Hippolyte
Hippolyte oder Hippolyta (altgriechisch Ἱππολύτη Hippolýtē) ist in der griechischen Mythologie die Tochter der Amazonenkönigin Otrere und des olympischen Kriegsgottes Ares.[1] Im Theseus- und im Herakles-Mythos ist sie selbst Königin der Amazonen.
Theseus-Mythos
Im Mythos um Theseus, der am Feldzug des Herakles gegen die Amazonen teilnimmt, wird Hippolyte von ihm entführt – in manchen Versionen heißt die Entführte allerdings Melanippe[2] oder Antiope und ist ihre Schwester. Zuerst, als Theseus mit seinem Schiff bei den Amazonen anlandet, erwarten diese nichts Böses, und Königin Hippolyte kommt mit Geschenken zu seinem Schiff. Als sie an Bord ist, segelt Theseus los und macht sie zu seiner Braut.
Theseus’ Verhalten entzündet den Amazonischen Krieg zwischen den Athenern und den Amazonen, bei dem viele Helden des alten Griechenland mitkämpfen. Hippolyte gebiert Theseus schließlich einen Sohn, den Hippolytos, der Teil eines eigenen Sagenkreises ist.[3] Dies hält aber Theseus nicht davon ab, Hippolyte zu verstoßen und sich der Phaidra zuzuwenden, der Schwester von Ariadne und Enkelin des Sonnengottes Helios. Hippolyte geht daraufhin zurück zu ihrem Volk, den Amazonen.
Herakles-Mythos
Im Herakles-Mythos soll Herakles als neunte Aufgabe für Admete, Tochter des Königs Eurystheus, den Gürtel (ζωστήρ[4], balteus[5]) der Amazonenkönigin Hippolyte rauben, den kostbaren Gürtel ihres Vaters Ares.[6] Als Herakles bei den Amazonen landet, heißen sie ihn herzlich willkommen und Hippolyte kommt zum Schiff, um ihn zu begrüßen. Als sie von seiner Aufgabe hört, verspricht sie, ihm den Gürtel freiwillig zu überlassen. Aber Hera ist mit dieser Übergabe nicht einverstanden. Um Herakles zu stoppen, mischt sie sich als Amazone verkleidet unter das Volk und verbreitet die Nachricht, er wolle Hippolyte entführen. Das wiegelt die Amazonen auf und sie greifen die Schiffe des Herakles an, um ihre Königin zu retten. Herakles tötet viele ihrer besten Kriegerinnen, darunter Alkippe, und nimmt einige gefangen. Im Austausch gegen ihre gefangene Schwester Melanippe übergibt Hippolyte schließlich den Gürtel an Herakles, der daraufhin nach Griechenland zurücksegelt.[7]
Siehe auch
Literatur
- Wilhelm Drexler: Hippolyte 1. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,2, Leipzig 1890, Sp. 2679–2681 (Digitalisat).
- Samson Eitrem: Hippolyte. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band VIII,2, Stuttgart 1913, Sp. 1863–1865.
Nacherzählungen:
- Gustav Schwab: Der Amazonenkrieg. In: Derselbe: Sagen des klassischen Altertums. Insel, Frankfurt am Main 1982 (Original 1838), ISBN 3-458-31827-5 (Theseus-Mythos; online bei Projekt Gutenberg-DE).
- Heinrich Wilhelm Stoll: Die Sagen des classischen Alterthums. Erzählungen aus der alten Welt. 2. Auflage. Band 1, Teubner, Leipzig 1868, S. 124–125: Herakles. 8. Gürtel der Hippolyte (Seitenansicht bei archive.org).
- Louis Couperus: Kapitel 32. In: Herakles. Aus dem Französischen von Else Otten. Wegweiser-Verlag, 1923 (Herakles-Mythos, weitere Kapitel zu Hippolyta: 19 und 33–36; online bei Projekt Gutenberg-DE).
Weblinks
- Eintrag: Hippolyte. In: Greek Myth Index. 2007, abgerufen am 26. Januar 2014 (englisch).
Einzelnachweise
- Scholion zu Homers Ilias 3, 189; Hyginus Mythographus, Fabulae 30. 223.
- Bibliotheke des Apollodor 4,1,16.
- Euripides, Hippolytus: Tragödie des Euripides. Übertragen von Franz Fritze. Förstner, Berlin 1846, S. 65 (Seitenansicht in der Google-Buchsuche).
- Euripides, Herakles 415; Apollonios Rhodios 2,968; Diodor 4,16; Bibliotheke des Apollodor 2,5,9,2
- Hyginus Mythographus, Fabulae 30
- Bibliotheke des Apollodor 2,5,9,2
- Heinrich Wilhelm Stoll: Die Sagen des classischen Alterthums. Erzählungen aus der alten Welt. 2. Auflage. Band 1, Teubner, Leipzig 1868, S. 124–125 (Seitenansicht bei archive.org).