La Punt Chamues-ch
La Punt Chamues-ch (bis Ende September 2020 offiziell La Punt-Chamues-ch,[5] am Ort selbst aber zuvor schon La Punt Chamues-ch geschrieben,[6] , italienisch und bis 1943 offiziell Ponte-Campovasto) ist eine politische Gemeinde in der Region Maloja des Schweizer Kantons Graubünden.
La Punt Chamues-ch | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Graubünden (GR) |
Region: | Maloja |
BFS-Nr.: | 3785 |
Postleitzahl: | 7522 |
Koordinaten: | 790640 / 161436 |
Höhe: | 1687 m ü. M. |
Höhenbereich: | 1680–3265 m ü. M.[1] |
Fläche: | 63,28 km²[2] |
Einwohner: | 686 (31. Dezember 2020)[3] |
Einwohnerdichte: | 11 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 24,3 % (31. Dezember 2020)[4] |
Website: | www.lapunt.ch |
La Punt | |
Lage der Gemeinde | |
Wappen
Blasonierung: In Schwarz auf silbernem (weissem) Schildfuss im Wellenschnitt eine goldene (gelbe) Bogenbrücke überhöht von einer silbernen Glocke mit Andreaskreuz
Die Brücke als redender Bestandteil des Wappens und Sinnbild für die Verbindung beider Gemeindeteile über den Inn hinweg ist verbunden mit der Glocke als Hinweis auf den Patron der Pfarrkirche von Chamues-ch, den heiligen Andreas.
Geographie
Am Fusse des Albulapasses wird bei La Punt die Engadiner Talstrasse und der Inn (rät. En) erreicht. Von hier aus erreicht man flussaufwärts beim Taleinschnitt von Pontresina das Berninamassiv bzw. über Celerina das bekannte St. Moritz.
Von dem früher selbständigen Dorf La Punt (1697 m) führt eine Brücke über den Inn nach Chamues-ch (1708 m). Die Römer nannten es Camogascum, woraus italienisch Campovasto wurde. Beide Dörfer bilden heute eine politische Gemeinde.
Bei La Punt Chamues-ch beginnt die Landschaft La Plaiv.
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung | ||||||||||
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Jahr | 1850 | 1870 | 1900 | 1950 | 2000[7] | 2005 | 2010 | 2012 | 2014 | 2019 |
Einwohner | 232 | 289 | 245 | 223 | 660 | 694 | 748 | 759 | 752 | 679 |
Sprachen
Amts- und Schulsprache ist der Oberengadiner Dialekt (Puter) des Rätoromanischen, zusammen mit Deutsch. Bis zum Aufkommen des Fremdenverkehrs sprachen die Bewohner alle romanisch. Die Sprache wich bis 1880 stark zurück. Damals gaben nur noch 71,6 % Romanisch als Muttersprache an. Danach stieg der Anteil bis zur Jahrhundertwende wieder an (1900: 80 %), sank dann aber bis 1910 auf 69 %, ein Wert, der sich bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs nicht mehr änderte (1941: 68 %). Dann setzte bis 1970 ein geringer, seit den 1970er-Jahren starker Rückgang des Romanischen ein. Dennoch konnten sich 1990 noch 48,3 % und im Jahr 2000 47,6 % der Bewohner auf Romanisch verständigen. Die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte zeigt folgende Tabelle:
Sprachen in La Punt Chamues-ch | ||||||
Sprachen | Volkszählung 1980 | Volkszählung 1990 | Volkszählung 2000 | |||
Anzahl | Anteil | Anzahl | Anteil | Anzahl | Anteil | |
Deutsch | 156 | 40,00 % | 341 | 59,93 % | 436 | 66,06 % |
Rätoromanisch | 162 | 41,54 % | 145 | 25,48 % | 136 | 20,61 % |
Italienisch | 39 | 10,00 % | 52 | 9,14 % | 51 | 7,73 % |
Einwohner | 390 | 100 % | 569 | 100 % | 660 | 100 % |
Religionen und Konfessionen
Philipp Gallicius (1504–1566) wirkte 1524 bis 1526 als Kaplan in La Punt und verbreitete reformatorische Gedanken. Aber erst 1561 wurde in der Gemeinde die Reformation eingeführt, sie ist seitdem mehrheitlich evangelisch.
