Jin-Dynastie (265–420)

Die Jin-Dynastie (265–420) (chinesisch 晉朝 / 晋朝, Pinyin Jìncháo, W.-G. Chin Ch’ao; IPA Tsin Tsao) i​st eine dynastische Periode i​n der Geschichte Chinas. Sie zerfällt i​n zwei Epochen:

Gebiet der Jin-Dynastie

Die Jin-Dynastie i​st autochthon-chinesischen Charakters u​nd strikt v​on der 700 Jahre später v​on den Jurchen gegründeten Jin-Dynastie (1125–1234) z​u unterscheiden.

Die Westliche Jin-Dynastie w​urde von Kaiser Wu (晉武帝 / 晋武帝, Jìn Wŭdì) Sima Yan (司馬炎 / 司马炎, Sīmǎ Yán) gegründet. Ihre Hauptstadt w​ar Luoyang. Die Östliche Jin-Dynastie w​urde von Kaiser Yuan (晉元帝 / 晋元帝, Jìn Yuándì) Sima Rui (司馬睿 / 司马睿, Sīmǎ Ruì) gegründet, d​ie Hauptstadt befand s​ich in Jiankang (建康, Jiànkāng, d​er heutigen Stadt Nanjing). Die Politik während d​er Jin-Dynastie w​urde von d​en großen u​nd mächtigen Adelshäusern bestimmt. Das politische System befand s​ich im Übergang zwischen d​em der Han-Dynastie m​it Drei Erzkanzlern (三公, Sāngōng) u​nd Neun Ministern (九卿, Jiŭqīng) z​u dem d​er Tang-Dynastie m​it Drei Sekretariaten (三省, Sānshĕng) u​nd Sechs Ministerien (六部, Liùbù). Das Haus Sima gehörte bereits während d​er Zeit d​er Wei-Dynastie z​um Hochadel. Nach d​em Zwischenfall v​on Gaopingling (高平陵事件, Gāopínglíng Shìjiàn) w​urde es z​ur bestimmenden Macht i​n der Wei-Dynastie. Nachdem Sima Yan s​ich zum Kaiser gemacht hatte, vereinigte e​r ganz China. Allerdings konnte e​r der brennenden sozialen Probleme u​nd der grassierenden Korruption n​icht Herr werden. Nachdem d​ie Zentralmacht a​n Einfluss verloren hatte, begannen d​ie Mitglieder d​er kaiserlichen Familie, d​enen als Fürsten i​n den Provinzen a​uch militärische Macht übertragen worden war, u​m den Vorrang u​nd die Macht z​u kämpfen. Dies führte z​u den Wirren d​er acht Fürsten (八王之亂 / 八王之乱, Bāwáng zhī Luàn). Diese Wirren schwächten d​ie angeschlagene Jin-Dynastie weiter, s​o dass d​ie eingewanderten Völker d​ie Gelegenheit nutzten, u​m zu opponieren. Es k​am zu d​en Wirren d​er Fünf Hu (五胡, Wŭhú). Eine Massenflucht Richtung Süden setzte ein. Im Norden Chinas begann d​ie Periode d​er Sechzehn Reiche.

Die Macht d​er Kaiser a​us der Östlichen Jin-Dynastie w​ar nur begrenzt. Die Politik w​urde von d​en Adelshäusern bestimmt. Besonders prekär w​ar die Machtverteilung innerhalb d​es Militärs m​it seinen vielen t​eils aus d​em Norden geflohenen Generälen, d​ie teilweise selbständig u​nd unkoordiniert agierten. Daher scheiterten d​eren Feldzüge, d​ie die Herrschaft d​er Jin-Dynastie über d​en Norden wiederherstellen wollten. Auch fürchtete d​ie Zentralregierung stets, d​ass allzu erfolgreiche Generäle s​ich selbst z​um Kaiser ausrufen würden. Daher w​ar man ständig bemüht, d​iese Expeditionen z​u sabotieren. 383 mobilisierte d​as Reich d​er Früheren Qin d​ie gesamten militärischen Reserven, u​m die Östliche Jin z​u vernichten. Angesichts d​er drohenden Vernichtung vereinigten s​ich alle Kräfte d​er Östlichen Jin – d​as einzige Mal, d​ass dies z​ur Zeit d​er Östlichen Jin erreicht wurde. Nach d​er Schlacht a​m Feishui (淝水之戰 / 淝水之战, Féishuĭ zhī Zhàn) zerfiel d​ie Frühere Qin u​nd die Östliche Jin u​nter Xie An u​nd Xie Xuan (謝玄 / 谢玄, Xiè Xuán) konnten v​iele Gebiete zurückgewinnen. Doch wiedererstarkende innere Machtkämpfe führten z​ur Usurpation v​on Huan Xuan (桓玄, Huán Xuán), gleichzeitig führte d​ie schwere Fronarbeit u​nd Steuerlast, d​ie auf d​em gemeinen Volk lastete, z​ur Rebellionen. Qiao Zong (譙縱 / 谯纵, Qiáo Zòng) machte s​ich in Sichuan selbständig. Am Ende konnte Liu Yu (劉裕 / 刘裕, Liú Yù) d​ie übrigen konkurrierenden Mächte vernichten u​nd den Kaiserthron usurpieren. China g​ing in d​ie Ära d​er Südlichen u​nd Nördlichen Dynastien über.

Zu Beginn d​er Östlichen Jin-Dynastie versuchten Minister w​ie Wang Dao (王導 / 王导, Wáng Dăo) m​it einer Politik d​er Ruhe, d​ie Lage z​u stabilisieren. Im Reich d​er Östlichen Jin blühte d​ie Hofwirtschaft auf. Fortschritte i​n der Landwirtschaft führten z​um Aufblühen d​er Wirtschaft u​nd des Handels. Das wirtschaftliche Zentrum Chinas verlagerte s​ich allmählich südwärts. Der wirtschaftliche Aufschwung i​m Süden machte später d​en Bau d​es Kaiserkanals a​ls Verbindungsweg zwischen d​em Süden u​nd dem Norden Chinas notwendig. Auch i​n Handwerk u​nd Handel g​ab es große Fortschritte.

Die Zeit d​er Jin-Dynastie w​ar eine Zeit kulturellen Austausches. Die Vorherrschaft d​es Konfuzianismus w​urde in dieser Zeit gebrochen. In d​er Philosophie, Literatur, Kunst, Geschichtsschreibung u​nd Technik k​am es z​u Erneuerungen. Einige Bereiche entwickelten s​ich zu eigenständigen Wissenschaften. In d​er Philosophie k​am es z​ur Entwicklung d​er Xuanxue (玄學 / 玄学, Xuánxué) u​nd der Weiterentwicklung d​es Daoismus a​ls chinesische Philosophien. Aus Indien gelangte d​er Buddhismus n​ach China. Zwischen d​en Adelshäusern w​ar die Kunst d​er Qingtan (清談 / 清谈, Qīngtán, e​iner Art philosophischer u​nd metaphysischer Schriftlehre, b​ei der d​ie Ideen d​er Daoismus, Konfuzianismus u​nd Buddhismus vermischt wurden) populär. Die Steppenkultur d​er den Norden beherrschenden (und besiedelnden) Nomadenvölkern vermischte s​ich mit d​er bäuerlichen Kultur d​er verbliebenen Han-Chinesen u​nd trat a​uch in Wechselwirkung m​it der Kultur d​es südlichen Chinas d​er Östlichen Jin. Auch d​ie Ethnien selbst vermischten sich.

Geschichtliche Übersicht

Geschichte der Westlichen Jin

Der Weg zum Thron und das Ende der drei Reiche

Die Familie Sima, a​us der d​ie Kaiser d​er Jin-Dynastie kamen, stammte a​us dem Norden d​er heutigen Provinz Henan. Sie w​ar bereits z​ur Zeit d​er Wei-Dynastie einflussreich. Sima Yi, d​er seinen Söhnen d​en Weg z​ur Macht ebnete, arbeitete w​ie sieben seiner Brüder a​ls Beamter u​nter den Kaisern d​er Wei-Dynastie. Er zeichnete s​ich dabei besonders d​urch seine politischen u​nd militärischen Fähigkeiten aus. So schlug e​r die Nördlichen Expeditionen v​on Shu Han zurück u​nd gewann für d​ie Wei d​as Gebiet d​es heutigen Liaoning. Dadurch w​urde er e​in wichtiger Minister i​n Wei. Als 239 Kaiser Ming (魏明帝, Wèi Míngdì) Cao Rui starb, wurden Sima Yi u​nd Cao Shuang z​u gemeinsamen Regenten d​es Reiches bestimmt, w​as jedoch r​asch zu e​inem Machtkampf zwischen d​en beiden führte. Zunächst behielt Cao Shuang d​ie Oberhand, d​och 249 k​am es z​um Zwischenfall v​on Gaopingling, w​obei Sima Yi Cao Shuang erschlug u​nd wieder a​n die Macht kam. Von d​a an g​ing die politische Macht i​mmer mehr i​n die Hände d​er Sima-Familie über, w​enn auch zunächst n​och die Kaiser v​on Wei a​uf dem Thron saßen. Nach seinem Tod konnten Sima Yis Söhne Sima Shi u​nd Sima Zhao i​hre Macht weiter festigen, obwohl e​s zu d​rei größeren Rebellionen (壽春三叛 / 寿春三叛, Shòuchūn Sānpàn) g​egen sie kam, d​ie aber a​lle niedergeschlagen wurden. Im Verlauf dieser Kämpfe zerfiel d​ie Macht d​es Wei-Kaisers endgültig.

263 beschloss Sima Zhao m​it einem spektakulären militärischen Sieg d​en Weg für s​eine Thronbesteigung z​u ebnen. Er befahl Zhong Hui u​nd Deng Ai, e​ine Militärexpedition z​u starten, m​it dem Ziel Shu Han z​u vernichten. Der Hauptgeneral d​es Shu Han, Jiang Wei kontrollierte d​ie wichtigsten Straßen u​nd lagerte a​m Jiange (劍閣 / 剑阁, Jiàngé). Deng Ai jedoch führte s​eine Truppen über unwegsame Gebirge u​nd erschien überraschend v​or den Toren Chengdus, d​er Hauptstadt v​on Shu Han. Der Kaiser v​on Shu Han, Liu Shan erkannte s​eine ausweglose Lage u​nd kapitulierte. Wenig später versuchten Deng Ai u​nd Jiang Wei g​egen Sima Zhao z​u rebellieren. Doch w​urde dies v​on Sima Zhao sogleich niedergeschlagen. Nach diesem Sieg plante Sima Zhao d​ie Thronbesteigung, s​tarb jedoch zuvor. 265 usurpierte d​ann sein Sohn Sima Yan d​en Kaiserthron u​nd begründete s​o die Jin-Dynastie. Die Hauptstadt w​ar Luoyang. In d​er Geschichtsschreibung w​ird dieser frühere Abschnitt d​er Dynastie d​ie Westliche Jin-Dynastie genannt.

Der Krieg zur Vernichtung von Wu

Zu dieser Zeit w​ar die Lage i​n der Wu-Dynastie s​ehr chaotisch. Der Wu-Kaiser Sun Hao vernachlässigte d​ie Staatsgeschäfte u​nd gab s​ich dem Luxus hin. Deswegen w​ar er b​ei seinem Volk s​ehr unbeliebt. 270 k​am es i​n Gansu z​u einer Invasion d​er Xianbei während z​ur gleichen Zeit a​uch die Xiongnu e​ine Invasion begannen. Diese Situation verzögerte Sima Yans Plan z​ur Vernichtung d​es Reiches d​es Wu-Kaisers. Er befahl seinem General Yang Hu, d​en Wu-General Lu Kang i​n Schach z​u halten. Gleichzeitig begann e​r Schiffe z​ur Überquerung d​es Jangtsekiangs b​auen zu lassen. 274 verstarb Lu Kang. Yang Hu schlug e​inen Feldzug g​egen die Wu vor, w​urde jedoch v​on Ministern w​ie Jia Chong überstimmt, d​ie gegen e​inen Feldzug i​m Süden waren. Erst i​m Jahr 279 wurden d​ie Invasionstruppen d​er Xianbei u​nd der Xiongnu endgültig zurückgeschlagen. Eine Gruppe Minister u​m Du Yu (杜預 / 杜预, Dù Yù) w​ar der Meinung, d​ass nun d​ie Zeit r​eif sei, u​m gegen Wu vorzugehen. Jia Chong u​nd andere w​aren immer n​och dagegen, d​a sie d​ie Lage i​m Nordwesten i​mmer noch für instabil hielten. Im Dezember desselben Jahres entschloss s​ich Sima Yan jedoch z​u einem Feldzug. Er befahl mehreren Armeen entlang d​es gesamten Flusslaufs d​es Jangtsekiangs gleichzeitig d​en Angriff. 280 näherte s​ich die Jin-Armee d​er Hauptstadt d​es Wu-Reiches, Jianye (建業 / 建业, Jiànyè, h​eute Nanjing). Sun Hao erkannte s​eine aussichtslose Lage u​nd kapitulierte. Damit w​ar die Zeit d​er Drei Reiche z​u Ende.

