Helmand (Provinz)

Helmand (persisch هلمند), auch Hilmand oder Helmund, ist eine der 34 Provinzen Afghanistans.

هلمند
Helmand
Lage
Basisdaten
Staat Afghanistan
Hauptstadt Laschkar Gah
Fläche 58.305 km²
Einwohner 1.446.230 (2020)
Dichte 25 Einwohner pro km²
ISO 3166-2 AF-HEL
Politik
Gouverneur Talib Mawlawi[1]
Distrikte in der Provinz Helmand (Stand 2005)
Distrikte in der Provinz Helmand (Stand 2005)

Sie liegt im Süden, grenzt an Pakistan und ihre Hauptstadt ist Laschkar Gah. Der derzeitige (2016) Gouverneur ist Mirza Khan Rahimi.[2] Die Provinz hat 1.446.230 Einwohner (Stand: 2020),[3] von denen die überwältigende Mehrheit zur Gruppe der Paschtunen gehört.[4]

Geschichte

Helmand war früher Teil der persischen Provinz Sistan, war bis 1940 Teil der afghanischen Provinz Kandahar und ist seit 1958 eine eigenständige Provinz (anfangs noch unter dem Namen Girischk nach der gleichnamigen Stadt). Am 30. April 1964 wurde sie in „Helmand“ umbenannt – nach dem Hilmend Rud, dem längsten Fluss Afghanistans. Der Grishk Damm am Hilmend wurde vor der sowjetischen Invasion Afghanistans von den USA gebaut.[5] Er produziert Strom und war einer der Versuche, das Land zu modernisieren. 2005 versuchten 20 Taliban, ihn zu sprengen. Helmand war nach dem Sturz der Taliban 2001 eine der Hochburgen des Widerstands gegen die Regierung Karzai und die NATO-Truppen vor Ort geworden. Ebenso hat die Schlafmohn-Produktion durch Drogenbarone stark zugenommen.

Von März 2007 an unternahmen NATO- und afghanische Truppen die Operation Achilles, um die in Helmand starken Taliban zu vertreiben. Am 2. Juli 2009 starteten mehr als 4000 US-Soldaten und 650 afghanische Soldaten und Polizisten, die Operation Khanjar, die bis dato größte Militäraktion seit dem Einmarsch 2002. Nach Presseberichten ist es die größte Offensive von US-Marines seit dem Vietnamkrieg.[6]

2010 unternahmen NATO- und afghanische Truppen die Operation Muschtarak, die größte Offensive des Afghanistankrieges gegen die Taliban überhaupt.

Im Dezember 2015 bat der Vizegouverneur der Provinz um Unterstützung gegen den Vormarsch der Taliban.[7] Ende März 2017 setzten sich afghanische Regierungstruppen aus der Stadt Sangin ab, die im Zentrum der Opiumregion Helmands liegt und überließen den Ort weitgehend kampflos den Taliban.[8] Seit dem 13. August 2021 steht die Region unter vollständiger Kontrolle der Taliban.

Verwaltungsgliederung

Die Provinz Helmand ist in folgende Distrikte gegliedert:

Distrikte der Helmand Provinz
Distrikt Hauptstadt Bevölkerung[9] Gebiet Anzahl der Dörfer und ethnische Gruppen
BaghranBaghran129.9473.124 km238 Dörfer. Paschtunisch.[10]
Chanaschin (Reg)Chanaschin17.33313.153 km2Paschtunisch[11]
DischuDischu29.0059.485 km280 % Paschtunisch und 20 % Belutschisch[12][13]
GarmsirGarmsir107.15310.345 km2112 Dörfer. Paschtunisch.[14]
KajakiKajaki119.0231.976 km2220 Dörfer[15] 100 % Paschtunisch[16]
Laschkar GahLaschkar Gah201.546998 km2160 Dörfer. Paschtunisch.[17]
MarjahMarjah2.300 km295 % Paschtunisch, 5 % Tadschikisch und Hazara.[18]
Musa QalaMusa Qala138.8961,694 km2Paschtunisch[19]
Nad AliNad Ali235.5904.564 km290 % Paschtunisch, 10 % Turkmenisch und

