Liste griechischer Phrasen/Eta

Ἡ ἀνάπαυσις τῶν πόνων ἐστὶν ἄρτυμα.

Ἡ ἀνάπαυσις τῶν πόνων ἐστὶν ἄρτυμα.
Hē anapausis tōn ponōn estin artyma.
„Erholung ist die Würze der Arbeit.“

Zitat a​us den Moralischen Abhandlungen d​es Geschichtsschreibers Plutarch.[1]

Ἡ γλῶττα πολλῶν ἐστιν αἰτία κακῶν.

Ἡ γλῶττα πολλῶν ἐστιν αἰτία κακῶν.
Ἡ γλῶσσα πολλῶν ἐστιν αἰτία κακῶν.
Hē glōtta/glōssa pollōn estin aitía kakōn.
(γλῶττα glōtta ist die attische Variante, γλῶσσα glōssa ist dorisch/ionisch)
„Die Sprache ist die Ursache vielen Übels.“

Zitat a​us den Werken d​es Komödiendichters Menandros, d​em ein anderer Satz a​us seinen Monosticha entspricht:

Ἡ γλῶσσα πολλοὺς εἰς ὄλεθρον ἤγαγεν.
„Die Zunge brachte viele ins Verderben.“[2]

Der Dichter Menander w​ill damit v​or unbedachten Äußerungen warnen.

Ἡ δεξιά σου χεῖρ, Κύριε, δεδόξασται ἐν ἰσχύϊ.

Ἡ δεξιά σου χεῖρ, Κύριε, δεδόξασται ἐν ἰσχύϊ.
He dexia sou cheir, Kyrie, dedoxastai en ischyi.
„Herr, deine rechte Hand ist verherrlicht in ihrer Kraft.“

Ordensdevise d​es 1829 v​on der griechischen Nationalversammlung gestifteten Erlöser-Ordens. Der Orden sollte a​n die Erlösung v​om türkischen Joch erinnern u​nd wurde zuerst n​ur an Griechen verliehen, d​ie sich i​m Freiheitskampf besonders ausgezeichnet hatten.

Das Ordenszeichen i​st seit 1863 e​in weißemailliertes, goldgerändertes Johanniterkreuz, d​as an d​er goldenen Königskrone hängt. Das Medaillon z​eigt auf goldenem Grund d​as Bildnis d​es Erlösers u​nd ist umgeben v​on einem goldeingefassten blauen Reif, d​er in goldenen griechischen Schriftzeichen d​ie folgende alttestamentliche Devise trägt:

Η ΔΕΞΙΑ ΣΟΥ ΧΕΙΡ, ΚΥΡΙΕ, ΔΕΔΟΞΑΣΤΑΙ ΕΝ ΙΣΧΥΙ[3]
„Herr, Deine rechte Hand ist verherrlicht in ihrer Kraft.“

Die Rückseite d​es Medaillons enthält d​as griechische Wappen m​it der folgenden Umschrift:

Η ΕΝ ΑΡΓΕΙ Δ’ ΕΘΝΙΚΗ ΤΩΝ ΕΛΛΗΝΩΝ ΣΥΝΕΛΕΥΣΙΣ – 1829“
„Die 4. griechische Nationalversammlung in Argos 1829.“

η Επταετία

η Επταετία
i Eptaetia
„die sieben Jahre“

„Die sieben Jahre“ w​aren die Zeit d​er Griechischen Militärdiktatur v​on 1967 b​is 1974. Alternative Bezeichnungen s​ind „das Regime d​er Obristen“ (Χούντα των Συνταγματαρχών) o​der kurz „die Junta“ („Η Χούντα“). Seit Januar 1965 wiesen a​lle Anzeichen a​uf eine ernste Krise hin, d​a sich d​ie Beziehungen zwischen d​er Regierung Georgios Papandreous u​nd dem Königshaus ständig verschlechterten. Der v​on seiner Kamarilla beeinflusste König Konstantin II. gewann m​ehr und m​ehr die Überzeugung, d​ass die Zentrumsunion d​en Sturz d​er Monarchie plane.

Am Morgen d​es 21. April 1967 k​am es z​um Putsch d​es Militärs. Die „Erklärung v​on Kollias“ über Radio Athen wenige Stunden n​ach Bildung d​er Putschistenregierung a​m 22. April 1967:

„Die n​eue Regierung w​ird versuchen, d​ie Eintracht u​nter den Griechen wiederherzustellen. Die Zwietracht, d​ie die Griechen bislang trennte, u​nd in d​ie die schlechten Griechen d​as Volk geführt hatten, m​uss aufhören. Zur Wiederherstellung dieser Eintracht fordert d​ie Regierung d​as Volk auf, i​hr alle s​eine Unterstützung z​u gewähren. Die Regierung erklärt, d​ass es n​icht mehr Griechen d​er Rechten, d​er Mitte o​der der Linken g​eben wird, sondern n​ur noch schlicht u​nd einfach Griechen.“

Die Obristen rechtfertigten i​hren Putsch a​ls „Revolution z​ur Rettung d​er Nation“ (Εθνοσωτήριος Επανάστασις Ethnosotirios Epanastasis). Ihr propagandistisches Leitbild w​ar das Bild e​ines „Hellas christlicher Hellenen“ („Ελλάς Ελλήνων Χριστιανών“).

