Helvetia Versicherungen
Helvetia ist eine weltweit tätige Schweizer Versicherungsgruppe. Die Unternehmensgruppe ist seit 1996 in einer Holdingstruktur organisiert. Der Hauptsitz der Helvetia-Gruppe (Eigenschreibung: Helvetia Gruppe) befindet sich in St. Gallen.
Helvetia Holding | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
ISIN | CH0466642201 |
Gründung | 1858 |
Sitz | St. Gallen, Schweiz |
Leitung | Philipp Gmür (Vorsitzender der Konzernleitung) Doris Russi Schurter[1] (VR-Präsidentin) |
Mitarbeiterzahl | 11'687 (2020)[2] |
Umsatz | 9,714 Mrd. CHF (2020) (Geschäftsvolumen)[2] |
Branche | Versicherungen |
Website | www.helvetia.com |
Unternehmensstruktur
Die Unternehmensgruppe beschäftigt europaweit rund 11'700 Mitarbeitende und operiert neben der Schweiz auch in Deutschland, Österreich, Italien, Frankreich und Spanien sowie in Lateinamerika und Asien. Weltweit ist das Unternehmen als Spezial- und Rückversicherung tätig.
Dachgesellschaft der Helvetia-Gruppe ist die Helvetia Holding AG, deren Namensaktien an der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange kotiert sind. Grösster Aktionär der Versicherungsgruppe ist die Patria Genossenschaft mit einem Anteil von 34,1 Prozent.
Finanzergebnisse der Helvetia Holding
Geschäfts-
jahr |
Geschäftsvolumen
(in Mio. CHF) |
Periodenergebnis
(IFRS n. Steuern, in Mio. CHF) |
Ergebnis pro Aktie
(in CHF) |
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2020 | 9 714 | 282 | 4,8 |
2019 | 9 454 | 538 | 10,5 (Aktiensplit 1:5) |
2018 | 9 073 | 431 | 41,9 |
2017 | 8 641 | 403 | 40,5 |
2016 | 8 513 | 377 | 36,1 |
2015 | 8 235 | 309 | 29,0 |
2014 | 7 767 | 393 | 43,0 |
2013 | 7 477 | 363 | 40,9 |
2012 | 6 978 | 333 | 37,1 |
2011 | 7 172 | 289 | 32,6 |
2010 | 6 755 | 342 | 39,3 |
Geschichte
1858 wurde Helvetia als Allgemeine Versicherungs-Gesellschaft Helvetia in St. Gallen gegründet. Als erste Gesellschaft in der Schweiz bot sie eine Versicherung gegen die Gefahren des Land-, Fluss- und Seetransportes an. Drei Jahre später entstand in St. Gallen eine eigene private Feuerversicherungsgesellschaft mit dem Namen Helvetia Feuer. Anlass dafür war der Brand von Glarus.
Im Laufe ihrer Geschichte expandierte Helvetia in alle fünf Kontinente und legte damit den Grundstein für die Geschäftstätigkeit ausserhalb der Schweiz. 1862 gründete Helvetia Feuer erste Niederlassungen in Deutschland und expandierte ab 1876 in die USA, wo sie Filialen in Kalifornien und New York eröffnete. Zwischen 1920 und 1962 entstanden weitere Tochtergesellschaften von Helvetia in Frankreich, Italien, Griechenland (verkauft 1997), den Niederlanden (verkauft 1995) und Kanada (verkauft 1999). In Österreich geht die Geschichte von Helvetia auf die Gründung von Der Anker, Gesellschaft von Lebens- und Rentenversicherung im Jahr 1858 zurück. Bis 2006 firmierte Helvetia Österreich auch unter diesem Namen. Die Gründung von Tochtergesellschaften in Spanien, Italien und Deutschland erfolgte in den Jahren 1986 bis 1988.
1968 schloss sich die Allgemeine Versicherungs-Gesellschaft Helvetia mit Helvetia Unfall und Helvetia Leben zusammen. Die mittelgrosse Versicherungsgruppe bietet seitdem die gesamte Produktpalette im Leben- und im Nichtlebengeschäft an. 1974 fusionierten Helvetia Feuer und Helvetia Allgemeine dann zur Helvetia Feuer. Am 11. Oktober 1988 beschlossen die Aktionäre in einer ausserordentlichen Generalversammlung der Helvetia Feuer und Helvetia Unfall die vollständige Trennung der beiden Partnergesellschaften. Helvetia Unfall nahm den Namen Elvia (gehört heute zu Allianz Global Assistance) an, den bereits ihre als Reiseversicherer tätige Tochtergesellschaft trug. Helvetia Feuer wurde in Helvetia Versicherungen umbenannt und erhielt ein neues Leit- und Erscheinungsbild. Das dreidimensionale Dreieckssymbol wurde eingeführt.
