Bank Julius Bär
Die Bank Julius Bär & Co. AG gehört zur Schweizer Bankengruppe Julius Bär Gruppe AG, einer Privatbank aus Zürich. Diese ist mit einem verwalteten Kundenvermögen von rund 480 Mrd. Schweizer Franken einer der grössten europäischen Vermögensverwalter.[7] Ein Viertel der Kundengelder stammt aus Asien.[8] Julius Bär beschäftigt etwa 6600 Mitarbeitende, davon nahezu 1400 Kundenberater[9], und ist in 28 Ländern und an mehr als 60 Standorten präsent.[10] Zu den neuesten Expansionsregionen gehört Thailand.[11] Der grösste Aktionär der Julius Bär Gruppe AG ist mit rund 10 % der Stimmrechte MFS Investment Management.[12]
Bank Julius Bär & Co. AG | |
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Staat | Schweiz |
Sitz | Zürich[1] |
Rechtsform | Aktiengesellschaft |
IID | 8515[2] |
BIC | BAERCHZZXXX[2] |
Gründung | 1890 |
Website | www.juliusbaer.ch |
Leitung | |
Verwaltungsrat | Romeo Lacher (Präsident) |
Unternehmensleitung |
Philipp Rickenbacher (Chief Executive Officer) |
Julius Bär Gruppe AG | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft[3] |
ISIN | CH0102484968 |
Gründung | 1890 |
Sitz | Zürich, Schweiz |
Leitung | Romeo Lacher (Präsident des Verwaltungsrates)[4]
Philipp Rickenbacher[5] |
Mitarbeiterzahl | 6667[6] |
Website | www.juliusbaer.com |
Stand: 31. Dezember 2020 |
Ausrichtung
Als Privatbank richtet sich ihr Angebot zur Vermögensverwaltung, Vermögensplanung und Vermögensfinanzierung in erster Linie an wohlhabende Kunden und Intermediäre (Private Banking). Sie bietet Anlageinstrumente in einer offenen Produktplattform und Beratungsdienstleistungen. Mehr als die Hälfte des Ertrages stammt aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft. Neben ihrem Hauptsitz in Zürich betreibt das Bankhaus Niederlassungen in 11 nationalen und 46 internationalen Metropolen, davon 10 in Deutschland und eine in Österreich.[13]
Geschichte
Am 17. Oktober 1890 gründeten Ludwig Hirschhorn und Theodor Grob in Zürich die Kollektivgesellschaft Hirschhorn & Grob mit Sitz an der Bahnhofstrasse 85, die im Bereich Geldwechsel aktiv wurde. Mit dem Austritt von Theodor Grob tat sich Ludwig Hirschhorn mit seinem Schwager Julius Bär und mit Joseph Michael Uhl zusammen; sie gründeten am 26. Dezember 1896 die Personengesellschaft Hirschhorn, Uhl & Bär. Nach dem Tod von Ludwig Hirschhorn übernahm Julius Bär am 23. April 1901 mit seiner Kommanditgesellschaft Julius Bär & Co. die Aktiven und Passiven der Personengesellschaft, die gleichzeitig aufgelöst wurde.[14][15]
Walter, Werner und Richard Bär, die Söhne von Julius Bär, wurden in den Zehner- und Zwanzigerjahren nacheinander Partner der Bank. Die dritte Generation mit Hans Bär, Nicolas Bär, Peter Bär und Rudolf Bär übernahm ab 1947 nach und nach die Verantwortung und war bis 2005 im Verwaltungsrat vertreten.[16]
Seit 1980 öffnete sich das Bankhaus schrittweise familienfremden Investoren, bis es sich 2005 als börsenkotierte Aktiengesellschaft zu einer Publikumsgesellschaft wandelte und seither dem Swiss Market Index angehört. Der Anteil der Familie Bär liegt unter 5 % des Aktienkapitals. Gemessen an den verwalteten Vermögen ist Julius Bär nach den beiden Schweizer Grossbanken und Pictet & Cie die Nummer Vier unter den Schweizer Banken.
Im September 2005 erwarb das Bankhaus für 6.1 Mrd. Franken (rund 3.7 Mrd. Euro) die ehemals unabhängigen Privatbankiers Ferrier, Lullin & Cie SA, Ehinger & Armand von Ernst AG, Banco di Lugano (die bis 1990 als Banco di Roma per la Svizzera firmierte) und das Vermögensverwaltungshaus GAM (Global Asset Management) von der Schweizer Grossbank UBS, womit es zu einer der grössten unabhängigen Vermögensverwaltungen in der Schweiz wurde.[17] Der Kaufpreis wurde mit 3,8 Mrd. Franken in bar und einem Anteil von 21,5 % des Aktienvermögens an der Privatbankgruppe bezahlt. Die UBS kündigte an, diesen Anteil nicht als strategische Beteiligung zu führen, was erwarten lässt, dass nach Ende der Verkaufssperrfrist von 18 Monaten die Schweizer Grossbank ihren Anteil bei günstigen Marktkonstellationen schrittweise reduzieren könnte.