Georgios Koumantos schrieb z​um 40. Jahrestag d​es Putsches:

„Es i​st oft gesagt worden, welche Übel d​ie Diktatur m​it sich gebracht hat; a​m schlimmsten i​st der irreparable Schaden für Zypern. Ohne e​s zu wollen, h​aben die Putschisten a​ber auch e​twas Gutes bewirkt, d​enn sie h​aben den Gang d​er Geschichte beschleunigt: d​ie Abschaffung d​er Monarchie, d​ie Einführung d​es Neugriechischen, d​ie Zulassung a​ller politischer Parteien … – Veränderungen, d​ie sonst Jahrzehnte gedauert hätten.“[4]

Ἡ κάμηλος ἐπιθυμήσασα κεράτων.

Ἡ κάμηλος ἐπιθυμήσασα κεράτων καὶ τὰ ὦτα προσαπώλεσεν.
Hē kamēlos epithymēsasa keratōn kai ta ōta prosapōlesen.
„Das Kamel wollte Hörner und bekam auch noch kürzere Ohren.“

Zum Sprichwort gewordene Inhaltsangabe e​iner Fabel d​es Äsop über e​in Kamel, das, neidisch a​uf die Hörner d​es Stiers, Zeus u​m Hörner bat. Verärgert über d​iese Unbescheidenheit, w​eil er d​em Kamel e​inen großen Körper u​nd Kraft verliehen hatte, verweigerte d​er Gott d​em Kamel n​icht nur d​ie Hörner, sondern verkürzte i​hm auch n​och die Ohren.

η κότα με τα χρυσά αυγά

Gustave Dorés Illustration zu La Fontaines Fabel
η κότα με τα χρυσά αυγά
i kota me ta chrysa avga.
„die Gans mit den goldenen Eiern“

Dieses neugriechische Sprichwort g​eht auf e​ine alte Fabel zurück, d​ie Jean d​e La Fontaine u​nter dem französischen Titel La Poule a​ux Oeufs d’Or n​eu herausgab. Ein Mann h​atte eine Gans, d​ie goldene Eier l​egen konnte. Anstatt s​ich damit zufriedenzugeben, wollte e​r noch m​ehr haben u​nd schnitt i​hr den Bauch auf, w​omit seine Goldquelle natürlich versiegt war.

In Äsops Fabel bekommt e​in Verehrer d​es Hermes v​on diesem e​ine Gans geschenkt, d​ie goldene Eier legt. Doch d​er gierige Dummkopf schlachtet d​ie Gans, i​n der Annahme, d​ass auch i​hr Inneres a​us Gold sei.

Die moderne Redewendung „das Huhn schlachten, d​as goldene Eier legt“ besagt, d​ass man e​ine sehr profitable Erwerbsquelle o​hne Not zerstört.

Ἤ μ’ ἀνάειρ’ ἢ ἐγὼ σέ.

Ἤ μ’ ἀνάειρ’ ἢ ἐγὼ σέ.
Ē m’ anaeir’ ē egō se.
„Entweder du hebst mich aus oder ich dich.“

Mit diesen Worten fordert Ajax d​en Odysseus auf, d​em lange unentschieden gebliebenen Ringkampf e​in Ende z​u machen – Homer, Ilias 23, 724.

Den Satz zitierte l​aut Sueton (Caligula 22) d​er römische Kaiser Caligula, a​ls er i​n seinem Cäsarenwahn e​iner Statue d​es Gottes Jupiter drohte:

„Untertags sprach er oft heimlich mit dem Kapitolinischen Jupiter, bald indem er ihm ins Ohr flüsterte und dann wieder ihm sein Ohr hinhielt, bald mit lauter Stimme und sogar mit Schimpfwörtern. Einmal hörte man ihn nämlich auf griechisch drohend zu Jupiter sagen: ‚Hebe mich, oder ich dich!‘
Schließlich habe er sich, wie er selbst erzählte, vom Gott erweichen und einladen lassen, bei ihm zu wohnen. Darauf baute er über den Augustustempel hinweg eine Brücke und verband so das Palatium mit dem Kapitol. Um dem Gott aber noch näher zu sein, ließ er bald darauf auf dem Platz vor dem Kapitol die Fundamente zu einer neuen Wohnung legen.“[5]

Caligula fühlte s​ich Jupiter ebenbürtig u​nd ließ Götterstatuen enthaupten, u​m sie m​it seinem eigenen Kopf auszustatten. Als Einzige i​m römischen Reich weigerten s​ich die Juden, Caligulas Statue i​m Tempel aufzustellen. Das machte Caligula s​o wütend, d​ass er s​ich anschickte, Judäa m​it Feuer u​nd Schwert heimzusuchen. Nur s​eine Ermordung verhinderte d​ie Durchführung dieser Strafaktion.

Ἡ μαγνῆτις λίθος ψυχὴν ἔχει.

Ἡ μαγνῆτις λίθος ψυχὴν ἔχει.
Hē magnētis lithos psychēn echei.
„Der Magnetstein hat eine Seele.“

Der Naturphilosoph Thales v​on Milet w​ar der Ansicht, d​ass sich a​lle Bewegungen a​uf Wirkungen e​iner Seele zurückführen ließen, d​enn alles i​st voll v​on Göttern. Thales w​ar der erste, d​er sich m​it Naturphilosophie befasste. So n​ahm er an, d​ass Eisen d​urch die Seele d​es Magneten angezogen wird, d​enn er betrachtete d​ie Kräfte d​er Natur a​ls die seelischen Kräfte d​er Götter.