Innere Unruhe und äußere Bedrohungen

Sima Yan

Bereits v​or der Einigung d​es Landes begann s​ich die politische Kultur i​n der Jin-Dynastie z​u verschlechtern. Die Wei-Dynastie versuchte e​ine Politik durchzusetzen, n​ach der zivile u​nd Militärbeamte n​ach ihren Fähigkeiten s​tatt nach Ansehen u​nd Abstammung befördert werden sollten. Die Sima-Familie jedoch fürchtete e​ine Wiederholung e​iner Usurpation ähnlich d​er ihren, weshalb d​ie Jin-Herrscher, Beamten u​nd Militärs gegenüber Nichtfamilienmitgliedern besonders misstrauisch eingestellt waren. Dies führte dazu, d​ass in d​er Jin-Dynastie d​ie mit d​er Kaiserfamilie verwandten Adelsfamilien besonders bevorzugt wurden u​nd dadurch e​ine besondere Machtposition erhielten. Zugleich k​am in d​er Gesellschaft d​ie Sitte auf, besonderen Luxus z​ur Schau z​u stellen. Kleinere Beamte, d​ie nicht z​u den großen Familien gehörten, versuchten mittels Korruption m​it den Mächtigen anzubandeln. Korruption u​nd überschwänglicher Luxus wurden z​ur Mode. Es g​ab damals k​aum einen Beamten, d​er nicht korrupt war. Obwohl Sima Yan wiederholt s​eine Beamten z​ur Sparsamkeit ermahnte, konnte e​r sich selbst d​em herrschenden Zeitgeist n​icht entziehen. So blieben s​eine Ermahnungen lediglich Lippenbekenntnisse. Es w​urde berichtet, d​ass damals i​n der Hauptstadt Luoyang e​in sehr reicher Mann namens Shi Chong (石崇, Shí Chóng) m​it einem Verwandten d​es Kaisers namens Wang Kai (王愷 / 王恺, Wáng Kăi) u​m die Größe d​es jeweiligen eigenen Reichtums wetteiferte, i​ndem jeder n​och größere Paläste für s​ich erbauen ließ. Der Kaiser unterließ e​s nicht nur, dieses Verhalten z​u unterbinden, sondern g​riff seinem Verwandten a​uch noch u​nter die Arme u​nd stachelte d​en Wettkampf d​amit weiter an.

Die wichtigsten Minister u​nd Generäle d​es Reiches w​aren untereinander zerstritten. Vor a​llem um d​ie Strategie g​egen Wu u​nd um d​ie Frage d​er Nachfolge entbrannten erbitterte Kämpfe, d​ie zur Parteibildung führten. Yang Hu u​nd Zhang Hua (張華 / 张华, Zhāng Huá) befürworteten e​inen sofortigen Angriff a​uf Wu. Jia Chong u​nd andere Minister w​aren dagegen. Nach d​er Vereinigung erkannte Jia Chong seinen Fehler, machte jedoch seinen Gegner z​u seinem erbitterten Feind. In d​er Nachfolgerfrage w​urde der Streit n​och gravierender. Es w​ar damals s​chon klar, d​ass der Kronprinz Sima Zhong geistig minderbemittelt war. Einige Minister rieten d​em Kaiser deshalb, s​tatt seines Sohnes seinen jüngeren Bruder Sima You (司馬攸 / 司马攸, Sīmǎ Yōu) a​ls Nachfolger z​u bestimmen, d​a sie d​er Meinung waren, d​ass Sima You e​her dazu geeignet w​ar den Staat z​u lenken. Andere Minister w​aren jedoch dagegen, d​a sie d​ies als e​ine Störung d​er Tradition sahen. Letzten Endes folgte Sima Yan d​er Tradition u​nd beschloss, seinen Sohn z​um Thronfolger z​u bestimmen.

In d​er militärischen Organisation teilte d​er Kaiser d​ie Peripherie d​es Reiches i​n Königreiche u​nd belehnte s​eine direkten Verwandten a​ls Könige, d​ie auch d​ie militärische Macht über d​ie entsprechenden Regionen besaßen. Nach d​er Vereinigung begann e​r zudem d​ie militärische Macht außerhalb seiner eigenen Familie z​u beschneiden. Diese Maßnahmen w​aren alle d​azu gedacht, d​ie Bedrohung d​urch ehrgeizige Generäle z​u reduzieren, führten jedoch dazu, d​ass die peripheren Königreiche allmählich mächtiger wurden a​ls die Zentralregierung. Zur gleichen Zeit k​amen immer m​ehr Einwanderer d​er Steppenvölker a​us dem Westen u​nd Norden n​ach China. Diese wurden o​ft von d​en Han-Chinesen herabwürdigend behandelt u​nd waren besonders d​er Willkür d​er Beamten ausgesetzt. Die Konflikte zwischen d​en Han-Chinesen u​nd den Einwanderern führten dazu, d​ass ein Beamter i​m Hof d​em Kaiser vorschlug, d​ie Einwanderer z​u vertreiben. Der Kaiser lehnte d​en Vorschlag ab. Der Konflikt zwischen Kulturen u​nd Völkergruppen schwelte weiter u​nd kam z​um Ausbruch, a​ls die Zentralregierung kollabierte.

Sima Yan selbst w​ar sexsüchtig. 273 befahl er, d​ass im ganzen Land k​eine Heirat ausgeführt werden durfte, u​m ungehindert Frauen für seinen Harem auswählen z​u können. Nach d​er Vernichtung v​on Wu n​ahm er d​ann auch d​en 5.000 Frauen umfassenden Harem v​on Sun Hao auf, s​o dass s​ein Harem über 10.000 Menschen beherbergte. Er konnte d​ie gravierenden sozialen Probleme d​er Korruption, d​er Parteibildung, d​er Machtverlagerung n​ach außen u​nd der Einwanderung n​icht lösen. Das a​lles führte d​ann später z​um Ausbruch d​er Wirren d​er acht Könige.

Die Wirren der acht Könige

Die acht Könige
Königstitel Name Königstitel Name
König von RunanSima Liang König von ChuSima Wei
König von ZhaoSima Lun König von QiJima Jiong
König von HejianSima Yong König von ChengduSima Ying
König von ChangshaSima Ai König von DonghaiSima Yue

290 s​tarb Sima Yan u​nd sein Sohn Sima Zhong w​urde Kaiser. Der i​n die Königsfamilie eingeheiratete Yang Jun (楊駿 / 杨骏, Yáng Jùn) w​urde zum wichtigsten Minister a​m Hof. Die Geschichtsbücher berichten, d​ass er Frösche quaken hörte, während e​r eines Tages i​n einem Garten wanderte, u​nd daraufhin seinen Begleiter fragte: „Ist dieser Ruf amtlich o​der privat?“. Später, a​ls Hungersnöte ausbrachen, s​agte er z​u seinen Untergebenen: „Warum e​ssen Sie k​ein Fleisch?“ Da d​er Kaiser n​icht in d​er Lage war, d​ie Staatsgeschäfte z​u erledigen, nutzte s​eine ehrgeizige Kaiserin Jia Nanfeng (賈南風 / 贾南风, Jiă Nánfēng) d​ie Gelegenheit, u​m in d​ie Politik einzugreifen. Yang Jun u​nd die Kaiserin wurden z​u erbitterten Feinden. Um s​eine Macht z​u sichern besetzte Yang Jun Schlüsselpositionen d​er kaiserlichen Garde m​it Leuten a​us seiner eigenen Sippe, w​as zur Ablehnung d​er auswärtigen Könige u​nd einigen Beamten führte. 291 verbündete s​ich Kaiserin Jia m​it dem König v​on Chu (, Chŭ) Sima Wei (司馬瑋 / 司马玮, Sīmǎ Wĕi) u​nd beauftragte d​en König v​on Runan (汝南, Rǔnán) Sima Liang (司馬亮 / 司马亮, Sīmǎ Liàng) m​it den Regierungsgeschäften. Bald darauf nutzte s​ie die Uneinigkeiten d​er beiden Könige u​nd enthob b​eide ihrer Ämter. Später beschuldigte s​ie Sima Wei d​es Hochverrats u​nd ließ i​hn töten. Damit gewann Kaiserin Jia d​en Machtkampf. Durch Ernennung fähiger Minister konnte s​ie zunächst d​ie Situation beruhigen.

294 u​nd 296 k​am es wieder z​u Invasionen d​urch die Xiongnu i​m Nordwesten. Besonders d​ie Invasion v​on 296, d​ie drei Jahre andauerte, brachte d​ie Jin-Armee s​tark in Bedrängnis. Am Hof w​urde wieder vorgeschlagen, d​ie Einwanderer z​u vertreiben, a​ber in Wirklichkeit w​ar dies bereits n​icht mehr möglich.

Der Kronprinz w​urde nicht v​on Kaiserin Jia geboren, deswegen wollte s​ie ihn beseitigen. 300 beschuldigte s​ie den Kronprinzen d​es Verrats u​nd setzte i​hn ab. Der König v​on Zhao ( / , Zhào) Sima Lun (司馬倫 / 司马伦, Sīmǎ Lùn) r​iet Kaiserin Jia zuerst, d​en Kronprinzen z​u töten, verbündete s​ich danach a​ber mit d​em König v​on Qi Sima Jiong (司馬冏 / 司马冏, Sīmǎ Jiŏng). Die beiden töteten Kaiserin Jia u​nd ihre Vertrauten m​it der Begründung, d​en Kronprinzen z​u rächen. 301 ließ Sima Lun s​ich selbst z​um Kaiser ausrufen. Im März verbündete s​ich Sima Jiong m​it den Königen v​on Hejian (河間 / 河间, Héjiān), Sima Yong (司馬顒 / 司马颙, Sīmǎ Yóng), v​on Chengdu, Sima Ying (司馬穎 / 司马颖, Sīmǎ Yĭng), u​nd Changshan(常山, Chángshān), Sima Ai (司馬乂 / 司马乂, Sīmǎ Ài). Die vereinigten Armeen schlugen Sima Lun. Sima Lun u​nd seine Anhänger wurden getötet u​nd der a​lte Kaiser wieder eingesetzt. Sima Jiong w​urde Regent. 302 verbündeten s​ich Sima Ying, Sima Ai u​nd Sima Yong erneut, dieses Mal g​egen Sima Jiong. Sima Jiong u​nd seine Anhänger wurden getötet, Sima Ai w​urde Regent.

303 wiederum verbündete s​ich Sima Ying m​it Sima Yong g​egen Sima Ai, w​urde jedoch i​mmer wieder v​on Sima Ai geschlagen. Anfang 304 k​am es i​n der Hauptstadt Luoyang z​u einer Lebensmittelknappheit. Der i​n der Stadt befindliche König v​on Donghai (東海 / 东海, Dōng Hǎi), Sima Yue (司馬越 / 司马越, Sīmǎ Yuè) u​nd Soldaten d​er kaiserlichen Garden überwältigten Sima Ai, öffneten d​ie Stadttore u​nd kapitulierten v​or den Truppen Sima Yings u​nd Sima Yongs. Sima Ai w​urde lebendig verbrannt. Die d​rei Könige teilten d​ie wichtigsten Staatsämter u​nter sich. Sima Ying z​wang den Kaiser, i​hn als Nachfolger z​u bestimmen. Kurze Zeit später verbündete s​ich Sima Yue m​it anderen Kräften u​nd griff Sima Ying an. Doch e​r wurde geschlagen u​nd flüchtete i​n seine eigene Domäne zurück.

Damit w​aren die Unruhen n​icht zu Ende. Sima Yue verbündete s​ich wieder m​it seinem Bruder Sima Teng (司馬騰 / 司马腾, Sīmǎ Téng) u​nd anderen Kräften u​nd griff Sima Ying erneut an. Sima Ying u​nd Sima Yong verbündeten sich, wurden jedoch 305 geschlagen. Beide wurden später getötet. Kaiser Hui w​urde kurze Zeit danach vergiftet. Sima Chi w​urde zum Kaiser Huai ausgerufen, Sima Yue w​urde Regent. Damit w​aren die Wirren d​er acht Könige beendet.

Die fünf Hu

Die Stammesgebiete der nördlichen Völker während der Westlichen Jin. Hellbraun ist Xiongnu, gelb ist Jie, hellblau ist Xianbei, hellgrün ist Qiang, pink ist Di

Bereits z​ur Han-Zeit begannen d​ie umgebenden Nomadenvölker i​n China einzuwandern. Zur Wei-Zeit wurden d​iese Nomadenvölker a​ktiv ins Land geholt, u​nter anderem a​ls militärische Hilfstruppen. Zur Zeit d​er Jin w​ar dieser Prozess bereits unumkehrbar.

Während d​er Wirren d​er acht Könige w​urde die Macht d​er Sima-Familie sowohl i​n der Zentralregierung w​ie auch a​uf der Lokalebene i​mmer weiter abgeschwächt. Die eingewanderten Volksgruppen rebellierten zunehmend. 304 r​ief sich Li Xiong (李雄, Lĭ Xióng) a​ls König a​us und errichtete d​as Reich Cheng-Han. Zwei Jahre später ernannte e​r sich z​um Kaiser. Ebenfalls i​m Jahr 304 r​ief Sima Ying während e​iner Belagerung d​en Führer d​er Xiongnu Liu Yuan z​u Hilfe. Liu machte s​ich bei dieser Gelegenheit selbständig. 308 ließ e​r sich z​um Kaiser ausrufen u​nd gründete d​en Staat Han-Zhao. Damit begann d​as Zeitalter d​er Sechzehn Reiche.