Am 14. April 2011 gab Julius Bär bekannt, dass sie sich mit den deutschen Behörden auf eine einmalige Zahlung von 50 Millionen Euro (ca. 64,7 Millionen Franken) geeinigt habe. Damit wurden die gegen Julius Bär und unbekannte Mitarbeitende geführten Ermittlungen, betreffend unversteuerte Vermögen von in Deutschland steuerpflichtigen Personen, eingestellt. Die Ermittlungen kamen zustande durch Selbstanzeigen deutscher Kunden und von deutschen Behörden gekaufte sowie von diesen erhobene Daten.[18][19]
2012 erwarb die Bank das Vermögensverwaltungsgeschäft von Merrill Lynch ausserhalb der USA von der Bank of America.[20] Romeo Lacher wurde im April 2019 zum neuen Präsidenten des Verwaltungsrates gewählt[21] und übernahm von Daniel Sauter. Bernhard Hodler hatte im November 2017 Boris Collardi als Chief Executive Officer ersetzt[22] und wurde im September 2019 von Philipp Rickenbacher abgelöst.[23]
Aufspaltung
Im Mai 2009 gab die Julius Bär Holding die Aufspaltung in zwei eigenständige Gesellschaften bekannt. Das Private-Banking-Geschäft sollte bei der Julius Bär Gruppe AG verbleiben, die sich künftig auf die Beratung und Betreuung von Privatkunden konzentrieren sollte. Das Asset-Management-Geschäft, das nebst GAM auch Artio Global Investors und Julius Bär Asset Management Europe umfasst, sollte in die GAM Holding AG eingebracht werden. Diese würde sich auf das Anbieten von Anlageprodukten (insbesondere Anlagefonds), Portfoliomanagement-Dienstleistungen sowie alternativen Anlagen konzentrieren. Die beiden Gesellschaften sind nach Zustimmung durch die Aktionäre und der Aufsichtsbehörden seit Oktober 2009 als eigenständige Unternehmen an der Börse kotiert.[24]
WikiLeaks
Am 17. Januar 2011 überreichte der frühere Angestellte der Bank Rudolf Elmer zwei Datenträger an Julian Assange von der Whistleblower-Internetplattform WikiLeaks. Die Datensätze sollen Informationen über 2000 Konteninhaber enthalten und von drei Finanzinstitutionen stammen, unter anderem von der Bank Julius Bär. Dabei soll es sich um mutmassliche Steuerbetrüger handeln. Julian Assange sagte, die Daten würden geprüft und dann vollständig auf WikiLeaks veröffentlicht.[25] Bereits Anfang 2008 hat Rudolf Elmer Dokumente mit Kundendaten einer Filiale der Bank Bär auf den Cayman Islands, darunter auch Fälschungen,[26][27] über WikiLeaks veröffentlicht. Daraufhin hatte die Bank im Februar 2008 ein US-Gericht zum Abschalten der Website Wikileaks bewegen können. Allerdings hob der Richter die Verfügung später wieder auf. Die Bank zog im März 2008 die Klage zurück.[28]
Weiterer Datendiebstahl 2011
2012 flog ein deutscher IT-Techniker auf, der von Oktober bis Dezember 2011 rund 2.700 Datensätze deutscher Kunden der Bank an die deutsche Finanzbehörde verkauft hat. Seit Juni 2013 läuft das Strafverfahren vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurden dem IT-Techniker von den deutschen Fahndern rund 1,1 Millionen Euro zugesagt; er erhielt im Februar 2012 in Berlin, aufgrund von offenen Steuerschulden, aber nur 200.000 Euro ausbezahlt.[29]
Klage wegen verschwundener DDR-Millionen
Am 21. August 2014 reichte die Berliner Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS), die als Treuhänderin für das Vermögen der ehemaligen DDR fungiert, beim Bezirksgericht Zürich Klage gegen Julius Bär & Co. AG auf Schadenersatz für verschwundenes DDR-Staatsvermögen in Höhe von umgerechnet 135 Millionen Euro ein.[30] Diese Summe soll über die Tarn-Firma Novum durch die im Jahr 2012 verstorbene österreichische Kommunistin Rudolfine Steindling auf Konten der Bank transferiert worden sein. Später soll Steindling das Geld abgehoben und in Banksafes gelagert haben, wobei der endgültige Verbleib bisher unbekannt ist.