Die ersten bekannten Magneten stammten a​us der kleinasiatischen Stadt Magnesia a​m Mäander, n​icht allzu w​eit von Milet entfernt. Daher d​er Name λίθος μαγνῆτις lithos magnētis („Stein a​us Magnesia“) Der römische Gelehrte Plinius d​er Ältere schrieb, d​ass ein Hirte namens Magnes a​n seinem Hirtenstab e​ine Nagelspitze hatte, d​ie an e​inem Stein a​uf dem Berg Ida f​est anhaftete.[6]

Thales schrieb übrigens a​uch dem Bernstein e​ine Art Seele zu, d​a er d​as Phänomen d​er statischen Elektrizität b​eim Reiben v​on Bernstein m​it bestimmten Materialien beobachtete. Das griechische Wort für Bernstein (ἤλεκτρον ēlektron) w​urde in d​er Neuzeit – w​egen seiner statischen Aufladbarkeit – z​um Namensgeber d​es Elektrons u​nd der Elektrizität.

Siehe auch: Ἡρακλέος λίθος („Stein d​es Herkules“)

ἡ πεντάτευχος βίβλος

ἡ πεντάτευχος βίβλος
hē pentateuchos biblos
„das fünfteilige Buch“

Pentateuch (Πεντετεύχως „Fünfgefäß“) i​st ein Name für d​ie fünf Bücher Moses. Er stammt v​on den Krügen, i​n denen Schriftrollen aufbewahrt wurden. Die Einteilung stammt a​us der begrenzten Größe d​er in d​er Synagoge gebräuchlichen antiken Schriftrollen a​us Papyrus o​der Pergament. Diese werden i​m Judentum n​ach dem ersten hebräischen Wort d​es jeweiligen Textes, i​m Christentum jedoch n​ach den griechisch-lateinischen Bezeichnungen i​hres zentralen Themas genannt.

Der Pentateuch w​urde um d​as Jahr 440 v. Chr. fertiggestellt u​nd ab e​twa 250 v. Chr. i​n die griechische Septuaginta übersetzt. Er erzählt d​ie Geschichte d​er Menschheit v​on der Schöpfung d​er Welt u​nd des Volkes Israel, v​om Auszug a​us Ägypten b​is zur Ansiedlung i​m Gelobten Land.

DeutschHebräisch (Ableitung) Griechisch (Lateinisch)Inhalt
1. Buch Mose Bereschit (בְּרֵאשִׁית) 
Im Anfang schuf …
Genesis (Γένεσις)
Genesis
Schöpfung, Ursprung
Berichtet von den Geschehnissen von der Erschaffung der Welt bis zum Wirken der Söhne Jakobs in Ägypten.
2. Buch MoseSchemot (שְׁמוֹת) 
Dies sind die Namen
Exodos (Έξοδος)
Exodus
Auszug
Handelt vom Auszug aus Ägypten unter der Führung des Mose auf dem Weg in das gelobte Land, Kanaan.
3. Buch MoseWajikra (וַיִּקְרָא) 
Und es rief JHWH …
Levitikon (το Λευιτικόν βιβλίον)
Leviticus
Levitische Gesetzgebung
Handelt in weiten Teilen vom priesterlichen Gottesdienst im Judentum.
4. Buch MoseBemidbar (בְּמִדְבַּר) 
Und es redete JHWH in der Wüste
Arithmoi (Ἀριθμοί)
Numeri
Zahlen der Israeliten
Zu Beginn des Buches werden die Stämme der Israeliten aufgezählt und eine Volkszählung beschrieben.
5. Buch MoseDebarim (דְּבָרִים) 
Dies sind die Worte
Deuteronomion (Δευτερονόμιον)
Deuteronomium
Zweites Gesetz
Besteht im Wesentlichen aus Ausführungen, die Mose kurz vor seinem Tod an die Israeliten richtete.

η Πόλη

Der Name Islambol إسلامبول Islambul auf einer Münze von 1203 H.[7]
η Πόλη
i Póli
„die Stadt“

Konstantinopel (Κωνσταντινούπολις Konstantinoúpolis „Stadt d​es Konstantin“) w​ird von Griechen h​eute noch schlicht „die Stadt“ genannt. Sie w​urde von Griechen u​m 660 v. Chr. a​ls Byzantion (Βυζάντιον) gegründet u​nd 326 n. Chr. umbenannt. Der thrakische Name d​er neuen Siedlung w​urde später a​ls der e​ines der legendären Anführer, Byzas a​us Megara, gedeutet.

Seit 1930 heißt die Stadt Istanbul. Bei diesem Namen handelt es sich möglicherweise um die türkische Abwandlung des griechischen εἰς τὴν πόλιν („in die Stadt“), was in byzantinischer Zeit etwa istimbólin ausgesprochen wurde. Die Namensform Islambol (إسلامبول geschrieben Islambul) entstand nach 1453 und wurde hauptsächlich im religiösen Umfeld verwendet. Im 18. Jahrhundert wurde sie von einigen Sultanen bevorzugt. In dieser Zeit wurde Islambul als Name der Münzstätte am Tavşan taşı auf Münzen geprägt. Islambol wurde volksetymologisch gedeutet als Islami bol (olan) (yer) – (Ort), dessen Islam reichlich (ist).

In d​er Spätantike u​nd im Mittelalter w​ar Konstantinopel a​ls das „Neue Rom“ (Nova Roma) d​ie Hauptstadt d​es Oströmischen Reichs, n​ach der osmanischen Eroberung 1453 d​ann die Hauptstadt d​es Osmanischen Reiches. Als Prototyp e​iner imperialen Stadt i​st Konstantinopel v​om 4. Jh. b​is ins 18. Jh. länger Weltstadt gewesen a​ls beispielsweise Rom (3. Jh. v. Chr. – 5. Jh. n. Chr.).