Hazara.[20]

Nahri SarajGirischk166.8271,543 km297 Dörfer. Paschtunisch[21]
Nawa-i BaraksajiNawa-i Baraksaji300.0004135 km2350 Dörfer. Paschtunisch[22]
NawzadNawzad108.2584.135 km2100 % Paschtunisch[23][24]
Sangin (Reg)Sangin66.901508 km299 % Paschtunisch, 1 % Hazara, Tadschikisch und Arabisch.[25]
WaschirWaschir31.4764.319 km2Paschtunisch[26]

Wirtschaft

Der 1953 erbaute Kajakai-Damm staut den Fluss Hilmend Rud, Aufnahme 2004

Helmand besteht vor allem aus Wüsten und fruchtbaren Flusstälern. Die Wirtschaft basiert auf etwa 75 % Ackerbau (Wassermelonen,…), 20 % Viehzucht und 5 % Dienstleistungen. Sie wurde in den letzten 15 Jahren vom illegalen Schlafmohnanbau überschattet.[27]

Die seit 1999 über 5 Jahre andauernde Dürre ließ viele traditionelle Brunnen (Karez) austrocknen.[27] Etwa 45 % der Bevölkerung benötigen dringend Trinkwasser. Außerdem werden elektrischer Strom, Schulen und Kliniken benötigt. Neben der Sicherung dieses Grundbedarfs ist die Reparatur der Kajakai-Talsperre und der Bewässerungssysteme vorrangig.[28]

Helmand hat einen Flugplatz südlich von Laschkar Gah (31° 33′ 33″ N, 64° 21′ 51″ O).[29]

Schlafmohnanbau

Der Anbau von Schlafmohn wuchs von 1979 bis 1999 um das Fünfzehnfache. 1999 wurde in der Provinz Helmand auf etwa 44.500 Hektar Schlafmohn angebaut. Weil die Talibanregierung im Juli 2000 den Anbau verbot, gab es 2001 keinen Anbau. Nach dem Sturz der Talibanregierung Ende 2001 wurde 2002 wieder auf 29.950 ha angebaut.[30] Das Büro der Vereinten Nationen für Drogen und Verbrechen (UNODC) nennt für 2006 eine Anbaufläche von 69.324 ha, die sich 2007 um fast 50 % auf 102.770 ha erhöhte. Das sind mehr als die Hälfte der gesamten Anbaufläche von 193.000 ha in Afghanistan. Pro Hektar wurden 42,5 kg Schlafmohn geerntet. Mit dem Schlafmohnanbau (5.200 US $ pro ha) wird etwa das Zehnfache im Vergleich zum Weizenanbau (546 US $ pro ha) verdient.[31][32]

Die Taliban haben inzwischen die Verordnung ihres ehemaligen Anführers Mohammed Omar aufgehoben, der im Juli 2000 den Anbau von Schlafmohn als Sünde verbot. Eine UNODC-Erhebung bei fast 3000 Bauern in 1500 Dörfern kommt zu dem Ergebnis, dass weiterhin 38 % der Bauern Schlafmohn deswegen nicht anbauen, weil sie damit gegen den Islam verstoßen würden, 28 %, weil es illegal sei, und 18 %, weil sie die Schura respektieren würden.[31]

Commons: Helmand – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Helmand Provincial Profile (PDF-Datei), 29. Oktober 2007, auf Website des Ministry of Rural Rehabilitation and Development
  • Joachim Hoelzgen: Hölle Helmand – Artikel über den Opiumanbau in Helmand bei Spiegel.de, 26. September 2006