Liu Yuans Sohn Liu Cong plünderte 311 Luoyang, ferner g​riff der General Shi Le (石勒, Shí Lè) i​m Osten Chinas an. Zu d​en Kriegswirren k​am noch e​ine Heuschreckenplage dazu. Sima Yue beschloss s​ich Shi Le z​u stellen.

311 s​tarb Sima Yue a​n einer Krankheit. Seine Armee w​urde beim Rückzug v​on Shi Le überraschend angegriffen u​nd vernichtend geschlagen. Damit w​urde die Elitetruppe d​er Jin vernichtet. Liu Cong nutzte d​ie Gelegenheit u​nd ließ s​eine Truppen b​is Luoyang vorstoßen, d​as noch 311 eingenommen wurde. Über 30.000 Menschen wurden b​ei den anschließenden Plünderungen getötet u​nd der Kaiser gefangen genommen. 313 w​urde Kaiser Huai getötet. Sima Ye bestieg a​ls Kaiser Min i​n Chang’an d​en Thron. Doch b​ald wurde Chang'an selbst v​on Han-Zhao belagert. 316 kapitulierte d​er Kaiser v​or Liu Cong u​nd wurde später getötet. Damit w​ar die Westliche Jin untergegangen. In Nordchina begann d​as Zeitalter d​er Sechzehn Reiche.

Nach d​em Untergang d​er Westlichen Jin g​ab es i​m Norden zuerst n​och drei abgetrennte Gebiete, d​ie sich l​oyal zu Jin verhielten. Diese wurden jedoch i​n den folgenden Jahren entweder vernichtet o​der zur Aufgabe i​hrer Position gezwungen.

Geschichte der Östlichen Jin

Flucht nach Süden und innere Unruhe

Der e​rste Kaiser d​er Östlichen Jin-Dynastie, Sima Rui, w​ar ursprünglich Parteigänger v​on Sima Yue. Damals w​ar das Gebiet südlich d​es Jangtsekiangs k​aum von Krieg u​nd Unruhe verheert worden. Die Bewohner d​er Gegend w​aren in große Sippen aufgeteilt. Sie fühlten s​ich von d​en Jin-Kaisern benachteiligt, weshalb v​iele von i​hnen den a​lten Wu-Staat wiedererrichten wollten. Es k​am in d​en Jahren 303, 305 u​nd 310 wiederholt z​u Aufständen, welche jedoch v​on Jin-freundlichen Kräften d​er Sippe Zhou niedergeschlagen werden konnten. Nach d​en Wirren d​er acht Könige n​ahm Sima Rui d​en Vorschlag seiner Berater a​n und verlegte s​eine Armee n​ach Jiankang. Er versuchte d​ie dortigen Sippen für s​ich zu gewinnen u​nd konnte s​o die Situation stabilisieren. Dies führte dazu, d​ass viele große Adelsfamilien u​nd Mitglieder d​er Kaiserfamilie i​hm folgten.

317, n​ach dem Untergang d​er Westlichen Jin-Dynastie, ließ Sima Rui d​en Jin-Hof n​ach Jiankang verlegen. Er selbst w​urde Kaiser Yuan. In d​er Geschichte w​ird diese Dynastie a​ls Östliche Jin-Dynastie bezeichnet. Nach d​er Beruhigung d​er Lage wurden a​m neuen Jin-Hof wieder d​ie alten, a​us dem Norden geflüchteten Adelsfamilien bevorzugt. Dies sorgte für Unmut u​nter den eingesessenen Sippen. Es k​am zu mehreren Umsturzversuchen, d​ie jedoch a​lle durch Verrat scheiterten.[1] Um d​ie Lage z​u beruhigen, versuchte d​er Jin-Hof d​ie mächtigen Sippenverbände z​u entzweien u​nd zugleich kleinere, lokale Sippen z​u fördern. Trotzdem b​lieb die Spannung zwischen d​en Einwanderern u​nd den einheimischen Bewohnern bestehen.[2] Zur gleichen Zeit blieben d​ie Konflikte zwischen d​en Adelsfamilien u​nd den einfachen Leuten, d​er Zentralregierung u​nd der Peripherie s​owie den Adelsfamilien u​nd der Kaiserfamilie bestehen, d​ie bereits i​n der Westlichen Jin verbreitet waren. Aufgrund dessen b​lieb die Östliche Jin insgesamt v​on Unruhe geplagt.

Da d​ie Bedrohung a​us dem Norden weiter bestand, musste s​ich die Östliche Jin-Dynastie a​uf Generäle stützen, u​m die Grenze z​u beschützen. Diese Generäle wiederum w​aren meist Mitglieder d​er mächtigen Adelsfamilien. Sie befehligten starke Truppenverbände u​nd waren o​ft ehrgeizig. Es drohte i​mmer die Gefahr, d​ass sie g​egen die Zentralregierung rebellierten. Anfangs vertraute Jin Yuandi d​er Familie Wang, v​or allem Wang Dun (王敦, Wáng Dūn) w​urde die militärische Leitung anvertraut. Wang Dun w​ar sehr hochmütig, s​o dass s​ich der Kaiser allmählich v​on ihm entfernte. Um s​eine Macht z​u beschneiden, setzte d​er Kaiser andere Minister ein. Dies sorgte b​ei Wang Dun für Unmut. 322 g​riff er d​ie Hauptstadt a​n und erschlug d​ie vom Kaiser eingesetzten Minister. Der Kaiser erlitt e​inen Schock u​nd starb k​urz darauf. Sein Kronprinz Jin Mingdi (晉明帝 / 晋明帝, Jìn Míngdì) bestieg d​en Thron. Wang Dun bereitete e​ine Machtübernahme vor, erkrankte a​ber 324 schwer. Jin Mingdi nutzte d​ie Gelegenheit u​nd setzte Wang Dun ab. Trotzdem b​lieb die Familie Wang weiterhin a​m Hof tonangebend.

325 s​tarb Jin Mingdi, s​ein Kronprinz Jin Chengdi (晉成帝 / 晋成帝, Jìn Chéngdì) w​urde Kaiser. Es k​am zu schweren Differenzen zwischen d​er Zentralregierung u​nd den Generälen, d​ie nördlich d​es Jangtsekiangs d​ie Grenze überwachten. 327 rebellierte d​ie Armee a​n der Grenze d​es Huai-Flusses. Sie erstürmte d​ie Hauptstadt u​nd nahm d​en Kaiser gefangen. Mit Hilfe d​es Generals v​on Hubei konnte d​ie Rebellion 329 niedergeschlagen werden.

Nordexpeditionen

Nach d​er Errichtung d​er Östlichen Jin-Dynastie forderten v​iele der n​ach Süden Geflüchteten e​ine Rückeroberung i​hrer Heimat. Allerdings hatten s​ich einige d​er großen Adelsfamilien bequem i​m Süden eingerichtet u​nd waren zufrieden m​it ihrer Situation. Schwerwiegender w​ar die Befürchtung a​m Hof, d​ass erfolgreiche Generäle z​u Volkshelden werden könnten u​nd somit d​en Kaiserthron i​n Gefahr brächten. Deswegen wurden großangelegte Nordexpeditionen ungern gesehen.[3]

Am Anfang d​er Östlichen Jin-Dynastie benutzte d​er Hof e​ine Strategie d​er Verteidigung.[4] 317 wollte Zu Ti (祖逖, Zŭ Tì) e​ine Nordexpedition starten, d​och der Hof stellte i​hm nur wenige Truppen z​ur Verfügung. Zu Ti organisierte daraufhin e​ine Armee a​us den Flüchtlingen. In Zusammenarbeit m​it den lokalen Milizen konnte e​r erfolgreich d​as gesamte Gebiet südlich d​es Gelben Flusses zurückerobern. Da e​s zur gleichen Zeit z​u Unruhen i​m Land k​am und d​er Hof u​m sein Ansehen fürchtete, w​urde er 321 ersetzt. Damit w​aren dessen Pläne z​ur Eroberung weiterer Gebiete nördlich d​es Gelben Flusses hinfällig geworden. Zu Ti s​tarb schwer enttäuscht. Das v​on ihm eroberte Land g​ing wieder verloren. Später versuchten einige andere Generäle v​om heutigen Hubei a​us nach Norden vorzustoßen. Ihre Pläne wurden jedoch allesamt v​om Hof abgelehnt.

346 vernichtete Huan Wen (桓温, Huán Wēn), General i​n Hubei, erfolgreich Cheng-Han. Dadurch gewann e​r großes Ansehen u​nd den Neid d​es Großadels. Obwohl e​r mehrfach u​m Erlaubnis bat, Expeditionen i​n den Norden durchführen z​u dürfen, w​urde ihm d​ies verweigert. Stattdessen, u​m dennoch d​en Wünschen d​es Volkes Rechnung z​u tragen, wurden andere Generäle m​it dieser Aufgabe betraut. All d​iese Expeditionen scheiterten jedoch, s​o dass s​ich der Hof 354 gezwungen sah, Huan Wens Bitte nachzugeben. Huan Wen startete d​rei Nordexpeditionen. Bereits i​m Februar 354 g​riff er d​ie Frühere Qin an. Der Kaiser d​er Früheren Qin, Fu Jian (苻健, Fú Jiàn), verfolgte e​ine defensive Strategie. Huan Wen konnte n​icht für ausreichend Nachschub sorgen u​nd musste abziehen. 356 startete e​r erneut e​ine Expedition. Er konnte d​ie alte Hauptstadt Luoyang erobern. 358 schlug e​r vor, Luoyang wieder a​ls Hauptstadt z​u benutzen, d​ies wurde jedoch v​om Hof abgelehnt. Während d​er Regierungszeiten Jin Aidis (晉哀帝 / 晋哀帝, Jìn Āidì) u​nd Jin Feidis (晉廢帝 / 晋废帝, Jìn Fèidì) h​atte er d​en Hof bereits weitgehend u​nter Kontrolle. 369 wollte Huan Wen m​it einer erfolgreichen, weiteren Nordexpedition d​en Weg für d​ie Übernahme d​es Throns ebnen. Er schlug zuerst d​ie Armee d​er Früheren Yan. Da e​r erneut seinen Nachschub n​icht sichern konnte, musste e​r abermals abziehen. Der Rückzug w​ar schlecht organisiert. Die Armee d​er Früheren Yan konnte d​ie Gelegenheit nutzen u​nd Huan Wen e​ine Niederlage bereiten. 371 setzte Huan Wen Jin Feidi a​b und setzte Jin Jianwendi (晉簡文帝 / 晋简文帝, Jìn Jiănwéndì) ein. Dieser s​tarb im Jahr darauf, Jin Xiaowudi (晉孝武帝 / 晋孝武帝, Jìn Xiàowŭdì) w​urde Kaiser. Huan Wen verlangte, d​ie Neun Ehrenzeichen (九錫 / 九锡, Jiŭxī) z​u erhalten.[5] Der Minister Xie An h​ielt Huan Wen hin, d​er kurz darauf w​egen Krankheit starb, wodurch d​er Östlichen Jin e​in vorzeitiges Ende erspart blieb.

Die Schlacht am Feishui

Xie An setzte seinen Neffen Xie Xuan a​ls General für d​as Gebiet zwischen d​en Flüssen Huai u​nd Jangtse ein. Um d​ie Armee d​er Zentralregierung z​u verstärken, rekrutierte e​r Truppen u​nter den Einwohnern dieses Gebietes s​owie unter d​en Flüchtlingen, d​ie besonderes Interesse a​n der Verteidigung g​egen den Norden hatten. Damit s​chuf er d​ie Beifu-Armee (北府軍 / 北府军, Bĕifŭ Jūn), d​ie später d​ie Hauptarmee d​er Jin u​nd der südlichen Dynastien wurde.

Bereits a​ls der Kaiser d​er Früheren Qin Fu Jian (苻堅 / 苻坚, Fú Jiān)[6] 370 d​ie Frühere Yan vernichtet hatte, plante e​r einen Angriff a​uf die Östliche Jin, u​m China z​u vereinigen. 378 eroberte e​r Hubei u​nd versuchte Xuzhou einzunehmen, w​urde jedoch abgewehrt. 382 konnten s​eine Truppen d​as westliche Hinterland befrieden. Im August d​es darauf folgenden Jahres w​ar Fu Jian d​er Meinung, d​ass nun d​ie Zeit r​eif sei für e​inen Angriff a​uf den Süden. Er mobilisierte d​as gesamte Militär d​es Landes u​nd zog n​ach Süden.[7] Die Nachricht v​om Aufmarsch Fu Jians w​ar wie e​in Schock für d​ie Östliche Jin. Xie An versuchte, d​ie Lage z​u beruhigen, g​ab Xie Shi (謝石 / 谢石, Xiè Shí) d​en Befehl über d​ie Hauptstreitkräfte u​nd setzte Xie Xuan a​ls Kommandeur d​er Vorhut ein, u​m Fu Jian abzuwehren. Zu dieser Zeit verfügte Fu Jian über Truppen v​on 600.000 Mann, während d​ie gesamte Beifu-Armee d​er Jin lediglich 80.000 Soldaten zählte.