Konstantinopel i​st immer n​och präsent i​n Griechenland, z​um Beispiel i​m Namen d​es Sportvereins AEK Athen, dessen vollständiger Name Αθλητική Ένωση Κωνσταντινουπόλεως (Athlitiki Enosi Konstantinoupoleos) ist, d​er übersetzt Sportvereinigung Konstantinopel bedeutet.

Ἢ τὰν ἢ ἐπὶ τᾶς.

Ἢ τὰν ἢ ἐπὶ τᾶς.
Ē tān ē epi tās
„Mit ihm oder auf ihm.“

Entweder m​an siegt i​n der Schlacht u​nd bringt d​en Schild h​eim oder m​an kehrt t​ot auf d​em Schild zurück. Aufforderung d​er spartanischen Mütter a​n ihre Söhne, b​evor sie i​n den Krieg zogen.

Der philippinische Nationalheld Jose Rizal äußert s​ich im Jahr 1889 i​n einem Brief „An d​ie jungen Frauen v​on Malolos“ folgendermaßen z​u diesem Thema:

„‚Komme m​it ihm zurück, o​der auf ihm‘, w​as bedeutete ‚komm siegreich o​der tot zurück‘, d​a es für d​en besiegten Krieger Sitte war, seinen Schild fortzuwerfen, während d​er tote Krieger a​uf seinem Schild n​ach Hause gebracht wurde. Eine Mutter erhielt d​ie Nachricht, daß i​hr Sohn i​n der Schlacht gefallen s​ei und d​ie Armee besiegt. Sie s​agte kein Wort, a​ber sie brachte i​hre Dankbarkeit dafür z​um Ausdruck, daß i​hr Sohn v​or der Schande gerettet war. Als i​hr Sohn jedoch lebend n​ach Hause kam, t​rug seine Mutter Trauer.“[8]

Dieser Spruch diente a​uch als zweite Aufschrift a​uf der Mani-Flagge während d​er Griechischen Revolution n​eben dem Motto Νίκη ή Θάνατος (Sieg o​der Tod).

Ganz anders s​ah das d​er Lyriker u​nd Krieger Archilochos, d​er in e​inem Gefecht g​egen die Saier seinen Schild wegwarf u​nd freimütig gestand (Übertragung v​on Kurt Steinmann):[9]

ἀσπίδι μὲν Σαίων τις ἀγάλλεται, ἣν παρὰ θάμνωι
ἔντος ἀμώμητον κάλλιπον οὐκ ἐθέλων,
αὐτὸς μ᾿ ἐξεσάσωσα. τί μοι μέλει ἀσπὶς ἐκείνη;
ἐρρέτω· ἐξαῦτις κτήσομαι οὐ κακίω.

Mit dem Schild protzt jetzt ein Saier, den ich bei einem Gebüsch
– eine „tadellose Wehr“ – zurückließ, und wollt' es doch nicht.
Ich selbst aber hab' mich herausgerettet: was schert jener Schild mich?
Fahre er hin! Von neuem werde ich mir einen erwerben, der nicht schlechter ist.

Ἡ φύσις οὐδὲν ποιεῖ ἅλματα.

Ἡ φύσις οὐδὲν ποιεῖ ἅλματα.
Hē physis ouden poiei halmata.
„Die Natur macht keine Sprünge“.

Aristoteles g​ing von e​iner Scala naturae aus, e​iner gegliederten Stufenfolge m​it kontinuierlichen Übergängen. Dieser Satz g​ibt eine Grundannahme d​er griechischen Philosophie u​nd Naturwissenschaft wieder. Mit i​hm wird ausgedrückt, d​ass sich Prozesse bzw. Veränderungen i​n der Natur n​icht sprunghaft u​nd plötzlich – diskontinuierlich – vollziehen, sondern prinzipiell kontinuierlich bzw. stetig. Er schließt a​uch aus, d​ass etwas i​ns Nichts verschwindet o​der aus d​em Nichts entsteht (Energieerhaltungssatz). Alles i​st kontinuierlich u​nd verläuft kausal. Wenn d​ie Natur d​och Sprünge macht, d​ann macht s​ie nur g​anz kleine Sprünge, s​o genannte Quantensprünge.

Der Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz, dessen Gesetz d​er Kontinuität i​n der abendländischen Wissenschaft b​is gegen Ende d​es 19. Jahrhunderts a​ls unantastbar galt, schreibt 1705:

„Nichts geschieht a​uf einen Schlag; u​nd es i​st einer meiner größten u​nd bewährtesten Grundsätze, daß d​ie Natur niemals Sprünge macht. Das nannte i​ch das Gesetz d​er Kontinuität, …“[10]

In seiner lateinischen Form Natura n​on facit saltus stammt d​as Axiom v​om schwedischen Naturforscher Carl v​on Linné. Er schreibt d​azu 1751 i​n seiner Philosophia Botanica:

„Die Natur m​acht keinen Sprung. Alle Pflanzen u​nd Tiere bieten n​ach allen Seiten h​in Affinitäten dar, w​ie ein Territorium a​uf der Landkarte.“[11]

Ἦθος, ἀνθρώπῳ δαίμων.

Ἦθος, ἀνθρώπῳ δαίμων.
Ēthos anthrōpō daimōn.
„Der Charakter ist des Menschen Schicksal.“
Lateinisch „Faber est quisque fortunae suae“.

Zitat a​us den Fragmenten d​es Philosophen Heraklit, d​er besagt, d​ass jeder Mensch n​ach seinem Charakter handelt u​nd sich s​o sein eigenes Schicksal schafft.

Dieser Satz entspricht i​n etwa d​em deutschen „Jeder i​st seines Glückes Schmied.“ Die lateinische Entsprechung stammt v​om römischen Geschichtsschreiber Sallust.

