Kraftwerk Neurath
Das Kraftwerk Neurath liegt im Süden von Grevenbroich und grenzt an das Gebiet der Gemeinde Rommerskirchen und der Stadt Bedburg an. Der Betreiber ist RWE in Grevenbroich-Neurath (Rhein-Kreis Neuss). Es ist, gemessen an der installierten elektrischen Bruttoleistung von 4.400 Megawatt, das größte Kraftwerk in Deutschland und das zweitgrößte Braunkohlekraftwerk Europas nach dem Kraftwerk Bełchatów in Polen.
Kraftwerk Neurath | |||
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Lage | |||
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Koordinaten | 51° 2′ 22″ N, 6° 36′ 54″ O | ||
Land | Deutschland | ||
Gewässer | keines (Kühlung über Kühlturm, der aus Tagebau-Grundwasser gespeist wird) | ||
Daten | |||
Typ | Kohlekraftwerk | ||
Primärenergie | Fossile Energie | ||
Brennstoff | Braunkohle (Rheinisches Braunkohlerevier) | ||
Leistung | 4.211 Megawatt (netto) | ||
Eigentümer | RWE | ||
Betreiber | RWE Power | ||
Betriebsaufnahme | 1972, 2012 (BoA) | ||
Turbine | 3 × 300 MW 2 × 600 MW 2 × 1.100 MW | ||
Schornsteinhöhe | 196 m | ||
Eingespeiste Energie pro Jahr | 31.300 GWh | ||
Stand | 2014 |
Das Kraftwerk dient der Erzeugung von Grundlaststrom und besitzt eine elektrische Nettoleistung von über 4.211 Megawatt. Die Kohle wird über Gleisanschluss an die Nord-Süd-Bahn aus den Tagebauen des Rheinischen Braunkohlereviers, insbesondere dem Tagebau Garzweiler bezogen. Mit einem CO2-Ausstoß von 32,1 Mio. Tonnen verursachte das Kraftwerk im Jahr 2015 die zweithöchsten Treibhausgasemissionen aller europäischen Kraftwerke.[1]
Die Gleisanlage der Nord-Süd-Bahn, die zur Versorgung des Kraftwerks Neurath genutzt wird, wurde im Juni 2019 für mehr als 40 Stunden von Aktivisten blockiert, um auf den großen CO2-Ausstoß des Kraftwerks aufmerksam zu machen.[2][3]
Kraftwerksblöcke
Das Kraftwerk besteht aus sieben Blöcken (3 × 300 MW, 2 × 600 MW und 2 × 1100 MW nominal), die zwischen 1972 und 1976 sowie 2012 errichtet wurden, und besitzt eine Bruttoleistung von ca. 4400 MW.[4]
Block | A | (B) | (C) | D | E | F – BoA 2 | G – BoA 3 |
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Nettoleistung[5] (elektrisch) Netzeinspeisung |
294 MW | 294 MW | 292 MW | 607 MW | 604 MW | 1.060 MW | 1.060 MW |
Inbetriebnahme | 1972 | 1973 | 1975 | 1976 | 2012 | ||
Sicherheitsbereitschaft | - | 1. Oktober 2019[6][7] | - | - | |||
Stilllegung | 1. April 2022 (geplant) | 31. Dezember 2021 | 1. Oktober 2023 | 31. Dezember 2022 (geplant) | 31. Dezember 2038 (geplant) | ||
Wirkungsgrad (elektrisch) | 34 % | 36,6 % | 43,2 % | ||||
spez. Kohleverbrauch | 1,2 kg/kWh | 1,1 kg/kWh | 0,9 kg/kWh | ||||
Kamin (Höhe) | 3 × 160 m, 1 × 194 m | 2 × 170 m, 1 × 196 m | - | ||||
Kühlturm (Höhe) | 3 × 103 m | 2 × 128 m | 2 × 172 m |
Erläuterungen: geklammerte Einträge: Block nicht mehr in Betrieb, BoA: Braunkohlekraftwerk mit optimierter Anlagentechnik
Blöcke A bis E
In den 1980er-Jahren wurde für die Blöcke A bis E eine Rauchgasreinigungsanlage nachgerüstet. Die Abgase werden seitdem über die Kühltürme abgeleitet.
