Nanzenbach
Das ehemalige Bergmannsdorf Nanzenbach ist heute ein Ortsteil der Stadt Dillenburg im mittelhessischen Lahn-Dill-Kreis.
Nanzenbach Stadt Dillenburg | |
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Höhe: | 365 (360–590) m ü. NHN |
Fläche: | 14,25 km²[1] |
Einwohner: | 1044 (31. Dez. 2018)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 73 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. April 1972 |
Postleitzahl: | 35690 |
Vorwahl: | 02771 |
Blick auf Nanzenbach |
Geographie
Nanzenbach liegt im nördlichen Teil des Lahn-Dill-Kreises, ca. 4 km nordöstlich von Dillenburg. Das Dorf liegt in einem engen Seitental der Dill. Der größte Teil der Gemarkung ist bewaldet.
Geschichte
Archäologische Untersuchungen lassen eine Besiedlung um die Zeitenwende als wahrscheinlich erscheinen.
Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Ort bei der Teilung des Hauses Nassau im Jahr 1255. Der Ort war bekannt für seine Kupfervorkommen, die ab 1464 verhüttet wurden. Neben Kupfer wurde auch der Abbau von Basalt und Eisenerz betrieben.
Bei einem Brand im Jahr 1772 wurde der Ort fast gänzlich vernichtet. Ganze fünf Häuser blieben vom Brand verschont. Mit der Unterstützung der Nachbardörfer wurde Nanzenbach neu aufgebaut. Der Aufbau erfolgte nach dem Plan des fürstlich-dillenburgischen Baumeisters Terlinden. Der Plan sah eine lange Hauptstraße mit kurzen Querstraßen vor. Vor dem Brand standen sich die Häuser an der Hauptstraße mit den Giebeln direkt gegenüber. Nach dem neuen Bauplan war vorgesehen, dass nun die Häuser so errichtet wurden, dass jeweils die gegenüberliegenden Häuser sich in die Höfe schauen konnten, um so einen erneuten Brandausbruch schneller zu bemerken. Die Fachwerkhäuser sollten mit dem Giebel zur Straße stehen und besitzen noch heute in der Regel den charakteristischen über eine Quertreppe erreichbaren giebelseitigen Eingang. Große zusammenhängende Bereiche der Nanzenbacher Hauptstraße unterliegen dem Schutz der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten.[3]
Gebietsreform
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen wurde die Gemeinde Nanzenbach am 1. April 1972 auf freiwilliger Basis nach Dillenburg eingemeindet.[4] Für den Stadtteil Nanzenbach wurde, wie für die anderen eingemeindeten, ehemals eigenständigen Orte, ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher gebildet.[5]
Territorialgeschichte und Verwaltung
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Nanzenbach lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][6]
- vor 1739: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft/ Fürstentum Nassau-Dillenburg, Amt Dillenburg
- ab 1739: Heiliges Römisches Reich, Fürstentum Nassau-Diez, Amt Dillenburg
- 1806–1813: Großherzogtum Berg, Departement der Sieg, Kanton Dillenburg
- 1813–1815: Fürstentum Nassau-Oranien, Amt Dillenburg
- ab 1816: Deutscher Bund, Herzogtum Nassau, Amt Dillenburg
- ab 1849: Deutscher Bund, Herzogtum Nassau, Kreisamt Herborn
- ab 1854: Deutscher Bund, Herzogtum Nassau, Amt Dillenburg
- ab 1867: Norddeutscher Bund, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Dillkreis
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Dillkreis
- ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Dillkreis
- ab 1932: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Dillenburg
- ab 1933: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Dillkreis
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Nassau, Dillkreis
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Dillkreis
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Dillkreis
- ab 1968: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Dillkreis
- am 1. April 1972 wurde Nanzenbach der neu gebildeten Stadtgemeinde Dillenburg eingegliedert.
- ab 1977: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Lahn-Dill-Kreis
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Lahn-Dill-Kreis
Einwohnerentwicklung
Nanzenbach: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2018 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1834 | 355 | |||
1840 | 390 | |||
1846 | 412 | |||
1852 | 444 | |||
1858 | 454 | |||
1864 | 467 | |||
1871 | 503 | |||
1875 | 555 | |||
1885 | 587 | |||
1895 | 640 | |||
1905 | 743 | |||
1910 | 866 | |||
1925 | 1.023 | |||
1939 | 1.127 | |||
1946 | 1.457 | |||
1950 | 1.519 | |||
1956 | 1.507 | |||
1961 | 1.494 | |||
1967 | 1.514 | |||
1970 | 1.542 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
1999 | 1.322 | |||
2005 | 1.252 | |||
2009 | 1.166 | |||
2014 | 1.119 | |||
2018 | 1.044 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1]; nach 1970 Stadt Dillenburg[2] |
Religionszugehörigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1885: | %), 17 katholische (= 2,90 %) und 42 andere (= 7,16 %) Christen | 528 evangelische (= 89,95
• 1961: | 1310 evangelische (= 87,68 %) und 149 katholische (= 9,97 %) Einwohner |
• 2018: | %), 65 katholische (= 6,23 %) und 225 andere Einwohner[2] | 724 evangelische (= 69,35
Politik
Ortsbeirat
Der Ortsbeirat von Nanzenbach besteht aus fünf Mitgliedern. Nach den Kommunalwahlen in Hessen 2016 besteht er aus drei Mitgliedern der CDU, einem Mitglied der SPD und einem parteilosen Mitglied. Ortsvorsteherin ist Simone Hille-Zauberys (CDU).[7]
Wappen
Nanzenbach hat ein Wappen, gestaltet mit den Elementen: Eichenzweig, Schlägel und Eisen sowie einem Bach. Es wurde Ende der 1970er Jahre von dem Nanzenbacher Rudi Schäfer, einem damaligen Bediensteten der Stadt Dillenburg gestaltet, nachdem im Zuge der Gebietsreform in Hessen alle eigenständigen Gemeinden als Stadtteile in die Verwaltung der Stadt Dillenburg eingemeindet wurden. Als Grundlage dienten ihm die montanhistorische Vergangenheit des Bergmannsdorfes wie auch die natürlichen Gegebenheiten der Gemarkung.[8]
- In Blau ein silberner Wellenschrägbalken, begleitet oben von einem dreiblättrigen goldenen Eichenzweig mit zwei Früchten, unten von dem schräggekreuzten goldenen Bergmannsgezäh (Schlägel und Eisen).[9]
oder
- In Blau ein schrägrechter silberner Wellenbalken mit schwarzem Wellenschlag, oben ein goldener Eichenast mit drei Blättern und zwei Früchten, unten schräg gekreuzt ein goldener Schlägel und ein goldenes Eisen.[10]
Sehenswürdigkeiten
Zahlreiche der nach dem Dorfbrand errichteten Fachwerkhäuser sind noch im Dorf zu sehen. Diese Häuser wurden in einem Baustil errichtet und ähneln sich stark. In der Nähe von Nanzenbach befinden sich die Reste der germanischen Ringwallburg Heunstein.
