Burgscheidungen
Burgscheidungen ist ein Ortsteil der Stadt Laucha an der Unstrut im Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt.
Burgscheidungen Stadt Laucha an der Unstrut | |
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Höhe: | 130 m ü. NN |
Fläche: | 8,36 km² |
Einwohner: | 583 (31. Dez. 2007) |
Bevölkerungsdichte: | 70 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Juli 2009 |
Postleitzahl: | 06636 |
Vorwahl: | 034462 |
Geographie
Burgscheidungen liegt an der Unstrut zwischen Nebra und Laucha im Naturpark Saale-Unstrut-Triasland. Zur ehemaligen Gemeinde Burgscheidungen gehörte neben dem Hauptort Burgscheidungen am linken Ufer der Unstrut der Ortsteil Tröbsdorf am rechten Ufer des Flusses.
Geschichte
Der über den Ort ragende Burgberg ist bereits seit 3000 v. Chr. besiedelt. In der Zeit der Völkerwanderung war hier eine wichtige Burg, möglicherweise sogar eine Residenz der Thüringer, deren Reich sich von der Elbe bis zur Donau bei Regensburg erstreckte. Im Jahre 531 sollen die Thüringer und ihr König Herminafried nach der Sachsengeschichte des Widukind von Corvey von den Franken bei Scithingi vernichtend geschlagen worden sein; allerdings haben die Ausgrabungen des Hallenser Archäologen Berthold Schmidt in den 1960/70er-Jahren keine Anhaltspunkte dafür geliefert. Aus dieser Epoche sind für Burgscheidungen überhaupt keine thüringischen Funde verzeichnet worden.
In einem zwischen 881 und 899 entstandenen Verzeichnis des Zehnten des Klosters Hersfeld wurde (Burg-)Scheidungen als zehntpflichtiger Ort Scidinge im Friesenfeld urkundlich erwähnt. 1043 schenkte Kaiser Heinrich III. sie seiner Frau Agnes von Poitou als Morgengabe. 1069 schenkte diese wiederum die Burg Scheidungen dem Bistum Bamberg, welches von da an bis 1803 als Oberlehnsherr verschiedene adlige Familien damit weiter belehnte. Von 1128 bis 1667 war Burgscheidungen auch Sitz des gleichnamigen Ministerialgeschlecht von Scheidingen.
Seit 1371 wurde der Ort Scheidingen Borkschidingen (Burgscheidungen) genannt. Der gleichnamige Nachbarort Scheidingen, auf der anderen Seite der Unstrut gelegen, wurde schon ab 1294 Kirchschidingen (Kirchscheidungen) genannt.
1612 und 1625 erhielten die Gebrüder von Hoym von Fürst Johann Georg bzw. Christian I. von Anhalt ihren bereits 1598 verliehenen Anspruch auf Burgscheidungen bestätigt und wurden 1629 nach dem Aussterben der Vorbesitzer von Wiehe gemeinsam mit denen von Wuthenau und Vertretern der Familie Schilling tatsächlich mit Burgscheidungen belehnt. Nachdem sich die Gebrüder von Hoym mit den Mitbesitzern Wuthenau und Schilling vertraglich über die Überlassung derer Anteile geeinigt hatten, wurden sie am 26. Januar 1630 von Fürst Christian von Anhalt-Bernburg mit Burgscheidungen belehnt.
1699 kam die 19-jährige braunschweigische Hofdame Anna Constantia von Brockdorff als zukünftige Gemahlin des Adolph Magnus von Hoym nach Burgscheidungen. Nach längerem Brautstande fand 1703 die Vermählung statt. Die Ehe des Adolf Magnus von Hoym mit Anna Constantia verlief nicht glücklich. Im Januar 1705 wurde Adolph Magnus gezwungen, in eine Scheidung einzuwilligen und so wurde die Ehe am 8. August 1705 geschieden. Der König von Polen und Kurfürst von Sachsen, August „der Starke“ bzw. August II., erwählte sie zur Mätresse und erwirkte später beim Kaiser ihre Erhebung in den Stand einer Reichsgräfin Cosel als Anna Constantia Gräfin von Cosel.
Nach wechselvoller Geschichte und verschiedenen Besitzern ging Burgscheidungen 1722 an die Familie von der Schulenburg über, welche daraufhin die Burg zu einem Barockschloss umgestalten ließen. Aus dieser Zeit stammt auch der angrenzende terrassenartig angelegte Schlosspark, der von einem kleinen Kanal abgegrenzt wird. In deren Besitz verblieb Burgscheidungen bis 1945.
Als Gesellschafter der Grafen von der Schulenburg verweilte von 1760 bis 1761 in Burgscheidungen der Leipziger Hofmeister und spätere Obersteuereinnehmer, Christian Felix Weiße, welcher mit Gotthold Ephraim Lessing, Christian Fürchtegott Gellert, Conrad Ekhof und Gottlieb Wilhelm Rabener eng befreundet sowie als Dichter und Jugendschriftsteller bekannt geworden war. Während seines Aufenthaltes auf Burgscheidungen entstanden die Tragödien „Crispus“, „Mustapha und Zeangir“, „Rosamunde“; die Lustspiele „Die Haushälterin“, „Der Mißtrauische gegen sich selbst“ und die „Neue Weiberschule“ sowie eine Übersetzung des Tyrtäos und die „Amazonenlieder“ (1760).