Die Anlage verfügt auch über zwei sogenannte Bypasskamine, von denen einer den Blöcken A–C und der andere den Blöcken D bis E zugeordnet ist. Ersterer ist 194 Meter[8], letzterer 196 Meter[9] hoch. Die Bypasskamine ermöglichen den Betrieb der Anlage im Fall einer defekten Rauchgasreinigungsanlage, was aber selten vorkommt und weshalb die meisten Kraftwerke auf Bypasskamine verzichten (Quelle: Pressestelle RWE).
Alle Blöcke speisen in das Übertragungsnetz des Netzbetreibers Amprion ein: Der Block A ist über die Umspannanlage Osterath auf der 220-kV-Ebene, die Blöcke B bis D über die Schaltanlage Opladen auf der 380-kV-Ebene und der Block E über die Schaltanlage Rommerskirchen, ebenfalls auf der 380-kV-Ebene, an das Höchstspannungsnetz angeschlossen.[10]
Block C soll nach einer Vereinbarung zwischen dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und den Braunkohlekraftwerksbetreibern RWE, Vattenfall und Mibrag am 1. Oktober 2019 in die Reserve überführt und vier Jahre später endgültig stillgelegt werden.[11]
Die Blöcke A bis E sollen in den Jahren 2021 bis 2022 vom Netz genommen werden.[12]
Geschichte
Im September 2005 beschloss RWE, am Kraftwerk zwei neue Blöcke (F und G) vom Typ „Braunkohlekraftwerk mit optimierter Anlagentechnik (BoA)“ zu bauen. Als Weiterentwicklung des BoA-Blockes im Kraftwerk Niederaußem (BoA 1) tragen die neuen Blöcke auch die Bezeichnung „BoA 2 und 3“. Im Januar 2006 begannen die Bauarbeiten.[13] Die BoA-Blöcke sollen bei einem Wirkungsgrad von 43 Prozent[14] eine Leistung von je 1100 MW haben. RWE gab 2008 an, der Bau, bei dem es sich um eine der größten Baustellen Europas handele, umfasse eine Investitionssumme von 2,2 Milliarden Euro.[15] Im Dezember 2011 räumte RWE ein, dass das Projekt mit 2,6 Mrd. Euro „deutlich teurer“ geworden sei.[16] Die Kesselhäuser von BoA 2 und BoA 3 sind mit einer Höhe von 173 Metern die höchsten Kesselhäuser der Welt.[17] Die Kühltürme sind 172 Meter hoch.[18]
Die ursprünglich geplante Inbetriebnahme Ende 2009 verzögerte sich wegen des unten genannten Unfalls, bei dem ein erheblicher Teil des Neubaus zerstört wurde. Am 29. November 2011 erreichten erstmals beide Blöcke gemeinsam Volllast und produzierten während der Inbetriebsetzungsphase bis dahin mehr als 1,5 Milliarden Kilowattstunden Strom.[19] Beide Blöcke befanden sich seit Mai bzw. Oktober 2011 im Testbetrieb, die endgültige Inbetriebnahme mit der Meldung der Blöcke an die Strombörse EEX erfolgte am 8. Juli 2012[20] (Block G) bzw. am 3. August[21] (Block F).[22][23] Seither speisen beide Blöcke ebenfalls in das Übertragungsnetz von Amprion in die 380-kV-Ebene ein und sind über die Schaltanlage Rommerskirchen angeschlossen.[24]
