Leegebruch

Leegebruch ist eine Gemeinde im brandenburgischen Landkreis Oberhavel in Deutschland.

Wappen Deutschlandkarte

Basisdaten
Bundesland:Brandenburg
Landkreis: Oberhavel
Höhe: 35 m ü. NHN
Fläche: 6,45 km2
Einwohner: 6957 (31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 1079 Einwohner je km2
Postleitzahl: 16767
Vorwahl: 03304
Kfz-Kennzeichen: OHV
Gemeindeschlüssel: 12 0 65 180
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Birkenallee 1
16767 Leegebruch
Website: www.leegebruch.de
Bürgermeister: Martin Rother (CDU)
Lage der Gemeinde Leegebruch im Landkreis Oberhavel
Karte

Geographie

Lage

Leegebruch liegt nördlich von Berlin im Naturraum der Zehdenick-Spandauer Havelniederung.

Gemeindegliederung

Leegebruch hat keine amtlich ausgewiesenen Ortsteile, bewohnten Gemeindeteile oder Wohnplätze.[2]

Geschichte

Ausgrabungen gehen auf eine slawische Siedlung an der Muhre zurück, die mit Sicherheit auf die Mitte des 8. Jahrhunderts bis zur Wende des 10. Jahrhunderts angesetzt werden kann. Dort befinden sich noch heute die Reste des slawischen Burgwalls Leegebruch.

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges bestand die Ansiedlung aus einem Gutshof, der von Pferdeställen umstellt war, einem Verwalterhaus, einem Krug und einer Schule. Es war eine Außenstelle des Remontedepots Bärenklau. Das Kriegsministerium betrieb hier eine Einrichtung zur Sicherung der Remonten. Nach der Novemberrevolution und dem Versailler Vertrag wurden alle eigenständigen Gutsbezirke aufgehoben. Durch einen Beschluss des preußischen Staatsministeriums vom 30. November 1928 mit Wirkung zum 1. Dezember 1928 wurde auch der Gutsbezirk Bärenklau aufgelöst und das Land auf verschiedene Gemeinden aufgeteilt. Bärenklau und Leegebruch erhielten den Status von Landgemeinden.

Nach der offiziellen Bestätigung als Gemeinde wurden Wahlen zum Gemeindeparlament durchgeführt; am 8. März 1929 trat die Volksvertretung zum ersten Mal zusammen. Am 4. Mai 1936 beschloss das Reichsluftfahrtministerium den Bau der Heinkel-Werke Oranienburg nahe Leegebruch. Die benötigte Anzahl von Arbeitskräften war nicht aus der Umgebung zu beschaffen, aus diesem Grund wurden in ganz Deutschland Arbeitskräfte angeworben. Das Werk musste nun auch Wohnmöglichkeiten schaffen, um die Arbeiter zu binden, dies geschah in Leegebruch. Der Umzug für die Familien war kostenlos. Sie kamen z. B. aus dem Rheinland, dem Saarland, aus Hamburg, aber auch aus Schlesien. Die Familien erwartete ein neues Haus mit Elektroherd, elektrischem Licht und 450 bis 1000 m² Garten. Geplant wurden die Häuser durch den Baustab von Herbert Rimpl, der auch für das Heinkelwerk verantwortlich war; die Gärten wurden nach Vorgaben des Gartengestalters Wilhelm Heintz bepflanzt. In dieser Zeit stieg die Einwohnerzahl von 350 auf fast 6000 an. Somit galt Leegebruch als „größtes Dorf Deutschlands“. Da fast jedes Haus gleich aussah, erhielt jedes zweite ab 1938 am Giebel ein Hauszeichen.[3] Der Bau der Häuser wurde finanziert durch die Brandenburgische-Heimstätten-GmbH, die Kurmärkische Kleinsiedlungsgenossenschaft und durch das Heinkel-Werk. Die Häuser wurden von der „Kurmärkischen“ zum Kauf angeboten und konnten monatlich mit 39,75 RM beziehungsweise 41 RM abgezahlt werden. Erstkäufer erwarben auch Grund und Boden, später konnte man nur das Haus kaufen. Dies hatte zur Folge, dass die Nachkommen vieler „Erstsiedler“ noch heute in Leegebruch wohnen. 1939 wurde die Ladenzeile in der Eichenallee errichtet, die auch heute noch steht.

