Laufen BL
Laufen (französisch Laufon [loːfɔ̃]) ist eine politische Gemeinde im Kanton Basel-Landschaft in der Schweiz. Laufen ist der Hauptort des gleichnamigen Bezirks.
BL ist das Kürzel für den Kanton Basel-Landschaft in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Laufen zu vermeiden. |
Laufen | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Basel-Landschaft (BL) |
Bezirk: | Laufen |
BFS-Nr.: | 2787 |
Postleitzahl: | 4242 |
UN/LOCODE: | CH LFN |
Koordinaten: | 604670 / 252377 |
Höhe: | 351 m ü. M. |
Höhenbereich: | 343–671 m ü. M.[1] |
Fläche: | 11,40 km²[2] |
Einwohner: | 5777 (31. Dezember 2020)[3] |
Einwohnerdichte: | 507 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 26,0 % (31. Dezember 2020)[4] |
Website: | www.laufen-bl.ch |
Die Birs in Laufen, November 2003 | |
Lage der Gemeinde | |
Geographie
Laufen liegt im Laufental an der Birs und an der Jurabahnlinie von Basel nach Delsberg. Seine höchste Erhebung ist der Mätteberg mit 672 m ü. M. und der tiefste Punkt das Birsufer bei der Neumatt mit 348 m ü. M. Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 1137 Hektar, davon sind 28 % Landwirtschaftsfläche, 53 % Wald, 18 % Siedlungen und 1 % unproduktive Fläche.
Geschichte
Von 58 v. Chr. bis 470 n. Chr. gehörte Laufen zum Römerreich und nach dessen Zusammenbruch war es bis etwa 500 alemannisch. Darauf gehörte die Talschaft zum Frankenreich und von 853 bis 1033 zum Königreich Burgund. Der kinderlose König von Burgund, Rudolf III., schenkte 999 dem Basler Bischof grosse Teile des oberen Birstals (siehe auch Hochstift Basel).
1141 wird das Dorf als Loufen erstmals erwähnt. 1295 gründete Peter Reich von Reichenstein das Städtchen Laufen. 1637–1639 wurde Laufen in den Dreissigjährigen Krieg hineingezogen. Protestantische Schweden griffen den Bischof an, welcher zugleich Reichsfürst war, und verwüsteten das Tal.
Zusammen mit anderen Untertanen rebellierten im 18. Jahrhundert einige Laufener gegen den Fürstbischof. Mit Hilfe der französischen Truppen besiegte man die «gnädigen Herrn» in Pruntrut.
Während der Französischen Revolution war Laufen 1792 während 87 Tagen Teil eines eigenen jurassischen Staates, der «Raurachischen Republik». Diese wurde von 1793 bis 1813 Teil Frankreichs. Im französischen Département Mont-Terrible war Laufen Hauptstadt des Canton de Laufon.
1815 wurde am Wiener Kongress der grösste Teil des ehemaligen Hochstifts Basel dem Kanton Bern und somit der Schweizerischen Eidgenossenschaft zugesprochen. Für das «glückliche Schicksal» sandten kurz darauf die elf Laufentaler Dorfvertreter ein Huldigungsschreiben an die Stadt und Republik Bern.[5] Laufen wurde erst 1846 Bezirkshauptort. 1852 wurden die beiden Gemeinden Laufen Stadt und Laufen Vorstadt vereinigt. 1872 wurde das Feningerspital eröffnet, ein Krankenhaus.
Nach der Bildung des Kantons Jura aus den drei mehrheitlich katholischen Amtsbezirken Delsberg, Pruntrut und Freiberge sowie einiger Gemeinden des Amtsbezirks Moutier wurde das Laufental 1979 zur weit abgelegenen bernischen Exklave. Nach einer mehrjährigen Abstimmungskaskade entschieden sich 1989 (Stimmbeteiligung über 93 Prozent) 51,7 Prozent der Bewohner des Bezirks Laufen für den Übertritt in den Kanton Basel-Landschaft. Die Stadt Laufen votierte jedoch dagegen. 1994 wurde der Beitritt zum Kanton Basel-Landschaft vollzogen.