Am 15. August 2012 erfolgte dann die offizielle Feier zur Inbetriebnahme der neuen Blöcke in Anwesenheit von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, Bundesumweltminister Peter Altmaier und weiteren Gästen. Fälschlich wurde es in mehreren Medien als weltgrößtes Braunkohlekraftwerk bezeichnet, tatsächlich ist es (hinter dem Kraftwerk Bełchatów, Polen) nur das zweitgrößte in Europa. Richtig ist jedoch, dass die beiden neuen BoA-Blöcke F und G mit jeweils 1.100 MW brutto die zu diesem Zeitpunkt leistungsstärksten Braunkohlekraftwerksblöcke der Welt waren.[25] Die Baukosten wurden mit 2,6 Milliarden Euro angegeben.[26]
RWE nahm Ende 2011 und im Frühjahr 2012 sechs der zwölf alten 150-MW-Blöcke im Kraftwerk Frimmersdorf vom Netz.[27]
Probleme
Am 30. August 2012 fielen am frühen Nachmittag binnen sieben Minuten beide BoA-Blöcke aufgrund eines Fehlers im Leitsystem aus, weshalb eine Leistung von ca. 2.100 MW ersetzt werden musste. Dabei kam es zu Frequenzschwankungen im Stromnetz; durch Einsatz von Regelenergie wurde ein Stromausfall verhindert. Laut Amprion ist das europäische Stromnetz in der Lage, einen unvorhergesehenen Ausfall von bis zu 3.000 MW an Kraftwerksleistung zu tolerieren; daher sei keine kritische Situation entstanden. In den frühen Morgenstunden des Folgetags wurden die beiden Blöcke wieder hochgefahren.[28]
Unfall
Am Abend des 25. Oktober 2007 kam es auf dem Baustellengelände zu einem schweren Unfall. Eine über 100 Tonnen schwere Seitenwandbandage, ein Teilstück des Großgerüstes, riss ab und begrub mehrere Monteure unter sich. Drei Bauarbeiter konnten nur noch tot aus den Trümmern des Baugerüsts geborgen werden, sechs weitere wurden zum Teil schwer verletzt in umliegende Krankenhäuser eingeliefert. Fast 300 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei, Sanitätsorganisationen und Technischem Hilfswerk waren im Einsatz. Im Dezember 2008 wurde das eingeleitete Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung von der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach eingestellt. Laut Gutachten[29] waren die Knotenverbindungen der Bandagenunterkonstruktion zu schwach ausgelegt. Da es keinerlei Kenntnisse über die – in dieser Größe erstmals eingesetzten – Bauteile und deren Stabilitätsprobleme gegeben habe, sei der Unfall für die Fachleute nicht vorhersehbar gewesen, so die Staatsanwaltschaft. Vielmehr seien Auslegung und Konstruktion nach den Regeln der Technik erfolgt.[30]
Emissionsgrenzwerte
Im Genehmigungsbescheid vom 20. Juni 2005 legte die Bezirksregierung Düsseldorf Emissionsgrenzwerte für die neuen Blöcke F und G fest, die zur Antragszeit für Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid und Quecksilber unterhalb der geltenden Mindestanforderungen der 13. BImSchV lagen. Obwohl der Tages-Emissionsgrenzwert mit 0,0135 mg/m3N für die neuen Blöcke vergleichsweise niedrig festgesetzt wurde (die Mindestvorgabe der 13. BImSchV sieht 0,03 mg/m3N vor), erfordert dieser Grenzwert noch keine spezielle Quecksilberminderungstechnik. Dies zeigt sich daran, dass die Quecksilberemissionen nach Inbetriebnahme der neuen Blöcke 2012 auf mehr als das Doppelte angestiegen sind[31] (zum Vergleich: in den USA gelten für Braunkohlekraftwerke in Abhängigkeit ihres Wirkungsgrades Grenzwerte von 0,005 bis 0,0054 mg/m3N [32]).
