Kvilda
Kvilda (deutsch Außergefild) ist eine im Okres Prachatice gelegene Böhmerwald-Gemeinde. Sie liegt in der Südböhmischen Region zirka 80 km von deren Hauptstadt České Budějovice entfernt.
Kvilda | |||||
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Basisdaten | |||||
Staat: | Tschechien | ||||
Region: | Jihočeský kraj | ||||
Bezirk: | Prachatice | ||||
Fläche: | 4518[1] ha | ||||
Geographische Lage: | 49° 1′ N, 13° 35′ O | ||||
Höhe: | 1062 m n.m. | ||||
Einwohner: | 143 (1. Jan. 2021)[2] | ||||
Postleitzahl: | 384 93 | ||||
Kfz-Kennzeichen: | C | ||||
Verkehr | |||||
Straße: | Rejštejn – Horní Vltavice | ||||
Struktur | |||||
Status: | Gemeinde | ||||
Ortsteile: | 5 | ||||
Verwaltung | |||||
Bürgermeister: | Václav Vostradovský (Stand: 2018) | ||||
Adresse: | Kvilda 17 384 93 Kvilda | ||||
Gemeindenummer: | 550337 | ||||
Website: | www.sumava.net/kvilda | ||||
Lage von Kvilda im Bezirk Prachatice | |||||
Geografie
Lage
Kvilda liegt 7 km östlich der Grenze zu Bayern bei Finsterau/Bučina. Der dortige Grenzübergang, der nicht mit Kraftfahrzeugen befahren werden darf, ist bei Touristen sowohl im Sommer als auch im Winter sehr beliebt. Die Quelle der Warmen Moldau, einer der drei Quellflüsse der Moldau, ist von hier bequem zu erreichen (6 km Waldwanderung). Der nächstgelegene Grenzübergang für Kraftfahrzeuge ist Philippsreut an der B 12 bzw. I/4 (Freyung–Strakonice), etwa 22 km südöstlich. 5 km nördlich von Kvilda liegt die Gemeinde Horská Kvilda.
Gemeindegliederung
Die Gemeinde Kvilda besteht aus den Ortsteilen Bučina (Buchwald), Františkov (Franzensthal), Hraběcí Huť (Grafenhütte), Kvilda und Vydří Most (Wiederbruck).[3] Zu Kvilda gehören außerdem die Wohnplätze Hamerské Domky (Hammerhäuser), Lesní Chalupy (Waldhäuser) und Vilémov (Wilhelmswald) sowie die Wüstungen Chaloupky (Hüttel), Na Mlýnské Mýtině (Froschau, auch Mühlreuterhäuser), Tobiášova huť (Tobiashütte, auch Tafelberger Hütte) und U Tremlů (Tremlhof). Grundsiedlungseinheiten sind Bučina und Kvilda.[4]
Das Gemeindegebiet gliedert sich in die Katastralbezirke Bučina u Kvildy und Kvilda.[5]
Geschichte
Kvilda liegt am Goldenen Steig, an dem es Ende des 15. Jahrhunderts gegründet wurde. Wie viele Gemeinden in dieser Gegend hatte auch Kvilda seit 1794 ein Glaswerk. 1765 wurde die katholische Pfarrkirche St. Stephan gebaut, welche 1889 einem Großbrand zum Opfer fiel. Nach dieser Katastrophe wurden Kvilda und seine Kirche (diese dann im neugotischen Stil) bis 1894 wieder errichtet. Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden im Ort zwei Betriebe, die bald weit über die Grenzen des Böhmerwalds hinaus bekannt waren. 1820 begann Peter Strunz wegen der außergewöhnlichen Höhenlage des Ortes Resonanzholz für Musikinstrumente herzustellen und wurde bald zum weltweiten Lieferanten für derartige Spezialhölzer und ihre Weiterverarbeitungsprodukte. Die Firma Strunz siedelte sich nach der Vertreibung 1946 im niederbayerischen Pocking an. Ebenfalls Anfang des 19. Jahrhunderts gründete der aus Kočevje in der Krain stammende Johann Verderber eine Manufaktur für Hinterglasmalerei in Außergefild. Sie produzierte insbesondere Hinterglasbilder mit religiösen Motiven. Nach 1884 wurde diese Hinterglas-Manufaktur von Gabriel Schuster weitergeführt. In Franzensthal befand sich während des Zweiten Weltkrieges eine unterirdische Fertigungsstätte der Messerschmitt AG, die 1941 in der ehemaligen Papierfabrik unter dem Tarnnamen Möbelwerke Franzensthal errichtet wurde.[6] 1945/46 wurden die meisten deutschsprachigen Bewohner vertrieben.