Im Juni 1973 und im August 2007 überflutete ein Hochwasser die Altstadt von Laufen schwer, so dass Schäden von mehreren Millionen Schweizerfranken entstanden. Als Folge des 2007er Hochwassers wurde der Flusslauf der Birs an mehreren Stellen renaturiert und verbreitert, um die Abflusskapazität zu erhöhen.
Wappen
- Auf schwarzem Grund ein silberner Baselstab.
Das Wappen symbolisiert die enge Verbindung mit dem Bistum Basel.
Bevölkerung
54,7 % der Bevölkerung sind römisch-katholisch, 13,6 % reformiert, 1,4 % christkatholisch. Der Ausländeranteil beträgt 24,8 %.[6]
Wirtschaft
In Laufen haben sich grosse international tätige Firmen niedergelassen: der Kräuterzucker-Hersteller Ricola AG (ursprünglich Richterich und Compagnie, Laufen – daher die Abkürzung Ricola) und die Laufen Bathrooms AG. Die Firmen profitieren von der stadtnahen Lage zu Basel im Dreiländereck CH-D-F.
Verkehr
Laufen liegt an der Hauptstrasse 18 von La Chaux-de-Fonds nach Basel und an der Jurabahn von Biel nach Basel.
Der Bahnhof wird stündlich von je einem InterCityNeigezug der Linie 51 aus beiden Richtungen angefahren und von der Linie S 3 der S-Bahn Basel im Halbstundentakt bedient. Jede zweite S-Bahn fährt weiter nach Delsberg und Pruntrut im Kanton Jura. In den Hauptverkehrszeiten gibt es Zusatzzüge zwischen Basel und Delsberg und in den Wochenendnächten verkehren Nacht-S-Bahnen.
- 51 Basel SBB – Delémont – Biel/Bienne TT FZ BZ FS RZ , im Sommer zusätzlich
- S 3 Porrentruy – Delémont – Laufen – Basel Dreispitz – Basel SBB – Liestal – Sissach – Olten einzelne Verstärker in den HVZ zwischen Delémont (bzw. Laufen und Aesch) und Basel ohne Linienbezeichnung
In Zukunft soll der 51 im Halbstundentakt verkehren und nach Genf Flughafen verlängert werden, die Linie S 3 hingegen soll nicht mehr über Laufen hinaus verkehren.[7][8]
Am Bahnhof Laufen befindet sich ein Postautoknoten mit sechs Buslinien in diverse Dörfer in der Region.
- 69 Flüh, Bahnhof – Mariastein – Metzerlen (– Challhöchi – Röschenz – Laufen, Bahnhof)
- 111 Laufen, Bahnhof – Breitenbach – Nunningen – Bretzwil – Seewen – Büren – Liestal, Bahnhof
- 112 Laufen, Bahnhof – Röschenz – Kleinlützel (– Kiffis – Ederswiler – Roggenburg, Neumühle)
- 114 Laufen, Bahnhof – Wahlen BL – Bärschwil, Hölzlirank
- 118 Laufen, Bahnhof – Liesberg, Riederwald
- 119 Laufen, Bahnhof – Dittingen – Blauen – Zwingen – Nenzlingen, Dorfplatz
Eine Besonderheit ist die Buslinie 112, welche eine Haltestelle in Frankreich bedient (Kiffis, Les Forges) und in den Kanton Jura fährt (Ederswiler, Jurastrasse).
Laufen ist der letzte Bahn-Halt im Tarifverbund Nordwestschweiz, nur mit dem Bus kommt man im Tarifverbund noch weiter gegen Osten.
Kultur
Im alten Birsmillgebäude liegt der Rockclub Biomill. Ausstellungen, Konzerte, Kabarett, Filme und Lesungen bietet das Kulturforum Laufen im umfunktionierten Schlachthaus. In der Stedtlibibliothek Laufen stehen rund 15000 Bücher, Filme und andere Medien zur Ausleihe bereit.