Schadstoffe mit Grenzwerten im Tagesmittel werden durch kontinuierlich arbeitende Messgeräte überwacht, die übrigen Werte durch Einzelmessungen. Zum Vergleich mit den Grenzwerten der neuen Blöcke sind die zur Antragszeit gültigen Grenzwerte der 13. BImSchV (2004) aufgeführt sowie die Grenzwerte der aktuellen 13. BImSchV (2013) und die im Normalbetrieb mit besten verfügbaren Techniken erreichbaren Emissionswerte, wie sie im Merkblatt der Europäischen Kommission für entsprechend große Neuanlagen mit Braunkohle-Staubfeuerung auf der Basis der Datensammlung in den Jahren 2001–2002 festgelegt wurden.[33][34]
Luftschadstoff | Betriebliche Emissionswerte mit BVT (2006) im Tagesmittel* |
Grenzwert Block F und G (20. Juni 2005) Tagesmittel |
Grenzwert Block F und G (20. Juni 2005) Halbstundenmittel** |
Grenzwert 13. BImSchV (2004) Tagesmittel |
Grenzwert 13. BImSchV (2004) Halbstundenmittel |
Grenzwert 13. BImSchV (2013, Neuanlagen) Tagesmittel |
Grenzwert 13. BImSchV (2013, Neuanlagen) Halbstundenmittel |
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Gesamtstaub (Staub) | 5–20 mg/m3N | 20 mg/m3N | 40 mg/m3N | 20 mg/m3N | 40 mg/m3N | 10 mg/m3N | 20 mg/m3N |
Stickstoffoxide (als NO2) |
50–200 mg/m3N | 200 mg/m3N | 400 mg/m3N | 200 mg/m3N | 400 mg/m3N | 200 mg/m3N | 400 mg/m3N |
Schwefeldioxide (als SO2) |
20–150 mg/m3N | 200 mg/m3N | 400 mg/m3N | 300 mg/m3N | 600 mg/m3N | 150 mg/m3N | 300 mg/m3N |
Kohlenmonoxid (CO) | 100–200 mg/m3N | 200 mg/m3N | 400 mg/m3N | 250 mg/m3N | 500 mg/m3N | 200 mg/m3N | 400 mg/m3N |
Quecksilber und Verbindungen (als Hg) |
BVT-Emissionswert nicht festgelegt |
0,0135 mg/m3N | 0,027 mg/m3N | 0,03 mg/m3N | 0,06 mg/m3N | 0,03 mg/m3N | 0,05 mg/m3N |
Anorganische Chlorverbindungen (als HCl) |
1–10 mg/m3N | - | 20 mg/m3N | - | - | - | - |
Anorganische Fluorverbindungen (als HF) |
1–5 mg/m3N | - | 3 mg/m3N | - | - | - | - |
Ammoniak (NH3) | ≤ 5 mg/m3N bei SCR/SNCR |
keine SCR/SNCR eingebaut |
keine SCR/SNCR eingebaut |
- | - | - | - |
Dioxine und Furane** (PCDD/PCDF) | BVT-Emissionswert nicht festgelegt |
- | 0,1 ng/m3N (I-TEF 1988) |
- | 0,1 ng/m3N (I-TEF 1988) |
- | 0,1 ng/m3N (WHO-TEF 2008) |
* Datenbasis des BVT-Merkblattes: 2001–2002, Veröffentlichung: 2006. Aktualisierung des BVT-Merkblattes seit 2011, Veröffentlichung voraussichtlich 2015.[33] | |||||||
** Grenzwert für Dioxine und Furane bezieht sich auf 6-8-stündige Probenahme |
Eine neue Datensammlung zu aktualisierten besten verfügbaren Techniken (BVT) organisiert die Europäische Kommission seit Oktober 2011 und veröffentlicht voraussichtlich im Jahr 2014 neue BVT-Schlussfolgerungen für Großfeuerungsanlagen. Die darin für bestehende Anlagen festgelegten, mit BVT erreichbaren Emissionswerte müssen gemäß der europaweit geltenden Industrieemissionsrichtlinie spätestens vier Jahre nach der Veröffentlichung der BVT-Schlussfolgerungen im Kraftwerk Neurath eingehalten werden.[36]
Emissionen von Schadstoffen und Treibhausgasen