Helvetia und Patria
1996 fusionierte die Gesellschaft mit dem traditionsreichen Basler Lebensversicherer Patria. Die Anfänge der Patria gehen auf die Errichtung der Basler Sterbe- und Alters-Kasse im Jahr 1878 zurück. Die gemeinnützige Vorsorgekasse versicherte erstmals das Leben von sozial schwächeren Menschen mit dem Ziel einer eigentlichen Volksversicherung. Nach verschiedenen Namenswechseln und Fusionen entsteht 1910 die Schweizerische Lebensversicherungsgesellschaft Patria. 1992 beschliessen Helvetia und Patria, den Schweizer Markt künftig gemeinsam zu bearbeiten und gehen eine strategische Allianz ein. Im Juni 1996 entsteht die Helvetia Patria Holding.
Weitere Entwicklung
Im Jahr 2010 kaufte Helvetia die Schweizer Versicherungsgesellschaften Alba Allgemeine Versicherungs-Gesellschaft AG (Alba) sowie die Phenix Versicherungsgesellschaft AG und die Phenix Lebensversicherungsgesellschaft AG (Phenix). Das Alba-/Phenix-Portfolio im Bereich Kranken-/Unfallversicherung wurde an die beiden Versicherungsgesellschaften innova und Solida verkauft.
2014 wurden Nationale Suisse und die österreichische Tochtergesellschaft der Baloise übernommen. Für die Übernahme hat Helvetia ihren Aktienanteil der Nationale Suisse auf über 98 Prozent erhöht und dann das Verfahren zur Kraftloserklärung der verbliebenen Aktien eingeleitet. Zu Nationale Suisse gehörte auch Smile, ein Online-Versicherer. Dieser wurde mit der Übernahme ebenfalls Teil der Helvetia Gruppe. Der Kauf zählte zu den grössten Versicherungsübernahmen der letzten Jahre in der Schweiz.[3][4]
2016 übernahm Helvetia 70 Prozent der Aktien des Online-Hypothekenvermittlers MoneyPark. Der Kaufpreis betrug rund 107 Millionen Franken. Mit dieser Mehrheitsbeteiligung stieg Helvetia in das Schweizer Hypothekengeschäft ein. «Insbesondere ist der Zukauf aber auch ein wichtiger Schritt zu Digitalisierung und mehr Kundenzentrierung im Rahmen unserer Strategie», sagte Helvetia-CEO Philipp Gmür.[5]
Anfang 2017 kündete das Unternehmen an, mittels eines eigenen Venture Funds in Start-up-Unternehmen zu investieren, die die Transformation des bestehenden Kerngeschäfts unterstützen oder neue Geschäftsmodelle erschliessen. Der Fond ist mit rund 55 Millionen Franken dotiert und will in rund 25 Jungunternehmen investieren.[6] Unter anderem hat der Venture Fund in Volocopter,[7] Flatfox,[8] Pricehubble[9], Baufi24.de[10] oder in das Insurtech INZMO[11] investiert. Zudem hat Helvetia ein Programm für die Entwicklung interner Start-ups aufgebaut und fördert Start-ups mit einem Accelerator-Programm.[12]
Am 26. Juni 2020 informierte die weltweit tätige Schweizer Versicherungsgruppe über eine Mehrheitsbeteiligung von 69,4 Prozent an Caser. Helvetia verfolgt mit der Akquisition die Strategie, das Europa-Geschäft nebst dem Heimatmarkt Schweiz als zweites Standbein zu stärken.[13]
Seit Februar 2022 besteht eine Partnerschaft mit der Migros Bank für den Vertrieb von Autoversicherung.[14][15]
Konzernleitung und Verwaltungsrat
Die Helvetia wird von einer neunköpfigen Konzernleitung geführt. Vorsitzender ist seit dem 1. September 2016 Philipp Gmür. Der Verwaltungsrat umfasst zehn Mitglieder. Präsidentin ist Doris Russi Schurter. Sie hatte das Amt interimistisch bereits im Jahr 2015 inne, bevor Pierin Vincenz zum Präsidenten gewählt wurde. Dieser trat im Dezember 2017 aufgrund eines Verfahrens der FINMA gegen ihn, das seine frühere Tätigkeit bei Raiffeisen betraf, zurück. Im April 2018 wurde Doris Russi Schurter an der Generalversammlung offiziell zu Vincenz‘ Nachfolgerin gewählt.