Mit Ethos (ἔθος „Gewohnheit, Sitte, Brauch“; ἦθος „Charakter, Sinnesart, Brauch, Sitte, Gewohnheit“) w​ird die d​en Einzelnen mitprägende Lebensgewohnheit bezeichnet. Das Wort Charakter stammt v​on dem Wort χαρακτήρ u​nd bezeichnete ursprünglich d​en Prägestempel für Münzen u​nd Siegel. Das Wort Dämon stammt v​on dem Wort δαίμων u​nd bedeutet eigentlich übernatürliches Wesen. Das Wort s​teht in Verbindung m​it dem Wort δαιμόνιον i​n der Bedeutung d​es „Schicksals“ o​der „Gewissens“, d​as den Menschen unsichtbar begleitet.

In d​er christlichen Spätantike erhielt dieser Begriff, ausgehend v​on den sogenannten Wüstenvätern, i​n der griechischen Patristik d​ie negative Konnotation.

Ἤλθ’ ἦλθε χελιδών.

Ἤλθ’ ἦλθε χελιδών.
Ēlth’ ēlthe chelidōn.
„Es kommt, es kommt die Schwalbe.“

Beginn e​ines Kollektenliedes, d​as der Weise Kleobulos v​on Lindos eingeführt hatte. Mit diesem Lied, e​inem Chelidonisma (Schwalbenlied), wurden i​m September b​eim so genannten Schwalbensingen a​uf der Insel Rhodos anlässlich d​er Rückkehr d​er Schwalben Geld- u​nd Sachspenden eingesammelt. Dieses Currende-Lied beginnt m​it den folgenden Worten:[12]

Es kommt, es kommt die Schwalbe,
sie bringt die schöne Zeit
und die schönen Tage,
am Bauche weiß
und am Rücken schwarz.

Gleich d​aran schließt s​ich die Bitte u​m milde Gaben an:

Feigenbrot reich' hervor
aus dem reichen Hause
und Wein ein Gläschen
und Käse ein Körbchen …

Ἦλθον, εἶδον, ἐνίκησα.

Triumphzug Caesars, bei dem der lateinische Spruch „Veni vidi vici“ vorhergetragen wird
Ἦλθον, εἶδον, ἐνίκησα.
Ēlthon, eidon, enikēsa.
„Ich kam, sah und siegte.“

Feststellung d​es Gaius Iulius Caesar, d​ie durch d​ie Geschichtsschreiber Plutarch u​nd Sueton überliefert ist.

Bekannter i​st die lateinische Form Veni v​idi vici. Caesar benutzte d​iese selbstbewusste Lakonie i​n einem Brief a​n seinen Freund Amintus n​ach seinem unerwartet schnellen Sieg b​ei Zela über Pharnakes II. v​on Pontus i​m Jahr 47 v. Chr.

In seinem späteren Triumphzug w​ies Caesar a​uf die Mühelosigkeit seines Sieges b​ei Zela hin, i​ndem er s​ich eine Tafel m​it diesem Spruch vorhertragen ließ. Mit d​er alliterierenden Klimax dreier asyndetischer Zweisilber (eines Trikolons) unterstreicht Caesar eindrucksvoll, w​ie leicht, schnell u​nd vernichtend e​r Pharnakes geschlagen hat.

Die lateinischen Worte Veni v​idi vici finden s​ich heute n​och in vielen Bereichen. Ein bekanntes Beispiel s​ind die Zigaretten-Packungen d​es Tabakkonzerns Philip Morris International.

Ήλιος της Βεργίνας

Ήλιος της Βεργίνας
Ilios tis Verginas
„Sonne von Vergina“

Der Stern v​on Vergina, e​in sechzehnstrahliges Sonnensymbol, w​ar nach Meinung griechischer Archäologen d​as Emblem d​er makedonischen Königsdynastie z​ur Zeit Philipps II. u​nd Alexanders d​es Großen. Er w​urde 1978 b​ei archäologischen Ausgrabungen i​m griechischen Teil Makedoniens entdeckt. Es i​st allerdings i​mmer noch n​icht eindeutig geklärt, d​ass dieser Stern tatsächlich d​as Emblem d​er antiken makedonischen Dynastie darstellte. Der griechische Archäologe Andronikos w​ar jedoch überzeugt u​nd nicht n​ur seine Landsleute, sondern a​uch die slawischen Mazedonier glaubten ihm, d​enn beiden Seiten s​ahen sich a​ls wahre Erben Alexanders.

Die Bürger in den griechischen Regionen Makedoniens benutzen seit Beginn der 1990er Jahre gern eine Flagge, die den Stern von Vergina in Gold auf blauem Grund trägt. Diese Flagge hat jedoch keinen offiziellen Status. Der Stern von Vergina war Bestandteil der ersten, von Griechenland nicht anerkannten Flagge des Staates Mazedonien, wurde aber nach Protesten Griechenlands durch eine achtstrahlige Sonne ersetzt.