Kraftwerkskritiker bemängeln am Kraftwerk Neurath die hohen Emissionen an Stickstoffoxiden, Schwefeloxiden, Quecksilber und Feinstaub, an dem Krebs erzeugende Substanzen (Blei, Cadmium, Nickel, PAK, Dioxine und Furane) anhaften können.[37] Eine von Greenpeace bei der Universität Stuttgart in Auftrag gegebene Studie kam 2013 zu dem Ergebnis, dass die vom Kohlekraftwerk Neurath (vor Inbetriebnahme der Blöcke F und G) ausgestoßenen Feinstäube und die aus Schwefeldioxid-, Stickoxid- und NMVOC-Emissionen gebildeten sekundären Feinstäube statistisch zu 1.712 verlorenen Lebensjahren führen.[38] Das Kraftwerk rangierte (Stand März 2013) auf der Liste der „gesundheitsschädlichsten Kohlekraftwerke Deutschlands“ auf Platz 7.[39]
Alle Kohlekraftwerke stehen mit Verweis auf die globale Erwärmung in der Kritik bei Umweltverbänden und Naturschützern. Die Stromerzeugung aus Braunkohle gehört trotz optimierter Anlagentechnik (BoA) weiterhin zu den Technologien, die pro erzeugter Kilowattstunde Strom das meiste CO2 emittieren. Der Verbrauch an Braunkohle pro BoA-Block beträgt 820 Tonnen pro Stunde, zusammen also 1640 Tonnen.[22]
Der Wirkungsgrad liegt zwar bei ca. 43 % – Weltrekord für Braunkohleverstromung – womit die beiden Neubaublöcke laut RWE gegenüber alten Kraftwerken auf Braunkohlebasis etwa 1/4 weniger CO2 emittieren, 2016 wurden aber ca. 31 Mio. Tonnen CO2 emittiert. Pro Kilowattstunde Strom werden ca. 950 g Kohlendioxid emittiert – fast doppelt so viel wie beim durchschnittlichen deutschen Strommix (494 g CO2/kWh).[40] Zum Vergleich: Moderne Gas-und-Dampf-Kombikraftwerke wie der 2011 in Betrieb genommene Block 4 des Kraftwerkes Irsching emittieren bei einem Wirkungsgrad von 60,4 % etwas über 330 g CO2 pro kWh.[41]
Auf der im Jahr 2007 vom WWF herausgegebenen Liste der 30 klimaschädlichsten Kraftwerke in der EU rangierte das Kraftwerk Neurath im Jahr 2006 auf Rang 7 in Europa und auf Rang 5 in Deutschland (1150 g CO2 pro Kilowattstunde), nach den Kraftwerken Niederaußem, Jänschwalde, Frimmersdorf und Weisweiler.[42][43]
Es wurde kritisiert, dass der Anlagenwirkungsgrad nicht durch zusätzliche Maßnahmen wie Kraft-Wärme-Kopplung maximiert wird.[44] Einen Teil der anfallenden Abwärme nutzt seit Sommer 2011 ein Gewächshauspark. Auf 11 Hektar werden z. B. Tomaten angebaut.[45]
Das Kraftwerk Neurath meldete folgende Emissionen im europäischen Schadstoffregister „PRTR“:
Luftschadstoff | 2007 | 2008 | 2009 | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 |
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Kohlendioxid (CO2) | 16.795.900.000 kg | 17.950.000.000 kg | 17.869.800.000 kg | 16.938.900.000 kg | 19.600.000.000 kg | 31.200.000.000 kg | 33.300.000.000 kg | 32.400.000.000 kg | 32.100.000.000 kg | 31.300.000.000 kg |
Stickstoffoxide (NOx/NO2) | 11.507.700 kg | 12.424.800 kg | 12.315.300 kg | 11.717.100 kg | 11.700.000 kg | 20.700.000 kg | 22.800.000 kg | 22.600.000 kg | 22.300.000 kg | 21.700.000 kg |
Kohlenmonoxid (CO) | 4.650.000 kg | 5.010.000 kg | 5.360.000 kg | 5.970.000 kg | 6.900.000 kg | 7.720.000 kg | 7.330.000 kg | 7.140.000 kg | 7.280.000 kg | 7.170.000 kg |