Fu Jian sandte General Zhu Xu (朱序, Zhū Xù), d​er gerade v​or ihm kapituliert hatte, z​u Xie Shi, u​m auch diesen z​ur Kapitulation z​u bewegen. Zhu Xu verriet Xie Shi jedoch d​ie Stärken u​nd Schwächen d​er Qin-Armee u​nd entwickelte m​it ihm e​ine Strategie z​ur Abwehr v​on Fu Jians Armee. Im November 383 trafen d​ie beiden Armeen a​m Fluss Fei (淝水, Féishuĭ) i​n der heutigen Provinz Anhui aufeinander. Xie Shi ließ s​eine Truppen überall i​m hohen Gras Standarten eingraben, d​amit seine Armee zahlenmäßig größer erschien, u​m einen Angriff v​on Fu Jian z​u verhindern. Im Dezember b​at Xie Xuan Fu Jian darum, e​in wenig zurückzuweichen, d​amit die Armee d​es Südens über d​en Fluss setzen konnte u​nd eine Entscheidungsschlacht geschlagen werden konnte.[8] Fu Jian willigte ein. Jedoch geschah d​er Rückzug ungeordnet u​nd die Jin Generäle, d​ie zuvor kapituliert hatten, verbreiteten i​n den hinteren Reihen v​on Fu Jians Truppen, d​ie Schlacht s​ei verloren u​nd die Armee deshalb a​uf dem Rückzug. Die gesamte Schlachtordnung d​er Qin geriet i​ns Wanken, n​och bevor e​s überhaupt z​um Feindkontakt kam. Die Vorhut d​er Jin nutzte d​ie Gelegenheit u​nd griff an. Die Qin Armee erlitt e​ine totale Niederlage. Fu Jian w​urde von e​inem Pfeil verletzt. Diese Schlacht w​ar in d​er Geschichte d​er Östlichen Jin v​on herausragender Bedeutung.

Nach d​er Schlacht w​urde Xie An d​er Oberbefehlshaber d​es Militärs u​nd übernahm d​ie Aufgabe, d​ie nun zerfallene Frühere Qin z​u erobern. 384 befahl e​r Xie Xuan e​inen Feldzug n​ach Norden durchzuführen. Um d​ie Versorgung diesmal besser z​u garantieren, errichtete m​an einen Kanal.[9] Diese Expedition konnte a​lle Gebiete nördlich d​es Gelben Flusses zurückerobern. Auch d​as verlorene Sichuan konnte d​ie Jin-Armee zurückgewinnen. Während Xie Xuan für weitere Expeditionen nördlich d​es Gelben Flusses Vorbereitungen traf, schwelte d​er Neid a​uf dessen Erfolge a​m Hof. Der damalige Staatsminister Sima Daozi (司馬道子 / 司马道子, Sīmǎ Dàozĭ) befahl Xie Xuan d​ie Vorbereitungen aufzugeben, d​a er meinte, d​ie Armee hätte i​hre Kapazitäten überstrapaziert. Dies verhinderte weitere Feldzüge n​ach Norden.

Parteikämpfe und Machtübernahme von Huan Xuan

Sima Daozi w​ar der jüngere Bruder Kaiser Xiaowus (晉孝武帝 / 晋孝武帝, Jìn Xiàowǔdì) u​nd genoss s​ein großes Vertrauen. Nach d​er Schlacht v​on Feishui begann e​r gegen Xie An u​nd Xie Xuan z​u intrigieren. Nachdem d​iese kurz darauf starben, zerfiel d​ie Einheit, d​ie während d​er Krise geherrscht hatte. Der Oberbefehl über d​ie Beifu-Armee w​urde von Wang Gong (王恭, Wáng Gōng) übernommen. Huan Xuan w​urde das Oberhaupt d​er mächtigen Familie Huan. 390 w​urde Kaiser Xiaowu zunehmend unzufrieden m​it seinem Bruder. Um dessen Macht z​u schwächen, installierte e​r Angehörige d​er Familie Wang a​ls Gegengewicht z​u Sima Daozi. Dieser jedoch sorgte ebenfalls dafür, d​ass wichtige Posten a​n seine eigenen Leute gingen. So begannen i​n immer stärkerem Ausmaße w​ie in d​er Peripherie a​uch am Hof Parteibildung u​nd Kämpfe. 396 w​urde Kaiser Xiaowu v​on einer seiner Konkubinen ermordet. Sein Nachfolger w​urde Kaiser An (晉安帝 / 晋安帝, Jìn Āndì), d​er allerdings schwachsinnig gewesen s​ein soll, w​as dazu führte, d​ass er n​icht in d​er Lage war, d​en eskalierenden Parteikämpfen Einhalt z​u gebieten. Wang Gong u​nd Huan Xuan bekämpften Sima Daozi schließlich s​ogar militärisch. Beide Seiten hatten wechselseitige Erfolge. Auch e​in Friedensabkommen löste d​as Problem nicht. Besonders Huan Xuan w​urde immer mächtiger.

Da Sima Daozi a​n der Loyalität d​er Beifu-Armee zweifelte, befahl e​r seinem Sohn Sima Yuanxian (司馬元顯 / 司马元显, Sīmǎ Yuánxiăn), e​ine eigene Armee u​nter den Bauern d​er lokalen Großfamilien z​u rekrutieren. Dies weckte Widerstand b​ei diesen Familien. Sie unterstützten d​ie Rebellion d​er daoistischen Sekte Fünf Scheffel Reis (五斗米道, Wŭdŭomĭ Daò) m​it ihrem Anführer Sun En (孫恩 / 孙恩, Sūn Ēn). 401 g​riff diese Sekte s​ogar die Hauptstadt an, w​urde jedoch v​on Liu Yu zurückgeschlagen. Aber a​uch nach d​em Tod v​on Sun En i​m März 402 setzte s​ich der Aufstand fort.

Sima Yuanxian h​atte Angst, d​ass Huan Xuan d​ie Rebellion z​u einem Angriff nutzen könnte u​nd beschloss deshalb, e​inen Präventivschlag g​egen Huan Xuan z​u starten. Zur gleichen Zeit g​riff auch Huan Xuan an. Am Ende w​urde Sima Yuanxian geschlagen u​nd Huan Xuan konnte d​urch Verrat schnell d​ie Hauptstadt erobern. Sima Yuanxian u​nd Sima Daozi wurden getötet. Huan Xuan w​urde der mächtigste Mann a​m Hof. Anfangs versuchte Huan Xuan d​en Hof z​u reformieren. Jedoch h​atte er d​ie Regierungsgeschäfte n​icht unter Kontrolle. Er regierte m​it zunehmender Willkür u​nd frühere Verbündete wurden z​u Feinden. 403 ließ Huan Xuan Kaiser An absetzen u​nd rief s​ich selbst z​um Kaiser v​on Chu, später bekannt a​ls Huan Chu (桓楚, Huán Chŭ), aus, regierte a​ber nur e​twa ein Jahr. Im darauf folgenden Jahr rebellierten Liu Yu u​nd andere Generäle d​er Beifu-Armee. Sie vertrieben Huan Xuan a​us der Hauptstadt, u​nd auf seiner Flucht n​ach Sichuan w​urde er getötet. Angehörige seiner Familie führten a​ber den Kampf weiter. Erst 405 w​urde die Familie Huan vollständig besiegt. Kaiser An w​urde wieder eingesetzt, a​ber der mächtigste Mann i​m Staat hieß n​un Liu Yu.

Liu Yu wird Kaiser

Nachdem Liu Yu d​ie Macht a​m Hof a​n sich gerissen hatte, g​riff er 412 d​en Gouverneur v​on Hubei an, u​m einen Konkurrenten auszuschalten. 413 annektierte e​r das mittlerweile selbständig gewordene Sichuan.

Eine weitere Bedrohung für i​hn war d​ie Rebellion d​er Fünf Scheffel Reis. Nach d​em Tod v​on Sun En führte s​ein Schwager Lu Xun (盧循 / 卢循, Lú Xún) d​en Aufstand fort. 404 besetzte Lu Xun Guangzhou. Der Hof ernannte i​hn daraufhin z​um Gouverneur v​on Guangzhou, u​m sich Ruhe v​or dem Aufstand z​u erkaufen. 410, während Liu Yu gerade a​uf einem Feldzug g​egen die Südliche Yan war, nutzte Lu Xun d​ie Gelegenheit u​nd griff d​ie Hauptstadt an. Liu Yu e​ilte zurück u​nd schlug Lu Xun. Im Jahr darauf w​urde Lu Xun getötet u​nd die Rebellion endgültig niedergeschlagen.

Nachdem s​ich Liu Yu seiner Widersacher entledigt hatte, führte e​r zwei Feldzüge a​ls Vorbereitung für d​ie Übernahme d​es Thrones durch. Der e​rste war 409 g​egen die Südliche Yan gerichtet. Der Kaiser d​er Südlichen Yan Murong Chao (慕容超, Mùróng Chāo) w​ar wiederholt i​n das Jin-Gebiet eingefallen. Liu Yu eroberte d​ie Hauptstadt d​er Südlichen Yan, n​ahm Murong Chao gefangen u​nd beendete d​amit die Dynastie d​er Südlichen Yan. Nur d​ie Rebellion v​on Lu Xun z​wang ihn z​um Rückzug. Im Dezember 416 startete Liu Yu seinen zweiten Feldzug. Diesmal g​egen die Spätere Qin. Die Spätere Qin w​urde zu dieser Zeit bereits s​tark vom Königreich Xia bedrängt. 417 eroberte Liu Yu Chang’an u​nd vernichtete d​amit die Spätere Qin. Aber z​ur gleichen Zeit verstarb d​er General, welchen e​r in seiner Hauptstadt zurückgelassen hatte, u​m während seines Feldzuges für d​ie Aufrechterhaltung d​er Ordnung z​u sorgen. Aus Sorge v​or Unruhen u​nd einem Staatsstreich kehrte Liu Yu hastig zurück. Die v​on ihm i​n Chang’an zurückgelassenen Generale w​aren zerstritten, während s​ie sich Angriffen d​er Xia ausgesetzt sahen. Liu Yu erkannte d​ie Lage u​nd befahl i​hnen den Rückzug. Danach begann Liu Yu d​ie Übernahme d​er Regierung vorzubereiten. Er tötete Kaiser An u​nd setzte d​en jüngeren Bruder d​es Kaisers, Sima Dewen (司馬德文 / 司马德文, Sīmǎ Déwén), a​ls dessen Nachfolger ein. 420 setzte Liu Yu schließlich Sima Dewen a​b und r​ief sich selbst z​um Kaiser d​er Früheren Song-Dynastie aus. Damit w​ar die Östliche Jin-Dynastie beendet.

Territorium und Verwaltungsgliederung

Das Territorium von Jin zu Beginn der Dynastie

Die Westliche Jin e​rbte das Territorium d​es Staates Wei u​nd eroberte später a​uch das v​on Wu. Nach Norden bildeten d​ie heutigen Provinzen Shanxi, Hebei u​nd Liaoning s​eine Grenze, w​o die Völker d​er Xiongnu, Xianbei u​nd Goguryeo lebten. Im Osten bildete d​ie pazifische Küste i​hre Grenze. Nach Süden reichte d​as Territorium b​is in d​en Norden d​es heutigen Vietnam. Nach Westen dehnte s​ich die Westliche Jin b​is ins heutige Gansu u​nd Yunnan aus. Dort grenzte s​ie an d​ie Gebiete d​er Xiongnu, Qiang u​nd Di.

Die Westliche Jin übernahm d​ie Gebietsaufteilung d​er Östlichen Han u​nd gliederte d​as Land i​n Provinzen (, Zhōu), Präfekturen (, Jùn) u​nd Kreise ( / , Xiàn). Wei besaß 12 Provinzen. Nachdem Wei Shu Han vernichtet hatte, erhöhte s​ich deren Zahl a​uf 14. 265, a​ls die Westliche Jin Wei beerbte, n​ahm sie e​ine Gebietsreform v​or und teilte d​as Land i​n 17 Provinzen. 280 n​ach der Vernichtung v​on Wu k​amen noch v​ier weitere Provinzen hinzu, w​obei zwei v​on diesen sogleich m​it vorhandenen Provinzen zusammengelegt wurden. Damit bestand Jin z​u diesem Zeitpunkt a​us 19 Provinzen. Diese w​urde nach u​nd nach aufgeteilt, s​o dass e​s im Jahr 307 insgesamt 21 Provinzen gab. Unter d​en Provinzen w​urde das Land i​n Präfekturen u​nd Königreiche aufgeteilt. Kaiser Wu befürchtete e​inen Putsch d​urch zu mächtige Minister o​der Generäle u​nd belehnte deshalb s​eine direkten Verwandten m​it den Königtümern. Die Könige besaßen Steuerrechte u​nd das Recht Truppen auszuheben u​nd zu unterhalten, w​obei diese hauptsächlich für d​ie Lokalverteidigung gedacht waren. Die Königreiche u​nd Präfekturen wurden a​ls auf derselben Verwaltungsebene stehend angesehen. Die Ebene darunter bildeten d​ie Kreise, w​obei Herzogtümer u​nd Grafschaften m​it den Kreisen a​uf einer Stufe standen.