Sehenswürdigkeiten
Museen
Die Gemeinde Kvilda hat ein ähnliches Heimatmuseum im Rathaus eingerichtet, das wie die Museumsräume in Mauth vor allem an die Tradition des Ortes als Hochburg der Hinterglasmalerei, der Herstellung von Resonanzhölzern für Musikinstrumente und des Skisports und Fremdenverkehrs erinnert.
Im Jahr 2001 legte der Prager Unternehmer und ehemalige Sportler Václav Vitovec in Kvilda den Grundstein für ein von ihm geplantes Museum für den Eisernen Vorhang, das an die bis 1989 von den kommunistischen Regimen Tschechiens und der Sowjetunion hermetisch abgeriegelte Grenze zu Westeuropa erinnern soll. Die Bauarbeiten für das Museum kamen bis 2006 allerdings nicht über die Grundsteinlegung hinaus.
Bauwerke
Kvilda ist die erste Ortschaft am Oberlauf der Warmen Moldau. Das Dorf ist auch ein Thema in der sinfonischen Dichtung Die Moldau aus dem Zyklus Mein Vaterland des böhmischen Komponisten Bedřich Smetana (1824–1884). In einer Melodie werden die tanzenden Elfen in den Moldauauen und mit Tanzmusik (Polka) ein Fest der Menschen beschrieben, die Bauernhochzeit. Heute ist Kvilda Fremdenverkehrsort und touristisches Zentrum des tschechischen Biosphärenreservats Šumava.
Hinter der katholischen Pfarrkirche St. Stephan liegen Reste des Friedhofs, der Anfang der 1980er Jahre fast vollständig beseitigt wurde. Nachdem die Kirche in der Nachkriegszeit verfallen war, wurde sie nach der Wende von 1994 bis 1999 mit Hilfe deutscher Spenden renoviert. In der bayerischen Gemeinde Mauth, etwa 10 km von Kvilda entfernt, gibt es im örtlichen Rathaus ein kleines Heimatmuseum, das vor 1989 von der Gemeinschaft der ehemaligen Außergefilder eingerichtet wurde. Die Gemeinde Mauth richtet alle zwei Jahre ein Heimattreffen der ehemaligen Außergefilder aus, die über das ganze Bundesgebiet verstreut, überwiegend aber im Raum Schwandorf und Regensburg leben.
Wirtschaft und Infrastruktur
Tourismus
Der Ort ist ganz auf Wintersport und Sommertouristik ausgerichtet.
Verkehr
Von Kvilda aus führt der Weg über den Goldenen Steig nach Bayern. 1990 wurde zwischen Kvilda und der bayerischen Ortschaft Finsterau ein Fußgängerübergang eröffnet. Dort existiert auch ein Grenzübergang, der von Radfahrern und Fußgängern benutzt werden kann. Er ist in beiden Ländern durch Buslinien angebunden.
Einzelnachweise
- http://www.uir.cz/obec/550337/Kvilda
- Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2021 (PDF; 349 kB)
- http://www.uir.cz/casti-obce-obec/550337/Obec-Kvilda
- http://www.uir.cz/zsj-obec/550337/Obec-Kvilda
- http://www.uir.cz/katastralni-uzemi-obec/550337/Obec-Kvilda
- Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 20. Januar 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.