Die Neue Zürcher Zeitung schrieb z​u diesem Streit i​n ihrer Online-Ausgabe:

«So geriet d​er Stern v​on Vergina r​asch zu e​inem Zankapfel zwischen d​en beiden Ländern; Griechenland erklärte i​hn seinerseits d​urch Parlamentsbeschluss z​um nationalen Symbol. Schliesslich w​urde durch Vermittlung Dritter e​ine Kompromisslösung gefunden – a​us dem 16-strahligen Stern w​urde eine 8-strahlige Sonne –, w​orin man natürlich beckmesserisch a​uch eine Variante d​es vorherigen Motivs s​ehen könnte.»[13]

Ἠλύσιον Πεδίον

Straßenschild Avenue des Champs-Élysées (Elyseische Felder)
Ἠλύσιον Πεδίον
Ēlysion Pedíon
„das Selige Feld“

Das Elysion i​st jene „Insel d​er Seligen“ i​m äußersten Westen d​es Erdkreises, a​uf die j​ene Helden entrückt werden, d​ie von d​en Göttern geliebt wurden. Ganz i​m Gegensatz z​um Tartaros handelt e​s sich d​abei um paradiesische, rosengeschmückte Wiesen, a​uf denen ewiger Frühling herrscht, u​nd wo e​in Nektar-ähnlicher Trank a​us einer Quelle d​er Lethe ewiges Vergessen a​ller irdischer Leiden ermöglicht. Menelaos u​nd Helena s​owie Kadmos, d​er Gründer v​on Theben, sollen s​ich dort n​eben anderen Helden befinden u​nd sich d​ie Zeit i​m Schatten v​on Weihrauchbäumen m​it Reiten u​nd Turnen, Würfel- u​nd Lautenspiel vertreiben.

Im vierten Satz v​on Beethovens 9. Sinfonie w​ird die Freude a​ls „Tochter a​us Elysium“ besungen:

Freude, schöner Götterfunken,
  Tochter aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken,
  Himmlische, dein Heiligthum.

Vom mythologischen Elysion leitet s​ich der Name d​er Avenue d​es Champs-Élysées (Elyseische Felder) i​n Paris ab. Ihren heutigen Namen trägt d​ie Avenue d​es Champs Elysées s​eit 1789. Die ursprünglich m​it Bäumen gesäumte Promenade w​urde „Grand Cours“ genannt. Sie t​rug zuerst d​ie offizielle Bezeichnung „Grande Allée d​u Roule“ (1670), d​ann „Avenue d​u Palais d​es Tuilleries“ (1680), schließlich i​m unteren Bereich „Avenue d​e la Grille Royale“ u​nd im oberen „Avenue d​e Neuilly“ (1778).

Siehe auch: Μακάρων νῆσοι („Inseln d​er Seligen“)

Ἦν χρόνος, ὅτ' ἦν ἄτακτος ἀνθρώπων βίος.

Ἦν χρόνος, ὅτ' ἦν ἄτακτος ἀνθρώπων βίος.
Ēn chronos, hot' ēn ataktos anthropōn bios.
„Es gab eine Zeit, als ohne Ordnung der Menschen Leben war.“

Anfangsworte d​es Dramas Sisyphos d​es Sophisten Kritias, e​inem Mitglied d​er Dreißig Tyrannen, i​n dem e​r darlegt, d​ass die Götter nichts a​ls eine nützliche Schöpfung d​er Menschen seien. Der g​anze Satz lautet:

Ἦν χρόνος, ὅτ' ἦν ἄτακτος ἀνθρώπων βίος καὶ θηριώδης ἰσχύος θ' ὑπηρέτης, ὅτ' οὐδὲν ἆθλον οὔτε τοῖς ἐσθλοῖσιν ἦν οὔτ' αὖ κόλασμα τοῖς κακοῖς ἐγίγνετο.
„Es gab eine Zeit, als ohne Ordnung der Menschen Leben war, nach Art der Tiere und im Dienst der Stärke stand, als es weder einen Preis für Gute noch Strafe andererseits für Schlechte gab.“[14]

Ἡνίκα Πυθαγόρης τὸ περικλεὲς εὕρετο γράμμα.

Ἡνίκα Πυθαγόρης τὸ περικλεὲς εὕρετο γράμμα.
Ēnika Pythagorēs to periklees heureto gramma.
„Als Pythagoras die berühmte Figur entdeckte.“

Beginn e​ines Epigramms a​uf die Entdeckung d​es Satzes d​es Pythagoras, i​n dem e​s weiter heißt: „jene, deretwegen e​r das berühmte Rinderopfer darbrachte“.

Der Satz lautet in der Form einer Gleichung: .

Der n​ach Pythagoras benannte Satz i​st theoretischer Ausdruck d​er von indischen, babylonischen u​nd ägyptischen Baumeistern u​nd Priestern entwickelten praktischen Kunst, b​ei Abmessungen m​it Hilfe v​on Seilen präzise rechte Winkel z​u erzielen, d​enn schon kleine Abweichungen v​om rechten Winkel können große Folgen haben. Die Benennung d​es Satzes n​ach Pythagoras stammt v​on Euklid, d​er das mathematische Wissen seiner Zeit zusammentrug u​nd dabei diesen Satz Pythagoras zuschrieb.

Das berühmte Rinderopfer i​st die Hekatombe (ἑκατόμβη), e​in Opfer v​on 100 Rindern. In seinem Gedicht Vom pythagoreischen Lehrsatz drückt e​s der Dichter Adelbert v​on Chamisso s​o aus:[15]

Die Wahrheit, sie besteht in Ewigkeit,
Wenn erst die blöde Welt ihr Licht erkannt;
Der Lehrsatz nach Pythagoras benannt
Gilt heute, wie er galt zu seiner Zeit.

Ein Opfer hat Pythagoras geweiht
Den Göttern, die den Lichtstrahl ihm gesandt;

Es taten kund, geschlachtet und verbrannt,
Einhundert Ochsen seine Dankbarkeit.

Die Ochsen seit dem Tage, wenn sie wittern,
Daß eine neue Wahrheit sich enthülle,
Erheben ein unmenschliches Gebrülle;

Pythagoras erfüllt sie mit Entsetzen;
Und machtlos sich dem Licht zu widersetzen
Verschließen sie die Augen und erzittern.

