Huttwil
Huttwil (Berndeutsch: Huttu) ist eine politische Gemeinde im Verwaltungskreis Oberaargau des Kantons Bern in der Schweiz. Das „Blumenstädtchen“ liegt im Süden des Oberaargaus.
Huttwil | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Bern (BE) |
Verwaltungskreis: | Oberaargau |
BFS-Nr.: | 0954 |
Postleitzahl: | 4950 |
UN/LOCODE: | CH HWL |
Koordinaten: | 631219 / 218490 |
Höhe: | 638 m ü. M. |
Höhenbereich: | 596–832 m ü. M.[1] |
Fläche: | 17,24 km²[2] |
Einwohner: | 5009 (31. Dezember 2020)[3] |
Einwohnerdichte: | 291 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 13,8 % (31. Dezember 2020)[4] |
Gemeindepräsident: | Walter Rohrbach (BDP) |
Website: | www.huttwil.ch |
Marktgasse mit Wirtschaft Rössli und Reformierte Kirche | |
Lage der Gemeinde | |
Geografie
Huttwil liegt im Schweizer Mittelland am Oberlauf der Langete, etwa 16 km südlich der Stadt Langenthal und ungefähr in der Mitte zwischen Luzern und Bern. Das Städtchen besteht aus den Quartieren Oberdorf, Neuhaus, Rütistalde, Moos und Uech, zudem gehören zur Gemeinde die Weiler Chaltenegg (ganz im Westen auf 762 m ü. M.), Schwarzenbach bei Huttwil (mit dem nationalen Sportzentrum), Ettishäusern (Ettishüsere) (auf 702 m ü. M. nördlich des Städtchens), Tschäppel, Nyffenegg, Nyffel und Hübeli sowie zahlreiche Hofgruppen und Einzelhöfe. Die Gemeindefläche umfasst 17,24 km², wovon 21,9 % bestockte Fläche sind, 64,4 % landwirtschaftlich und 13,6 % für Siedlungszwecke genutzt werden.[5]
Huttwil hat eine gemeinsame Grenze mit insgesamt acht Gemeinden. Dies sind:
- im Norden: Auswil und Gondiswil,
- im Osten: Ufhusen (Kanton Luzern),
- im Süden: Eriswil, Wyssachen und Dürrenroth und
- im Westen: Rohrbachgraben BE und Rohrbach BE.
Politik
Gemeindepräsident ist Walter Rohrbach (BDP) (Stand 2017). Seit 2009 ist das Amt des Gemeinderatspräsidiums (Exekutive) und jenes des Gemeindepräsidiums (Legislative) vereint worden. Dafür wurde das Vizepräsidium aufgewertet. Der Gemeinderat hat folgende parteipolitische Zusammensetzung: 3 SVP, 1 SP, 1 FDP, 1 BDP, 1 EDU.
Wirtschaft
Huttwil verfügt traditionell über eine sehr ausgeprägte Gewerbestruktur. Über Jahrzehnte waren namhafte Möbelfabrikanten im Ort ansässig. Diese Unternehmungen sind Ende der 1990er-Jahre allesamt Konkurs gegangen. Damals verlor die Region Huttwil mehrere hundert Arbeitsplätze innert weniger Wochen. Heute findet man im Städtchen Betriebe folgender Branchen: Textil, Bau, Lebensmittel, Grafik, diverse Handwerker, Transporte, Maschinen und seit einigen Jahren wieder Möbel. In Huttwil gabs früher relativ viele Gastronomie-Betriebe, 2014 sind es noch ca. 15.
