Lutherrose
Die Lutherrose ist ein Symbol der evangelisch-lutherischen Kirchen. Sie ging aus dem Siegel hervor, das Martin Luther ab dem Spätsommer 1530 für seinen Briefverkehr verwendete. Das Vorbild für dieses Siegel findet sich im Löwen- und Papageien-Fenster der Augustinerkirche des Augustinerklosters zu Erfurt,[1] in dem Martin Luther zwischen 1505 und 1512 als Augustinermönch gelebt hat.
In Form eines goldenen Siegelrings wurde die Lutherrose im Sommer 1530 im Auftrag des Kurprinzen und späteren Kurfürsten von Sachsen, Johann Friedrich des Großmütigen, für Luther in einer Augsburger Goldschmiede angefertigt, als dieser sich während des am 20. Juni 1530 beginnenden Reichstags zu Augsburg aus Sicherheitsgründen in der zum wettinischen Teil Frankens gehörenden Veste Coburg aufhielt.[2] Auf der Rückreise vom Reichstag nach Kursachsen überreichte der Kurprinz Luther den kostbaren Siegelring am 14. September 1530 in Anerkennung für dessen herausragende Dienste als Geschenk. Luther freute sich sehr über diese Geste des Kurprinzen, obwohl der über dem Handschuh zu tragende Ring für Luthers Hand zu groß geraten war.[3] Lazarus Spengler schickte Luther eine Zeichnung des Siegelrings zu. Der berühmte kursächsische Hofmaler Lucas Cranach der Ältere verwendete die Lutherrose in den Folgejahren in zahlreichen Darstellungen und half so, diese als Symbol für Luthers reformatorische Christus- und Gnadentheologie weithin bekannt zu machen.[4]
Am 15. September 1530 teilte Luther Philipp Melanchthon mit, dass Prinz Johann Friedrich ihn in der Veste Coburg besucht und ihm einen Siegelring geschenkt habe.
Vor 1530 von Luther verwendete Symbole
1519 veröffentlichte Wolfgang Stöckel in Leipzig eine Rede von Luther mit einem Holzschnitt des Reformators, dem ersten von ihm überlieferten Bild. Seitdem war eine einfache Rose Luthers Zeichen. Auf seinem Doktorring war ein herzförmiger Schild dargestellt, Symbol des Heiligen Geistes.
Luthers Interpretation des Siegels
In einem Brief vom 8. Juli 1530 schrieb Luther an Lazarus Spengler, die Lutherrose sei „ein Merkzeichen“ seiner Theologie:
Das erst sollt ein Kreuz sein, schwarz im Herzen, das seine natürliche Farbe hätte, damit ich mir selbst Erinnerung gäbe, daß der Glaube an den Gekreuzigten uns selig machet. Denn so man von Herzen glaubt, wird man gerecht. Ob’s nun wohl ein schwarz Kreuz ist, mortifizieret und soll auch wehe tun, dennoch läßt es das Herz in seiner Farbe, verderbt die Natur nicht, das ist, es tötet nicht, sondern erhält lebendig … Solch Herz aber soll mitten in einer weißen Rosen stehen, anzuzeigen, daß der Glaube Freude, Trost und Friede gibt, darum soll die Rose weiß und nicht rot sein; denn weiße Farbe ist der Geister und aller Engel Farbe. Solche Rose stehet im himmelfarben Felde, daß solche Freude im Geist und Glauben ein Anfang ist der himmlische Freude zukünftig, jetzt wohl schon drinnen begriffen und durch Hoffnung gefasset, aber noch nicht offenbar. Und in solch Feld einen goldenen Ring, daß solch Seligkeit im Himmel ewig währet und kein Ende hat und auch köstlich über alle Freude und Güter, wie das Gold das höchste, köstlichste Erz ist.[5]
Wappenverwendung
Die Lutherrose wird in vielen Wappen verwendet, woraus aber nicht geschlossen werden kann, dass Luther sich an diesen Orten aufgehalten hat. Die Rose ist in der Heraldik eine gemeine Figur.
In der Herrschaft zu Solms-Baruth führte die Familie als Herrschaft Wildenfels die Lutherrose. Der Ring Evangelischer Gemeindepfadfinder nutzt die Lutherrose als Verbandsabzeichen. Darüber hinaus ist die Lutherrose Symbol von evangelisch-lutherischen Kirchen und Einrichtungen weltweit.
- Kemeneshőgyész (Ungarn)
- Kötcse (Ungarn)
- Rodgau-Dudenhofen (Stadtteil)
Verbreitet ist die Lutherrose auch in den Wappen weiterer ungarischer Gemeinden, wie zum Beispiel im Wappen von Dunaegyháza, Kajárpéc, Kemeneshőgyész und Malomsok.