Internationale Aktivitäten
Helvetia positioniert sich zunehmend mit einem länderübergreifenden Markenauftritt im westlichen Europa. In den im Europa-Segment zusammengefassten Ländern Österreich, Deutschland, Italien, und Spanien ist Helvetia in eigenen Ländergesellschaften organisiert. Hier liegt der Fokus, wie in der Schweiz, auf dem Geschäft mit Privatkunden sowie kleinen und mittleren Unternehmen. Ebenso bietet Helvetia in diesen Ländern alle wichtigen Nicht-Lebenprodukte an. 32 % des gesamten Geschäftsvolumens stammen aus dem Europa-Segment. Im Nichtleben-Bereich sind es gar 42 %. Durch den Zukauf der spanischen Versicherungsgesellschaft Caser gelingt 2020 eine wesentliche Stärkung der Marktposition in Spanien. Für die Kontrollmehrheit von 70 % wurden CHF 866 Mio. bezahlt.[16]
Im Segment Specialty Markets bietet Helvetia die Spezialversicherungen Kunst, Engineering, Aviation, Space und Transport sowie Aktive Rückversicherungslösungen weltweit an. Hierfür verfügt Helvetia über Niederlassungen in Istanbul, in Miami für den lateinamerikanischen sowie in Kuala Lumpur und Singapur für den asiatischen Markt. Die französische Tochtergesellschaft bietet zudem Transport- und Kunstversicherungen an.
Corporate Responsibility
Helvetia unterstützt den Wandel zu einer klimafreundlichen Wirtschaft seit 2012 mit einer Senkung des eigenen CO2-Fussabdrucks um fast ein Drittel und dem Bezug von Strom aus 100 % erneuerbarer Energie seit 2017. Als Mitglied der Initiative ceo4climate hat Helvetia bei CDP (Carbon Disclosure Projekt) damit erstmals den Leadership-Level erreicht. Im April 2021 hat sich Helvetia ausserdem der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) angeschlossen, um die internationale Transparenz zu klimabezogenen Risiken und Chancen angemessen zu fördern. Darüber hinaus gab Helvetia im letzten Jahr den ersten Green Bond heraus, bietet einige nachhaltige Lösungen an, darunter Versicherungen, die erneuerbare Energien und Energieeffizienz unterstützen und investiert in klimafreundliche Anleihen und Projekte wie Cargo sous terrain.[17]
Kunst und Kunstpreis
Helvetia besitzt eine Kunstsammlung mit über 2'000 Werken von rund 400 zeitgenössischen Schweizer Künstlerinnen und Künstlern. Im Helvetia Art Foyer in Basel werden Werke aus der Sammlung in Ausstellungen gezeigt sowie Kunstschaffende zu Einzelausstellungen eingeladen. Zudem wird seit 2004 jährlich der Helvetia Kunstpreis vergeben. Damit ausgezeichnet wird jeweils eine Absolventin oder ein Absolvent einer Schweizer Kunsthochschule.[18] Mit dem Preis verbunden sind eine Ausstellung an der internationalen Kunstmesse LISTE sowie ein Preisgeld von 15‘000 Franken.[19]
Bisherige Gewinnerinnen und Gewinner:[20]
- 2020: Tiphanie Kim Mall, Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel
- 2019: Kaspar Ludwig, Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel
- 2018: Gina Proenza, Ecole cantonale d'art de Lausanne
- 2017: Andriu Deplazes, Zürcher Hochschule der Künste
- 2016: STELLA; Zürcher Hochschule der Künste
- 2015: Dijan Kahrimanovic, F+F Schule für Kunst und Mediendesign, Zürich
- 2014: Thomas Moor, Zürcher Hochschule der Künste
- 2013: Michael Meier & Christoph Franz, Zürcher Hochschule der Künste
- 2012: Kathrin Affentranger, Hochschule der Künste Bern
- 2011: Josse Bailly, Haute école d'art et de design Genève
- 2010: Elisa Larvego, Haute école d'art et de design Genève
- 2009: Florian Germann, Zürcher Hochschule der Künste
- 2008: Nicole Bachmann, Zürcher Hochschule der Künste
- 2007: Luc Mattenberger, Haute école d'art et de design Genève
- 2006: Aloïs Godinat, Ecole cantonale d'art de Lausanne
- 2005: Swann Thommen (collectif-fact), Haute école d'art et de design Genève
- 2004: Kathrin Stengele, Hochschule der Künste Bern
Sponsoring und Engagement
Helvetia ist seit der Saison 2005/06 Verbandssponsorin des Schweizerischen Skiverbands Swiss-Ski, der Dachorganisation des Schweizer Schneesports. Sie unterstützt rund 300 Athletinnen und Athleten aus elf Disziplinen.[21] Seit 2007 engagiert sich Helvetia auch im Breitensport, beispielsweise beim Engadiner Ski Marathon, Loipen Schweiz und Romandie Ski de Fond.[22] Zudem ist sie seit 2018 Hauptsponsor der Swiss Drone League.[23]
Helvetia setzt sich für die Errichtung von Schutzwäldern ein und unterstützt seit 2014 den Alpinen Schutzwaldpreis als Hauptsponsorin.[24]
Weblinks
- Peter Müller: Helvetia Versicherungen. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Website der Helvetia-Gruppe
Einzelnachweise
- Dieter Bachmann: Pierin Vincenz tritt als Helvetia-Präsident zurück. In: Neue Zürcher Zeitung. 18. Dezember 2017.
