsregister des Kantons Waadt
- Alexandra Knape: Logitech: 25 Jahre mit Mäusen. In: manager magazin. 22. Dezember 2006, abgerufen am 4. Juli 2021.
- Thilo Bayer: Logitech: 26 Jahre Computermäuse im Überblick. In: PCGH Online. 10. Dezember 2008, abgerufen am 4. Juli 2021.
- Mirjam Hauck: „Das nächste große Ding nach LSD“. In: Süddeutsche Zeitung. 9. Dezember 2018, abgerufen am 4. Juli 2021.
- Andreas Link: Geschichte der Computermäuse von 1968 bis 2008. Ein Rückblick in Bildern. In: PCGames Hardware, das Hardware-Magazin für PC-Spieler. Computec Media AG, 7. Januar 2009, abgerufen am 28. Juni 2011.
- Adrian Knoepfli: Logitech. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 21. Oktober 2018, abgerufen am 4. Juli 2021.
- Logitech Fotoman. In: Digitalkamera Museum. Abgerufen am 4. Juli 2021 (englisch).
- Bernd Reder: Eingabegeräte: Die Geschichte der Computermaus: 40 Jahre – und kein Ende in Sicht. In: ICT Channel. 29. Dezember 2008, abgerufen am 6. Juli 2021.
- Peter Müller: Logitech kauft Quickcam von Connectix. In: Macwelt. 12. August 1998, abgerufen am 21. Juli 2021.
- Guerrino De Luca: «Der beste Job im Valley». In: Bilanz. 28. April 2004, abgerufen am 21. Juli 2021.
- Robert McHardy: Im Test vor 15 Jahren: Der erste Lasernager hieß Logitech MX1000. In: Computerbase. 7. Dezember 2019, abgerufen am 21. Juli 2021.
- Logitech: Aus die Maus. In: Bilanz. 5. Oktober 2011, abgerufen am 21. Juli 2021.
- Mehr als Mäuse - 40 Jahre Logitech. In: https://blog.hnf.de/. HNF-Blog, 1. Oktober 2021, abgerufen am 22. Januar 2022.
- How Logitech Protects Its Manufacturing Secrets in China. In: Swisscham.org. The Swiss Chinese Chamber of Commerce, abgerufen am 20. Januar 2022 (englisch).
- Unternehmenauflistung (Buchstabe L, S. 4). NASDAQ, abgerufen am 25. Juni 2011.
- Japanischer Webauftritt von Logitech, abgerufen am 1. Juli 2010
- http://www.logitec.co.jp/ Webauftritt von Logitec, abgerufen am 1. Dezember 2010
- Gary Gallegos: Gadgets: The Logitech Unifying Receiver (aka «fake bluetooth»). Archiviert vom Original am 4. März 2016. Abgerufen am 23. Februar 2013.
- MouseJack, KeySniffer and Beyond: Keystroke Sniffing and Injection Vulnerabilities in 2.4GHz Wireless Mice and Keyboards. Abgerufen am 30. März 2017.
- Solaar – Linux devices manager for the Logitech Unifying Receiver. Abgerufen am 30. März 2017.
- Limitations on Unifying devices – Logitech Support Article. Abgerufen am 17. März 2015.
- Logitech Unifying wireless technology – Q&A for the IT Manager or Business Manager. (PDF) Abgerufen am 30. März 2017.
- MouseJack Affected Devices. Abgerufen am 30. März 2017.
- Logitech Response to Unifying Receiver Research Findings. Abgerufen am 30. März 2017.
- Ronald Eikenberg: c't deckt auf: Tastaturen und Mäuse von Logitech weitreichend angreifbar. Abgerufen am 9. Juli 2019.