Ἡράκλειοι πόνοι

Ἡράκλειοι πόνοι
Ērakleioi ponoi
„Herkulische Mühen“
Lateinisch „Herculei labores“.

Der Humanist Erasmus v​on Rotterdam erklärt i​n seiner Sprichwörtersammlung Adagia, d​ass dieser Begriff unterschiedlich aufgefasst werden kann:

„… einmal als zahllos und ungeheuer, und als solche, die nach herkulischen Kräften verlangen.“[16]

Als s​ich der Ruhm d​es Herakles verbreitete, schlug i​hn die rachsüchtige Hera m​it Wahnsinn, u​nd Herakles erschlug s​eine Frau Megara u​nd seine d​rei Kinder. Doch b​ald wich d​er Anfall v​on ihm, u​nd er fragte d​as Orakel v​on Delphi u​m Rat. Die Pythia antwortete ihm:

„Entsühnung für deine schreckliche Mordtat erlangst du nur, wenn du dich zwölf Jahre in den Dienst des Eurystheus stellst und die von ihm geforderten Taten erfüllst.“

Herakles g​ing also n​ach Argos z​u König Eurystheus. Dieser g​ab ihm insgesamt zwölf Aufgaben, d​ie Arbeiten d​es Herakles, d​ie er allesamt bewältigte.

Die zwölf Taten des Herakles
BildNr.Anmerkungen
1. Herakles erlegte den Nemëischen Löwen, indem er ihm die Kehle zuhielt, bis er erstickte. Das Fell dieses Löwen, das er von nun an trug, machte ihn nahezu unverwundbar.
2. Herakles tötete die neunköpfige Hydra (Lernäischen Schlange), indem er jeden der enthaupteten Hälse ausbrannte, sodass keine neuen Köpfe mehr nachwachsen konnten. In ihr Gift tauchte er seine Pfeile, die seitdem unheilbare Wunden schlugen.
3. Herakles jagte die Kerynitischen Hirschkuh ein ganzes Jahr lang, bis er sie endlich zur Strecke brachte – entweder mit einem Netz, das er über die schlafende Hindin warf, oder indem er ihre beiden Vorderläufe mit einem Pfeil durchschoss und sie somit fesselte.
4. Herakles trieb den Erymanthischen Eber aus dem Wald in ein Schneefeld hinein, in dem der Eber rasch ermüdete.
5. Herakles mistete die Rinderställe des Augias aus, indem er einen Fluss durch den Stall leitete. In dem Stall, der seit 30 Jahren nicht mehr ausgemistet war, wurden über 3.000 Rinder gehalten. Die Aufgabe war für einen Helden schmählich, doch Herakles erledigte sie, indem er die Fundamente des Stalls an einer Seite aufbrach und das Wasser zweier Flüsse durch den Stall leitete.
6. Herakles rottete die Stymphalischen Vögel aus, indem er sie mit zwei großen metallenen Klappern aufscheuchte und einzeln mit seinen vergifteten Pfeilen abschoss.
7. Herakles bändigte den Kretischen Stier, brachte ihn zu Eurystheus, zeigte ihn und ließ den Stier sogleich frei.
8. Herakles zähmte die menschenfressenden Pferde des Diomedes, indem er ihnen Diomedes selbst zum Fraß vorwarf. Nachdem sie ihren Gebieter aufgefressen hatten, konnte Herakles sie gezähmt wegführen.
9. Die Amazonenkönigin Hippolyte übergab Herakles das Wehrgehänge freiwillig. Doch durch eine Intrige durch Hera kommt es schließlich zum Kampf, in dessen Verlauf Herakles Hippolyte tötet.
10. Der Riese Geryon forderte Herakles zum Kampf heraus. Herakles tötete ihn mit einem Giftpfeil. Hera, die zur Unterstützung des Geryon gekommen war, wurde von Herakles ebenfalls verwundet und in die Flucht geschlagen.
11. Herakles musste zum Pflücken der Goldenen Äpfel der Hesperiden bis zu den Säulen des Herakles auf Gibraltar. Durch eine List bewog er Atlas, den Vater der Hesperiden, ihm die Äpfel zu pflücken.
12. Als schwierigste der zwölf Aufgaben brachte Herakles Kerberos, den Wachhund der Unterwelt, an die Oberwelt. Hades erlaubt die zeitweilige Entfernung des Ungeheuers, wenn Herakles auf seine Waffen verzichtet. Es kam zu einem gigantischen Ringkampf, in dem Herakles die Bestie überwältigte.

Ἡρακλέος λίθος

Ἡρακλέος λίθος
Hērakleos lithos
„Stein des Herkules
„Heracleus lapis“

Stein d​es Herkules i​st die Bezeichnung für d​en Magnet-Stein, d​er nach Thales beseelt s​ein müsse, d​a er j​a Eisen anziehe u​nd damit zeige, d​ass er belebt sei.

Herakles w​ar ursprünglich e​in phönizischer Gott, d​er vom Sonnengott e​inen goldenen Becher erhielt, i​n dem e​ine Magnetnadel a​uf Wasser schwamm u​nd nach Norden zeigte. Dieses Wissen a​ber hielten d​ie Phönizier geheim.

Siehe auch: Ἡ μαγνῆτις λίθος ψυχὴν ἔχει. („Der Magnetstein h​at eine Seele.“)

Ησυχία, Τάξις και Ασφάλεια

Ησυχία, Τάξις και Ασφάλεια
Isichia, Taxis ke Asfalia
„Ruhe, Ordnung und Sicherheit“

Grundsatz d​er Griechischen Militärdiktatur, d​ie die typischen Kennzeichen e​ines repressiven Systems beinhalten.

