Limerick
Limerick (irisch Luimneach; [ɫɪmʲˈnʲax]) ist die Hauptstadt der Grafschaft Limerick in der Provinz Munster im Südwesten der Republik Irland. Die Stadt hat 56.779 Einwohner, mit Vororten 90.778 Einwohner (Stand 2011). Sie ist historisches Zentrum der Region und in einigen Bereichen Zentrum für den Westen Irlands.
Limerick Luimneach Limerick | |||
---|---|---|---|
| |||
Koordinaten | 52° 39′ 43″ N, 8° 37′ 41″ W | ||
Symbole | |||
| |||
Wahlspruch „Urbs Antiqua Fuit Studiisque Asperrima Belli“ (Die alte Stadt war im Kriegseifer überaus trutzig.)[1][2] | |||
Basisdaten | |||
Staat | Irland | ||
Munster | |||
Grafschaft | Limerick | ||
Fläche | 59,2 km² | ||
Einwohner | 56.779 (2011) | ||
Dichte | 959,1 Ew./km² | ||
Telefonvorwahl | +353/61 | ||
Website | www.limerickcity.ie (englisch) | ||
King John’s Castle |
Der größte Fluss Irlands, der Shannon, durchfließt die Stadt und mündet hinter Limerick als Shannon Estuary in den Atlantik.
Geschichte
Vorgeschichte
Mittelalter
Die Stadt war seit 812 Ort einer Wikingersiedlung, jedoch gibt es Hinweise auf frühere Siedlungen im Gebiet. Brian Boru vertrieb die Wikinger aus Limerick. Die Normannen erbauten die Stadt im 12. Jahrhundert neu und trugen durch Bauten wie King John’s Castle, Limericks bekanntester touristischer Attraktion, und durch St. Mary’s Cathedral zur Architektur der Stadt bei.
Neuzeit
Während der Bürgerkriege im 17. Jahrhundert spielte die Stadt eine wichtige Rolle. Belagert wurde sie durch Oliver Cromwell im Jahre 1651 und in den 1690er Jahren zweimal durch die Williamiten, wonach die Auseinandersetzung mit dem Vertrag von Limerick beendet wurde. Limerick konnte sich durch seine privilegierte Lage und als Zentrum eines großen Umlands stets relativen Wohlstands erfreuen. Die Rolle als Hafenstadt konnte Limerick durch eine Reihe britischer Gesetze lange Zeit nicht voll nutzen. Die Vormachtstellung behielten britische Häfen wie etwa Liverpool. Irische Hafenstädte konnten ihren Standortfaktor nicht ausspielen, und der transatlantische Handel wurde nicht über Irland abgewickelt. Zudem erfolgte die Wirtschaftsentwicklung Irlands sehr langsam. Der größte Teil Irlands spezialisierte sich auf die Herstellung von landwirtschaftlichen Produkten. Die landesweite Hungersnot (Great Famine) verursachte ab 1845 den wirtschaftlichen Niedergang der Stadt, der erst ab den 1960er Jahren gebrochen werden konnte. Vom 15. April bis 27. April 1919 befand sich die Stadt während des sogenannten Limerick Soviet unter Selbstverwaltung.
Limerick ist unter anderem auch durch Drogenschmuggel in Europa bekannt geworden, welcher von zwei rivalisierenden Banden, dem Dundon- und dem Keane-Callopy-Clan, kontrolliert wird. Im November 2008 wurde der Rugbyspieler Shane Geoghagan dabei im Drogenkrieg getötet, als er zwischen die Fronten der verfeindeten Clans geriet.[3]
Bei einer Überschwemmung wurden am 1. Februar 2014 größere Teile der Stadt überflutet, nachdem der Shannon im Stadtgebiet an mehreren Stellen über die Ufer getreten war.[4]
Politik
Bürgermeister
Der Bürgermeister (Mayor) von Limerick wird jährlich im Juni vom Stadtrat (City Council) gewählt. Seit dem 30. Juni 2020 ist Michael Collins von der Fianna Fáil Stadtoberhaupt.[5]
City Council
Mit dem Local Government Reform Act 2014 wurden die bisherigen Limerick City Council und Limerick County Council zum Limerick City and County Council zusammengelegt.
