Hirzenhain (Eschenburg)
Hirzenhain (mundartlich Hirzehaa) ist ein Ortsteil der Gemeinde Eschenburg im mittelhessischen Lahn-Dill-Kreis.
Hirzenhain Gemeinde Eschenburg | |
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Höhe: | 520 m ü. NHN |
Fläche: | 9,56 km²[1] |
Einwohner: | 1966 (30. Jun. 2020)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 206 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Juli 1974 |
Postleitzahl: | 35713 |
Vorwahl: | 02770 |
Geografische Lage
Hirzenhain liegt im Nordosten des Lahn-Dill-Kreises auf der Bottenhorner Hochfläche, die zum Gladenbacher Bergland zählt. Der über 500 m hoch liegende Ort befindet sich direkt an der Grenze zum Landkreis Marburg-Biedenkopf. Der Ort besteht heute aus zwei Ortsteilen: „Hirzenhain-Ort“ und „Hirzenhain-Bahnhof“.
Die angrenzenden Orte sind, von Norden im Uhrzeigersinn beginnend, Simmersbach (Gemeinde Eschenburg), Lixfeld (Gemeinde Angelburg), Wallenfels, Tringenstein (beide Gemeinde Siegbach), Nanzenbach (Stadt Dillenburg) und Eiershausen (Gemeinde Eschenburg).
Unmittelbar nördlich von Hirzenhain-Ort erhebt sich der Kurzbeul (566 m ü.NN). Östlich von Hirzenhain-Bahnhof befindet sich die mit 609 m ü.NN höchste Erhebung der Gemeinde Eschenburg, die Angelburg. Hier steht auch das bis 2011 höchste Bauwerk des Lahn-Dill-Kreises, der Fernsehturm Angelburg.
Geschichte
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Hirzenhain erfolgte unter dem Namen de Hirtinghagen im Jahr 1269.[2]
Im Jahr 1911 erhielt der Ort einen Bahnhof an der Scheldetalbahn Dillenburg–Wallau, der allerdings zwei Kilometer von Hirzenhain entfernt lag. Um den Bahnhof herum siedelte sich in den 1950er Jahren immer mehr Industrie und Gewerbe an. Auch wurden viele Wohnhäuser gebaut und so entstand der neue Ortsteil Hirzenhain-Bahnhof. Hier wurden in den 1960er Jahren außerdem eine evangelische Kirche und eine katholische Kirche gebaut.
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen erfolgte die Gründung der Gemeinde Eschenburg am 1. Oktober 1971 durch den freiwilligen Zusammenschluss der bis dahin selbständigen Gemeinden Eibelshausen, Eiershausen und Wissenbach.[3] Kraft Landesgesetz wurden dann die Gemeinden Eschenburg, Hirzenhain sowie Simmersbach und Roth des ehemaligen Landkreises Biedenkopf zur erweiterten Großgemeinde Eschenburg zusammengeschlossen.[4] Die Inkraftsetzung erfolgte zum 1. Juli 1974 durch den Regierungspräsidenten in Darmstadt.[5] Für alle sechs Ortsteile wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[6]
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Hirzenhain lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[2][7]
- vor 1739: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft/Fürstentum Nassau-Dillenburg, Amt Tringenstein[8]
- ab 1739: Heiliges Römisches Reich, Fürstentum Nassau-Diez, Amt Tringenstein
- 1806–1813: Großherzogtum Berg, Departement der Sieg, Kanton Dillenburg
- 1813–1815: Fürstentum Nassau-Oranien, Amt Tringenstein
- ab 1816: Herzogtum Nassau, Amt Dillenburg
- ab 1849: Herzogtum Nassau, Kreisamt Herborn
- ab 1854: Herzogtum Nassau, Amt Dillenburg
- ab 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Dillkreis
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Dillkreis
- ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Dillkreis
- ab 1932: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Dillenburg
- ab 1933: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Dillkreis
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Nassau, Dillkreis
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Dillkreis
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Dillkreis
- ab 1968: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Dillkreis
- ab 1977: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Lahn-Dill-Kreis
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Lahn-Dill-Kreis
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Hirzenhain 1977 Einwohner. Darunter waren 48 (2,4 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 336 Einwohner unter 18 Jahren, 840 zwischen 18 und 49, 408 zwischen 50 und 64 und 393 Einwohner waren älter.[9] Die Einwohner lebten in 831 Haushalten. Davon waren 228 Singlehaushalte, 237 Paare ohne Kinder und 273 Paare mit Kindern, sowie 78 Alleinerziehende und 12 Wohngemeinschaften. In 168 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 531 Haushaltungen lebten keine Senioren.[9]
Einwohnerentwicklung
Übersicht über die Einwohnerzahlen:[10][11]
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Historische Religionszugehörigkeit
• 1885: | evangelische (= 90,76 %), keine katholischen und 49 andere Christen (= 9,06 %), ein Jude (= 0,18 %)[2] | 491
• 1961: | 1388 evangelische (= 83,31 %) und 218 katholische (= 13,09 %) Einwohner[2] |
Politik
In Eiershausen gibt es einen fünfköpfigen Ortsbeirat. Nach den Kommunalwahlen in Hessen 2021 besteht er aus zwei Mitgliedern der CDU und zwei Mitgliedern der SPD. Der Ortsvorsteher ist Heiner Baum von der CDU.[14]
Wirtschaft und Infrastruktur
Hirzenhain verfügt über ein Dorfgemeinschaftshaus.