Im Zweiten Weltkrieg entstanden in den Querstraßen rund 60 Luftschutzbunker für je 100 Personen, und die Häuser erhielten einen grün-grauen Farbanstrich. Dadurch sollte der Ort vom Flugzeug aus wie ein See aussehen. Während eines Übungsfluges stürzte am 11. Dezember 1941 um 15:30 Uhr eine Do 215 der 2. Wettererkundungsstaffel des Oberbefehlshabers der Luftwaffe ab und blieb am Schuldach hängen.[4]

Nach Kriegsende gingen viele Familien wieder in ihre Heimat zurück, es kamen aber auch viele als Vertriebene aus den ehemaligen Ostgebieten. Prägend waren die neuen Bürger aus dem nordböhmischen Dorf Nixdorf (Mikulášovice). Bis 1918 waren in Nixdorf die größten Stahlwaren- und Messerfabriken Österreich-Ungarns. Da einer der neuen Bürger aus seiner kleinen Schlosserei eine Drehbank, einen Schleifstein, eine Bohrmaschine sowie Kleinwerkzeuge mitgebracht hatte, konnte eine Produktionsstätte auf dem zur Verfügung gestellten Gelände am Ortseingang von Leegebruch geschaffen werden. 16 Vertriebene schlossen sich zusammen und gründeten am 1. August 1946 die Genossenschaft der Messerschmiede Leegebruch (GML). Im Jahre 1956 wurde die GML zum VEB (K)[5] Messerschmiede Leegebruch mit inzwischen 320 Beschäftigten. Am 1. Juli 1990 wurde die Messerschmiede Leegebruch GmbH Rechtsnachfolger, später dann Adler Messer GmbH, 2003 mit noch drei Beschäftigten.

Leegebruch gehörte seit 1817 zum Kreis Osthavelland in der preußischen Provinz Brandenburg und ab 1952 zum Kreis Oranienburg im DDR-Bezirk Potsdam. Seit 1993 liegt die Gemeinde im brandenburgischen Landkreis Oberhavel.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner
187554
1890100
1910150
1925222
1933350
19395 074
19465 554
19505 871
Jahr Einwohner
19645 387
19715 133
19814 524
19854 458
19894 253
19904 180
19914 076
19924 052
19934 163
19944 708
Jahr Einwohner
19955 144
19965 538
19975 771
19986 113
19996 221
20006 338
20016 440
20026 499
20036 521
20046 615
Jahr Einwohner
20056 671
20066 695
20076 680
20086 701
20096 653
20106 622
20116 599
20126 615
20136 573
20146 567
Jahr Einwohner
20156 678
20166 755
20176 785
20186 870
20196 920
20206 957

Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl[6][7][8]: Stand 31. Dezember (ab 1991), ab 2011 auf Basis des Zensus 2011

Politik

Gemeindevertretung

Die Gemeindevertretung besteht gemäß Kommunalwahlgesetz des Landes Brandenburg aus 18 Mitgliedern sowie dem hauptamtlichen Bürgermeister.[9] Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 ergab bei einer Wahlbeteiligung von 61,0 % folgende Sitzverteilung:[10]

Partei/Wählergruppe Stimmen Stimmen in % Sitze
CDU 2917 28,2 5
Handwerks-, Gewerbe- und Bürgerverein (HGBV) 2082 20,1 4
Die Linke 2065 19,9 4
AfD 1824 17,6 3
SPD 0756 07,3 1
Bündnis 90/Die Grünen 0709 06,8 1

In Brandenburg hat jeder Wähler bei der Kommunalwahl drei Stimmen, die er auf die Bewerber eines Wahlvorschlages oder unterschiedlicher Wahlvorschläge verteilen kann.[11]