Neben dem Mehrgenerationenhaus sind verschiedene typische Bergbau-Utensilien wie etwa Loren und verschiedene Gesteinsarten als Denkmal für die geschichtliche Verflechtung mit dem Bergbau aufgebaut. Hier sieht man auch ein 3 Meter hohes Modell des ehemaligen Förderturmes der Grube "Neuer Muth". Das Mundloch gegenüber dem Mehrgenerationenhaus ist vom Heimatverein als Schaustollen eingerichtet, in den man hineinschauen kann.[11]
Wirtschaft und Infrastruktur
Nanzenbach verfügt über ein von der Lebenshilfe Dillenburg betriebenes Lebensmittelgeschäft. Weiterhin befindet sich eine Metzgerei mit eigener Herstellung im Ort.
Einrichtungen
Der Ort verfügt über einen Kindergarten und eine eigene Grundschule. Die weiterführenden Schulen befinden sich in Dillenburg. Eine Turnhalle mit angrenzendem Sport- und Spielplatz ergänzen das Entwicklungsangebot. Das ehemalige Dorfgemeinschaftshaus wurde im Rahmen der Dorferneuerung seit 2016 aufwändig renoviert, umgebaut und durch einen Anbau erweitert. 2019 wurden Saal und Anbau, in dem sich das Bistro "Neuer Muth" befindet, als Mehrgenerationenhaus eröffnet.
Die Freiwillige Feuerwehr Nanzenbach sorgt für den abwehrenden Brandschutz und die allgemeine Hilfe. Sie benutzt ein eigenes Feuerwehrhaus, in dem ein Tanklöschfahrzeug, ein Mannschaftstransportfahrzeug sowie Sozialräume und ein Schulungsraum untergebracht sind.
- Der von der Lebenshilfe betriebene Dorfladen
- Grundschule
- Evangelische Kirche
Verkehr
Über die Landesstraße L 3362, die als Hauptstraße durch Nanzenbach führt, ist der Ort mit der Kernstadt Dillenburg und der Gemeinde Eschenburg verbunden. Nanzenbach wird durch die Buslinie 101 des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) an den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) angebunden. Sie verkehrt zwischen Dillenburg und Hirzenhain. Der Bus fährt annähernd stündlich.
Literatur
- Hucke, Hermann-Josef (Redaktion): Großer Westerwaldführer. Verlag Westerwald-Verein e.V., 3. Auflage, Montabaur 1991. ISBN 3-921548-04-7, S. 534
- Literatur über Nanzenbach In: Hessische Bibliographie[12]
Weblinks
- Stadtteil Nanzenbach. Stadt Dillenburg
- www.nanzenbach.de: Private Website zum Ort mit Beiträgen zu Geschichte, Kultur, Gewerbe, Vereinsleben.
- Webseite zum Ort des Vereins „Nanzenbach! Das Dorf. e.V.“
- Nanzenbach, Lahn-Dill-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- Nanzenbach, Lahn-Dill-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Einwohnerzahlen der Stadt Dillenburg aus dem Webarchiv: 1999, 2005, 2009, 2014, 2018
- Druckausgabe der Dill-Zeitung (8. Juni 2011)
- Gerstenmeier, K.-H. (1977): Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Melsungen. S. 288. DNB 770396321
- Hauptsatzung. (PDF; 21; kB) §; 5. In: Webauftritt. Stadt Dillenburg, abgerufen im Februar 2019.
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Ortsbeirat Nanzenbach im Internetauftritt der Stadt Dillenburg, abgerufen im Februar 2017.
- Beitrag über die Geschichte des Nanzenbacher Wappens. In: www.nanzenbach.de. Abgerufen im August 2018.
- HEROLD, Verein für Heraldik, Genealogie und verwandte Wissenschaften zu Berlin
- Heraldik im Netz, Heraldik-Forum, moderiert von hauptberuflich tätigen Heraldikern
- www.nanzenbach.de > Geschichte und Kultur > Geschichte > Bergbau
- Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!