In der Hoffnung auf weitere Gewerbeansiedlungen hat die Gemeinde Eschenburg in Hirzenhain-Bahnhof Mitte der 2000er Jahre das neue Gewerbegebiet „Kaltwasser“ ausgewiesen.
Als Teil des Wanderparks Lahn-Dill-Bergland ist Hirzenhain heute ein beliebtes Wanderziel geworden.
Fliegerei
1923 wurde in Hirzenhain nach der Wasserkuppe der weltweit zweite Segelfliegerverein gegründet.[15] Am Eiershäuser Hang wurde in den folgenden Jahren ein Segelflugplatz eingerichtet und 1936 eine Flughalle gebaut. Im Zweiten Weltkrieg wurden über 70 Flugzeuge und sämtliche Einrichtungen zerstört. Nach der Aufhebung des Segelflugsportverbots Im Jahr 1950 gab es dann einen Neuanfang.
Nachdem der Segelflugplatz am Hang 1961 aus Sicherheitsgründen gesperrt worden war, wurde im Folgejahr mit dem Bau eines neuen Flugplatzes auf der „Großen Viehweide“ an der anderen Seite des Dorfes begonnen. Dieser wurde 1966 fertiggestellt. Der Flugplatz Hirzenhain ist heute als Sonderlandeplatz klassifiziert.
Wintersport
Im Jahr 1945 wurde in Hirzenhain einer der ersten Wintersportvereine in Hessen nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet.[16] Eine Sprungschanze wurde 1964 errichtet und 1973 folgte am „Eiershäuser Hang“ ein 450 m langer Skilift. Heute kann der Skiclub neben dem 2009 modernisierten Schlepplift eine Flutlichtanlage und eine bewirtschaftete Skihütte vorweisen. Langlaufloipen werden im Winter ebenfalls gespurt.
Verkehr
Hirzenhain ist über mehrere Landes- und Kreisstraßen an das Dietzhölz- und Dilltal angebunden. Außerdem bestehen Straßenverbindungen nach Siegbach und Angelburg.
Bis zur Bundesstraße 253 (Dillenburg–Frankenberg) sind es etwa 5 km; die Anschlussstelle Dillenburg an der Autobahn 45 ist in 14 km zu erreichen.
Der Bahnhof Hirzenhain lag im Kilometer 13,4 der Scheldetalbahn. Auf dieser Strecke wurde am 30. Mai 1987 in dem Abschnitt Dillenburg–Niedereisenhausen, in dem Hierzenhain liegt, der Gesamtverkehr eingestellt.
Bildung
In Hirzenhain gibt es mit der Herbert-Hoover-Schule eine Grundschule. In beiden Ortsteilen existiert außerdem je ein Kindergarten. Weiterführende Schulen können in Eibelshausen (Kooperative Gesamtschule) und Dillenburg (Gymnasium) besucht werden.
Persönlichkeiten
- Tina Hermann (* 5. März 1992 in Hirzenhain), deutsche Skeletonsportlerin
Weblinks
- Ortsteil Hirzenhain. In: Webauftritt der Gemeinde Eschenburg.
- Hirzenhain, Lahn-Dill-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Literatur über Hirzenhain nach Stichwort nach GND In: Hessische Bibliographie
Einzelnachweise
- Statistische Daten. In: Webauftritt. Gemeinde Eschenburg, abgerufen im Januar 2021.
- Hirzenhain, Lahn-Dill-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 17. September 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 39, S. 1603, Punkt 1320; Abs. 22. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 9,2 MB]).
- Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen (GVBl. II 330–28) vom 13. Mai 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 17, S. 237, § 27 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
- Benennung von Gemeindeteilen im Dillkreis vom 21. November 1974. In: Der Regierungspräsident (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1974 Nr. 49, S. 2257, Punkt 1663 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 7,7 MB]).
- Hauptsatzung. (PDF; 110 kB) § 5. In: Webauftritt. Gemeinde Eschenburg, abgerufen im Januar 2021.
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Anton Friedrich Büsching: D. Anton Friderich Büschings neue Erdbeschreibung. Das deutsche Reich. Band 3. J.C. Bohn, 1771, S. 841 (google.com).
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 12 und 52 .
- Das Fliegerdorf: Aus der Geschichte Hirzenhains
- Dill-Zeitung, 23. Oktober 2010, S. 23
- Statistische Daten. In: Webauftritt. Gemeinde Eschenburg, archiviert vom Original; abgerufen im Februar 2019.
- Haushaltsplan 2019. (PDF; 1,92 MB) Entwicklung der Einwohnerzahlen. In: Webauftritt. Gemeinde Eschenburg, S. 51, abgerufen im Januar 2021.
- Hirzenhain – Gemeinde Eschenburg – Echte Perspektiven. Abgerufen am 28. Juli 2021.
- Fliegerdorf Hirzenhain
- Der Skiclub Hirzenhain stellt sich vor