Hydra (Mythologie)
Hydra (altgriechisch Ὕδρα Hýdra) ist ein vielköpfiges Ungeheuer der griechischen Mythologie. Wenn sie einen Kopf verliert, wachsen ihr zwei neue, zudem ist der Kopf in der Mitte unsterblich. Ihr Hauch soll tödlich sein.[1] Die Hydra wird auch als Wasserschlange bezeichnet, wovon sich ihr Name ableitet: ὕδρα hýdra bedeutet „Wasserschlange, Wassertier“ (zu ὕδωρ hýdōr, deutsch ‚Wasser‘).[2]
Hydra gilt als Tochter der Echidna und des Typhon[3] sowie als Schwester des Kerberos, der Chimaira und der Sphinx. Nach Hesiod[4] gebar sie die Chimaira selbst.
Sie wächst im Süden Griechenlands, in den schwer zugänglichen Sümpfen von Lerna[5] in der Argolis auf, weshalb sie auch die Lernäische Schlange genannt wird. Sie pflegt aufs Land herauszukommen, Viehherden zu zerreißen und Felder zu verwüsten.[6]
Der Mythos um Hydra gilt heute als sprichwörtliches Gleichnis für diejenigen Situationen, in denen jeder Versuch einer Eindämmung oder Unterdrückung nur zur Ausweitung einer Eskalation führt, sie steht also für das, was man nur einzudämmen in der Lage ist, indem man es unberührt lässt.
Herakles Kampf mit Hydra
Die Hydra zu erlegen war die zweite der insgesamt 12 Aufgaben, die Herakles im Dienste des Königs Eurystheus vollbrachte, um zu sühnen, dass er seine Frau Megara und seine Kinder in einem Wahnsinnsanfall ermordet hatte. Herakles fuhr mit Iolaos, dem Sohn seines Halbbruders Iphikles, nach Lerna. Als sie Hydra nahe ihrer Höhle auf einem Hügel bei den Quellen der Amymone[7] entdeckten, zwang Herakles durch Schüsse brennender Pfeile die Schlange, ihren Schlupfwinkel zu verlassen. Zischend kam diese hervor, ihre neun Hälse empor gerichtet. Herakles trat ihr unerschrocken entgegen, packte sie und hielt sie fest. Sie aber umschlang einen seiner Füße. Daraufhin begann Herakles, mit seiner Keule dem Ungeheuer die Köpfe zu zerschmettern. Anfänglich hatte er keinen Erfolg damit, denn kaum hatte er einen Kopf der Hydra zerschlagen, so wuchsen an Stelle des einen Kopfes zwei neue nach.[8]
Überdies hatte die Göttin Hera der Hydra als Mitstreiter einen Riesenkrebs geschickt, der den Helden in einen Fuß biss. Herakles jedoch tötete jenen großen Krebs.[9] Hera honorierte daraufhin später die Bemühungen des Krebses, indem sie ihn als Sternbild Krebs an den Himmel setzte.[10] Herakles rief den Iolaos zu Hilfe. Dieser hatte schon eine Fackel gerüstet, um einen Teil des nahen Waldes damit anzuzünden. Mit den Bränden brannte er jeden der enthaupteten Hälse aus, so dass keine neuen Köpfe mehr nachwachsen konnten. Endlich schlug Herakles Hydra auch das unsterbliche Haupt ab, dieses begrub er am Wege und wälzte einen schweren Fels darüber. Den Rumpf von Hydra schlitzte er auf und in ihr Gift tauchte er seine Pfeile, die seitdem unheilbare, tödliche Wunden schlugen.
Diese Arbeit wurde ihm von Eurystheus jedoch nicht angerechnet, da sein Neffe Iolaos ihm geholfen hatte.[11]
Rezeption
Während der Französischen Revolution häuften sich Darstellungen des Kampfs mit Hydra. An die Stelle von Herakles trat das französische Volk. Populär war in diesem Zusammenhang die Parallelisierung des antiken Stoffs mit dem Sturm auf die Bastille.[12]
Siehe auch
- Wasserschlange (Sternbild) (Hydra)
- Süßwasserpolypen (Hydra)
- HYDRA (Comics)
Literatur
- Heinrich Wilhelm Stoll: Hydra. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,2, Leipzig 1890, Sp. 2769 f. (Digitalisat).
Weblinks
Einzelnachweise
- Hyginus, Fabulae 30
- Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion (Hrsg.): Duden, Das große Fremdwörterbuch. Herkunft und Bedeutung der Fremdwörter. 4. Auflage. Dudenverlag, Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2007, ISBN 978-3-411-04164-0, S. 578.
- Hesiod, Theogonie 304–313
- Hesiodus ca. v8./7. Jh: Theogonie Griechisch/Deutsch. Stuttgart 1999, ISBN 978-3-15-009763-2, S. 29.
- Hesiod, Theogonie 314
- Bibliotheke des Apollodor 2,5,2,1
- Pausanias 2,37,4
- Bibliotheke des Apollodor 2,5,2; Diodor 4,11
- Bibliotheke des Apollodor 2,5,2,4
- Hyginus, De astronomia 2,23
- Bibliotheke des Apollodor 2,5,2
- Vgl. dazu Abbildungen und Erläuterungen in Martin Höppl: Druckgraphik der Französischen Revolution. Kunstgeschichte, Kulturanthropologie und Kollektivpsyche. In: Helikon. A Multidisciplinary Online Journal. 1, 2010, S. 144–183. (PDF; 7,2 MB)