Schwefeldioxide (als SOx/SO2) | 4.765.200 kg | 2.582.500 kg | 3.632.300 kg | 3.188.100 kg | 2.340.000 kg | 5.830.000 kg | 6.260.000 kg | 5.980.000 kg | 6.420.000 kg | 5.570.000 kg |
Feinstaub (PM10) | 251.000 kg | 214.000 kg | 281.000 kg | 251.000 kg | 283.000 kg | 423.000 kg | 401.000 kg | 454.000 kg | 529.000 kg | 483.000 kg |
Anorganische Chlorverbindungen (als HCl) | 86.103 kg | 122.274 kg | 107.800 kg | 102.642 kg | 104.000 kg | 189.000 kg | 250.000 kg | 91.200 kg | 80.000 kg | 60.400 kg |
Anorganische Fluorverbindungen (als HF) | 6.530 kg | 7.370 kg | 8.470 kg | 8.060 kg | 6.110 kg | 11.100 kg | 11.800 kg | 15.000 kg | 11.400 kg | 11.400 kg |
Benzol | - | - | - | - | - | 1.110 kg | 1.180 kg | 1.150 kg | 1.140 kg | 1.110 kg |
Quecksilber und Verbindungen (als Hg) | 297 kg | 212 kg | 212 kg | 181 kg | 220 kg | 497 kg | 667 kg | 672 kg | 708 kg | 576 kg |
Zink und Verbindungen (als Zn) | - | - | - | - | - | 311 kg | 331 kg | 323 kg | 914 kg | 1.170 kg |
Nickel und Verbindungen (als Ni) | - | - | - | - | - | 69,9 kg | - | - | - | - |
Arsen und Verbindungen (als As) | 29,7 kg | 66,1 kg | 42,2 kg | 42,2 kg | 42,8 kg | 55,5 kg | 35,4 kg | 34,6 kg | - | - |
Weitere typische Schadstoffemissionen wurden nicht berichtet, da sie im PRTR erst ab einer jährlichen Mindestmenge meldepflichtig sind, z. B. Dioxine und Furane ab 0,0001 kg, Cadmium ab 10 kg, Nickel ab 50 kg, Chrom sowie Kupfer ab 100 kg, Blei sowie Zink ab 200 kg, Ammoniak sowie Lachgas (N2O) ab 10.000 kg, flüchtige organische Verbindungen außer Methan (NMVOC) ab 100.000 kg.[47]
Die Europäische Umweltagentur hat die jährlichen Kosten der Umwelt- und Gesundheitsschäden der 28.000 größten Industrieanlagen in der Europa anhand der im PRTR gemeldeten Emissionsdaten mit den wissenschaftlichen Methoden der Europäischen Kommission abgeschätzt.[48] Danach verursacht das Kraftwerk Neurath die achthöchsten Schadenskosten aller europäischen Industrieanlagen.[49]
Verursacher | Schadenskosten | Einheit | Anteil |
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Kraftwerk Neurath | 0,781 – 1,095 | Milliarden Euro | 0,6 – 0,8 % |
Summe 28.000 Anlagen | 102 – 169 | Milliarden Euro | 100 % |
Siehe auch
- Emissionsgrenzwerte in Deutschland (13.BImSchV)
- Europäische Mindestanforderungen für Kraftwerke (IED)
- Liste von Kraftwerken in Deutschland
- Liste geplanter Kohlekraftwerke in Deutschland
- Liste von fossilen Kraftwerken in der Europäischen Union mit der höchsten Kohlenstoffdioxidemission
- Liste der größten Kohlekraftwerke der Erde
- Benachbartes Kraftwerk Niederaußem
- Benachbartes Kraftwerk Frimmersdorf
Weblinks
- Kraftwerk Neurath auf der Homepage der RWE AG
- Genehmigungsbescheid (PDF; 583 kB) nach Bundes-Immissionsschutzgesetz für Block F und G (BoA 2/3), Bezirksregierung Düsseldorf, 20. Juni 2005
- Umweltinspektionsbericht Dezember 2012/Januar 2013 Bezirksregierung Düsseldorf, 4. Juni 2013
- Infografik des WWF zum CO2-Ausstoß der 30 klimaschädlichsten Kohlekraftwerke Deutschlands