Herkunft und Nationalität
Von den 694 (Stand Ende 2005) Bewohnern waren 568 (= 81,84 %) Schweizer Staatsangehörige.
Persönlichkeiten
- Philipp Gallicius (1504–1566), Theologe, Reformator und Kirchenlieddichter; als Kaplan 1524–1526 in La Punt Chamues-ch
- Familie Albertini
- Jakob Albertini (* um 1575 in La Punt; † 1624 ebenda), Doktor beider Rechte, war einer von den fünf reformierten Bündnern, die 1620 dem Veltlinermord in Tirano entgingen.[8]
- Jakob Ulrich Albertini (1630–1697), Sohn des Hauptmanns Ulrich, Doctor juris, veröffentlichte 1675 Trattato dei casi di coscienza.[9]
- Jakob Ulrich Albertini (1667–1726), Sohn des Jacob Ulrich, trat 1686 in spanische Kriegsdienste. 1695 wurde er Oberst des in spanischen Diensten stehenden Bündnerregiments.[10]
- Johann Baptist Albertini (1769–1831), Sohn des Hauptmanns Jakob Ulrich, der 1763 nach Neuwied zog und sich dort der Herrnhuter Brüdergemeine anschloss. Er trat 1782 als Zögling in das Pädagogium in Niesky und 1785 in das theologische Seminar zu Barby ein.[11]
- Christoph Albertini (* Februar 1776 in La Punt; † 23. Dezember 1848 in Chur), Sohn des Landeshauptmanns Peter, Präsident des Gotteshausbundes und Bürgermeister von Chur.[12]
- Jacques Albertini (* 21. März 1861 in Punt Chamues; †), studierte in Zürich, München, Pisa, Jena und Berlin und wurde 1887 zum Doktor juris promoviert; 1909 Oberst der Infanterie; 1913 Grossratsabgeordneter dea Kreises Oberengadin.[13]
- Martina Linn, Musikerin[14]
Sehenswürdigkeiten
Die frühgotische Kirche San Andrea in Chamues-ch ist das klassische Beispiel einer gotischen Gebirgswallfahrtskirche mit einem schlanken weissen Turm und romanischem Portal. Sie zeigt Sgraffito-Motivik auf den Türklopfern und hat ein gotisches Gewölbe. Das Schiff und das Chor tragen Freskomalereien von Bernhard von Puschlav von 1505.
Sehenswert ist auch die 1680 gebaute reformierte Barockkirche in La Punt.
Über den Dörfern steht im nahen Dorf Madulain die Burg Guardaval als ehemalige Talwarte und Zollstation. Schöne alte Engadinerhäuser wie zum Beispiel das Patrizierhaus der Familie Nereda-Albertini (Chesa Merleda) aus dem 17. Jahrhundert[15] und das Haus Feldscher von 1594 haben sich trotz aller Brände, Naturkatastrophen und moderner Bautätigkeit erhalten.
Architektonisch bedeutsam sind ferner die Albertini-Häuser,[16] das Haus Sandoz,[17] das Wohnhaus Bernardi-Albertini,[18] das Wohnhaus Colani,[19] das Restaurant Chesa Pirani,[20] der Kindergarten (Architekten: Ernst Schmid, Robert Obrist),[21] die Acla Serlas im Val Chamuera[22] und die Chesa Lony, das älteste noch bewohnte Wohnhaus in La Punt Chamues-ch.
Wirtschaft
In den 2010er-Jahren befand sich der Ort laut dem Gemeindepräsidenten in einer «Abwärtsspirale»: Innert zweier Jahre waren 40 Einwohner weggezogen. Der Kanton hatte den Ort zuvor als «Ort ohne Entwicklungspotenzial» eingeordnet.