Wappen
Blasonierung: „In Rot eine schwarz gefugte silberne Torburg mit einem spitzdomig überdachten und mit einem Tatzenkreuz besetzten, gezinnten Mittelteil, darin eine rundbogige schwarze Pforte mit halbgezogenem Fallgatter und fünf schwarzen quadratischen Öffnungen darüber, flankiert von zwei gezinnten konischen Rundtürmen mit je einem schwarzen Fenster über einer schwarzen Kreuzscharte, vorkragendem Sockel und Oberteil.“
Seit 2009[6]: „In Rot eine schwarz gefugte silberne Torburg mit einem spitzdomig überdachten und mit einem Patoncekreuz besetzten, gezinnten Mittelteil, darin eine rundbogige rote Pforte mit halbgezogenem Fallgatter und drei Kreuzscharten darüber, flankiert von zwei gezinnten Rundtürmen mit je einem schwarzen Rundbogenfenster, vorkragendem Sockel und Oberteil in perspektivischer Darstellung, kreisförmig umgeben mit dem lateinischen Wahlspruch ‚URBS ANTIQUA FUIT‘ oberhalb und ‚STUDIISQUE ASPERRIMA BELLI‘ unterhalb des Schildes, durch zwei quadratische Kreuze getrennt.“
Der Wahlspruch ist ein verkürztes Zitat aus Vergils Aeneis, Buch 1, Vers 12–14. Dort bezieht sich diese Formulierung auf die Stadt Karthago.
Partnerstädte
Limerick unterhält Partnerschaften mit folgenden Städten und Gebietskörperschaften:[7]
- Quimper in der Bretagne (Frankreich), seit 1980
- New Brunswick (New Jersey), USA, seit 1999
- Spokane im Bundesstaat Washington (Vereinigte Staaten), seit 1990
- Santa Clara (Kalifornien), USA, seit 2014
- Hohenlohekreis in Baden-Württemberg, Deutschland, seit 1990
Mit den Bürgern von Cloppenburg in Niedersachsen bestehen verschiedene freundschaftliche Kontakte und Austauschprogramme.
Wirtschaft
Limerick gilt als das wirtschaftliche Herz der Midwest-Region, oft auch als Shannon-Region bezeichnet. Einige multinationale Firmen haben hier Produktionsstätten, so der Chiphersteller Analog Devices.
Der Computerhersteller Dell schloss 2009 sein Werk. Er verlegte es nach Łódź in Polen und entließ 1900 Mitarbeiter.[8]
24 Kilometer von der Stadt entfernt liegt der Flughafen Shannon, einer der wichtigsten Flughäfen Irlands.
Bildung
Neben Dublin und Cork ist Limerick eines der wichtigsten Zentren für höhere Bildung in Irland. Es beherbergt die University of Limerick mit etwa 11.000 Studenten.[9] sowie das Limerick Institute of Technology mit etwa 3900 Studenten.[10]
Die Universität von Limerick befindet sich ca. fünf Kilometer östlich vom Stadtzentrum im Vorort Castletroy. Sie wurde 1972 als das National Institute for Higher Education (Nationales Institut für höhere Bildung) errichtet. Im Jahre 1989 wurde dieses zur ersten Universität der Republik Irland ernannt. Die Universität hat große Bekanntheit in den Ingenieurwissenschaften, der Informatik, den Materialwissenschaften, den Sportwissenschaften, den Geisteswissenschaften, der Pädagogik, den Sozialwissenschaften sowie im Bereich Musikwissenschaften erreicht. Im Jahre 2007 wurde darüber hinaus der Fachbereich für Medizin eingeweiht. Der Fachbereich Musik (Irish World Music Centre) ist auf traditionelle Musik sowie traditionellen Tanz spezialisiert. Darüber hinaus beherbergt er das Irish Chamber Orchestra. Die Universität bietet darüber hinaus ein reichhaltiges Angebot an Freizeitbeschäftigungen sowie die dafür notwendigen Einrichtungen. So gibt es im Sportkomplex der Universität die erste durchgehende 50-Meter-Schwimmbahn in ganz Irland, was auch ein Grund dafür ist, dass das nationale Schwimmteam hier trainiert.
Bauwerke
- King John’s Castle
- St Mary's Cathedral der Kirche von Irland aus dem 12. Jahrhundert
- Cathedral St. John the Baptist aus dem 19. Jahrhundert, mit dem höchsten Kirchturm Irlands, Bischofskirche des römisch-katholischen Bistums Limerick
- Limerick City Gallery of Art, Kunstmuseum
- St Mary’s Cathedral in Limerick
- Mallowstreet, Limerick
- Der Shannon mit King John’s Castle
Sport
Limericks professionelle Rugbymannschaft, die Munster Rugby, bestreiten im Thomond Park ihre Heimspiele während der Pro14. Limerick war unter anderem einer der Austragungsorte bei der Rugby-Union-Weltmeisterschaft 1999.