Folgende überregional bekannte Unternehmungen haben ihren Sitz in Huttwil:
- Flyer AG (führender Hersteller von Elektrofahrrädern)
- JOWA AG (ehemals Walter Leuenberger AG); Teigwaren- und Senffabrik, heute ein Betrieb der Migros
- Novex AG (Hersteller von Schulmöbeln)
- Nyffenegger Storenfabrik AG (Hersteller von Storensystemen)
- Wollspinnerei Huttwil AG (Hersteller von Flachgarnen für die Teppich-Industrie)
- Spycher-Handwerk AG (führender Wollverarbeitungsbetrieb der Schweiz)
- Hans Mathys AG (Transporte, Entsorgung und Logistik)
- Lanz Transport AG (nationale/internationale Transporte)
Die Afag Automation AG (Hersteller von Montagekomponenten und Zuführlösungen) zog als im Jahr 2020 zweitgrösster Arbeitgeber der Gemeinde und nach über 60 Jahren in Huttwil im November 2021 ins nahe Zell.[6][7]
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung | |||||||||||
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Jahr | 1764 | 1850 | 1880 | 1900 | 1930 | 1950 | 1980 | 1990 | 2000 | 2010 | 2015 |
Einwohnerzahl | 1678 | 3398 | 3122 | 3916 | 4164 | 4661 | 4612 | 4809 | 4825 | 4712 | 4692 |
Verkehr
Huttwil ist in rund 16 km ab Langenthal, rund 16 km von Sumiswald und rund 25 km von Sursee über die Kantonsstrassen erreichbar. Huttwil liegt fernab von Autobahnen, was die Standortattraktivität des Ortes beeinträchtigt. Die nächsten Autobahnauffahrten sind mit Sursee (25 km), Dagmersellen (20 km), Niederbipp (25 km) und Kirchberg (25 km) relativ weit entfernt. Die grossen Deutschschweizer Städte Bern, Luzern, Zürich und Basel liegen alle ungefähr gleich weit entfernt; die Fahrzeit nach Luzern und Bern beträgt rund 45 Minuten, nach Basel und Zürich rund 60 Minuten.
In Huttwil hat die Eisenbahn eine lange Tradition. Über Jahrzehnte hatten die Vereinigten Huttwil-Bahnen (VHB) in Huttwil ihren Hauptsitz. Diese Bahnlinien werden mittlerweile von der BLS AG betrieben. Huttwil ist eine Station an der Bahnlinie Langenthal–Willisau–Wolhusen–Luzern. Bis 2006 war Huttwil ein Endbahnhof der Berner S-Bahn, seither wird diese Linie von Bern nur noch bis zur Station Sumiswald betreiben und das letzte Teilstück nach Huttwil (rund 12 km) mit Bussen befahren. Somit wurde Huttwil von der Berner S-Bahn-Linie und von den direkten Verbindungen in die Bundesstadt abgeschnitten. Stattdessen wird die Verbindung von Langenthal über Huttwil und Wolhusen direkt mit der Kantonshauptstadt Luzern verbunden. Seit der Einführung der S-Bahn Luzern (12. Dezember 2004) verkehrt die S6 stündlich direkt nach Luzern. Auf der zwischenzeitlich stillgelegten Strecke zwischen Huttwil und Sumiswald betreibt die private Genossenschaft Museumsbahn Emmental seit 2009 einen Charter- und Ausflugsbetrieb mit teilweise historischem Rollmaterial. Zusätzlich wird die Strecke für Tests und Zulassungsfahrten von neuem Rollmaterial und neuen Komponenten durch verschiedene Firmen und Bahngesellschaften genutzt.
Schulen und Bildung
Huttwil stellt seit jeher das Zentrum des oberen Langetentals dar. Dies schlägt sich auch auf die Huttwiler Bildungslandschaft nieder: Der Ort verfügt über drei Primar- und Realschulen sowie eine Sekundarschule (Hofmatt) für die Gemeinden Huttwil, Eriswil, Wyssachen, Gondiswil, Dürrenroth sowie Teile von Rohrbachgraben. Weiter werden Klassen des 10. Schuljahres im Berufsschulhaus geführt. In Schwarzenbach bei Huttwil gibt es ausserdem die Heilpädagogische Sonderschule.
Die Musikschule Huttwil setzt sich seit Jahrzehnten für die musikalische und instrumentale Ausbildung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ein.