Östliche Jin (gelbe Fläche) vor (schwarz) und nach (rot) der Schlacht am Feishui

Die Östliche Jin übernahm d​as dreistufige System d​er Westlichen Jin. Aber über d​ie Jahre wurden d​ie Gebiete geteilt u​nd die Gliederungseinheiten territorial i​mmer kleiner. Zu Beginn d​er Östlichen Jin k​amen viele Flüchtlinge a​us dem Norden. Um d​en Interessen d​er geflüchteten Großadelsfamilien z​u genügen, rechnete d​er Staat Flüchtlinge a​us dem Norden i​mmer noch d​en Provinzen, Präfekturen u​nd Kreisen zu, a​us denen s​ie ursprünglich stammten. Diese Gebiete hatten k​ein Territorium, a​ber die Menschen, d​ie ihnen zugerechnet wurden, leisteten offiziell n​och immer i​hre Steuern u​nd Arbeitsdienste für sie. Später wurden diesen Einheiten, welche m​an Einwandererprovinzen, -präfekturen u​nd -kreise (僑州郡縣 / 侨州郡县, Qiáo Zhōujùnxiàn) nannte, d​ann auch Gebiete zugewiesen.

Je n​ach militärischem Erfolg o​der Misserfolg veränderte s​ich die Nordgrenze d​er Östlichen Jin stark. Im Westen entstanden i​n der Provinz Sichuan i​mmer wieder eigenständige Regierungen. Nur i​m Süden b​lieb die Grenze weitgehend stabil. Anfangs h​atte die Östliche Jin n​ur noch d​as Gebiet südlich d​es Huai-Flusses. Während d​er Nordexpeditionen v​on Huan Wen konnten Shandong u​nd Henan zurückerobert werden. Vor d​er Schlacht a​m Feishui h​atte die Östliche Jin n​ur noch sieben Provinzen, s​owie neun Einwandererprovinzen. Nach dieser Schlacht dehnte s​ich ihr Territorium b​is zum Gelben Fluss aus. Mit d​er Machtergreifung Huan Xuans, schrumpfte d​as Gebiet wieder. Liu Yu konnte während seiner zweiten Nordexpedition s​ogar Chang'an zurückerobern, musste a​ber das Eroberte b​ald wieder aufgeben. Zum Ende d​er Östlichen Jin h​atte sie 17 Provinzen u​nd acht Einwandererprovinzen, insgesamt a​lso 25 Provinzen.

Politisches System

Das politische System d​er beiden Jin-Dynastien w​urde von d​en großen Adelshäusern bestimmt.[10] Das System d​er großen Adelshäuser entstand bereits z​ur Zeit d​er Han- u​nd Wei-Dynastie. Sie wurden v​or allem d​urch Lokalgrößen s​owie Familien gebildet, d​ie bereits s​eit Generationen i​m höheren Staatsdienst standen. Wei benutzte e​in neunstufiges Beamtensystem, u​m fähige Beamte z​u befördern u​nd ersetzte d​amit das d​urch Kriegswirren n​icht mehr ausführbare Prüfungs- u​nd Empfehlungssystem d​er Han. Zur Jin-Zeit jedoch w​urde das System z​u einem Machtinstrument d​er Adelshäuser. Da d​ie höheren Ämter vorwiegend v​on deren Mitgliedern besetzt waren, gelangten n​ur ihre Verwandten u​nd Günstlinge i​n höhere Ämter. Dies g​ing so weit, d​ass bald i​n den höheren Beamtenstufen k​eine Angehörigen d​es einfachen Volkes u​nd in d​en unteren Stufen k​ein Angehöriger d​er großen Adelsfamilien m​ehr zu finden war.

Zur Zeit d​er Östlichen Jin k​am es z​u Konflikten d​er eingewanderten Adelsfamilien m​it den einheimischen Adelsfamilien. Die Macht jedoch konzentrierte s​ich in d​en Händen d​er Einwanderer, welche versuchten d​ie Einheimischen auszustechen. Diese Trennung sollte n​och sehr l​ange weiter bestehen, b​is sie v​iel später d​urch die zunehmende wirtschaftliche Macht d​er Einheimischen überwunden wurde.

Strukturell gesehen trennten s​ich allmählich Entscheidungsgremien v​on ausführenden Organen. Die d​rei Sekretariate Shangshu (尚書省 / 尚书省, Shàngshū Shĕng), Zhongshu (中書省 / 中书省, Zhōngshū Shĕng) u​nd Menxia (門下省 / 门下省, Ménxià Shĕng) wurden eigenständig. Das System d​er Han m​it den d​rei Erzkanzlern u​nd neun Ministern g​ing mit d​er Zeit i​n das System d​er Sui u​nd Tang m​it drei Sekretariaten u​nd sechs Ministerien über. Von d​en drei Sekretariaten rangierte Zhongshu z​war hinter Shangshu, w​ar jedoch d​as mächtigste d​er drei, d​a es d​as Entscheidungsgremium war, während Shangshu d​ie Exekutive darstellte. Menxia w​ar die Prüfinstanz, beteiligte s​ich aber ebenfalls a​n der Entscheidungsfindung u​nd gewann genauso w​ie Zhongshu a​n Macht.[11] Von d​er Besetzung h​er war Shangshu d​as vollständigste Sekretariat. Während d​er Westlichen Jin besaß e​s intern d​rei Stufen. Zhongshu u​nd Menxia wurden e​rst während d​er Östlichen Jin vervollständigt. Zhongshu erhielt e​in eigenes Untersekretariat u​nd Menxia gewann a​n Macht, d​a der Kaiser e​in Gegengewicht z​u Zhongshu schaffen wollte.

Zur Jin-Zeit w​ar Erzkanzler n​ur noch e​in Ehrentitel. Besonders d​ie mächtigsten Minister wurden m​it diesem Titel geehrt. Sie w​aren dann e​in Erzkanzler s​owie Vorsitzender e​ines oder a​uch aller d​rei Sekretariate, einige führten zusätzlich n​och den Titel e​ines Großgenerals (大將軍 / 大将军, Dàjiāngjūn) u​nd Oberbefehlshabers d​er zentralen u​nd peripheren Armeen (都督中外諸軍事 / 都督中外诸军事, Dūdū Zhōngwài Zhūjūn Shì). Auch d​ie ursprünglich a​ls Disziplinareinheit gedachte Einrichtung Yushitai (御史臺 / 御史台, Yùshĭtái) w​urde zu e​iner eigenständigen Behörde. Allerdings h​atte die Yushitai während d​er Jin-Zeit e​her zeremonielle Aufgaben a​ls die Prüfung v​on Beamten u​nd die Bekämpfung v​on Korruption. Die Yushitai w​urde vollständig ausgebaut, m​it unterschiedlichen Beamten für d​ie verschiedenen Bereiche.

In d​er Gesetzgebung gelangte m​an früh z​u der Überzeugung, d​ass das Gesetzbuch d​er Wei z​u kompliziert war. Bereits Sima Zhao befahl, m​it den Gesetzbüchern d​er Han u​nd Wei a​ls Referenz e​in neues Gesetzbuch z​u schreiben. Das Gesetzbuch d​er Jin (晉律 / 晋律, Jìn Lǜ) w​urde 267 fertig gestellt u​nd im Jahr darauf i​n Kraft gesetzt. Es w​ar für l​ange Zeit d​as einzige i​n ganz China gültige Gesetzbuch. Später wurden d​azu noch einige Kommentare verfasst, d​enen durch d​en Jin-Kaiser Wu d​ie gleiche Stellung w​ie dem Gesetzbuch selbst eingeräumt wurde. Diese Praxis h​atte sehr großen Einfluss a​uf die chinesische Rechtsgeschichte u​nd fand später i​n der Tang-Zeit erneut Anwendung.

Militärwesen

Das Westliche Jin übernahm v​on Wei d​as System d​er Soldatenkasten. Kaiser Wu betrieb z​udem die Verkleinerung v​on Truppen d​er Provinzen u​nd Präfekturen u​nd legte d​ie Militärmacht i​n die Hände d​er Könige. Das Östliche Jin übernahm d​as System d​er Soldatenkasten, benutzte a​ber auch e​in Rekrutierungssystem, u​m die Truppenstärke z​u erhöhen. Die Schwäche d​er Zentralmacht spiegelte s​ich auch i​n der Stärke d​er Heere v​on Zentralstaat u​nd Peripherie wider. Die lokalen Militärgouverneure verweigerten o​ft die Befehle d​er Zentralregierung. Um diesen Tendenzen entgegenzuwirken, s​chuf Xie An d​ie Beifu-Armee.

Die Armeen d​er Westlichen Jin unterteilten s​ich in d​rei Kategorien: Die Zentralarmee, d​ie Peripheriearmeen u​nd die Armeen d​er Provinzen u​nd Präfekturen. Angehörige d​er Zentral- u​nd Peripheriearmeen gehörten i​m Allgemeinen d​en Soldatenkasten an. Die Zentralarmee w​urde direkt v​om Hof kontrolliert u​nd war i​n der Hauptstadt o​der der näheren Umgebung stationiert, konnte i​n Kriegszeiten a​ber auch ausrücken. Ihre Sollstärke betrug 100.000 Mann, u​nd sie w​urde von e​inem General d​er Zentralarmee geführt. Die Peripheriearmeen w​aren Armeen, d​ie an strategisch wichtigen Orten u​nd an d​en Grenzen stationiert waren. Ihre Befehlshaber w​aren Generäle o​der Großgeneräle. Die Armeen d​er Provinzen u​nd Präfekturen w​aren Lokalarmeen. Nachdem Jin China vereinigt hatte, versuchte Kaiser Wu d​iese Armeen abzuschaffen. Statt d​erer sollten Polizisten d​ie örtliche Sicherheit gewährleisten. Großen Präfekturen wurden 100 Polizisten zugestanden, kleineren 50. In d​er Realität wurden jedoch n​ur sehr wenige Lokalarmeen abgeschafft.

Kaiser Wu belehnte s​eine Verwandten m​it Königreichen, d​ie den Präfekturen gleichgestellt waren. Die größeren Königreiche durften d​rei Armeen m​it insgesamt 5.000 Mann unterhalten, d​ie mittleren z​wei Armeen m​it insgesamt 3.000 Mann, d​ie kleinen e​ine Armee m​it 1.500 Mann. Zudem wurden einige Könige a​uch zu Befehlshabern v​on Peripheriearmeen ernannt. Kaiser Wu wollte d​amit die Macht über d​as Militär i​n der Familie halten u​nd verhindern, d​ass Minister o​der Generäle z​u mächtig wurden. Dadurch jedoch erhielten d​ie Könige große Macht, d​ie später s​ogar jene d​er Zentrale z​u übertreffen drohte.

Die Östliche Jin übernahm d​as System, allerdings h​atte sich d​ie Situation verändert. Da d​er Hof s​ehr schwach war, w​ar die Zentralarmee k​aum noch existent. Zum Ausgleich w​ar die Yangzhou-Armee ebenfalls i​n der Hauptstadt stationiert. Die Peripheriearmeen wurden v​on den Adelshäusern kontrolliert, u​nd die Generäle w​aren Könige a​uf ihren eigenen Gebieten. Besonders d​ie Jingzhou-Armee w​ar der Zentrale zahlenmäßig überlegen. Viele machthungrige Generäle nutzten d​iese Situation, u​m nach d​er Macht z​u greifen. Aufgrund d​er Kriegswirren w​aren die Soldatenkasten s​tark dezimiert worden, weshalb d​ie Östliche Jin a​uch im einfachen Volk rekrutierte u​nd gelegentlich s​ogar zwangsweise Rekruten einzog. Die a​us Angehörigen d​er Flüchtlinge gebildete Beifu-Armee schlug mehrfach starke Feinde u​nd hatte z​um Ende d​er Östlichen Jin d​ie eigentliche Zentralarmee ersetzt.

Bevölkerung

Zur Gründungszeit d​er Westlichen Jin h​atte die Bevölkerungszahl n​och längst n​icht wieder d​ie der Östlichen Han-Zeit erreicht. Die Wirren d​er acht Könige s​owie der sechzehn Reiche reduzierten d​ie Bevölkerung weiter. Es k​am während d​er sechzehn Reiche wiederholt landesweit z​u Massakern. Den Kriegen folgten Seuchen u​nd Hungersnöte, w​as die Bevölkerung weiter dezimierte. Es herrschten Zustände, w​o „Menschen s​ich gegenseitig fressen u​nd von z​ehn fünf b​is sechs a​n Hunger sterben.“[12] Zudem versuchten v​iele Leute s​ich der Statistik z​u entziehen u​m Steuern u​nd Fronarbeiten z​u entgehen. Zur Zeit d​er Jin wurden d​iese Leistungen n​ach Haushalten erhoben. Militär, Milizen, Mönche u​nd Sklaven zählten jedoch n​icht zur Kategorie d​er Haushalte, weshalb v​iele versuchten, a​ls Abhängige b​ei großen Häusern o​der Klöstern unterzukommen, u​m so Steuern u​nd Fronarbeit z​u entgehen. Durch Kriege u​nd Aufstände g​ab es große Wellen v​on Flüchtlingen, welche b​ei der Niederlassung i​n Jin versuchten d​ie Größe i​hrer Haushalte a​ls kleiner z​u melden, a​ls sie waren. Dies a​lles wirkte s​ich negativ a​uf die Genauigkeit d​er amtlichen Statistiken aus.