Zum 500. Reformationsjubiläum 2017 gab die Bundesregierung eine 50-Euro-Goldmünze heraus. Auf der Vorderseite ist die Lutherrose dargestellt. In der Begründung der Jury heißt es: „Die Lutherrose als wichtiges Symbol für Martin Luthers Theologie und damit für die Bedeutung der Reformation wird auf dieser Münze in überzeugender Weise dargestellt.“[6][7]
Preis
Die Internationale Martin Luther Stiftung zeichnet mit der Luther-Rose Persönlichkeiten aus, die „die reformatorische Tradition von Freiheit und Verantwortung für das Gemeinwohl eingesetzt haben“.[8] Erster Preisträger war 2008 der Unternehmer Heinz-Horst Deichmann.[9]
Sonstiges
Die Lutheriden-Vereinigung, der Verein der Verwandtschaft Martin Luthers, verwendet die Lutherrose als Vereinssymbol. Zur Erinnerung an die Einführung der Reformation im Kirchspiel (Unna-) Lünern vor 450 Jahren, „eine der ersten Kirchen mit lutherischem Bekenntnis im Lande“, pflanzte die Umweltgruppe der Gemeinde am 1. Advent 1995 gegenüber dem Eingang ihrer mittelalterlichen Kirche eine „Luther-Rose“. Ein Schild an dieser Kirche neben dem inzwischen mächtig gewordenen Strauch informiert hierüber. Bei der Rose, die an meist überhängenden biegsamen Jahrestrieben eine Fülle von weißen Blüten hervorbringt und die auf Rat des Deutschen Rosariums in Dortmund ausgewählt wurde, handelt es sich um die Sorte „Paul’s Himalayan Musk Rambler“.
In Sachsen und Umkreis gibt es mit dem Reformationsbrötchen ein Gebäck, welches der Lutherrose nachempfunden ist. Es ist immer im Zeitraum vor dem Reformationstag in Konditoreien erhältlich.
Nahe der Kirche im Remscheider Stadtteil Goldenberg wurde 1954 eine Lutherrose am kunstgeschmiedeten Gartentor angebracht.
2012 wurden in der Marktkirche Wiesbaden aus Anlass des 150. Kirchenjubiläums drei Fenster des Künstlers Karl-Martin Hartmann eingeweiht. Eines der Fenster zeigt eine rote Rose vor grünen Blättern und soll an die Lutherrose als Symbol für Luther erinnern.[10]
Siehe auch
Literatur
- Barbara Cornelissen: Luther-Eiche, Lutherin-Baum, Luther-Rose – Die Umweltgruppe der Lünerner Kirche hält Traditionen wach. In: Naturreport. Jahrbuch der Naturförderungsgesellschaft für den Kreis Unna e.V. Bd. 7, 2003, ISSN 0933-3363, S. 89–93.
- Martin Luther: D. Martin Luthers Werke, Kritische Gesamtausgabe. Briefwechsel. 18 Bände. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1930–1985.
Weblinks
Quellen
- Pressemeldung der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland vom 8. November 2009: Spendenaktion für Chorfenster der Erfurter Augustinerkirche startet am 10. November
- Vgl. Thomas Kaufmann: Erlöste und Verdammte. Eine Geschichte der Reformation. München: C.H. Beck 2017 (2. Aufl.), S. 191.
- Vgl. Heinz Schilling: Martin Luther. Rebell in einer Zeit des Umbruchs. München: C.H. Beck 2017, S. 479.
- Vgl. Heinz Schilling: Martin Luther. Rebell in einer Zeit des Umbruchs. München: C.H. Beck 2017, S. 418f.
- Martin Luther: D. Martin Luthers Briefwechsel (= D. Martin Luthers Werke: Kritische Gesamtausgabe"), Band 5. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar, S. 445.
- 50-Euro-Goldmünze "Lutherrose". Verkaufsstelle für Sammlermünzen, 31. August 2016, archiviert vom Original am 19. September 2016; abgerufen am 10. April 2019.
- Die Sammlermünzen der Bundesrepublik Deutschland 2017. Bundesministerium der Finanzen, 29. September 2016, archiviert vom Original am 10. April 2019; abgerufen am 10. April 2019.
- LutherRose: Der Preis, luther-stiftung.org, abgerufen am 17. November 2015.
- Deichmann, Luther und die Finanzkrise. In: handelsblatt.com. 11. November 2008, abgerufen am 16. Februar 2015.
- Bericht über die Lutherfenster in der Gemeindezeitung der Marktkirche Wiesbaden, abgerufen am 14. Januar 2019