Strafverfahren wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung
Seit November 2009 führte die Steuerfahndung des Finanzministeriums (Internal Revenue Service – Criminal Investigation, IRS-CI) Untersuchungen gegen die Bank Julius Bär wegen des Verdachts auf Beihilfe zur Steuerhinterziehung.[31] Der Verdacht erhärtete sich unter anderem aufgrund der durch WikiLeaks veröffentlichten Dokumente. Daraufhin leitete die Abteilung für Steuervergehen (Tax Division) des US-Justizministeriums ein Strafverfahren gegen die Bank Julius Bär ein. 2016 einigte sich die Bank Julius Bär mit den US-Behörden auf ein Abkommen über die Aussetzung der Strafverfolgung (Deferred Prosecution Agreement). Die Bank akzeptierte eine Strafzahlung für ihre Beihilfe zur Steuerhinterziehung in Höhe von 547 Millionen Euro.[32] Zwischen 1990 und 2009 hatte das Unternehmen rund 4,7 Milliarden Dollar amerikanischer Steuerzahler in 2589 nicht-deklarierten Konten verwaltet.[33]
In Brasilien stiessen Staatsanwälte bei Ermittlungen gegen Eduardo Cunha, den damaligen Präsidenten der brasilianischen Abgeordnetenkammer, im Zuge der Operation Lava Jato auf die Bank Julius Bär. Die Bank steht im Verdacht der Beihilfe zur Steuerhinterziehung im Zusammenhang mit der Petrobras-Korruptionsaffäre.[34]
Schwere Mängel in der Geldwäschebekämpfung
Die Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht hat am 20. Februar 2020 veröffentlicht, dass es im Bankhaus Bär bei der Verhinderung von Geldwäsche schwere Mängeln gab. Im Zeitraum von 2009 bis Anfang 2018 sei es im Zusammenhang mit den Korruptionsfälle rund um den Ölkonzern PDVSA und den Fußballverband FIFA zu erheblichem Fehlverhalten gekommen. Bis "zur Wiederherstellung des ordnungsgemäßen Zustandes ist es der Bank untersagt, große und komplexe Firmenakquisitionen durchzuführen", so die FINMA.[35] Im März 2021 hat die FINMA das Verbot wieder aufgehoben. Grund dafür war gemäss Julius Bär die Stärkung des unternehmensweiten Risikomanagements.[36]
Im Juni 2020 wurde erneut eine Untersuchung der Finanzmarktaufsicht (Finma) „wegen des Verdachts auf Verletzung der Bestimmungen zur Geldwäsche-Bekämpfung“ eingeleitet. Den Anschuldigungen zufolge soll die Bank Unregelmäßigkeiten bei Transaktionen eines argentinischen Kunden bemerkt, aber nicht an die Finanzaufsicht gemeldet haben.[37]
Julius Bär Stiftung
Der Schwerpunkt der Julius Bär Stiftung liegt in den Bereichen Berufsbildung für benachteiligte Jugendliche, innovative Recyclingprojekte und Dialog zwischen Gesellschaftsgruppen verschiedener sozioökonomischer Schichten. Die 1965 von Walter J. Bär zunächst für gemeinnützige Zwecke in der Schweiz gegründete Stiftung hat sich mit der Ausweitung des Geschäfts immer mehr auch international engagiert – speziell für die Reduktion von Vermögensungleichheit und Lösungen zum Ersatz von Plastik. Zudem werden die Mitarbeiterorganisation JB Cares und Schweizer Kunstmuseen unterstützt. Ausserdem werden Kunstpreise vergeben.[38]
Literatur
- Ernst Bieri, Peter Holenstein, Karl Völk: 1890–1990 – Eine Bank und ihre Familie – Eine Familie und ihre Bank. Herausgegeben von der Bank Julius Bär. Zürich 1990.
Weblinks
Einzelnachweise
- Eintrag der «Bank Julius Bär & Co. AG» im Handelsregister des Kantons Zürich
- Eintrag im Bankenstamm der Swiss Interbank Clearing
- Eintrag der «Julius Bär Gruppe AG» im Handelsregister des Kantons Zürich
- Julius Bär-Aktionäre wählen Romeo Lacher zum neuen Präsidenten. In: Aargauer Zeitung. 10. April 2019, abgerufen am 5. September 2020.