Seit vielen Jahren besitzt Laufen kein Kino mehr. Im Jahr 2005 wurde deshalb der Verein Open-Air-Kino-Laufen gegründet, der seither Ende August auf dem Parkplatz des alten Schlachthauses jeweils ein grosses Openairkino veranstaltet. Im Jahr 2007 bot das Freiluftkino 700 Personen Platz.
Sehenswürdigkeiten
- Mittelalterliche Altstadt mit einer teilweise erhaltenen Stadtmauer und drei Toren: Obertor, Untertor und Wassertor
- Obertor, der sog. Zeitturm, mit grossem Zifferblatt und astronomischer Uhr
- Stadthaus (1672), zuerst barocker Adelssitz und dann Spital, beherbergt heute die Gemeindeverwaltung. Bei der Restaurierung 1976 wurde unter dem weissen Verputz ein Jagdfresko im Festsaal der Familie Roggenbach in Grisaillenmanier aus dem 17. Jahrhundert entdeckt.
- Die dominante römisch-katholische "Herz-Jesu"-Kirche im neugotischen Stil, 1914 fertiggestellt.
- Katharinenkirche (1698) mit Altären, geschnitzter Kanzel und spätgotischen Madonna sowie Rokokostatuen von 1755. Auf der Nordseite der Kirche sind die Überreste des Laufner Dolmengrabes zu sehen.
- Die nicht zugängliche Kapelle auf dem Friedhof ist eines der ältesten Gebäude Laufens.
- Am Mühlenweg steht die älteste noch erhaltene, in der Schweiz liegende Manufaktur von Ziegelsteinen. Sie kann auf Anfrage besichtigt werden.
Persönlichkeiten
- Joseph Conrad Gabriel Feninger (1785–1869), Arzt, Chirurg, Politiker und Stifter des Feninger-Spital in Laufen
- Ludwig Rochus Schmidlin (1845–1917), Pfarrer in Biberist und Kirchenhistoriker
- Joseph Gerster-Roth (1860–1937), Fabrikant, Schriftsteller und Volkskundler
- Willy Müller (1903–1976), deutscher Politiker
- Agat Schaltenbrand (1926–2018), Malerin und Zeichnerin
Städte- und Ortspartnerschaften
- Laufen (Deutschland), Ortspartnerschaft mit Laufen
Bilder
- Stadtplan von Laufen, ca. 1820
- Hauptstrasse im Stedtli
- Katharinenkirche
- Bahnhof
- Reformierte Kirche
- Katholische Kirche
- Amtshaus
- Restteil der Stadtmauer
- Dolme beim Untertor
- Kantonsspital
- Keramik Laufen
Literatur
- Anna C. Fridrich: Herrschaft, Konflikt, Kommunikation Zur Ausgestaltung herrschaftlicher Praxis in der fürstbischöflichen Stadt Laufen während der Frühen Neuzeit. In: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte. Jg. 54, Nr. 3, 2004, S. 241–255 (Volltext bei e-periodica.ch [abgerufen am 24. September 2016]).
- Daniel Hagmann, Peter Hellinger (Hrsg.): 700 Jahre Stadt Laufen. Buchverlag Basler Zeitung, Basel 1995, ISBN 3-85815-285-4.
- Giuseppe Gerster: Laufen an der Birs (= Schweizerische Kunstführer Serie 97. Nr. 968). Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 2015, ISBN 978-3-03797-175-8.
Weblinks
- Offizielle Website der Gemeinde Laufen BL
- Anna C. Fridrich: Laufen (BL, Gemeinde). In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Einzelnachweise
- BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Arthur Daucourt in Dictionnaire historique des paroisses de l'ancien Evêché de Bâle. Band IV, 1903.
- Ausbauschritt 2035 (STEP AS 2035) | SBB. Abgerufen am 1. Juli 2021.
- Zukünftiges Angebot - trireno - Trinationale S-Bahn Basel. Abgerufen am 19. November 2020.