- Kritiker des Kraftwerksneubaus haben sich zur „Klima-Allianz“ aus zirka 40 Nichtregierungsorganisationen zusammengeschlossen
- Das Hintergrundpapier des Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) zum Kraftwerksbau (PDF; 987 kB) zeigt exemplarisch die Argumente der Kritiker
- Ohne Kohle und Gas geht es nicht, Interview mit Matthias Hartung, Chef der neu gegründeten Gesellschaft RWE-Technology im Kölner Stadt-Anzeiger vom Sa., 26. Dezember 2009
- Ortsbegehung: Das Positive an der Braunkohle kann man sehen (mit Bildergalerie) faz.net, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14. Mai 2011
- Inbetriebnahme der Blöcke F und G: Weltweit größtes Braunkohlekraftwerk eröffnet die tageszeitung, Berlin, 15. August 2012
Einzelnachweise
- Deutsche Kraftwerke gehören zu den schmutzigsten in ganz Europa. In: Süddeutsche Zeitung, 1. April 2016. Abgerufen am 1. April 2016.
- ZEIT ONLINE: RWE: Hunderte Aktivisten blockieren Gleise zum Kohlekraftwerk. In: Die Zeit. 22. Juni 2019, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 24. Juni 2019]).
- RWE - Klimaschützer beenden Protest im Braunkohlerevier. Abgerufen am 24. Juni 2019 (deutsch).
- RWE-Informationsbroschüre Kraftwerke Frimmersdorf und Neurath auf rwe.com (PDF; 1,5 MB)
- RWE Transparenz-Offensive; Kraftwerksdaten/Betriebsinformationen:
- Einigung zu Ausstieg aus der Braunkohle. Auf: www1.wdr.de, 25. Oktober 2015. Abgerufen am 20. August 2019.
- Block Caesar geht bald in die Notreserve. In: NGZ-Online, 20. August 2019. Abgerufen am 20. August 2019.
- Bypass Chimney for Units D, E for Neurath Power Plant Skyscraperpage.com/cities (Englisch)
- Bypass Chimney for Units A, B, C for Neurath Power Plant Skyscraperpage.com/cities (Englisch)
- Kraftwerksliste Bundesnetzagentur (bundesweit; alle Netz- und Umspannebenen) Stand 02.07.2012. (Microsoft-Excel-Datei, 1,6 MB) Archiviert vom Original am 22. Juli 2012; abgerufen am 21. Juli 2012.
- http://www.iwr.de/news.php?id=29972
- Grevenbroich: Fahrplan für die Kraftwerks-Stillegung RP ONLINE
- rwe.com
- Christian Wieg: Neue Kraftwerksblöcke in Neurath arbeiten mit optimierter Anlagentechnik.
- RWE-Website, zuletzt abgerufen am 6. November 2008
- Bild: NRW hat jetzt das größte Kohlekraftwerk der Welt!, 17. Dezember 2011. Abgerufen am 7. Januar 2012.
- Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 26. August 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 22. Oktober 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. .
- http://www.rwe.com/app/Pressecenter/Download.aspx?pmid=4007273&datei=1
- Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 25. Februar 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- RWE Power meldet Daten für neuen Kraftwerksblock Neurath F (Memento vom 25. Februar 2013 im Internet Archive). Internetseite der Strombörse EEX. Abgerufen am 3. August 2012.
- http://www.ngz-online.de/grevenbroich/nachrichten/wie-die-boa-funktioniert-1.581133
- Die Wirtschaftskraft der BoA. In: NGZ-Online, 23. Juni 2012. Abgerufen am 24. Juni 2012.