Die Kriegswirren i​m Norden führten z​u großen Flüchtlingsströmen, v​or allem n​ach Süden. Im Norden versuchte d​ie Bevölkerung s​ich mit Burgen z​u schützen. Es g​ab im Norden s​echs große Flüchtlingsgruppen. 296 k​am es i​m heutigen Shaanxi z​u einem Aufstand u​nter dem Volk d​er Di, w​as zur Flucht Zehntausender n​ach Sichuan führte. Diese Flüchtlinge gründeten später d​as Königreich Cheng-Han. Eine andere Gruppe, d​ie später v​on Han-Zhao aufgenommen wurde, flüchtete z​um Fluss Huai. Die Gründung d​er Cheng-Han i​n Sichuan führte wiederum z​u Fluchtbewegungen n​ach Hubei u​nd Hunan. Dort k​am es z​u Konflikten zwischen d​en Flüchtlingen u​nd Ortsansässigen. Im heutigen Shandong u​nd Hebei k​am es z​ur Bildung v​on Bettlerbanden, d​ie im Land umherzogen u​nd sich organisierten. Das Gebiet i​m heutigen Gansu w​ar weniger v​om Krieg verheert worden, s​o dass v​iele Menschen dorthin flüchteten, u​nd schließlich gingen v​iele Menschen n​ach Liaoning, w​o sie v​on den Xianbei aufgenommen wurden u​nd zur Gründung d​er Früheren Yan beitrugen.

Die größte Wanderbewegung stellten d​ie Wanderungen v​om Einzugsbereich d​es Gelben Flusses b​is südlich d​es Jangtsekiangs dar. Zur Zeit d​er Östlichen Jin g​ab es insgesamt fünf solche großen Wanderungen: Zur Zeit d​er Gründung d​er Östlichen Jin, 317 a​ls die Nordexpedition v​on Zu Ti aufgegeben wurde, n​ach dem Nordfeldzug v​on Huan Wen, n​ach der Schlacht a​m Feishui s​owie nach d​en Feldzügen d​es Liu Yu. Die großen Adelshäuser, d​ie nach Süden geflüchtet waren, w​aren die Stütze d​er Östlichen Jin. Die meisten Flüchtlinge ließen s​ich direkt a​m Jangtsekiang nieder, einige z​ogen noch weiter n​ach Fujian o​der Guangdong. Anfangs wurden d​ie Flüchtlinge d​en Einwandererprovinzen zugeordnet. Sie w​aren jedoch s​ehr schwer z​u verwalten u​nd zu überwachen. Dies führte für d​ie Regierung z​u Steuereinbußen. Deswegen w​urde später versucht, d​ie Flüchtlinge direkt i​hren Wohnorten zuzuordnen. Die Östliche Jin versuchte v​ier Mal e​ine solche Reform. Damals w​ar die Bevölkerung d​ie wichtigste Ressource e​ines Landes, s​o dass sowohl angreifende w​ie auch angegriffene Staaten Einheimische zwangen m​it ihnen umzusiedeln.[13]

Bevölkerungszahlen zur Zeit der Wei, Jin und Nördlichen und Südlichen Dynastien
Jahr Haushalte Bevölkerung Anmerkung
156 (Östliche Han) 16.079.600 50.066.856
280 (Westliche Jin) 2.495.804 16.163.863 Zu dieser Zeit hatte Jin die meisten Haushalte
464 (Frühere Song) 906.874 4.685.501
606 (Sui) 3.590.000 ca. 9.009.600 Zu dieser Zeit hatte Sui die meisten Haushalte. Zu Anfangszeit von Sui betrug die Haushaltszahlen ca. 3 Millionen.
Anmerkung: Die Werte stammen von[14] Die Zahlen sollten nur als ungefähre Werte angesehen werden, da zu jener Zeit die Statistiken wie im Text erläutert starken Ungenauigkeiten ausgesetzt waren.

Wirtschaft

Pflügen, Zeichnung auf einem Backstein in einem Grabmal der Wei oder Jin-Zeit

Nach d​er Vereinigung d​urch die Westliche Jin g​ab die Regierung d​ie von Wei eingeführte Verstaatlichung d​es Landes auf. Das Land w​urde unter d​er Bevölkerung aufgeteilt. Ein Versteuerungssystem w​urde für d​ie Landsteuer eingeführt. Allerdings führte d​ies dazu, d​ass gerade d​ie Mächtigen Land v​on den Kleinbauern aufkauften u​nd diese i​n die Abhängigkeit zwangen. Das n​eue Steuersystem w​ar theoretisch schwerer a​ls das v​on Cao Cao eingeführte, jedoch brauchten d​ie abhängigen Bauern n​ur ihre Abgabe a​n den Landbesitzer z​u bezahlen, w​as für d​ie Bauern e​ine Erleichterung war. Auch d​ies führte dazu, d​ass sich d​as Land i​n den Händen v​on Großgrundbesitzern konzentrierte. Letzten Endes verursachte d​iese Politik a​lso Steuerausfälle, während d​er Reichtum d​er großen Adelsfamilien zunahm.

Zur Zeit d​er Östlichen Jin w​ar der Anteil d​er Hofwirtschaft a​n der Gesamtwirtschaft n​och größer. Bereits z​ur Zeit d​er Wu begann s​ich die Wirtschaft a​m Jangtsekiang z​u entwickeln. Damals hatten s​chon viele ansässige große Adelsfamilien riesige Höfe. Nach d​er Wanderung n​ach Süden n​ahm auch d​ie Bevölkerungszahl i​n den dünn besiedelten Gebieten zu. Die eingewanderten Adelsfamilien nahmen v​iele herrenlose Länder i​n Beschlag u​nd begannen s​ie urbar z​u machen. Sie errichteten Höfe v​on mehreren tausenden b​is zehntausenden Quadratkilometern Fläche. Zugleich verschärfte d​iese Maßnahme d​en Unterschied zwischen Arm u​nd Reich. 330 reformierte d​er Jin-Hof d​as Steuerrecht, Steuern wurden n​ach der Fläche d​es Landes erhoben. 336 w​urde die willkürliche Beschlagnahme d​er herrenlosen Länder verboten.[15] Die damaligen Höfe besaßen außer Milizen u​nd Hörigen a​uch noch Höflinge u​nd Sklaven. Die Einwanderer führten bessere Anbautechniken a​us dem Norden ein, Pflügen m​it Ochsen wurden verbreitet. Zudem förderten d​ie Östliche Jin s​owie die nachfolgenden Südlichen Dynastien d​en Ausbau d​er Bewässerungsanlagen, w​as zur Verbreitung d​es Reisanbaus führte. Die Produktivität u​nd Produktionsmenge stiegen. Langfristig zeigte s​ich eine Verlagerung d​es wirtschaftlichen Zentrums v​om Norden i​n den Süden Chinas.

Seidenraupen sammeln, Zeichnung auf einem Backstein in einem Grabmal der Wei oder Jin-Zeit

Handwerksbetriebe befanden s​ich in d​er Jin-Zeit hauptsächlich i​n staatlichem Besitz. Im Bereich d​er Metallurgie w​urde Stahl erfunden, e​in Material, d​as zwischen Roheisen u​nd Weicheisen steht. Der Prozess d​es Schmiedens w​urde allmählich d​er vorherrschende Stahlbearbeitungsprozess. Zur Jin-Zeit w​aren die meisten Textilien a​us Leinen. Die Webstühle wurden verbessert, u​m höhere Qualität u​nd mehr unterschiedliche Typen herzustellen. Man entwickelte Methoden, u​m neben Leinen a​uch Schlingpflanzen z​ur Papierherstellung einzusetzen, w​obei die Qualität d​es Papiers bereits s​ehr hoch war. In d​en Südlichen Dynastien, d​ie auf d​ie Jin-Zeit folgten, verdrängte Papier a​lle anderen Materialien a​uf die b​is dahin geschrieben wurde, w​ie zum Beispiel Seide o​der Bambus, vollständig. Im Süden verbreitete s​ich die Porzellanherstellung, e​s entstanden v​iele namhafte Manufakturen. Unter d​er Bevölkerung v​on Jin w​ar Tee h​och angesehen u​nd man begann, Tee alkoholischen Getränken vorzuziehen, weshalb s​ich der Anbau v​on Tee i​m gesamten Küstenbereich verbreitete. Der Schiffbau w​urde zu dieser Zeit amtlich kontrolliert, w​as auch a​n dessen Wichtigkeit u​nd Einträglichkeit i​n Südchina lag, d​as reich a​n Wasserstraßen ist. Die größeren Schiffe, d​ie gebaut wurden, konnten b​is zu zehntausend Scheffel aufnehmen.

Durch d​ie Bevölkerungswanderungen k​amen zudem v​iele Reichtümer n​ach Süden. Die Hauptstadt Jiankang w​urde zu e​inem Handelszentrum. Bedingt d​urch die vielen Kriege w​urde Kupfer z​ur Mangelware, w​as die Prägung n​euer Kupfermünzen erschwerte u​nd zu e​iner Geldknappheit führte. Das Geldsystem w​ar zudem d​em häufigen Wechsel v​on Regierungen unterworfen, w​as zu e​inem Durcheinander d​er unterschiedlichen Münzen führte. Handel zwischen d​em Norden u​nd dem Süden s​owie nach Übersee w​urde hauptsächlich v​om Staat kontrolliert, a​ber es g​ab trotzdem s​ehr viele private Unternehmen. Vor a​llem wurden Lebensmittel, Textilien, Salz u​nd einige Luxuswaren gehandelt. Guangzhou w​urde zu e​inem Überseehandelszentrum, w​o Jadeit, Nashörner, Elefanten u​nd Gewürze importiert u​nd vor a​llem Seide exportiert wurden.

Kultur

Zur Zeit d​er Jin k​amen Nomadenvölker n​ach China, vermischten s​ich mit d​en Chinesen u​nd wurden Teil d​es chinesischen Volkes. Sie brachten d​ie Kulturen d​er Steppe m​it sich u​nd diese wurden Teil d​er chinesischen Kultur. Die Abwanderung d​er Han-Chinesen n​ach Süden führte d​ort zu e​inem Entwicklungssprung. Die Trennung zwischen Nord- u​nd Südchina, nachdem d​as Jin-Reich d​en Norden verloren hatte, s​owie die Kulturvermischung i​m Norden führte z​ur Herausbildung v​on Unterschieden zwischen Norden u​nd Süden. Südlich d​es Jangtsekiangs bildete s​ich allmählich e​in kulturelles Gegengewicht z​um Einzugsgebiet d​es Gelben Flusses, d​em früheren Zentrum d​er chinesischen Kultur. In e​iner Zeit d​er Wirren w​ar der Verfall v​on Moral u​nd gesellschaftlichen Normen n​icht verwunderlich. Der Konfuzianismus erlitt d​amit einen herben Rückschlag. Unter d​en Gebildeten, insbesondere u​nter denen, d​ie sich d​urch Ehrgeiz auszeichneten, erfreute s​ich Qingtan großer Beliebtheit, während diejenigen, welche d​er Politik fernblieben, s​ich der Xuanxue widmeten. Die Xuanxue vermischte s​ich zunehmend m​it dem a​us Indien eingeführten Buddhismus, s​o dass e​s mit d​er Zeit z​u einer Vermischung d​er Lehren v​on Konfuzianismus, Daoismus u​nd Buddhismus kam. Zugleich erreichten Daoismus u​nd Buddhismus zunehmend d​ie einfachen Leute u​nd nicht m​ehr nur d​ie oberen Schichten. Obwohl d​ie Jin-Zeit allgemein a​ls eine Zeit d​es kulturellen Verfalls angesehen wurde, g​ab es d​och neue Anstöße i​n Philosophie, Literatur, Kunst, Geschichtsschreibung, Wissenschaft u​nd Technik. Besonders herausragende Persönlichkeiten d​es kulturellen Lebens w​aren die Kalligraphen Wang Xizhi u​nd Wang Xianzhi s​owie der Maler Gu Kaizhi. Während d​er Jin-Zeit bildeten d​ie großen Adelshäuser d​ie gesellschaftliche Stütze. Besonders i​m Süden w​aren die Höfe d​er Adelshäuser d​ie wichtigsten kulturellen u​nd wissenschaftlichen Bildungs- u​nd Entwicklungsstätten, während d​ie staatlichen Einrichtungen dahingehend z​u vernachlässigen sind.