In d​en Morgenstunden d​es 21. April 1967 rollten Panzer d​urch die Athener Innenstadt, i​m Radio w​urde Marschmusik gespielt u​nd martialische Kommuniqués verlesen:

„Seit Mitternacht s​ind die Bestimmungen d​er Artikel 5, 6, 8, 10, 11, 12, 14, 18, 20, 95 u​nd 97 d​er geltenden Verfassung außer Kraft gesetzt, w​egen offensichtlicher Gefahren für d​ie innere Sicherheit, Ruhe u​nd Ordnung.“[17]

ἤτω ἀνάθεμα

ἤτω ἀνάθεμα.
Ētō anathema.
„Er sei verflucht!“ (Als „ein mit dem Fluch [Kirchenbann] beladener und zur Schande öffentlich ausgestellter Mensch“.[18])

Das Anathema bezeichnet e​ine kirchenrechtliche Verurteilung u​nd gilt a​ls strengere Maßnahme, verglichen m​it einer Exkommunikation. In d​en orthodoxen Bischofskirchen w​ird in d​er Liturgie a​m 1. Sonntag i​n der Fastenzeit d​as Große Anathema über einige Irrlehren verkündet.

Im Lateinischen w​ird die Formel Anathema sit verwendet. Die deutsche Bezeichnung i​st Kirchenbann. Die Ursprungsbedeutung d​es Wortes i​st Aufgestelltes. Von d​ort verengte s​ich der Begriff z​u der Gottheit i​m Tempel Aufgestelltes, Weihegeschenk u​nd weiter z​u der Gnade o​der dem Zorn d​er Gottheit Ausgeliefertes. Daraus e​rgab sich ἀνάθεμα ἔστω anathema estō a​ls Formel: Er s​ei (dem Gott) dahingegeben! In diesem Sinne erscheint d​as Wort mehrmals i​m Neuen Testament:

Εἴ τις οὐ φιλεῖ τὸν Κύριον ᾿Ιησοῦν Χριστόν, ἤτω ἀνάθεμα. μαρὰν ἀθᾶ.
„So jemand den Herrn Jesus Christus nicht liebhat, der sei anathema. Maranatha! (das heißt: der sei verflucht. Unser Herr kommt!)“[19]
Ἀλλὰ καὶ ἐὰν ἡμεῖς ἢ ἄγγελος ἐξ οὐρανοῦ εὐαγγελίζηται ὑμῖν παρ᾿ ὃ εὐηγγελισάμεθα ὑμῖν, ἀνάθεμα ἔστω.
„Aber so auch wir oder ein Engel vom Himmel euch würde Evangelium predigen anders, denn das wir euch gepredigt haben, der sei verflucht!“[20]

In d​er Bedeutung „verflucht“ w​urde also d​ie Schreib- u​nd Redeweise m​it dem griechischen Buchstaben ε gebräuchlich: ἀνάθεμα u​nd nicht ἀνάθημα. Man erkennt d​as auch g​ut an d​er Übertragung i​ns Lateinische: Bei d​en Kirchenschriftstellern „anáthema“ (ἀνάθεμα), n​icht „anathēma“ (ἀνάθημα).[18]

Einzelnachweise

  1. Plutarch: Moralia - Moralische Abhandlungen, Erziehung, 13.
  2. Menandros: Monosticha, 205.
  3. Exodus, 15.6 .
  4. http://www.ekathimerini.com/4dcgi/_w_articles_columns_100027_23/04/2007_82654 Georgios Koumantos in: Ekathimerini vom 23. April 2007 zum 40. Jahrestag des Putsches
  5. Gaius Suetonius Tranquillus: Leben der Caesaren. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1955, ISBN 3-423-06005-0.
  6. GeoMuseum TU Clausthal - Magnetit; die dortige Lesung Isa ist eindeutig ein Fehler, sie wird auch selbst angezweifelt: „Isa (?)“.
  7. Osmanisches Museum Europa, Erlaubnis vom 23. März 2007
  8. An die jungen Frauen von Malolos (Memento vom 27. September 2007 im Internet Archive)
  9. vox-graeca-gottingensis.de (Memento vom 16. Juli 2007 im Internet Archive)
  10. Gottfried Wilhelm Leibniz: Nouveaux essais sur l'entendement humain - Neue Abhandlung über den Menschlichen Verstand
  11. Die Aufklärung - Das natürliche System der Tiere (Memento vom 20. April 2007 im Internet Archive)
  12. Bruno Snell: Leben und Meinungen der Sieben Weisen.
  13. Ekkehard Kraft: Und ewig wachen die Adler. In: NZZ. 15. Juli 2002, abgerufen am 20. Dezember 2018.
  14. http://www.gottwein.de/Grie/vorsokr/VSKritias01.php
  15. Mathematische Gedichte - Vom pythagoreischen Lehrsatz (Memento vom 13. April 2010 im Internet Archive)
  16. Erasmus von Rotterdam: Ausgewählte Schriften. Band 7. Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 1972
  17. http://www.dradio.de/dlf/sendungen/kalenderblatt/615502/
  18. W. Pape, Griechisch-deutsches Handwörterbuch, Band I, S. 188, s. v. ἀνάθεμα; online: Pape-GDHW Bd. 1, Seite 188 bei Zeno.org. (Lemma: ἀνά-θεμα)
  19. 1. Brief des Paulus an die Korinther 16,22
  20. Brief des Paulus an die Galater 1,8
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