Burgscheidungen gehörte bis 1815 zum kursächsischen Amt Freyburg.[1] Durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses kam er zu Preußen und wurde 1816 dem Kreis Querfurt im Regierungsbezirk Merseburg der Provinz Sachsen zugeteilt, zu dem er bis 1944 gehörte.[2]
Die Familie Graf von der Schulenburg wurde im Herbst 1945 durch die Bodenreform enteignet und das Schloss Burgscheidungen 1946 dem FDGB als Erholungsheim überlassen. Ab Dezember 1950 wurde das Schloss als Landesschule für Pionierleiter genutzt und führte den Namen „Ernst Thälmann“. Später diente das Schloss auch als Sonderschule des Zentralrates der FDJ für Auslandsstudenten. Von 1955 bis 1990 befand sich im Schloss die zentrale Schulungsstätte der CDU der DDR „Otto Nuschke“.
Seit 2008 befindet sich das Schloss wieder in Privatbesitz und wird seit 2009 als Hotel und Tagungsstätte betrieben.
Am 1. Juli 2009 wurde die vormals eigenständige Gemeinde Burgscheidungen in die Stadt Laucha an der Unstrut eingemeindet.[3]
Sehenswürdigkeiten
Über dem Ort befindet sich das Schloss mit seiner barocken Gartenanlage, welche einen schönen Blick über das Unstruttal bietet. Das Schloss und der Schlossgarten gehören zum Projekt Gartenträume Sachsen-Anhalt. Im Ort selbst befindet sich eine spätromanische Ortskirche mit gotischem Ostanbau. Auch Tröbsdorf verfügt über eine Kirche, die kürzlich renoviert worden ist. Sehenswert sind auch das Unstrutwehr mit dazugehörigem Schleusenhaus sowie das ehemalige Gutshaus.
Als das Schloss CDU-Schulungsstätte war, befand sich seit 1972 im Innenhof eine von dem Bildhauer Bruno Kubas geschaffene Gedenktafel für alle Christen, die Opfer der Nazidiktatur geworden waren. Die Bronzetafel wurde nach 1990 von der Treuhand entfernt, ebenso wie das dem gleichen Thema gewidmete Traditionszimmer im Innern des Schlosses.
Auf dem Friedhof des Ortsteiles Tröbsdorf befindet sich das Grab eines namentlich bekannten polnischen Kriegsgefangenen, der 1940 von einem Wachposten ermordet wurde.
Die Metzeiche bei Tröbsdorf hat einen Brusthöhenumfang von 6,65 m (2015).[4]
Wirtschaft und Infrastruktur
Burgscheidungen ist auch heute noch vor allem landwirtschaftlich geprägt. An den umliegenden Hängen befinden sich Weinbauanlagen. Gegenwärtig (2005) sind im Ort 65 Arbeitslose gemeldet; größere Arbeitgeber oder Industrieansiedlungen existieren nicht, zumal der etwas abseits gelegene Ort weder einen Eisenbahnanschluss besitzt, noch an einer Bundesstraße liegt.
Verkehr
Der Nachbarort Kirchscheidungen liegt an der Unstrutbahn, auf der stündlich Regionalbahnen des Unternehmens Abellio Rail Mitteldeutschland nach Wangen sowie Naumburg verkehren.
Söhne und Töchter des Ortes
- Levin Friedrich von der Schulenburg (1738–1801), kursächsischer Geheimer Rat und Erb-, Lehn- und Gerichtsherr auf Burgscheidungen und Kirchscheidungen sowie Kleinliebenau
- Moritz Levin Friedrich Graf von der Schulenburg (1774–1814), königlich-sächsischer Kammerherr, Majoratsherr auf Burg- und Kirchscheidungen, Erbherr von Branderode und Netzschkau
Einzelnachweise
- Karlheinz Blaschke, Uwe Ulrich Jäschke: Kursächsischer Ämteratlas. Leipzig 2009, ISBN 978-3-937386-14-0; S. 34 f.
- Der Landkreis Querfurt im Gemeindeverzeichnis 1900
- StBA: Gebietsänderungen vom 02. Januar bis 31. Dezember 2009
- Eintrag im Verzeichnis Monumentaler Eichen. Abgerufen am 10. Januar 2017.
Literatur
- Georg Schmidt: Burgscheidungen, als Manuskript gedruckt 1894, neu verlegt im Kommissionsverlag von Max Niemeyer, Halle 1900
- Rüdiger Bier: 1500 Jahre Geschichte und Geschichten der herrschaftlichen Sitze zu Kirchscheidungen und Burgscheidungen, Eigenverlag, Rittergut Kirchscheidungen 2009