- Leitungen der BoA-Blöcke auf OpenStreetMap
- RWE nimmt das größte Braunkohlekraftwerk der Welt in Betrieb. Altmaier würdigt Neubau als "herausragenden Beitrag zum Gelingen der Energiewende". In: Welt online. 15. August 2012, abgerufen am 15. August 2012.
- www.ngz-online.de
- NGZ 10. März 2012: RWE schaltet sechs von zwölf Blöcken ab
- Patzer im RWE-Vorzeigekraftwerk (Memento vom 5. September 2012 im Internet Archive). In: Financial Times Deutschland, 3. September 2012. Abgerufen am 3. September 2012.
- Prof. Schmidt&Partner: Zusammenfassende Darstellung der Unfallursache gemäß Gutachten
- Website der Kölnischen Rundschau: Letzter Aufruf am 12. Dezember 2008 (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- PRTR – Europäisches Emissionsregister
- Alfons Kather und Mathias Klostermann: Grenzwerte für Quecksilberemissionen aus Kohlekraftwerken. Hrsg.: VGB PowerTech. Band 12. VGB Powertech, Essen 2015, S. 74–80 (vgb.org [PDF]).
- Neuentwürfe und BVT-Merkblatt „Large Combustion Plants“ (engl.), Joint Research Centre, Europäische Kommission, Sevilla, 2006
- BVT-Merkblatt „Großfeuerungsanlagen“ (Teilübersetzung) (Memento vom 17. Juli 2013 im Internet Archive), Umweltbundesamt, Dessau, 2006
- Genehmigungsbescheid, Tabelle 9, Seite 49 (PDF; 583 kB) nach Bundes-Immissionsschutzgesetz, Bezirksregierung Düsseldorf, 20. Juni 2005
- Aktuelle Informationen zum Informationsaustausch (Memento des Originals vom 30. Juli 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. über Beste verfügbare Techniken (engl.), Joint Research Centre, Europäische Kommission, Sevilla
- Feinstaub-Quellen und verursachte Schäden, Umweltbundesamt (Dessau)
- Assessment of Health Impacts of Coal Fired Power Stations in Germany – by Applying EcoSenseWeb (Englisch, PDF 1,2 MB) Philipp Preis, Joachim Roos, Prof. Rainer Friedrich, Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung, Universität Stuttgart, 28. März 2013
- Greenpeace: Die zehn gesundheitsschädlichsten Kohlekraftwerke Deutschlands (PDF 129 kB) (Memento vom 23. Dezember 2015 im Internet Archive)
- RWE-Braunkohlekraftwerk in Grevenbroich. CO2-Diät oder Klimakiller-Kraftwerk? (Memento vom 17. August 2012 im Internet Archive). In: Tagesschau.de, 15. August 2012. Abgerufen am 19. August 2012.
- Gas und Dampfturbinenkraftwerk Irsching bietet bisher unerreichte Effizienz. (Memento vom 13. Juni 2011 im Internet Archive) In: VDI nachrichten. Abgerufen am 19. August 2012.
- Infografik des WWF zum CO2-Ausstoß der 30 klimaschädlichsten Kohlekraftwerke Deutschlands (PDF 655 kB) WWF, 2007
- Dirty Thirty Ranking of the most polluting power stations in Europe (PDF 1,1 MB, Englisch) WWF, Mai 2007
- rp-online.de / Rheinische Post vom 16. August (Seite A3): Umstrittenes Kraftwerk jetzt am Netz
- Offizieller Erntestart im Gewächshauspark Grevenbroich-Neurath
- PRTR – Europäisches Emissionsregister
- PRTR-Verordnung 166/2006 über die Schaffung eines Europäischen Schadstofffreisetzungs- und -verbringungsregisters und zur Änderung der Richtlinien 91/689/EWG und 96/61/EG des Rates
- Kosten-Nutzen-Analyse zur Luftreinhaltepolitik, Clean Air for Europe (CAFE) Programm, Europäische Kommission
- Revealing the costs of air pollution from industrial facilities in Europe (Offenlegung der Kosten der Luftverschmutzung aus Industrieanlagen in Europa), Europäische Umweltagentur, Kopenhagen, 2011