Sport und Infrastruktur
Der Ort verfügt über zahlreiche Freizeiteinrichtungen. Zu den wichtigsten gehören das Schwimmbad Huttwil, die drei Turnhallen und Sportanlagen im Dornacker und beim Schulhaus Schwarzenbach sowie der Campus Perspektiven (ehemals Nationales Sportzentrum, kurz NSZ) im Ortsteil Schwarzenbach. Der Campus Perspektiven umfasst ein Eisstadion mit rund 4500 Sitz- und Stehplätzen, eine Eventhalle, eine Leichtathletik-Anlage mit Flutlichtbeleuchtung, Rundbahn und Rasen, Fussballplätze, ein Restaurant, ein Sportfachgeschäft, diverse Seminar- und Kursräume, eine 3-fach-Turnhalle (polyvalent benützbar) sowie zwei Unterkunftsgebäude. Der Campus Perspektiven gehört zu den wichtigsten Wirtschaftspfeilern Huttwils sowie der ganzen Region. Seit dem Jahr 2016 wird ein Teil der zur Verfügung stehenden Unterkünfte für die provisorische Unterbringung von unbegleiteten, minderjährigen Asylsuchenden verwendet.
Im Jahre 2006 wurden erstmals die finanziellen Probleme des NSZ publik. Obwohl die Anlagen seit Jahren praktisch zu 100 % ausgelastet sind, konnte das Sportcenter keine schwarzen Zahlen erwirtschaften. Jürg Schürch, der Geschäftsführer und Gründer des Zentrums, musste anfangs 2007 Nachlassstundung beantragen. Im Januar 2008 wurde nach langem Spekulieren und Verhandeln endlich die Lösung bekannt: Der Langenthaler Unternehmer Markus Bösiger kauft das NSZ und wird dieses über eine eigens dafür gegründete Aktiengesellschaft betreiben. Die Aktien sind zu 100 % im Besitz Bösigers. Vom ehemaligen Geschäftsführer Jürg Schürch trennte sich Bösiger im Jahr 2010.
Das NSZ war die Spielstätte der Huttwil Falcons, welche in der 1. Eishockey-Liga der Schweiz spielten und in der Saison 2010/2011 den Amateur-Meistertitel gewannen. Der Schweizerische Eishockeyverband erteilte jedoch keine Spielberechtigung in der NLB. Dies veranlasste den Eigentümer des Sportcenters, Markus Bösiger, die Eisaufbereitung auf die Saison 2011/2012 hin einzustellen. Dies warf hohe Wellen weit über die Region hinaus.
Der Verein Kadetten Huttwil bietet Kindern und Jugendlichen aus Huttwil und Region eine umfangreiche Auswahl an Sport- und Musikfächern an, die wahlweise besucht werden können. Zurzeit nehmen an diesen Schulsport- und Musikangeboten über 200 Personen teil. Die Leitung der Sportfächer sowie der Kadettenmusik erfolgt durch ehrenamtlich tätige, fachkundige Leitern.
Unwetter 2007
Am Freitag, 8. Juni 2007 wurde das Städtchen Huttwil sowie die angrenzenden Gemeinden Eriswil und Wyssachen von schweren Unwettern heimgesucht. Bei heftigen Gewittern und starken Regenfällen traten die Bäche der Region, insbesondere die Langete, über die Ufer und richteten massive Schäden an. Die gesamte Schadenssumme wird auf CHF 40–50 Mio. geschätzt. Ausserdem verloren zwei Personen in Huttwil und eine in Eriswil das Leben.[8]
Sehenswürdigkeiten
Impressionen
- Reformierte Kirche von Huttwil
- Glasmalereien in der reformierten Kirche
- Hauptstrasse in der Altstadt
- Ettishüsere
Persönlichkeiten
- Fritz Ryser (1873–1916), Radrennfahrer, in Huttwil geboren
- Ernst Wildi (1878–1939), Rektor der Kantonsschule Trogen, in Huttwil geboren
- Werner Weber (1919–2005), Journalist und Literaturwissenschaftler, in Huttwil geboren
- Fritz Gerber (1929–2020), Manager, in Huttwil geboren und aufgewachsen, ab 1999 Ehrenbürger
- Michael Hermann (* 1971), Geograph und Politikwissenschaftler, in Huttwil geboren und aufgewachsen
Weblinks
- Offizielle Website der Gemeinde Huttwil
- Jürg Rettenmund: Huttwil. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
Einzelnachweise
- BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- Gemeindedaten. Bundesamt für Statistik; abgerufen 5. November 2011
- Afag Automation AG zieht von Huttwil über die Kantonsgrenze nach Zell; Luzerner Zeitung, 15. Januar 2020
- Einblick in den neuen Firmensitz, Willisauer Bote, 12. November 2021
- Information über das Unwetter vom 8. Juni 2007 auf Meteoradar