Bürgermeister

  • 2001–2006: Horst Eckert[12]
  • 2006–2019: Peter Müller[13]
  • seit 2019: Martin Rother (CDU)

Rother wurde in der Bürgermeisterwahl am 1. September 2019 mit 55,8 % der gültigen Stimmen für eine Amtszeit von acht Jahren[14] gewählt.[15]

Wappen

Das Wappen wurde am 14. März 1994 genehmigt. Blasonierung: „In Gold geteilt durch einen blauen Wellenschrägbalken rechts ein grüner Eichenbruch, links ein aufsteigendes schwarzes Pferd.“[16]

Gemeindepartnerschaften

Leegebruch unterhält seit Oktober 1995 eine Partnerschaft mit der nordrhein-westfälischen Stadt Lengerich.[17]

Sehenswürdigkeiten

BW

In der Liste der Baudenkmale in Leegebruch sowie in der Liste der Bodendenkmale in Leegebruch stehen die in der Denkmalliste des Landes Brandenburg eingetragenen Baudenkmale bzw. Bodendenkmale.

Ein Mahnmal aus dem Jahre 1949 am Rande des Parks Eichenallee/Birkenallee erinnert an die umgekommenen Zwangsarbeiter, die während des Zweiten Weltkrieges in den Heinkel-Flugzeugwerken Zwangsarbeit verrichten mussten.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Die Bundesstraße 96 (GranseeKreuz Oranienburg) führt unmittelbar östlich, die Landesstraße L 172 (GermendorfHennigsdorf) unmittelbar westlich am Gemeindegebiet vorbei.

Die Gemeinde verfügte von 1951 bis 1969 über einen Haltepunkt an der inzwischen abgebauten Bahnstrecke Oranienburg–Velten.

Der öffentliche Nahverkehr wird von den Buslinien 800 und 824 der Oberhavel Verkehrsgesellschaft durchgeführt.

Sport

Die BSG Stahl Leegebruch zählte in den 1960er und 1970er Jahren zu den besten Rugby-Union-Mannschaften der DDR. Neben jeweils mehreren 2. und 3. Plätzen gewann der Verein im Jahr 1972 die DDR-Meisterschaft.[18] Weiterhin stand das Team einmal im Finale um den nationalen Pokal.

Persönlichkeiten

Commons: Leegebruch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerung im Land Brandenburg nach amtsfreien Gemeinden, Ämtern und Gemeinden 31. Dezember 2020 (PDF-Datei; 950 KB) (Fortgeschriebene amtliche Einwohnerzahlen) (Hilfe dazu).
  2. Dienstleistungsportal der Landesverwaltung Brandenburg. Gemeinde Leegebruch
  3. Hauszeichen auf www.leegebruch.de
  4. Geheimnisvolles Flugzeug auf dem Schuldach auf www.luftkrieg-oberhavel.de
  5. kreisgeleitet
  6. Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Oberhavel. S. 14–17
  7. Bevölkerung im Land Brandenburg von 1991 bis 2015 nach Kreisfreien Städten, Landkreisen und Gemeinden, Tabelle 7
  8. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
  9. § 6 des Kommunalwahlgesetzes des Landes Brandenburg
  10. Ergebnis der Kommunalwahl am 26. Mai 2019
  11. Brandenburgisches Kommunalwahlgesetz, § 5
  12. Kommunalwahlen 26.10.2003. Bürgermeisterwahlen, S. 27
  13. Peter Müller geht in den Ruhestand. In: Märkische Allgemeine, 29. April 2019
  14. Brandenburgisches Kommunalwahlgesetz, § 74
  15. Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 1. September 2019
  16. Wappenangaben auf dem Dienstleistungsportal der Landesverwaltung des Landes Brandenburg
  17. Gemeinde Leegebruch: Gemeindepartnerschaft mit Lengerich.
  18. Claus-Peter Bach (Hrsg.): 100 Jahre Deutscher Rugby-Verband, S. 173, 2000, Heidelberg.
  19. Regisseur Wolfgang Rumpf feiert seinen 70. In: Märkische Allgemeine, 7. Dezember 2018
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