- Julius Bär ernennt Philipp Rickenbacher zum neuen CEO. In: Aargauer Zeitung. 8. Juli 2019, abgerufen am 5. September 2020.
- Kennzahlen
- Julius Bär meldet einen «Konzerngewinn auf Rekordniveau». In: Luzerner Zeitung. 21. Juli 2021, abgerufen am 19. November 2021.
- Philipp Rickenbacher: «Kleinere Akquisitionen machen keinen Sinn». 1. November 2021, abgerufen am 19. November 2021.
- Kennzahlen. Julius Bär, abgerufen am 29. April 2021.
- Julius Bär Business Review 1. Halbjahr 2019. In: Julius Bär. Julius Bär Gruppe, abgerufen am 31. Januar 2020.
- Julius Bär geht Joint-Venture in Thailand ein. Abgerufen am 29. April 2019.
- Bedeutende Aktionäre. In: Julius Bär. Abgerufen am 5. September 2020.
- Business Review 1. Halbjahr 2020. Julius Bär, abgerufen am 5. September 2020.
- Geschichte. Julius Bär, abgerufen am 5. September 2020.
- Finanzdynastien (16): Julius Bär. Von Heidelsheim an die Zürcher Bahnhofstraße. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 3. Oktober 2008. Abgerufen am 27. März 2011.
- Die Bären lassen los. In: BILANZ. 31. Dezember 1999, abgerufen am 17. August 2021.
- Bereits vor fünf Jahren warb Julius Bär ein ganzes Team ab in: Berner Zeitung vom 5. Juli 2016
- Julius Bär einigt sich in Deutschland in: Handelsblatt vom 14. April 2011
- Schweizer Privatbank kauft sich von Steuerverfahren frei. in: Spiegel Online vom 14. April 2011
- Julius Bär zieht es in den heissen Norden von England in: Cash vom 2. September 2018
- Julius Bär-Aktionäre wählen Romeo Lacher zum neuen Präsidenten. Abgerufen am 5. September 2020.
- Boris Collardi tritt per sofort als Chef von Julius Bär ab In: nzz.ch, 27. November 2017, abgerufen am 27. November 2017.
- Jeffrey Hochegger: Philipp Rickenbacher: Mit der Vespa an die Spitze von Julius Bär. In: Finanz und Wirtschaft. Abgerufen am 31. Januar 2020.
- Julius Bär teilt Private Banking und AM Geschäft in unabhängige kotierte Gesellschaften. In: institutional money. 20. Mai 2009, abgerufen am 25. März 2019.
- Schweizer übergibt Bankdaten an Wikileaks in: Deutsche Welle vom 17. Januar 2011.
- Schweizer Whistleblower stellte Unschuldige an den Pranger, Tages-Anzeiger, 13. Januar 2011.
- Der Saubermann mit den heiklen Daten, Tages-Anzeiger, 17. Januar 2011.
- Klage gegen Wikileaks zurückgezogen in: heise.de vom 6. März 2008.
- Julius Bär: 3 Jahre Gefängnis für IT-Spezialisten wegen Datendiebstahl. In: moneycab. 13. August 2013, abgerufen am 16. Oktober 2015.
- Verschwundenes DDR-Staatsvermögen: Deutschland verklagt Schweizer Bank (Memento vom 21. August 2014 im Webarchiv archive.today), Tagesschau.de, 21. August 2014.
- Pressemitteilung des US-Justizministeriums: Criminal Charges Filed Against Bank Julius Baer of Switzerland, 4. Februar 2016.
- Julius Bär zahlt USA 547 Millionen Dollar, Tages-Anzeiger, 5. Februar 2016.
- Warum Julius Bär so günstig davonkommt. Handelsblatt, 5. Februar 2016, abgerufen am 6. Mai 2016.
- Eduardo Cunha verhaftet. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 21. Oktober 2016, S. 4.
- Schwere Mängel in der Geldwäschereibekämpfung bei Julius Bär. Eidgenössische Finanzmarktaufsicht, 20. Februar 2020, abgerufen am 10. März 2020.
- Finma hebt Verbot von Firmenakquisitionen gegen Julius Bär auf. In: Investrends. 31. März 2021, abgerufen am 19. November 2021.
- Zeitungsbericht: Schweizer Aufsicht ermittelt offenbar bei Bank Bär wegen Geldwäsche-Verdacht. Abgerufen am 16. Juni 2020.
- Julius Bär Stiftung. In: Swissfoundations.ch. Abgerufen am 28. Januar 2020.