Limerick in Medien
Limerick spielt in dem autobiographischen Roman Die Asche meiner Mutter von Frank McCourt und seiner gleichnamigen Verfilmung eine bedeutende Rolle. Das 2011 eröffnete Frank McCourt Museum befindet sich in Franks früherer Schule in der Harstonge Street und enthält viele Artefakte aus dem Buch sowie die Asche Frank McCourts. Vor allem in Limerick wurde Kritik laut, McCourt habe in seinen Erinnerungen die Stadt und die damalige Zeit unzutreffend und beleidigend beschrieben.[11] Im September 2021 erschien ein Porträt über die sozialen Umstände im Stadtteil St. Mary's Park.[12]
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Richard Creagh (1523–1586), römisch-katholischer Erzbischof von Armagh
- Peter Graf von Lacy (1678–1751), russischer Feldmarschall aus einem alten irischen Adelsgeschlecht
- Georg Reichsgraf von Browne (1698–1792), russischer Feldmarschall
- Peter Woulfe (1727–1803), Chemiker und Mineraloge
- Edmund von Harold (1737–1808), irisch-deutscher Schriftsteller
- Catherine Hayes (1818–1861), Opernsängerin
- Michael Joseph O’Farrell (1832–1894), Bischof von Trenton
- John Jellico (1856–1925), britischer Regattasegler
- Mary Jane Kelly (1863–1888), das fünfte Opfer des Serienmörders Jack the Ripper
- Donnchadh Ó Briain (1897–1981), Politiker
- Kate O’Brien (1897–1974), Schriftstellerin
- Donal Joseph Murray (1918–1999), römisch-katholischer Ordensgeistlicher, Bischof von Makurdi
- Elizabeth Anscombe (1919–2001), britische Philosophin und Theologin
- Donogh O’Malley (1921–1968), Politiker der Fianna Fáil
- Richard Harris (1930–2002), irischer Schauspieler, Sänger und Songschreiber
- Terry Wogan (1938–2016), Hörfunk- und Fernsehmoderator der BBC
- Desmond O’Malley (* 1939), Politiker
- Joseph O’Mara (1864–1927), Operntenor, dem 1908 die Freedom of the City verliehen wurde
- Pádraig MacKernan (1940–2010), Diplomat
- Michael D. Higgins (* 1941), Dichter, Politologe, Politiker (Irish Labour Party) und amtierender Staatspräsident
- John L. Murray (* 1943), hoher Richter
- Pat Cooksey (* 1945), Singer-Songwriter
- Neil Cusack (* 1951), Langstreckenläufer
- Marian Keyes (* 1963), Schriftstellerin
- Kevin Barry (* 1969), Schriftsteller
- Shane McMahon (* 1970), Koch
- Richard David James (* 1971), britischer Electronica-Musiker, bekannt unter dem Pseudonym Aphex Twin
- Steve Finnan (* 1976), irischer Fußballnationalspieler
- David Wallace (* 1976), Rugby-Union-Nationalspieler
- Paul O’Connell (* 1979), Rugby-Union-Nationalspieler
- Sam Barry (* 1992), Tennisspieler
- Keith Hanley (* 1993), Popsänger
- Ciara Neville (* 1999), Sprinterin
Mit Limerick verbunden
- Brian Boru (um 940–1014), irischer Hochkönig
- Patrick Sarsfield, 1. Earl of Lucan (um 1650–1693), Jakobit und Soldat
- Frank McCourt (1930–2009), Schriftsteller
- Pat Cox (* 1952), Präsident des Europaparlaments 2002–2004
- Nuala Ní Dhomhnaill (* 1952), Dichterin
- Dolores O’Riordan (1971–2018), Sängerin und Frontfrau der Rockgruppe The Cranberries
Weblinks
Einzelnachweise
Artikel im Sunday Mirror über Reaktionen zu Angela’s Ashes
- Georges 1913 auf zeno.org
- Limerick City Motto (Memento vom 8. November 2010 im Internet Archive)
- Darstellung der Drogensituation auf guardian.co.uk
- Army called in as Limerick faces ‘unprecedented’ floods, The Irish Times, 1. Februar 2014
- Fianna Fáil Councillor Michael Collins named Mayor of Limerick, 30. Juni 2020, Raidió Teilifís Éireann, abgerufen am 2. Oktober 2020
- Wappenbeschreibung auf visit.limerick (pdf) (Memento vom 12. Dezember 2013 im Internet Archive)
- Limerick City Council – Sister Cities and Twinnings Management, abgerufen am 24. November 2016
- zeit.de 2009: Arbeitslos und abgebrannt in Dublin. – Irland galt als Musterland, jetzt wird es zum Musterfall der Krise: Nirgendwo sonst in der EU ballen sich Unternehmens-, Immobilien- und Finanzprobleme so massiv.
- Ressourcen für Media auf ul.ie (Memento vom 16. Oktober 2012 im Internet Archive)
- Jahresreport 2008/2009 (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive)
- Kritik zum Autor Frank McCourt
- Franziska Hermann: An langen Nachmittagen In: ZEIT-Magazin vom 22. September 2021, abgerufen am 27. September 2021.