Inn Hub
Im Juli 2020 bewilligten die Stimmbürger deutlich eine Revision der Ortsplanung.[23] Im Dorfzentrum planten drei Investoren um Beat Curti sowie der Architekt Norman Foster seit 2016 ein Zentrum mit Büro- und Seminarräumen sowie einer Begegnungszone. Coworking Spaces sollten eine neue Qualität des Arbeitens ermöglichen und dies möglichst antizyklisch zum Tourismus. Die Firma Microsoft hatte sich schon 2019 zur Nutzung des Inn Hub verpflichtet. Beat Curti hatte schon im Jahr 2002 das Hotel Krone vor dem Konkurs bewahrt.[24]
Tourismus
Neben Skischule, Eislauf- und Curlingplatz gibt es eine Langlaufloipe, wo auch Hunde zugelassen sind. Ein 11 km langer Rollerblade-Weg führt von La Punt bis nach S-chanf, auch Fahrrad und Mountainbike sind hier erlaubt.
Schöne Wanderwege führen nach Acla Serlas, einem Maiensäss in einsamer Lage in der Val Chamuera, erbaut 1827.[25]
Literatur
- Diego Giovanoli, mit einem Beitrag von Constant Wieser: La Punt-Chamues-ch. Siedlung und Bauten. Hrsg. von der Denkmalpflege Graubünden. Chur 1990, unveränderte zweite Auflage 2007.
- Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden. Band III: Die Talschaften Räzünser Boden, Domleschg, Heinzenberg, Oberhalbstein, Ober- und Unterengadin (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 11). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1940. DNB 760079625.
- Constant Wieser: Punt Chamues-ch, La. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 22. Juli 2010.
Weblinks
- La Punt Chamues-ch auf der Plattform ETHorama
- Offizielle Website der Gemeinde La Punt Chamues-ch
- La Punt Chamues-ch Tourismus auf engadin.ch
- Bundesinventar ISOS: La Punt Chamues-ch
- Ponte Campovasto auf eLexikon
Einzelnachweise
- BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Änderung des Gemeinde-und Ortschaftsnamens im Gebietsstand des Kantons Graubünden: La Punt Chamues-ch. In: Bundesblatt. Nr. 41, 8. September 2020 (PDF; 332 kB).
- Vgl. die archivierte Website der Gemeinde vom März 2020, die archivierte Gemeindeverfassung von 2001 und das Ortsschild in der Engadiner Post vom Juni 2016.
- Constant Wieser: Punt Chamues-ch, La. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2010.
- Jakob Albertini auf Universitätsbibliothek Bern (PDF; 29,7 MB; abgerufen am 9. Mai 2017).
- Jakob Ulrich Albertini auf Universitätsbibliothek Bern (PDF; 29,7 MB; abgerufen am 9. Mai 2017).
- Jakob Ulrich Albertini auf Universitätsbibliothek Bern (PDF; 29,7 MB; abgerufen am 9. Mai 2017).
- Johann Baptist Albertini auf Universitätsbibliothek Bern (PDF; 29,7 MB; abgerufen am 9. Mai 2017).
- Christoph Albertini auf Universitätsbibliothek Bern (PDF; 29,7 MB; abgerufen am 9. Mai 2017).
- Jacques Albertini auf Universitätsbibliothek Bern (PDF; 29,7 MB; abgerufen am 9. Mai 2017).
- Portrait bei SRF: zämestah vom 17. Dezember 2020
- Chesa Merleda (Foto) auf baukultur.gr.ch
- Albertini-Häuser (Foto) auf baukultur.gr.ch
- Haus Sandoz (Foto) auf baukultur.gr.ch
- Wohnhaus Bernardi-Albertini (Foto) auf baukultur.gr.ch
- Wohnhaus Colani (Foto) auf baukultur.gr.ch
- Restaurant Chesa Pirani (Foto) auf baukultur.gr.ch
- Kindergarten (Foto) auf baukultur.gr.ch
- Acla Serlas (Foto) auf baukultur.gr.ch
- La Punter «InnHub» nimmt nächste Hürde, engadinerpost, 24. Juli 2020
- Geschenk vom Himmel, Weltwoche 10.19, Seite 38
- Acla Serlas (Foto) auf baukultur.gr.ch