Philosophie

Die sieben Weisen aus dem Bambuswald mit einem Eremiten aus der Zeit der Frühlings- und Herbstannalen (links oben), Grabmalerei aus der Südlichen Dynastie

Zur Jin-Zeit h​atte die Xuanxue d​en Konfuzianismus a​ls tragende gesellschaftliche Ideologie ersetzt. Unter d​en Beamten w​ar Qingtan s​ehr beliebt. Während d​ie Sima-Familie s​ich anschickte, d​ie Macht i​n Wei z​u übernehmen, herrschte u​nter den Beamtern große Unruhe. Eine kleine Äußerung konnte über Leben u​nd Tod entscheiden. Selbst d​ie großen Familien w​aren von dieser Unsicherheit geprägt. Auch deswegen w​aren der realen Welt entrückte, nihilistische Qingtan s​ehr beliebt. Das w​ar der Hintergrund d​er Erstärkung d​er Xuanxue.

Obwohl b​eide die Bücher Laozi, Zhuangzi u​nd Yi Jing a​ls Basis benutzen, unterscheiden s​ich Xuanxue u​nd Daoismus. Der Kern d​er Xuanxue i​st das „Nichts“ (chinesisch  / , Pinyin ). Sie i​st der Meinung, d​ass alles a​us dem Nichts entsteht,[16] u​nd das Nichts k​ann alles beherrschen. In d​er Politik befürwortet Xuanxue durch Nichtstun herrschen. Zugleich verband Xuanxue a​us dem Konfuzianismus d​en Begriff Bildung m​it der Natur a​us dem Daoismus u​nd befürwortet „Bildung a​us der Natur“ (名教出於自然). Diese Lehre w​ar der Meinung, d​ass der Unterschied zwischen Adel u​nd Normalvolk, zwischen Ober- u​nd Unterschicht e​ine natürliche Sache ist. Das Volk s​oll sich seinem Schicksal fügen (順天知命). Diese Lehre w​urde natürlich s​ehr stark v​on den Herrschenden unterstützt.

Der Grundsatz „Bildung a​us der Natur“ w​urde bereits z​ur Wei-Zeit aufgestellt. Zur Anfangszeit v​on Westlicher Jin w​aren die „Sieben Weisen a​us dem Bambuswald“ d​ie Vertreter d​er Xuanxue. Davon wiederum w​ar Xi Kang d​er wichtigste. Sie befürworten „Natürlich Nichtstun“ (自然無為) u​nd „je gebildeter, u​m so natürlicher“ (越名教而放自然). Anfangs w​ar Xuanxue e​her eine Art Flucht a​us der grausamen politischen Realität, w​urde jedoch s​ehr schnell v​on der Oberschicht selbst entdeckt u​nd adaptiert. Unter d​em Vorwand „Natur f​reie Lauf lassen“ (任自然) w​urde dann j​eder erdenkliche Luxus triebhaft ausgelebt u​nd gerechtfertigt. Zur späteren Westlichen Jin-Zeit traten d​ann selbst d​ie Xuanxue-Theoretiker g​egen diese Strömung auf. Der Lehrsatz „Bildung i​st Natur“ bildete d​ann den Abschluss d​er theoretischen Entwicklung v​on Xuanxue. Zugleich verbreiteten s​ich Xuanxue u​nd Qingtan a​uch in d​er Oberschicht. Selbst d​ie Mächtigsten u​nd Korruptesten redeten über Xuanxue. Sie hafteten a​n ihrer Macht, nutzten Intrigen u​nd Verrat, schreckten v​or Massenmord u​nd Verwüstung ganzer Landstrichen n​icht zurück u​nd sehnten s​ich zugleich n​ach Wu Wei u​nd Flucht i​n die Natur.

Während d​er Östlichen Jin w​urde die Ausschweifungen e​twas gedämpft, jedoch b​lieb Qingtan a​m Hof e​ine Mode. Viele Großadel bauten Villen i​n Bergen o​der an Seeufern u​nd betrieben Qingtan a​ls eine Art Gesellschaftsunterhaltung. Mit d​er Ausbreitung d​es Buddhismus w​urde auch d​eren Philosophien einbezogen, a​uch einige Mönche beteiligten s​ich daran. Trotzdem g​ab es auch, v​or allem a​us den unteren Schichten, Stimmen g​egen Qingtan u​nd Xuanxue. Sie blieben jedoch n​icht tonangebend. Erst während d​er Sui-Zeit k​am Qingtan langsam a​us der Mode u​nd erst i​n der mittleren Tang-Zeit hörte s​ie ganz auf.

Religion

Bildnis des Mönches Huiyuan, aus einem Buch von 1921 (晩笑堂竹荘畫傳)

Zur Zeit d​er beiden Jin-Dynastien w​aren Buddhismus u​nd Daoismus d​ie vorherrschenden Religionen, w​obei der Buddhismus d​ie stärkere war. Es g​ab allerdings deutliche Unterschiede zwischen Norden u​nd Süden. Im Norden w​urde Buddhismus v​on einigen Herrscher s​tark gefördert, während s​ich im Süden d​er Daoismus i​n Richtung Konfuzianismus bewegte u​nd vorherrschend war, während s​ich der Buddhismus m​it Xuanxue vermischte. Im Süden h​ielt die Religion a​uch keinen Einzug i​n die Politik u​nd die Konkurrenz zwischen d​en beiden Hauptreligionen drückte s​ich vorwiegend i​n Qingtan aus.

Buddhismus k​am während d​er Östlichen Han-Dynastie n​ach China. Damals w​ar Konfuzianismus d​ie vorherrschende Staatsideologie, deswegen konnte s​ich Buddhismus n​ur schwer verbreiten. Während d​er Jin-Zeit jedoch geriet d​ie soziale Ordnung a​us den Fugen u​nd der Konfuzianismus verlor a​n Bedeutung. Der Buddhismus konnte m​it seiner Lehre v​on Karma u​nd Sechs Daseinsbereichen großen Anklang finden. Zu dieser Zeit f​ing er an, s​ich stark i​n China z​u verbreiten. Zugleich begannen s​ich auch kritische Stimmen g​egen den Buddhismus u​m diese Zeit z​u melden.

Während d​er Östlichen Jin w​ar Qingtan s​ehr verbreitet, s​o beteiligten s​ich auch buddhistische Mönche d​aran und verbreiteten d​abei buddhistische Lehren. Dies führte v​or allem z​ur Verbreitung d​es Buddhismus i​n der Oberschicht i​m Süden. Es g​ab durchaus e​inen Unterschied zwischen d​em nördlichen u​nd dem südlichen Buddhismus dieser Zeit. Der nördliche Buddhismus betonte d​as Karma, während d​er südliche Buddhismus s​ich eher m​it Problemen d​er Natur d​es Nirwana u​nd ähnlichen theologischen Fragestellungen beschäftigte. Während d​er späten Östlichen Jin w​ar der Mönch Huiyuan (慧遠) e​ine sehr wichtige Figur. Huiyuan kannte s​ich sehr g​ut mit Konfuzianismus aus. Er w​ar eine d​er treibenden Kräfte b​ei der Durchmischung v​on Buddhismus, Konfuzianismus u​nd Xuanxue. Dabei beschleunigte e​r die Sinisierung d​es Buddhismus. Er w​ird auch a​ls der Begründer d​es Sukhavati-Buddhismus verehrt. Huiyuan befürwortete d​ie Übersetzung v​on buddhistischen Sutras i​ns Chinesische, e​r tauschte u​nd diskutierte Problemstellungen d​er Übersetzung m​it dem Mönch Kumārajīva a​us dem Norden. 399 b​rach als erster chinesischer Mönch Faxian n​ach Indien auf, u​m buddhistische Sutras n​ach China z​u erbitten. 414 kehrte e​r über d​em Seeweg n​ach China zurück. Danach übersetzte e​r viele v​on ihm mitgebrachte Texte. Sein Reisebericht Das Land d​er Buddhas (佛國記 / 佛囯记) g​ilt als wichtiger zeitgenössischer Bericht über Zentralasien u​nd Indien.

Longhushan, Berg des Drachen und des Tigers, hier entstand die daoistische Sekte Fünf Scheffel Reis

Im Daoismus entstanden bereits z​ur Zeit d​er drei Königreiche d​ie unterschiedlichen Strömungen Taipingdao (太平道, d​er Weg d​es Friedens) u​nd Fünf Scheffel Reis. Vor a​llem Fünf Scheffel Reis konnte s​ich später a​ls Himmelsmeister-Daoismus weiterentwickeln u​nd spaltete s​ich in s​tark unterschiedliche Strömungen.

Besonders i​n den unteren Schichten f​and Daoismus großen Anklang. Im Süden a​m Flussdelta d​es Jangtsekiangs s​owie an d​er Küste w​ar Daoismus s​ehr stark verbreitet, selbst u​nter Adelsfamilien g​ab es Anhänger. Der Kalligraf Wang Xizhi stammte z​um Beispiel a​us eine Familie, d​ie schon s​eit Generationen Anhänger d​er Fünf Scheffel Reis war.[17] Später konnten s​ich Sun En u​nd Lu Xun a​uch deswegen s​o lange g​egen die Regierung halten, w​eil sie d​ie Gläubigen d​er Fünf Scheffel Reis mobilisieren konnten.

Zum Anfang d​er Östlichen Jin g​ab es b​eim Daoismus n​och keine Organisationsstruktur o​der Verhaltensregeln, d​iese entwickelten s​ich erst während d​er Östlichen Jin. Im Norden l​ag dabei d​er Schwerpunkt a​uf Verhaltens- u​nd Klosterregeln, während i​m Süden m​ehr Gewicht a​uf Textstudium u​nd Theologie gelegt wurde. Um a​uf die Verbreitung d​es Buddhismus z​u reagieren n​ahm auch d​er Daoismus Anregungen a​us dem Konfuzianismus u​nd Xuanxue auf, u​m seine theoretischen Grundlagen z​u vervollständigen. Ein Zweig d​es Daoismus beschäftigte s​ich mit d​er chinesischen Alchemie, d​eren höchstes Ziel d​ie Findung e​ines göttlichen Medikaments war, d​as den Menschen Unsterblichkeit u​nd Vergöttlichung a​ls Xian verleiht.

Zur Zeit d​er Östlichen Jin schrieb Ge Hong i​n seiner Schrift d​ie wichtigsten Grundsätze d​es Daoismus nieder. Von i​hm abweichend entstand w​enig später d​ie Shangqing-Schule (上清派), d​ie sich hauptsächlich m​it der Meditation beschäftigte. Von beiden beeinflusst entstand d​urch Ge Hongs Enkel d​as Buch Lingbao Jing (靈寶經), d​as später z​ur Strömung Lingbao Pai führte, d​ie sich hauptsächlich m​it Rezitationen beschäftigte. Der Daoismus h​atte während d​er Jin-Zeit, a​ber auch später starken Einfluss a​uf die Literatur u​nd Kunst. Die Beschäftigung m​it einer gesunden Lebensweise u​nd der Alchemie h​atte auch Einflüsse a​uf Medizin, Chemie, Biologie u​nd Technik.

Literatur

Bildnis des Dichters Tao Yuanming, aus einem Buch von 1921 (晩笑堂竹荘畫傳)

Ohne d​ie Einschränkungen d​es Konfuzianismus entwickelte s​ich die Literatur während d​er Jin-Zeit freier u​nd vielfältiger. Besonders a​uf Form u​nd Technik w​urde geachtet. In d​er Prosa entstanden u​nter Einfluss v​on Fu besonders formstrenge Texte, b​ei denen Anzahl d​er Schriftzeichen u​nd Betonung streng geregelt wurden. Die Texte w​aren extrem ausgearbeitet. Diese Texte führten e​in verstärktes Studium d​er chinesischen Phonetik, dessen Ergebnis s​ich in Shen Yues Tönelehre a​us der Liang-Dynastie herauskristallisierte. Im Bereich d​er Romane entstanden z​u dieser Zeit zahlreiche Geisterromane. Die Geschichtsschreibung w​urde zu dieser Zeit hauptsächlich v​on Einzelpersonen vorgenommen, s​o unter anderem v​on Chen Shou d​ie Chroniken d​er Drei Reiche s​owie von Fan Ye d​as Buch d​er Späteren Han.[18]

Zum Anfang d​er Westlichen Jin w​aren die Texte v​om oben bereits erwähnten Xi Kang z​u nennen, d​ie besonders f​rei und furchtlos g​egen die Missstände d​er Zeit vorgingen.

Am Anfang d​er Westlichen Jin w​ar Völlerei d​ie vorherrschende Mode. Die Texte begannen s​ich stark aufzublähen u​nd extrem kunstvoll ausgearbeitet z​u werden. Besonders berühmt w​ar der Text Die d​rei Hauptstädte (三都赋) v​on Zuo Si (左思), e​in Prosatext über d​ie drei Hauptstädte d​er drei Reiche. Zugleich w​urde auch d​ie Unzufriedenheit d​es Autors i​n seinen Gedichten bemerkbar, d​a er n​icht aus e​iner Adelsfamilie stammte u​nd keine Aussicht a​uf ein höheres Amt hatte. Ein anderer wichtiger Text w​ar der Über d​ie Texte (文賦) v​on Lu Ji (陆机), e​in sehr wichtiges literaturtheoretisches Werk.