Einzelnachweise

  1. Taliban governor of Helmand’s message to west: ‘Come back with money, not guns’. 14. September 2021, abgerufen am 26. Oktober 2021 (englisch).
  2. Provincial Governors. In: Afghanistan Online. 20. Dezember 2015, abgerufen am 8. Januar 2016.
  3. citypopulation.de: HELMAND, Provinz in Afghanistan, abgerufen am 22. Februar 2022
  4. Afghanistan. In: citypopulation.de. Abgerufen am 8. Januar 2016.
  5. Maulawi Hassan is basically an unknown in any reference I looked through. Difficult to say he is another Abu Musab al-Zarqawi.. 29. März 2009. Abgerufen am 24. November 2009.
  6. Tagesschau, 2. Juli 2009, Überraschungsangriff im Morgengrauen (Memento vom 3. Juli 2009 im Internet Archive)
  7. Taliban in der Provinz Helmand auf dem Vormarsch (Memento des Originals vom 22. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.deutschlandfunk.de
  8. Pamela Constable und Sayed Salahuddin: "Taliban forces seize strategic district in embattled Helmand province" Washington Post vom 23. März 2017
  9. Hillmand Province. In: Government of Afghanistan and United Nations Development Programme (UNDP). Ministry of Rural Rehabilitation and Development. Abgerufen am 27. Dezember 2012.
  10. Baghran District (Memento des Originals vom 5. Juli 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mrrd-nabdp.org
  11. Khanishin District (Memento des Originals vom 5. Juli 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mrrd-nabdp.org
  12. http://www.aims.org.af/afg/dist_profiles/unhcr_district_profiles/southern/helmand/dishu.pdf
  13. Disho District (Memento des Originals vom 5. Juli 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mrrd-nabdp.org
  14. Garmser District (Memento des Originals vom 29. Juli 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mrrd-nabdp.org
  15. Kajaki District (Memento des Originals vom 5. Juli 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mrrd-nabdp.org
  16. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 17. Mai 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.aims.org.af
  17. Bost District (Re-elected) (Memento des Originals vom 5. Juli 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mrrd-nabdp.org
  18. Marja District (Memento des Originals vom 5. Juli 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mrrd-nabdp.org
  19. Mousa Qala District (Memento des Originals vom 5. Juli 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mrrd-nabdp.org
  20. Nad Ali District (Memento des Originals vom 5. Juli 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mrrd-nabdp.org
  21. Nahri Saraj District (Memento des Originals vom 5. Juli 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mrrd-nabdp.org
  22. Nawa District (Re-elected) (Memento des Originals vom 5. Juli 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mrrd-nabdp.org
  23. http://www.aims.org.af/afg/dist_profiles/unhcr_district_profiles/southern/helmand/naw_zad.pdf
  24. Nawa District (Re-elected) (Memento des Originals vom 5. Juli 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mrrd-nabdp.org
  25. Sangin District (Memento des Originals vom 5. Juli 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mrrd-nabdp.org
  26. Baghran District (Memento des Originals vom 5. Juli 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.mrrd-nabdp.org
  27. Regional Rural Economic Regeneration Strategies (RRERS) 31. Oktober 2006: Helmand Province (Memento des Originals vom 21. September 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/mrrd.gov.af (PDF, 76 kB)
  28. Ministry of Rural Rehabilitation and Development 2006: What are the most urgent development projects in Helmand?@1@2Vorlage:Toter Link/www.mrrd.gov.af (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  29. Lashkar Gah (OABT). Ministry of Transport, Islamic Republic of Afghanistan, abgerufen am 25. November 2018 (englisch).
  30. grminternational.com 2004: Alternative Livelihoods in Afghanistan (PDF, 430 kB) Tabelle auf Seite 34
  31. UNODC Afghanistan Opium Survey 2007 Executive Summary (PDF, 2,0 MB)
  32. Radio Free Europe October 10, 2007: Poor Helmand Farmers Find Themselves In Eye Of Drug Storm
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