- Unternehmensbroschüre 2020. Helvetia Versicherungen, abgerufen am 25. März 2021
- Werner Enz: Eine Übernahme ohne Überraschungseffekt | NZZ. In: Neue Zürcher Zeitung. 7. Juli 2014, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 27. Juli 2018]).
- Helvetia und Nationale Suisse: Der Mega-Deal - Bilanz. Abgerufen am 27. Juli 2018.
- Helvetia übernimmt Moneypark. In: finews.ch. 16. Dezember 2016 (finews.ch [abgerufen am 27. Juli 2018]).
- Fintech: Helvetia richtet mit der grossen Kelle an. 11. Januar 2017, abgerufen am 23. Juli 2019 (deutsch).
- Versicherungen - Helvetia beteiligt sich an Luftfahrt-Start-up Volocopter. 14. November 2017, abgerufen am 23. Juli 2019 (deutsch).
- moneycab: Der Helvetia Venture Fund beteiligt sich an flatfox, einem digitalen Immobiliendienstleister. 1. Juni 2018, abgerufen am 23. Juli 2019 (Schweizer Hochdeutsch).
- PriceHubble: Bewertungs-Start-up sammelt mehrere Millionen ein. In: IMMOBILIEN Business. 18. Dezember 2017, abgerufen am 23. Juli 2019 (deutsch).
- Der Helvetia Venture Fund beteiligt sich am deutschen Immobilienfinanzierer Baufi24. Abgerufen am 11. Juni 2021 (Schweizer Hochdeutsch).
- inside-it.ch: Helvetia Fund investiert in estnisches Insurtech Inzmo. Abgerufen am 23. Juli 2019.
- Helvetia: Umfassendes Konzept zur Zusammenarbeit mit Startups Startupticker.ch | The Swiss Startup News channel. Abgerufen am 23. Juli 2019.
- Helvetia kauft Mehrheit an spanischem Versicherer Caser | HZ. Abgerufen am 28. Februar 2021.
- Stefan Borkert: Helvetia-Tochter und Migros Bank fahren auf Autokäufer ab. In: aargauerzeitung.ch. 1. Februar 2022, abgerufen am 1. Februar 2022.
- Helvetia erschliesst mit der Partnerschaft von Smile und der Migros Bank neue Vertriebswege. In: boerse.de. 1. Februar 2022, abgerufen am 1. Februar 2022.
- Werner Enz Helvetia setzt mit dem Kauf von Caser auf die Karte Spanien. NZZ, 25. Januar 2020, abgerufen am 25. Januar 2020
- Nachhaltigkeitsbericht. Abgerufen am 11. Juni 2021 (Schweizer Hochdeutsch).
- Die Faszination der Schweizer Kunst | Helvetia.ch. In: Helvetia Versicherungen. (helvetia.com [abgerufen am 27. Juli 2018]).
- Liste Art Fair: Helvetia Kunstpreis - Aussteller - LISTE Art Fair Basel. Abgerufen am 27. Juli 2018.
- Liste: Art Price. Abgerufen am 10. Juni 2018.
- Swiss Ski: Helvetia | Swiss Ski. Abgerufen am 11. Juni 2021.
- Sponsoring Skisport. Abgerufen am 11. Juni 2021 (Schweizer Hochdeutsch).
- Swiss Drone League. Abgerufen am 11. Juni 2021 (Schweizer Hochdeutsch).
- Schutzwald Engagement. Abgerufen am 11. Juni 2021.