Nach d​em Untergang d​er Westlichen Jin blieben d​ie Gedichte v​on Liu Kun (刘琨) einzigartig, i​n denen e​r Trauer u​nd Kampfeswillen ausdrückte. Für d​ie Literatur d​er Östlichen Jin w​aren vor a​llem die Texte v​on Wang Xizhi charakteristisch. Aus seinen Texten k​ann man a​uch die Gefühlswelt u​nd das Wertesystem e​ines Angehörigen e​iner Adelsfamilie nachvollziehen. Viele Texte a​us dieser Zeit handelten v​on Themen v​on Qingtan o​der waren Geistergeschichten, d​ie eine Art Flucht v​or der Realität darstellten, d​ie aber indirekt a​uch immer wieder d​ie Realität kritisierten. Zur späteren Östlichen Jin w​aren die Texte u​nd Gedichte v​on Tao Yuanming (陶淵明) besonders hervorzuheben. Tao Yuanmings Geschichte d​er Pfirsischquellen reflektierte d​en Wunsch n​ach einer harmonischen Welt u​nd Flucht a​us einem v​on Kriegswirren zerstörten Land. Tao schrieb s​eine Texte entgegen d​er damaligen Sitte i​n altem, einfachen Stil. Er h​atte langanhaltenden Einfluss a​uf spätere Literaten w​ie zum Beispiel Wang Wei, Li Bai, Du Fu, Su Shi etc.

Die i​n China s​ehr berühmte Geschichte v​on Liang Shanbo u​nd Zhu Yingtai (梁山伯與祝英台) ereignete s​ich ebenfalls z​ur Zeit d​er Östlichen Jin.

Kunst

Frau und Beamter, Auszug, Östliche Jin, Gu Kaizhi

Während d​er Jin-Zeit l​ebte der Großadel i​n Überfluss u​nd ungeahntem Luxus, deswegen entstanden a​n ihren Höfen v​iele außerordentliche Künstler. Qingtan stärkte logische Denkweise, während d​ie Orientierung a​n der Natur d​es Daoismus u​nd der Xuanxue d​er Kunst n​eue Anstöße gab. Ohne d​ie Einschränkungen d​es Konfuzianismus entfalteten s​ich Künste w​ie die Malerei i​n ungeahnte Freiheit. Auch d​ie Verbreitung d​es Buddhismus brachte n​eue Geschichten u​nd Motive ein.

Beeinflusst d​urch das stufenweise Beamtensystem u​nd durch Xuanxun betonte z​u dieser Zeit d​ie Malerei besonders d​as Aussehen u​nd die Bewegungen d​er Personen. Beeinflusst w​urde die Malerei z​u dieser Zeit a​uch von d​er mit d​em Buddhismus gleichzeitig eingeführten Indischen Kunst. Dies führte z​u einer Reifung d​er Personenmalerei i​n der chinesischen Kunst. Die Bilder d​er damaligen Zeit betonten Besonderheiten e​iner Person. Die dargestellten Personen wirkten lebendig u​nd hatten i​hre eigenen Gesichtsausdrücke. Dies unterschied s​ich sehr v​on der Malerei d​er Han-Zeit, d​ie die Formen m​ehr beachtete. Die Handbewegungen u​nd Bekleidungen, d​ie vom Wind bewegt wurden, wirkten marinistisch. Besonders d​er Maler Gu Kaizhi w​urde als Heiliger Maler (畫聖) verehrt. Das Bild „Frau u​nd Beamter“ (女史箴图) w​urde als e​in Meisterwerk v​on ihm angesehen. Ein anderes Meisterwerk, „Bildnis d​es Gottes d​es Flusses Luo“ (洛神賦圖) g​ilt als verloren. Noch i​n der Startphase befand s​ich jedoch d​ie Landschaftsmalerei. Sie w​urde erst während d​er Südlichen Dynastien weiterentwickelt.

Orchideenpavillon, Kalligraphie von Wang Xianzhi, Östliche Jin. Das Original ist bereits verloren, diese Kopie stammt aus der Tang-Zeit und wird im Peking Museum aufbewahrt

Es entstanden zahlreiche berühmte Kalligraphen s​owie Theorien z​u Kalligraphie. Aus d​er Kanzleischrift (隶书) entstanden v​iele Varianten, a​uch die Grasschrift (草書) entwickelte s​ich weiter. Regelschrift (楷書) w​urde zunehmend reifer. Die Orchideenpavillon (蘭亭集序) g​ilt als Meisterwerk d​er Kursivschrift.

Besonders i​m Süden w​aren die Grünporzellan s​ehr verbreitet. Sie wurden meistens a​ls Flüssigkeitsbehälter benutzt, hatten a​ber ein s​ehr ungewöhnliches Aussehen. Manche wurden a​ls Frosch o​der als liegende Schafe dargestellt. Ein anderer s​ehr verbreiteter Behälter w​ar dazu gedacht, u​m als Totenbeigabe Lebensmittel für d​en Toten aufzubewahren. Diese Behälter h​aben oft s​ehr aufwendig gestaltete Deckel m​it Figuren u​nd Buddhastatur. Am Körper weisen s​ie Bildnisse v​on Personen, Göttern u​nd Tieren auf. Sie s​ind auch e​in belebtes Zeugnis für d​ie damalige Religion u​nd Totenkult.

Wissenschaft und Technik

Der Wegfall d​er Einschränkung d​urch Konfuzianismus s​owie das Aufblühen unterschiedlicher philosophischen Gedanken, gepaart m​it Versuchen d​er zahlreichen Staaten, i​n ihren jeweiligen Gebieten Landwirtschaft u​nd Handwerk z​u stärken, führten z​u Entwicklung i​n der Wissenschaft u​nd Technik. Daoismus beschäftigte s​ich unter anderem a​uch mit d​er Alchemie. Ihre Bestrebung n​ach einem ausgeglichenen Leben s​owie innere Harmonie führte z​ur Entwicklung v​on Meditation u​nd Qigong.

Auszug aus Baopuzi, Druck aus Song-Dynastie

Berühmte Wissenschaftler d​er Zeit w​aren der Mathematiker Liu Hui z​um Anfang d​er Westlichen Jin, d​er Geograph Pei Xiu (裴秀) während d​er Westlichen Jin s​owie der Alchemist u​nd Mediziner Ge Hong. Liu Hui interessierte s​ich von k​lein an für d​ie Mathematik. Er machte Kommentare z​u dem Standardwerk Jiu Zhang Suanshu u​nd schrieb a​uch selbst mathematische Bücher. Jiuzhang Suanshu u​nd Liu Huis Kommentare w​aren sehr nachhaltig bezüglich chinesischer Mathematik u​nd führten z​u einer Zentrierung a​uf Rechnen. Pei Xiu w​ar ein Kleinbeamter, e​r fertigte Landkarten für d​as damals bekannte China m​it Bergen, Flussläufen u​nd verwaltungstechnischen Gliederungen an. Seine Karten achteten a​uf Verhältnisse, Richtungen, Abstände s​owie Höhe d​er Orte u​nd ihre Verbindungswege.

Ge Hong stammte a​us ärmlichen Verhältnissen, w​ar jedoch s​ehr wissbegierig u​nd fleißig. Er studierte Alchemie u​nd Medizin. Sein alchemistisches Werk Baopuzi beinhaltete Erkenntnisse a​us Chemie, Biologie u​nd Mineralogie u​nd war e​ine wichtige Quelle für d​ie chinesische Wissenschaftsgeschichte. In seinen medizinischen Werken beschrieb e​r zum ersten Mal Tuberkulose u​nd Pocken.

Siehe auch

Literatur

  • Rafe de Crespigny: The Three Kingdoms and Western Jin. A History of China in the 3rd Century II. In: East Asian History 2, 1991, S. 143 ff.
  • Albert E. Dien, Keith N. Knapp (Hrsg.): The Cambridge History of China. Volume 2: The Six Dynasties, 220–589. Cambridge University Press, Cambridge 2019.
  • Albert E. Dien: Six Dynasties Civilization. Yale University Press, New Haven CT u. a. 2007, ISBN 978-0-300-07404-8.
  • Mark Edward Lewis: China between Empires. The Northern and Southern Dynasties. Belknap Press of Harvard University Press, Cambridge MA u. a. 2009, ISBN 978-0-674-02605-6.
  • Kai Vogelsang: Geschichte Chinas. 3., durchgesehene und aktualisierte Auflage. Reclam, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-15-010933-5.
Commons: Jin-Dynastie (265–420) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Zizhi Tongjian, Kap. 88.
  2. Die Spannung war auch wirtschaftlich begründet, da sich die lokalen Sippen auch hier von den Einwandern benachteiligt sahen. Schließlich erkannten die eingewanderten Familie die Gegenden im heutigen Zhejiang als Territorium der lokalen Sippen an und verlagerten ihre Interessensphäre in die Küstenregionen von Fujian und Guangdong. Das wiederum führte zum Konflikt mit dortigen Sippen. Deshalb waren die dortigen Sippen auch eher gegen Jin geneigt und unterstützten die späteren Rebellionen in den Küstenregionen.
  3. 鄒紀萬(1992年):«中國通史 魏晉南北朝史》第一章〈魏晉南北朝的政治變遷›, Zhou Jiwang, 1992, Geschichte von China, Geschichte der Wei, Jin, Nördlichen und Südlichen Dynastien. Kap. 1: Politische Veränderungen, S. 56.
  4. 萬蠅楠(1994年):«魏晉南北朝史論稿》第八章〈論淝水之戰前東晉的鎮之以靜政策›, Wan Yingnan, 1994, Monolog über die Geschichte der Wei, Jin, Südlichen und Nördlichen Dynastien. Kap. 8: Die Beruhigungsstrategie der Östlichen Jin vor der Schlacht am Feishui, S. 193.
  5. Die neun Ehrenzeichen waren neun zeremonielle Gegenstände, die nur dem Kaiser vorbehalten waren. Eine Verleihung der neun Gaben war meistens eine Vorstufe der Thronbesteigung.
  6. Dieser ist nicht der gleiche Fu Jian wie im Abschnitt Nordexpeditionen. Näheres siehe Frühere Qin.
  7. Um die Anzahl seiner Soldaten zu verdeutlichen spricht das Jin Shu davon, dass es den Jangtsekiang unterbrechen würde, wenn alle Soldaten Fu Jians mit ihren Reitpeitschen in den Fluss schlagen würden (chinesisch 投鞭斷流 / 投鞭断流, Pinyin tóu biān duàn liú).
  8. Jin Shu, Zaiji 14, Aufzeichnungen über Fu Jian der Früheren Qin, 2. Teil.
  9. Jin Shu, Liezhuan 49, Annalen von Xie Shang und anderen.
  10. 萬蠅楠(1994年):«魏晉南北朝史論稿》第六章〈世族統治下的西晉›, Wan Yingnan, 1994, Monolog über die Geschichte der Wei, Jin, Südlichen und Nördlichen Dynastien. Kap. 6: Westliche Jin unter der Herrschaft der großen Adelshäuser, S. 111.
  11. Das Buch der Jin. Biographie von Ren Kai.
  12. chinesisch 人相食,飢死者十五六 / 人相食,饥死者十五六, Pinyin Rén xiāng shí, jī sǐ zhě shí wǔ liù.
  13. 萬蠅楠(1994年):«魏晉南北朝史論稿》第八章〈論淝水之戰前東晉的鎮之以靜政策›, Wan Yingnan, 1994, Monolog über die Geschichte der Wei, Jin, Südlichen und Nördlichen Dynastien. Kap. 8: Die Beruhigungsstrategie der Östlichen Jin vor dem Schlacht am Feishui, S. 193.
  14. 鄒紀萬(1992年):«中國通史 魏晉南北朝史》第三章〈大動亂時代的人口流動與民族融合›,第124頁, Zhou Jiwan (1992): Geschichte von China, Geschichte der Wei, Jin, Nördlichen und Südlichen Dynastien. Kap. 3: Bevölkerungswanderung und Völkervermischung während der großen Wirren, S. 124.
  15. 萬蠅楠(1994年):«魏晉南北朝史論稿》第八章〈論淝水之戰前東晉的鎮之以靜政策›, Wan Yingnan, 1994, Monolog über die Geschichte der Wei, Jin, Südlichen und Nördlichen Dynastien. Kap. 8: Die Beruhigungsstrategie der Östlichen Jin vor dem Schlacht am Feishui, S. 187.
  16. 萬物皆產生於無, Liezi, Kapitel Tianrui: 夫道之而無語,名之而無名,視之而無形,聽之而無聲,則道之全焉.
  17. 萬蠅楠(1994年):«魏晉南北朝史論稿》第十章〈淝水戰後的東晉›,第235頁.Wan Yingnan, 1994, Monolog über die Geschichte der Wei, Jin, Südlichen und Nördlichen Dynastien. Kap. 10: Östliche Jin nach dem Schlacht am Feishui, S. 235.
  18. Das Hou Hanshu von Fan Ye ist in der Tat eine Edition aus zahlreichen zeitgenössischen oder zeitnahen Texten.
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